WUDC 2013: Updates aus Berlin und Zagreb

Datum: 23. Dezember 2010
Redakteur:
Kategorie: Turniere

Der Tag der Entscheidung rückt immer näher – am Neujahrstag tritt in Gaborone, dem Austragungsort der diesjährigen Debattierweltmeisterschaften, der WUDC-Council zusammen und entscheidet auch über die Ausrichtung der World Universities Debating Championships (WUDC oder Worlds) 2013. Bislang stehen sich zwei Bewerber, beide aus Europa, gegenüber: Berlin und Zagreb.

Der deutsche Hauptstadtclub Berlin Debating Union (BDU) rührt seit dem Oxford IV Mitte November kräftig die Werbetrommel für seinen “bid“. Dabei ist auch ein Video entstanden, in dem der Freiheitswille der Berliner und die Neigung zu großen Worten à la Kennedys “Ich bin ein Berliner“ im Vordergrund stehen. Lediglich die Außentemperaturen seien um den Jahreswechsel in der deutschen Hauptstadt nicht gar so verlockend wie etwa heuer in Gaborone oder im kommenden Jahr in Manila, heißt es da. Doch das könne die hauptstädtische Partylaune nicht trüben, die von einem kühlen Bier nur noch angefeuert werde.

Mehr zum Thema weltmeisterliches Debattieren bietet das Chefjurorenteam der Berliner: Sharmila Parmanand und Doug Cochran melden sich mit ihrer Jurierpolitik zu Wort. Sie versprechen ernsthafte, fordernde und faire Themen. Die Fairness ihrer “motions“ etwa wollen sie auf die Probe stellen, indem sie jedes Thema gemeinsam vorab durchdebattieren. Außerdem wollen Sharmila und Doug mit ihrem Team gewährleisten, dass auch ESL- und EFL-Debattierer nicht zu kurz kommen. Dafür möchten die beiden etwa einen ihrer (noch zu bestimmenden) Co-Chefjuroren extra für den ESL-/EFL-Bereich abstellen. ESL steht hier für “English as a Second Language“ und bietet eine Kategorie für Redner, die Englisch als Zweitsprache sprechen. EFL dagegen heißt “English as a Foreign Language“ und ist ein Angebot an Redner, die Englisch als Fremdsprache beherrschen. Außerdem wollen die beiden Chefjuroren mit ihrer Arbeit sicherstellen, dass für die Worlds 2013 ein hochwertiger Jurorenpool aufgestellt ist, heißt es in dem Rundschreiben des Chefjurorenteams der Berliner Bewerbung.

Von Seiten des Zagreber “bids“ meldet sich der designierte Chefjuror Jonathan Leader Maynard ebenfalls mit einem Papier zur Jurierpolitik zu Wort: So vermeldet Jonathan, dass Joseph Roussos, Chefjuror der diesjährigen Pan-African Universities Debating Championships, südafrikanischer Meister und “Secretary“ beim WUDC-Council, sein Kollege im Chefjurorenteam sein wird.

Gemeinsam wollen Jonathan und Joseph ehrgeizige Pläne umsetzen. Dazu gehört ebenfalls ein nur dem ESL-/EFL-Bereich gewidmeter Co-Chefjuror. Genau wie Sharmila und Doug wollen sie faire Themen und einen optimalen Jurorenpool ermöglichen. Dies soll über ein ausgeklügeltes Feedbacksystem gewährleistet werden. Zusätzlich wollen die Chefjuroren gemeinsam mit den Ausrichtern 50 Topjuroren finanziell unterstützen. Schließlich möchten die Zagreber Chefjuroren im Vorfeld der Worlds Workshops für weniger erfahrene Redner und Juroren anbieten. Darüber hinaus versprechen Jonathan und Joseph Neuerungen, etwa ein Computer gestütztes System, das die Jurorenrotation gewährleistet, einen neugestalteten Masters‘ Wettbewerb und ein ausführliches Handbuch zu den Worlds, das den Einstieg für neue Debattierclubs und Redner erleichtern soll.

Währenddessen werden aus Kroatien Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Zagreber Bewerbung laut: Branka Marušić, Amtsvorgängerin von Jens Fischer als Präsidentin des EUDC-Councils, veröffentlichte nur wenige Tage vor Weihnachten einen offenen Brief an das designierte Chefjurorenteam des “Zagreb bid“, Jonathan und Joseph. Darin weist die Autorin darauf hin, dass die Bewerbung keine finanzielle und logistische Unterstützung von Seiten der Universität Zagrebs finde und dass der Cheforganisator Petar Bezjak noch nicht einmal an der Universität der kroatischen Hauptstadt eingeschrieben sei. “Andere Probleme“ der kroatischen Debattierszene spricht Branka ebenfalls an, will allerdings in dem offenen Brief nicht näher darauf eingehen. Ob der “bid“ aus Zagreb dadurch Schaden nimmt, wird sich spätestens am Neujahrstag zeigen – dann entscheiden die Delegierten, wer die Debattierweltmeisterschaften um den Jahreswechsel 2012/13 austragen darf: Berlin oder Zagreb.

Das WUDC-Council ist die Delegiertenversammlung aller an den Weltmeisterschaften teilnehmenden Nationen und findet traditionell am 1. Januar statt. Das WUDC-Council ist dem EUDC-Council ganz ähnlich. Größter Unterschied jedoch zum europäischen Pendant: Beim Worlds-Council können einzelne Delegierte bis zu vier Stimmen haben, das ist gestaffelt nach der Anzahl der teilnehmenden Universitäten aus dem entsendenden Land in den beiden Vorjahren, wie es in der Satzung der World Universities Debating Championships heißt. Im Übrigen muss ein gültiges “bid“ lediglich eine Vorgabe erfüllen: beim Council der jährlich stattfindenden Worlds vorgetragen werden. Es ist also ohne Weiteres möglich (aber eher unwahrscheinlich), dass weitere Bewerber um die WUDC 2013 auftauchen.

Die World Universities Debating Championships (WUDC) werden seit 1981 jährlich um den Jahreswechsel ausgetragen, seit 1996 immer im British Parliamentary Style. Vom 27. Dezember 2010 bis 4. Januar 2011 ist die Debattierwelt nun schon zum dritten Mal Gast in Afrika, diesmal an der “University of Botswana” in Gaborone. Die Turniersprache ist Englisch. Es gibt drei Sprachkategorien: “Main” (vor allem Muttersprachler), “ESL” (English as a Secound Language, für Leute mit hauptsächlich englischsprachigem Unterricht oder Aufenthalten in englischsprachigen Ländern) und “EFL” (English as a Foreign Language, für Leute, deren Sprachkenntnisse nur auf Schulunterricht basieren).

Die Berlin Debating Union (BDU) wurde 1999 von Jens Fischer und Kai Monheim als “Streitzeit (Berlin Debating Union)“ gegründet und hat seitdem einige Erfahrung mit dem Ausrichten großer nationaler und internationaler Turniere gesammelt: Der Club hat schon zweimal die Deutsche Debattiermeisterschaft (2001 und 2008), das größte Turnier im deutschsprachigen Raum, und die Europameisterschaften 2006 abgehalten. Daneben hat die BDU 2002 das “Central and Eastern European Debating Tournament“ ins Leben gerufen, ein Turnier für Teilnehmer aus Mittel- und Osteuropa, das 2005 in Berlin Open, später in Berlin IV umbenannt wurde und an  dem bereits Debattierer aus ganz Europa sowie Israel teilnahmen.

apf / glx

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