„Kommunikation ist eine emotionale Angelegenheit“: Hochschuldebattieren in der Presse

Datum: 28. Mai 2014
Redakteur:
Kategorie: Debattieren in der Öffentlichkeit, Presseschau, VDCH

Nicht nur nach repräsentativen Finals von ZEIT DEBATTEN schafft es das Hochschuldebattieren in andere Medien als die Achte Minute. Während sich Debattierdeutschland auf den anstehenden Saisonhöhepunkt, die Deutschsprachige Debattiermeisterschaft (DDM), vorbereitet, wirft die Redaktion einen Blick auf die Berichterstattung der anderen.

In der Print-Ausgabe der österreichischen überregionalen Tageszeitung „Die Presse“ erschien am 26. April 2014 unter dem Titel Rhetorik: Gute Antworten auf schlechte Argumente ein Artikel zum Hochschuldebattieren in Österreich. Darin kommt auch Tobias Kube, Vizepräsident des Verbandes der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH), zu Wort. Im Artikel heißt es:

Konstruktives Debattieren als eigene Disziplin nahm – in der Neuzeit – seinen Anfang im angloamerikanischen Raum. In deutschsprachigen Ländern kommt das Austauschen von Argumenten um der Debatte willen gerade erst in Schwung, vor allem im akademischen Umfeld. 70 Klubs in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien versammeln sich unter dem Dach des Verbandes der Debattierklubs an Hochschulen. „In der Tat haben die allermeisten Debattierklubs einen universitären Bezug. Jedoch gibt es zunehmend Klubs, die auch viele Berufstätige in ihren Reihen haben oder bereits Schüler ansprechen“, erläutert Vizepräsident Tobias Kube. […]

In Österreich gehören dem Verband zwei Debattierklubs an. 2002 trafen sich Jugendliche und Studierende erstmals unter dem Motto „RedeSalz“ in Salzburg. Der dortige Debattierclub (DC) trägt noch immer diesen Namen und trifft sich zu deutsch- und englischsprachigen Debatten einmal wöchentlich. Inzwischen ist er Teil des Netzwerkes namens Akademisches Forum für Außenpolitik (AFA), das in fünf weiteren Landeshauptstädten Debattierklubs ins Leben gerufen hat. In Wien gibt es neben Einstiegsworkshops auf Englisch und Deutsch wöchentliche Trainings- sowie monatliche Publikumsdebatten. Die Themen reichen von der Liberalisierung der Waffengesetze über den verpflichtenden Elternführerschein bis zur Frage, ob Fastfood verboten werden soll.

[…] Debattieren ist auch eine Wettbewerbsdisziplin. Zur Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft in Berlin im Juni werden etwa 250 Teilnehmer erwartet. Österreichische Klubs schlagen sich gut: „Im internationalen Vergleich hat Österreich in den letzten Jahren einen enormen Sprung nach vorn gemacht. Vor allem der Debattierklub (DK) Wien hat in der jüngeren Vergangenheit einige Erfolge bei internationalen Wettbewerben erringen können. Mit der Ausrichtung der Europameisterschaft im Sommer 2015 unterstreicht der DK diese Entwicklung eindrucksvoll“, erläutert Kube.

Der Artikel ist online verfügbar.

Anfang Mai erschien außerdem in der Ausbildungszeitschrift für Juristen „Iurratio“ ein Artikel über das Hochschuldebattieren. Unter dem Titel „Rhetorik in der juristischen Ausbildung – (beredtes) Schweigen ist keine Alternative: Eine praxisorientierte Einführung in das Hochschuldebattieren“ schreiben Arne Nordmeyer, Westdeutscher Debattiermeister 2007, und Jan-Gero Alexander Hannemann über ihr früheres Hobby:

Die Redekunst (Rhetorik) im Allgemeinen wird etwa als die „Kunst sich der Schwächen der Menschen zu bedienen“ (Kant) beschrieben; als eine dunkle Fertigkeit, die eines Juristen unwürdig sein mag, da für diese gelte, was für Sioux-Indianer gelte: „Sie kennen keinen Schmerz; sie kennen keine Freude; sie kennen nur das Gesetz“. Andererseits gilt gerade bei Juristen Cicero nach wie vor als Vorbild. […]Es geht dabei jedoch keineswegs etwa um das gewaltigere Wort, sondern – idealerweise – um das bessere Argument, wenn auch möglichst fein geschliffen und gut wie sicher präsentiert. Debattieren ist nicht bloßes Reden, Diskutieren, Disputieren, Quasseln, Schimpfen, Schwadronieren, sondern ein geregeltes Streitgespräch zwischen Parteien mit konträren Ansichten. Sie gilt auch als „Königsdisziplin“ aller rhetorischer Übungsformen […]

Denn auch, wenn es im Studium der Rechte darum geht, möglichst präzise Inhalte zu liefern, so ist jede Form der Kommunikation nichtdestotrotz eine emotionale Angelegenheit, in der man nur dann vollends zu überzeugen vermag, wenn man den Inhalt auch entsprechend verpackt. Deswegen wird vielfach gefordert, dass das juristische Denken und Argumentieren primäres Lernziel werden muss. Die gekonnte Verbindung von Fachsprache mit Umgangssprache in mehr oder weniger komplexen Argumentationsgängen erfordert eine hohe Sprachkompetenz. Eben genau diese Sprachkompetenz lässt sich durch ein wöchentliches Training in einem Debattierclub üben. […]

Vergleichbar mit dem Hochschuldebattieren und doch ganz unterschiedlich sind Moot Courts. Bei einem Moot Court wird in Form einer simulierten Gerichtsverhandlung, die einem Rollenspiel ähnelt, ein ‚fiktiver Rechtsfall von in der Regel zwei Teams aus Studierenden als anwaltliche Vertreter vor einer Fachjury, die i.d.R. das Gericht verkörpert, verhandelt. Hierzu wird über Wochen hinweg an Schriftƒsätzen gewerkelt, die es schließlich in einer simulierten mündlichen Verhandlung zu vertreten gilt. Spätestens diese Phase lässt sich gut mit dem allgemeinen Debattieren vergleichen, da es nunmehr in einem Schlagabtausch mit dem Gegnerteam darum geht, die Richterbank von der jeweiligen Position zu überzeugen, wobei nicht derjenige mit der stärkeren Position, sondern derjenige mit den besseren Argumenten obsiegt.

Der vollständige Artikel ist in der 45. Print-Ausgabe der „Iurratio“ sowie in der Online-Datenbank des Magazins (Registrierung erforderlich) zu finden.

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kem/hug

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1 Kommentare zu “„Kommunikation ist eine emotionale Angelegenheit“: Hochschuldebattieren in der Presse”

  1. Lennart Lokstein sagt:

    Nach der österreichischen Zeitschrift sind wir der VDKH! 😀

Kommentare sind geschlossen.

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