DDM-Ausrichter erklären Chefjurorenauswahl

Datum: 23. Oktober 2016
Redakteur:
Kategorie: Neues aus den Clubs, ZEIT DEBATTE

Nach der Besetzung der DDM-Chefjurorenposten durch den Ausrichter erreichten uns auf verschiedenen Wegen Unmutsbekundungen. Da das Thema aufgrund diverser involvierter Personen heikel zu diskutieren ist, wir aber was an Aussprache noch möglich ist, fördern wollen, haben wir den Ausrichter informiert und um eine Stellungnahme gebeten. Jan Stöckel und Gerrik Verhees schildern nachfolgend ihre Motive.

Logo DresdenSeit einigen Tagen ist öffentlich, dass Jule Biefeld, Pegah Maham, Nikos Bosse und Alexander Labinsky die DDM 2017 in Dresden chefjurieren werden. In diesem Zuge ist an uns als ausrichtenden Verein bereits mehrfach die Anfrage herangetragen worden, warum wir uns gegen eine Ausschreibung und für eine okkulte Vergabe der Positionen entschieden haben.

Genau diese Frage möchten wir an dieser Stelle beantworten. Was wir nicht wollen, ist erstens über das Ausschreibungsverfahren an sich zu urteilen (obwohl einige generelle Anmerkungen wohl unvermeidlich sind). Zweitens wollen wir uns auch nicht mit einer anderen Frage beschäftigen, die gelegentlich mitschwang: Ob das Panel, beziehungsweise einzelne Mitglieder daraus, der Aufgabe überhaupt gewachsen seien. Ersteres erfordert mehr inhaltliche Arbeit an der Fragestellung, als im Moment von der Organisation der DDM abzuzweigen ist. Und zweiteres ist unseres Erachtens nach vor allem ein Ausdruck diffuser Ängste vor sinkenden Debattierstandards. Solchen besorgten Debattierern wollen wir zurufen: „Wir schaffen das!“ und unseren Chefjuroren inhaltlich ansonsten unser vorbehaltloses Vertrauen aussprechen.

Jan Stöckel - © Sophie Lenk

Jan Stöckel – © Sophie Lenk

Die DRESDEN Debating Union entschied sich aus Gründen der Praktikabilität und in dem Wunsch, das Turnier so weit als möglich nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können, gegen ein Ausschreibungsverfahren. Darüber hinaus sind wir nicht davon überzeugt, dass eine Ausschreibung geeignet ist, die Qualität des Jurorenpanels maßgeblich zu erhöhen. Die Illusion von gesteigerter Transparenz allein erschien uns letztlich nicht überzeugend genug. Wir haben aus dieser Ansicht keinen Hehl gemacht und auf der Mitgliederversammlung für unser Angebot die Unterstützung der Mitglieder erhalten. Dass wir im Vorfeld die Möglichkeit der Ausschreibung nicht intensiver geprüft und unserer Bedenken zum Trotz angeboten haben, liegt auch daran, dass ein solches Verfahren von uns nicht als Standard auf den Turnieren der deutschen Debattierlandschaft wahrgenommen wurde.

Praktikabilität: Als kleiner Verein, dessen personelle Ressourcen mit der Organisation der DDM sicherlich hinreichend ausgelastet sein werden, war es uns auch aus der Erfahrung der zuletzt von uns im Rahmen der ZEIT DEBATTEN Serie ausgerichteten Turniere heraus ein Bedürfnis, sobald wie möglich ein einsatzfähiges Organisations-Team, inklusive arbeitsfähiger Chefjury aufzustellen. Es ist für uns wichtig, bereits jetzt klare Verantwortliche für die inhaltliche Gestaltung der DDM zu haben, um uns beispielsweise bei Fragen der zeitlichen und räumlichen Planung verbindlich abstimmen zu können. Jede Investition in eine Kommission und die Wartezeit bis zu deren Entscheidung hätte dringend benötigte Arbeits- und Vorbereitungszeit gekostet. In der Abwägung gegen konkrete Verbesserungen in der Turnierorganisation erschien der Verzicht auf eine Ausschreibung akzeptabel.

Gestaltungsspielraum: Zu unseren Vorstellungen von der Ausrichtung der kommenden DDM gehören unter anderem auch konkrete Ideen für die Besetzung der Posten der Chefjury, die mittels einer Ausschreibung schwieriger umzusetzen gewesen wären. Beispielsweise sind wir der Ansicht, dass es sinnvoll und wünschenswert ist, dass man der Deutschsprachigen Meisterschaft nur ein einziges Mal vorsitzen kann. Wir glauben, dass dadurch verhindert wird, dass „Wiederholungstäter“ womöglich den Charakter des Turnieres prägen können. Zugleich ist es Auszeichnung und Bürde, Chefjuror der DDM zu sein, von der wir glauben, dass sie in einem „Debattiererinnenleben“ nur einmal verliehen und getragen werden sollte. Nicht zuletzt hatten wir von Anfang an konkrete Personalien im Kopf, mit denen wir zusammen arbeiten wollten. Diese Freiheit des Ausrichters wollten wir durch eine Kommission nicht einschränken, was wir auch entsprechend äußerten.

Gerrik Verhees - © Sophie Lenk

Gerrik Verhees – © Sophie Lenk

Wirksamkeit: Überlegungen zum generellen Nutzen einer Ausschreibung konnten uns nicht soweit überzeugen, dass wir auf die praktischen Vorteile und Teile unseres Gestaltungsspielraumes verzichtet hätten. Trotz immer besser ausformulierter Anforderungen an die Güte von Chefjuroren bleibt es letzten Endes schwierig, zwischen den Besten zu wählen. Und genauso wie Ausrichter-Anfragen exklusiv sind, schrecken auch Ausschreibungen geeignete Kandidaten ab, denen, auch durch Diskussionen wie diese hier, suggeriert wird, sie seien womöglich „zu wenig erfahren“. Und gerade das aktuelle Chefjurorenpanel der DDM 2017 widerlegt die Annahme, ohne Ausschreibungen würden immer nur die gleichen Chefjuroren angefragt.

Der offensichtlichste Nutzen der Ausschreibung besteht darin, jedem die Chance zu geben, zum Teil der Chefjury zu werden. Es erscheint fair, wenn auch umständlich und aufwändig, zukünftig zumindest einen der Chefjurorenposten nach diesem Verfahren zu vergeben. Die Ausschreibung kann als Konsenslösung begriffen werden, die die Möglichkeit für Kritik an Jurybesetzungen auf ein Minimum reduziert.

Als Konsequenz aus den Rückmeldungen, die wir erfahren haben, möchten wir künftigen Ausrichtern Deutschsprachiger Meisterschaften nahe legen, offene Bewerbungen für Chefjurorenposten in Betracht zu ziehen, um möglichen Widerspruch zu reduzieren. Sollte der Wunsch nach verbindlicher Implementierung von Ausschreibungen bestehen, empfehlen wir der Mitgliederversammlung, eine entsprechende Regelung für künftige Turniere zu verabschieden, möchten jedoch auf die Gefahr hinweisen, dadurch Ausrichter abzuschrecken, die auch die Jury gerne selbst benennen möchten.

Was ergibt sich daraus nun für die kommende DDMDD’17? Das Feedback, für das wir uns herzlich bei euch bedanken, wird sicherlich Anstoß dazu sein, dass die designierte Chefjury ganz besonders aufmerksam prüfen wird, was sie wie zur Debatte stellen wird. Dabei wünschen wir als Ausrichter bestes Gelingen!

Jan Stöckel und Gerrik Verhees/lok.

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14 Kommentare zu “DDM-Ausrichter erklären Chefjurorenauswahl”

  1. Jonas (Münster/Potsdam) sagt:

    Als ehemaliger Organisator einer DDM mit besagtem Ausschreibungsverfahren möchte ich hier mal meine Gedanken loswerden, weil auch ich den verbreiteten Unmut mitbekommen habe.

    1. Ausrichterprivileg: Ich finde jeder Ausrichter hat erstmal das Recht zu bestimmen wie er seine Chefjury zusammensetzt. Schließlich ist die Chefjury prägend für das Turnier, dass der Ausrichter organisieren möchte. Außerdem kommt darin die grundsätzlich dezentrale Struktur des VDCH-Lands zum Ausdruck.

    2. Praktikabilität: Hier empfinde ich die Dresdner Argumentation nur als teilweise schlüssig. Ich setzte mal voraus, Dresden hätte sich für eine ehrenamtliche unabhängige Auswahlkommission (siehe DDM 2015) entschieden. Ja, eine Auswahlkommission bedeutet Arbeit, schließlich muss man mit dieser kommunizieren, aber meiner Erfahrung nach nimmt sie einem Ausrichter auch eine Menge Arbeit ab. Solange der Ausrichter nicht „aus dem Bauch heraus“ seine Chefjuroren anfragt, muss geprüft werden, wer überhaupt für das „höchste CAs Amt im Lande“ in Frage kommt (DDM Juroren sollten auch Maßstäbe setzen können siehe DDM 2014 BP-Leitfaden). Dies beinhaltet, dass geprüft werden muss, welche Kandidaten wie aktiv waren, wo diese gebreakt sind und chefjuriert haben und wie sie in der Szene wahrgenommen werden. Aus meiner Erfahrung heraus würde ich sagen, dass sich der Arbeitsaufwand hier mindestens aufwiegt (wenn man seine Arbeit richtig macht, was ich in diesem Fall voraussetze).

    3. Gestaltungsspielraum: Siehe 1. Ich bin hier vollkommen bei euch. Ich denke, dass ist das schlagende Argument, wo der Ball eben beim Ausrichter liegt.

    4. Wirksamkeit. Hier sind die Unmutsbekundungen generell darauf zurück zu führen, dass das diesjährige CA-Panel eine wesentlich geringere Anzahl an Zeit-Debatten chefjuriert hat, als dies bei vergangenen DDM-Panels der Fall war. Setzt man aber voraus, dass nicht immer „diesselben Verdächtigen“ DDM Chefjuroren werden (das mögen natürlich andere Leute anders sehen), dann wird meiner Ansicht nach die Personaldecke sehr schnell sehr dünn.

    Vor diesem Hintergrund finde ich die Besetzung der Chefjury im Endergebnis vollkommen in Ordnung und freue mich auf die DDM in Dresden. 🙂

  2. Peter G. sagt:

    Nur mal ein, zwei Dinge von mir, vielleicht wann anders mehr…

    „Jede Investition in eine Kommission und die Wartezeit bis zu deren Entscheidung hätte dringend benötigte Arbeits- und Vorbereitungszeit gekostet. In der Abwägung gegen konkrete Verbesserungen in der Turnierorganisation erschien der Verzicht auf eine Ausschreibung akzeptabel.“

    Hier bin ich bei Jonas: Eine externe Kommission hätte Arbeit meiner Ansicht nach eher abgenommen, wäre also in Sachen Praktikabilität sinnvoll gewesen. Vor Allem aber möchte ich hierzu mal eine sehr direkte Frage stellen:
    Was sind denn die „konkrete[n] Verbesserungen in der Turnierorganisation“, auf die wir uns nun freuen können, da es keine Auswahlkommission gab? Wenn ihr eine Abwägung gegen konkrete andere Dinge vorgenommen habt, so müsste das ja zu benennen sein! Bin mal gespannt, auf welches Feature ich mich freuen kann, was mir durch hinzuziehen einer Kommission hätte vorenthalten werden müssen. Organisiert müsste das ja auch schon sein, immerhin war es ja eine konkrete Ressourcenabwägung.

    „Als Konsequenz aus den Rückmeldungen, die wir erfahren haben, möchten wir künftigen Ausrichtern Deutschsprachiger Meisterschaften nahe legen, offene Bewerbungen für Chefjurorenposten in Betracht zu ziehen, um möglichen Widerspruch zu reduzieren.“

    In eurem gesamten Text erklärt ihr, warum es sinnvoll war eben dies NICHT zu tun. Warum gebt ihr nun anderen den Tipp es eben doch zu machen? Wenn ihr mit einer Nichtausschreibung doch so viele Vorteile verbindet, so sollte euer Rat doch an andere lauten, diese Vorteile ebenfalls wahr zu nehmen? Dafür fallen mir spontan nur zwei Erklärungen ein: Entweder ihr hofft, dass sich andere mehr Arbeit machen und Nachteile bei der Organisation haben sollen (warum würde man das tun?), oder es ist ein ehrlicher Tipp, dann aber wären eure Ausführungen im Text schlicht falsch, da die Vorteile die vermeintlichen Nachteile doch überwiegen.

    Disclaimer: Ich will in diesem Text keinem der CJ ihr Talent absprechen, oder an dieser Stelle meinen Unmut über das Vergabeverfahren äußern. Lediglich gibt eure Erklärung Anlass dazu meine Fragen zu formulieren.

    1. Daniel (Heidelberg) sagt:

      @Simon: Naja, da gibt es aber offensichtlich auch noch c) die Kommunikation zu a) und b) gefällt mir nicht. Ausrichterprivileg finde ich persönlich 100 % gut. Und über das Panel vermag ich nicht zu urteilen. Ich kann aber die gegenüber den abgegebenen Erklärungen geäußerten Bedenken sehr gut verstehen und möchte hier durchaus noch ein paar Punkte anfügen, da der Text mehr Fragen aufwirft als nur nach „Praktikabilität/konkreten Vorteilen“ und „Ausschreibungen sind doof, deshalb empfehlen wir sie zukünftigen Ausrichtern“.

      „Ersteres erfordert mehr inhaltliche Arbeit an der Fragestellung, als im Moment von der Organisation der DDM abzuzweigen ist…“ Muss das so verstanden werden, dass die Entscheidung gegen andere Verfahren also ohne inhaltliche Arbeit an der Fragestellung getroffen wurde?

      „…diffuse Ängste…“ und „Wir schaffen das!“ Das kann man eigentlich nur als gut gemeinten Scherz verstehen. Ist aber nicht lustig. Auch ohne Debattiergida sollte klar sein, dass solche Sorgen mit platten Parolen nicht entkräftet werden. Umgekehrt wäre es hingegen verständlich, wenn besorgte Debattanten in dieser Albernheit einzig verstehen, dass Euch ihre Sorgen recht wenig interessieren. Oder – schlimmer – Ihr keine besseren Anworten habt.

      „…sobald wie möglich ein einsatzfähiges Organisations-Team, inklusive arbeitsfähiger Chefjury aufzustellen.“ Achtung, großes Missverständnis. CJ ≠ Orga! Deshalb macht auch die Verknüpfung von inhaltlicher Gestaltung und z.B. räumlich/zeitlicher Planung keinen Sinn. Es gibt eine lange Geschichte von kleinen bis zu ganz großen Turnieren, die beinahe oder teilweise daran gescheitert sind, dass die CJ Orga-Aufgaben übernehmen sollten. Wer Hilfe bei der Orga braucht, der holt sich einen externen Stab, keine CJ.

      „…konkrete Ideen für die Besetzung der Posten der Chefjury, die mittels einer Ausschreibung schwieriger umzusetzen gewesen wären.“ Ich kann ja verstehen, wenn man sagt, die „herrschende Meinung“ darüber, was einen guten CJ ausmacht, entspricht nicht der eigenen Haltung. Das einzige hier genannte Kriterium, der DDM bitte nur einmal vorzusitzen, ist aber im Vergleich zu den – auch hier auf der 8. Minute – seit Jahren ausgearbeiteten Merkmalen doch ziemlich dünn und spricht nicht gerade für eine angemessene Auseinandersetzung mit der Diskussion.

      „Wiederholungstäter“ usw. kann ja nur dann relevant sein, wenn man daraus einen Nachteil ableitet. Da schwingt zumindest implizit die Kritik am Gemauschel hinter den Kulissen, Strippenziehern, Alpha-Juroren, Cliquen etc. mit, also die alte Mär von den Freimaurern im Tabraum. Gemauschel kann aber durch „okkulte“ Verfahren nicht durchbrochen werden. Dann fühlt Ihr Euch vielleicht besser, weil Ihr den Eindruck habt, einmal nicht am „receiving end“ zu sitzen, das Problem ist damit aber nicht gelöst.

      „…dass es sinnvoll und wünschenswert ist, dass man der Deutschsprachigen Meisterschaft nur ein einziges Mal vorsitzen kann.“ Ganz unabhängig von einer inhaltlichen Beurteilung wirft das immerhin die Frage auf, ob alle Kandidaten absurderweise eine Verpflichtung unterschrieben haben, nie wieder einer DDM als CJ zur Verfügung zu stehen. Sonst bliebe zu erklären, wie Ihr dieses Ziel erreichen wollt, obwohl dies doch nun in keiner Weise von Euch abhängt, sondern von den DDMs 2018ff. – und weshalb Ihr ausgerechnet diesen Punkt in aller Länge und Breite erklärt, obwohl Ihr ja eigentlich kaum Zeit habt, überhaupt mit uns zu kommunizieren.

      Ich sollte wirklich aufhören, vor dem Schlafengehen die 8. Minute zu lesen…

      Grüße

      DS

  3. Lennart Lokstein sagt:

    Zur MV: „Wir haben aus dieser Ansicht keinen Hehl gemacht und auf der Mitgliederversammlung für unser Angebot die Unterstützung der Mitglieder erhalten.“
    Das ist eine sehr dreiste Fehldarstellung. Einerseits war die Aussage seitens der Ausrichter auf der MV nicht „keinen Hehl daraus machend“ sondern sie lautete in etwa „Also uns war das nicht so wichtig, aber wenn es euch wichtig ist, können wir das für die übrigens beiden Posten noch machen, denke ich.“ Auf der Mitgliederversammlung wurde zusätzlich sehr kritisch nachgefragt, warum das bei den vorigen beiden nicht passierte („Es war uns nicht bewusst/wichtig“), sehr viel Unmut genau darüber geäußert und von verschiedenen Leuten eine dringende Empfehlung gegeben, das dann – wie angeboten – auch für die übrigen beiden Posten zu tun. Das Turnier wurde dann angenommen – wo die MV auch wenig Optionen hatte, mangels Gegenkandidatur – nachdem von Dresden mehr oder weniger signalisiert worden war, dass Ausschreibungen für die letzten beiden Posten nach dem Willen der MV gerne gemacht werden können. (So in etwa ist meine Erinnerung daran – andere Teilnehmer mögen mich in Details korrigieren, im Wesentlichen sollte es stimmen.)

    Zu Zweimal-Chefjuroren: Auf eben jener MV wurde von Dresden gesagt – um die besorgten Clubs zu beschwichtigen – dass man, weil Erfahrung ja wichtig ist, auch Andrea Gau noch angefragt hat. Euch ist klar, dass Andrea das auch schonmal gemacht hat, oder? Die Argumentation hier ist also ebenso scheinheilig.

    Anderes Thema: Wenn bereits ein Jahr vor dem Turnier die Cheforganisation so ausgelastet ist, dass man keine 6 Stunden abzweigen kann, um eine Kommission zu gründen, seid ihr sicher, dass ihr dieses Turnier im Griff habt? Wie Peter bin ich da auch auf die konkret dagegen abgewogenen Arbeiten gespannt. Ehrlich gesagt halte ich das aber nur für eine weitere vorgeschobene Begründung.

    Im Fazit habe ich gelinde gesagt den Eindruck, der Text ist eine sehr unaufrichtige Art, der Community zu sagen: „Selbst schuld wenn es nur einen Bewerber gibt, wir machen was wir wollen und ihr seid uns egal. Naja, und damit ihr Ruhe gebt, erzählen wir euch von Zeit zu Zeit ein paar falsche Dinge.“ Ich bin enttäuscht und wütend, dass eine Gelegenheit zur Aussprache hier mehr oder weniger weggeworfen und den Leuten noch ins Gesicht gespuckt wird.

    1. Simon V. sagt:

      Ich denke, diese Empfindlichkeiten wirst du wohl herunterschlucken müssen und froh darüber sein, dass jemand die DDM ausrichtet. Denn, selbst angenommen, deine Wahrnehmung träfe zu, wo wäre diese Handhabung falsch? Wer sich die Arbeit macht und obendrein niemand sonst als Alternative sich anbietet, was könnte er sich nicht herausnehmen? Normativ gesehen wäre es unglaublich schön, wenn wir ein transparenteres, gerechteres und niedrigeres Jurorenauswahlsystem hätten, am liebsten von der MV besehen und genehmigt.
      Haben wir aber nicht. Wir haben scheinbar kompetente Einzelmeinungen, die entweder sagen a) das Ergebnis der CA-Auswahl gefällt mir nicht (wie selbstgefällig und anmaßend, aber berechtigt) oder b) der Prozess der CA-Auswahl gefällt mir nicht. Bei letzterem sollte man bemühen eine Institutionalisierung der CA-Auswahl anzustrengen. Aber ansonsten sind diese Polemiken sinn- uns gehaltlos.

      Natürlich kann man den Dresdnern jetzt Vorhaltungen über Vorhaltungen machen, ob sie es verdient haben sag ich nicht, aber es ist schon ziemlich á la Bedienungsmentalität wenn man jetzt rumnölt und sagt, also hätte ich das gewusst, hätte ich bei der MV dagegen gestimmt.

      Ich glaube niemand hätte das getan, angesichts der Alternativen. Ich glaube man hätte sich aus Trotz auf der MV genauso beschwert wie jetzt hier. Den Unterschied im Ergebnis will ich nicht bemerken, aber so kommuniziert man sehr gut, wie man die harte und noch dazu ehrenamtliche Arbeit, die so eine DDM erfordert, geringschätzt.

    2. Lennart Lokstein sagt:

      Ich finde an dem Prozess wenig falsch. Ich finde die Erklärungen und die komplette Kommunikation dazu falsch. Weil viele Dinge darin einfach gelogen sind, und das finde ich dreist. Man kann schon sagen „Wir machen das so, weil wir wollen und der einzige Anbieter auf der MV waren.“ Finde ich fair.

      In meiner Wahrnehmung wurde aber konstant etwas anderes kommuniziert und die Begründungen oben sind offensichtlich widersprüchlich zu was auf der MV gesagt wurde. Stichwort: „keinen Hehl daraus machen“ und „grundsätzlich keine Zweimal-Chefjuroren“.

      Zu der Sache mit den Anbietern könnte man ein eigenes Mittwochsfeature schreiben, denn der letzte VDCH-Vorstand bpsw. meinte, als ich für Tübingen fragte, ob denn jemand eine DDM mache, ja und man solle sich doch auf was anderes bewerben. Genauso waren im Jahr davor viele Clubs sehr unglücklich, als es auf einmal eine Doppelbewerbung gab. Ich glaube, da muss man allgemein mal über Ausrichtermotivierung reden, aber das sprengt hierfür den Rahmen.

  4. Nicolas F.(Göttingen) sagt:

    Ganz ehrlich: Ich finde es vollkommen in Ordnung dass Leute die sich eine DDM ans Bein binden auch entscheiden wollen wer die Themen auf „ihrer“ DDM setzt. Für mich war in den letzten Jahren noch nie nachvollziehbar wie man als Club sich dieses Königsrecht bei der vielen Arbeit wegnehmen lassen kann und dann am Ende doch nur einen politischen Kungelkandidaten zu bekommen… Denn Auswahlkommissionen sind natürlich auch politisch besetzt. Daher kann die Cheforga am Ende auch gleich selbst entscheiden.

    Daher klare Unterstützung für den Mut der Dresdner hier für das Ausrichterprivileg einzustehen.

    Wem das nicht passt, der ist ja gern eingeladen seinen Club zu überzeugen nächstes Jahr sich für ne DDM zu bewerben um ne tolle Kommission zu haben… Mal im Ernst… Was für ein Schwachsinn hier nem Ausrichter einer DDM etwas vorzuwerfen… Falls es noch niemandem aufgefallen ist… Das ist ein Knochenjob und wir können dankbar sein für jeden Club der das auf sich nimmt. Das er dann sein gutes Recht wahrnimmt die CJs auszusuchen ist meiner Ansicht nach vollkommen normal. Und wenn da Leute nörgeln finde ich das frech, schließlich kriegen sie selber ja nicht den Arsch hoch um ne DDM zu machen.

    Also Klappe halten und ein bisschen mehr Dankbarkeit!!!

    1. Alex (HD) sagt:

      Zunächst mal ganz herzlichen Dank an die Dresdner, die sich freiwillig diesen Klotz Namens DDM ans Bein gebunden haben. Ich freue mich auf ein tolles Turnier und wünsche Euch einen stets kühlen Kopf. Ich gratuliere Euch außerdem zur Auswahl der Chefjury; ich glaube, Ihr habt ein gutes Händchen bewiesen und wünsche den CJs viel Freude, Inspiration und einen langen Atem.

      Weil ich aber auch Fan von Prozessen bin, möchte ich einige Dinge ergänzen, die mir der Diskussion zuträglich erscheinen:

      1. Lieber Friebe, es denken halt nicht alle wie Du, und außerhalb von Göttingen gibt es seit den Formatkriegen keine Könige mehr. Wir Heidelberger hatten damals gute Gründe für eine Auswahlkommission: Der Outsourcing-Aspekt wurde bereits genannt (zumal er erlaubt, einiges mehr an Arbeit in die Auswahl zu stecken, zB indem Feedback von der Szene eingeholt wird). Vor Allem aber war es eine dunkle Zeit noch vor Jurier-Think-Tanks und keiner von uns hatte je ein größeres Turnier (geschweige denn eine DDM) chefjuriert. Wir hielten es nicht für sinnvoll, eine Auswahl zu treffen, ohne eine genaue Vorstellung von den Anforderungen zu haben. Wir haben stattdessen ein Panel zusammengestellt, in der neben einer Vertreterin der Cheforga erfahrene Juroren, insbesondere ehemalige DDM-CJs und international renommierte (da BP) Juroren saßen.

      2. Die Aussage, eine solche Kommission sei „natürlich auch politisch“ besetzt, ist bleibt leider auf der Behauptungsebene und ist empirisch nicht belegt.

      3. Ich bin ehrlich gesagt stets skeptisch, wenn ich höre .“Hättet Euch ja selbst bewerben können“/“richtet doch selbst eine DDM aus“/“macht es halt selbst und so wie Ihr wollt“/“macht ja sonst keiner“. Erstens haben wir dieses Jahr eine DDM ausgerichtet – und jetzt?

      Zweitens: Als Ausrichter, CJs oder VDCH-Funktionäre übernehmen wir die Verantwortung freiwillig, ohne Bezahlung und alle können froh sein, das wir es machen, weil es sonst keiner machen würde. Dass wir uns freiwillig, ehrenamtlich und als einzige bereiterklären, diese Verantwortung zu übernehmen, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns bereiterklären *Verantwortung zu übernehmen* – und das wissen wir, wenn wir uns bewerben. Wenn wir uns bereiterklären, unsere Arbeit in die Dienste der Szene zu stellen, ist damit das Versprechen verbunden, uns im Rahmen unserer Fähigkeiten nach Kräften zu bemühen, das Beste für Debattierdeutschland rauszuholen. Das heißt nicht, dass es keine anderen Dinge gibt, die Vorrang vor dem Ehrenamt haben. Das heißt auch nicht, dass keine Fehler erlaubt sind. Aber das heißt, dass es völlig berechtigt ist, wenn die Szene an den Punkten, an denen sie ein erhebliches Interesse hat – und dazu gehört nunmal die Auswahl der Chefjury einer DDM – sachliche Kritik übt, weil sie den Eindruck hat, das wir unsere Versprechen nicht halten. Wenn ich als VDCH-Finanzer einen Anruf bekam, in dem eine bestimmte Haushaltspolitische Entscheidung kritisiert wurde, habe ich schließlich auch nicht gesagt: „Tja, hätteste Dich halt selbst zur Wahl gestellt“, sondern ich habe den Sachverhalt erklärt und um Akzeptanz geworben.

      (Disclaimer: Der „Mach’s selbst!“-Stempel, der seit dieser Zeit meinen Schreibtisch ziert, wird zu anderen Zwecken verwendet.)

  5. Daniel (Heidelberg) sagt:

    D’oh!… Habe das neue Kommentarding nicht gerafft. Sollte natürlich unter Simons Post, nicht unter Peters…

    1. Peter G. sagt:

      Passt ja aber auch unter meinem Post gar nicht schlecht. Mein „wann anders mehr“ werd‘ ich mir nun größtenteils sparen können. 😉

    2. Alex (HD) sagt:

      Dass von allen Heidelbergern ausgerechnet DS nolens volens zum Kollaborateur wird…

  6. Daniil sagt:

    Liebe Dresdner,

    habt ihr noch vor, auf die vielen Fragen, die eure Erklärung aufgeworfen hat, zu antworten?

    Bei dieser Diskussion geht es ja nicht so sehr um eure Entscheidung, die ihr nun einmal so getroffen habt, sondern um zwei wichtige Fragen, die in die Zukunft weisen:

    a. Ist es sinnvoll, CJ-Posten auszuschreiben (und ggf. Auswahlkommissionen einzusetzen)?
    b. Wie sollten Ausrichter gegenüber der Szene kommunizieren?

    zu b. zuerst: Ihr seht ja, dass die meisten es in Ordnung gefunden hätten, wenn von vorne herein klar gemacht worden wäre: Wir haben unser Panel und das ist so. Punkt. Das habt ihr aber nicht gemacht. Euer Vorgehen hat zu großem Unmut geführt und in der Tat habe ich aus der Diskussion hier sowie aus dem, was ich sonst mitbekommen habe, das eindeutige Gefühl, dass es dafür auch gute Gründe gibt. Wenn ihr tatsächlich so auf der MV agiert habt, wie Lennart das beschreibt, dann solltet ihr die Größe haben, euch zu entschuldigen.

    Natürlich sind wir euch als Szene sehr dankbar dafür, dass ihr euch die Arbeit macht, eine DDM auszurichten. Aber ihr ladet uns ja nicht auf irgendeine Privatparty ein, auf der ihr die Regeln vollkommen frei setzen könnt. Sondern ihr steht in einer Tradition, in der manches vertraglich, manches aber auch durch den szeneninternen Diskurs geregelt ist. Ich finde es völlig legitim, dass die Szene Erwartungen hat (≠ Bedienungsmentalität) und vor diesem Hintergrund Ausrichterentscheidungen hinterfragt, zumal dann, wenn diese etablierte Prozesse verändern (in eurem Fall den Termin, s. Allys Mail über den VDCH-Verteiler, und die CJ-Auswahl).

    Die Szene arbeitet über Jahre hinweg an Möglichkeiten, die Jurierqualität zu verbessern. Dazu gehört vor allem die Anstrengung, über Themen, die das Jurieren betreffen, ins Gespräch zu kommen. Aus diesen Diskussionen entstehen dann Ideen, von denen die guten umgesetzt und institutionalisiert werden. Dazu gehört auch, dass seit einigen Jahren CJ-Posten regelmäßig ausgeschrieben werden. Bei den DDMs ist es seit 2014 Brauch, dies zu machen. Es stimmt also nicht, wenn ihr sagt, dies sei kein „Standard auf den Turnieren der deutschen Debattierlandschaft“. Was ich damit sagen will: Es ist wichtig, dass Ausrichter auf dem neuesten Stand sind, was diesen Diskurs angeht. Und zu Diskussionen bereit sind (und sich die Zeit nehmen, diese zu führen).

    zu a. Hier nur kurz als Ergänzung zum bisher Genannten: Wir haben hier nur über die Perspektive der Ausrichter gesprochen, aber es gibt auch eine Perspektive der CJ. Es ist leichter, den Job als CJ zu machen, wenn man ein transparentes Verfahren durchlaufen hat. Man fühlt sich bestätigt und legitimiert.

    Und: Die Angst vor „politischen Kungelkandidaten“, die Friebe schürt, ist eine leicht durchschaubare Blendgranate. Tübingen hat es vor kurzem wieder vorgemacht: Ausschreibung ist nicht gleich Auslagerung der Entscheidung.

    Schließlich zum Arbeitsaufwand: Es gibt mittlerweile genug Anschauungsmaterial, an dem man sich orientieren kann. Viele Ausschreibungstexte einschließlich der dazugehörigen Formulare finden sich in dem einschlägigen Leitfaden, der allen Ausrichtern zur Verfügung steht. Man muss also gar nicht mehr, wie es früher war, bei Null anfangen, sondern kann sich einfach an der bereits gemachten Arbeit bedienen.

    1. Simon V. sagt:

      Hmm, ich finde es einfach nur ein bisschen dünnwändig, von einem Brauch zu sprechen, wenn er erst seit zwei Jahren besteht. „Trend“ wäre hier wohl der passendere Begriff und daher auch weniger verbindlich und verpflichtend. Diese nebulöse Gestalt gehört doch etwas geklärt und präzisiert.

      Ich finde es etwas komisch, die Erwartungen einer Szene zu artikulieren, ohne zu vermerken, wo dies geschehen ist. Geht es um die mehrheitlichen Erwartungen? Erwartungen renommierter Clubs oder Personen?

      Wahrscheinlich wäre es überaus hilfreich, das Protokoll der MV zur Hand zu haben.

    2. Daniil sagt:

      Abend Simon,

      ich antworte recht spät, aber es liegt einfach daran, dass der Beruf (und die wohlverdiente Entspannung am Abend) Priorität vor dem Debattieren haben.. 😉

      Ich finde die Frage, die Du stellst, sehr relevant (was sind Erwartungen der Szene? Wer formuliert sie?). Das Problem ist natürlich, dass es „die Szene“ genauso wenig gibt, wie „die Gesellschaft“. Es gibt sicher auch keinen absoluten (= einstimmigen) Konsens darüber, wie bestimmte Dinge gemacht werden sollen. Trotzdem gibt es Konventionen, die nicht verrechtlicht sind und ich würde schon sagen, dass es entsprechende Erwartungen gibt.

      Wenn ich das richtig sehe, wurden diese „Erwartungen der Szene“ durchaus im Rahmen des szeneninternen Diskurses artikuliert: In Form von kritischen Nachfragen und Anregungen auf der MV, in Form von privaten Anfragen an die Ausrichter und die Redaktion der AM, schließlich hier auf der AM selbst. Umgekehrt ist der Vergleich dieser Diskussion zu den Diskussionen der letzten Jahre sehr vielsagend: Als es 2014 hieß, die Posten würden ausgeschrieben, gab es sehr viel positive Resonanz – und soweit ich mich erinnere keine echte Kritik. Ob man es nach drei Jahren (2014, 2015 und 2016) nun Brauch oder Trend nennt, ist ja egal (wobei ich schon betonen möchte, dass der Trend zu Ausschreibungen weit mehr Turniere erfasst, als nur die DDM!). Aber es bleibt doch die Beobachtung: Ein Club macht etwas, begründet dies gut und bekommt äußerst positive Reaktionen. Zwei andere Clubs machen es nach und entwickeln das Verfahren weiter. Und es gibt wieder positive Reaktionen. Findest Du nicht, dass man vor diesem Hintergrund eine legitime Erwartungshaltung entwickeln kann?

      Schließlich gibt es ja auch so etwas wie einen themenübergreifenden Diskurs. Wer die Artikel und Kommentare hier regelmäßig liest, auf Turnieren über solche Themen spricht oder an Foren wie dem Think-Tank teilnimmt, der wird ja insgesamt einen Eindruck von den „Erwartungen der Szene“ bekommen.

      Das alles ist jetzt eine direkte Antwort auf Deine Frage (= woher habe ich die Idee, dass es Erwartungen gibt?). Um das noch einmal an das große Ganze rückzubinden: Wir alle haben mehr oder weniger die gleichen Interessen: eine gute DDM, transparente Verwendung von Fördermitteln und transparente Entscheidungsfindungen innerhalb des Verbands usw. Dazu, wie diese Ziele erreicht werden können, wurde und wird regelmäßig viel nachgedacht, gesagt und gemacht und es bildet sich best practice heraus. Zur Erfüllung der übergeordneten Ziele von Transparenz und einem gelungenen Turnier kann man also erwarten, dass man sich als Ausrichter mit diesen Erfahrungen ausführlich und ehrlich auseinandersetzt und anschließend in die Szene zurück kommuniziert.

      Ich hoffe es wird deutlich, dass es mir überhaupt nicht um die vier benannten CJ geht. Die vier werden ihren Job super machen, da bin ich mir sicher. Es geht aber um das Verfahren – und den Blick nach vorn. Die Diskussion darüber, was CJ können sollen, wird immer und immer und immer wieder aufkommen. Auch Diskussionen über konkrete Panels wird es (vermutlich) irgendwann wieder geben. Also müssen wir uns doch fragen: Wie kann ein Verfahren aussehen, das möglichst an das Ideal eines transparenten, fairen und viele Interessen einschließendes Verfahren herankommt?

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