Perspektiven: Die Jenaer Finaljurierung

Datum: 14. Dezember 2016
Redakteur:
Kategorie: Jurieren, Mittwochs-Feature

Am vergangenen Wochenende fand in Jena erstmals eine live übertragene Finaljurierung statt. Die Achte Minute hat nun verschiedene Perspektiven auf das Geschehen gesammelt. Ein Link zu den Aufnahmen von Finale und Jurierung ist mittlerweile  verfügbar.

Die Finaljury der Jenaer Adventsdebatten, v.l.n.r.: Helen Goppelt, Jan-Gunther Gosselke, Pegah Maham, Jonathan Scholbach, Florian Umscheid - © Eva Oehrmann

Die Finaljury der Jenaer Adventsdebatten, v.l.n.r.: Helen Goppelt, Jan-Gunther Gosselke, Pegah Maham, Jonathan Scholbach, Florian Umscheid – © Eva Oehrmann

Zuschauer aus der Ferne:

Anonym

Als bekannt gegeben wurde, dass das Finale und dessen Jurierung live übertragen werden, sah ich dies – wie viele andere – kritisch. „Wenn es aber diesen Stream gibt, dann werde ich die Gelegenheit nutzen, um zu beobachten, wie man eine KO-Runde hauptjuriert“, dachte ich mir. Die Debatte an sich verlief für mich wie für jedes gewöhnliche Publikumsmitglied; entspannt zuhörend, mit einem Bias zugunsten von Freunden und Clubmitgliedern, regelmäßig Twitter und WhatsApp konsultierend, um das von den Finalisten Gesagte zu kommentieren. Dadurch, dass ich nicht tatsächlich im Publikum saß, hatte ich weniger Hemmungen, das Handy in der Hand zu haben, und habe viel öfter die Debatte kommentiert. Sehr interessant wurde die Finaljurierung, weil ich diese mit deutlich mehr Abstand als sonst beobachten konnte, ohne meinen Call durchsetzen zu müssen. Nach der Debatte ahnte ich schon durchmischte Calls und war darauf gespannt, wie Pegah als Hauptjurorin damit umgehen würde. Es war spannend, anhand der Stimmung der Diskussion zu spüren, welches Team „vorne“ war und wie dessen Reden von den Juror*innen wahrgenommen worden waren. Da es aber bei BPS kein richtiges Schema gibt, nach dem die Diskussion ablaufen soll, war es manchmal für mich und andere Zuschauer schwierig, den Gedankensprüngen zu folgen (nach dem Motto „Wir haben gerade beide Oppositionen gegeneinander abgewogen und jetzt reden wir über die allgemeine Metrik der Debatte“). Gerade bei den teilnehmenden Teams sehe ich die Gefahr, dass sie sich unfair behandelt fühlen, weil ihre Argumente in der Diskussion scheinbar oberflächlich analysiert wurden. Ich glaube nicht, dass dies so geschehen ist, und war nach der Jurierung mit dem Prozess und dem Ergebnis zufrieden. Da ich allerdings an manchen Stellen den Eindruck hatte, dass sich die Juror*innen aufgrund der Kamera nicht ganz offen äußern wollten, fände ich es gut, wenn eine solche Übertragung nicht zum Standard würde.

 

Zuschauer vor Ort:

Mareike Steiner, Göttingen (Jurorin)

Mein Debut in Jena hatte ich als absolut unerfahrenes Juroren-Küken. Ich habe erst dieses Semester mit dem Debattieren angefangen und juriert hatte ich bisher noch gar nicht. Nach einer kurzen Einweisung in die BPS-Jurierung habe ich mir also große Mühe gegeben, bei den Vorrunden einigermaßen Fuß zu fassen und möglichst organisiert zu wirken.

Von der öffentlichen Jurierung habe ich anfangs erwartet, dass sie die Spannung, mit der auf die Entscheidung gewartet wird, schmälern würde. Tatsächlich hat sich für mich eher ein noch größerer Spannungsbogen aufgebaut. Dadurch, dass die Meinungen anfangs auseinander gingen und die Entwicklung nicht klar vorhersehbar war, war es spannend, die Diskussionen zu verfolgen. Ich habe dabei für mich selbst noch einmal viel gelernt, da ich diesmal, ohne auf eigene Notizen achten zu müssen, eine aufgrund des hohen Standards eines Finales anspruchsvollere Jurierung miterlebt habe, als ich sie selbst hätte mitgestalten können.

Die öffentliche Jurierung auch in die Vorrunden einzubauen wäre sicher interessant, aber nach meiner Einschätzung logistisch sehr aufwendig, wenn nicht nahezu unmöglich. Aber in Final- und gegebenenfalls in Halbfinal-Jurierungen würde ich Vergleichbares sehr gerne noch einmal miterleben.

Florian Kindermann, Berlin (Redner)

Für mich als semiambitionierten Debattierer war die Live-Jurierung ein echter Gewinn. Clubdebatten – und ich gestehe, eher selten solche zu jurieren – haben in den allermeisten Fällen natürlich nicht ein solch hohes Niveau. Und so war es entsprechend spannend und lehrreich, diese Debatte von erfahrenen Juroren erklärt zu bekommen. Ganz davon abgesehen trugen die Kommentare der Finalteams im Videoraum durchaus auch zu einer entspannten und aufgelockerten Stimmung bei und bestärkten meinen Eindruck, dass Debattieren ernst, unterhaltsam und spaßig zugleich sein kann.

Nikos Bosse hielt die beste Finalrede - ©Johannes Klug

Nikos Bosse – © Johannes Klug

Nikos Bosse, Göttingen (Redner)

Ich habe die öffentliche Finaljurierung als sehr spannendes Experiment empfunden. Im Endergebnis würde ich a) allen Clubs empfehlen, offen zu jurieren, b) Turnierausrichtern und Chefjuroren vorschlagen, Jurierungen häufiger aufzunehmen und möchte c) davon abraten, Finaljurierungen generell offen zu gestalten.

a) Für Clubs ist eine offene Jurierung aus folgenden Gründen sehr spannend: 1. gibt sie den Rednern ein Gefühl für die Dynamik von Jurierdiskussionen und ein gutes Verständnis für die Art und Weise, wie ihre Argumente in der konkreten Debatte bei den Juroren angekommen sind. Dies gibt den Rednern Feedback, das sie sonst vielleicht nicht erhalten hätten. 2. ermöglicht sie, den Juroren Feedback von außen für ihre Jurierung zu geben. 3. gibt sie allen ein besseres Gefühl, was gutes Jurieren ist, ohne, dass Jurieren aufwändig vermittelt werden muss. 4. Beschleunigt sie den Cluballtag und gestaltet ihn interaktiver. Zum einen kann das Feedback womöglich kürzer gefasst werden. Zum anderen gibt es für die Redner keine 15 Minuten „tote“ Zeit, in der sie draußen rumstehen müssen.

b) Für die Szene als Ganzes sind offene Jurierungen sicherlich wertvoll. Anhand von Aufzeichnungen lässt sich gutes Jurieren diskutieren und im Rahmen von Jurierseminaren vermitteln.

c) Für Finals, insbesondere bei prestigeträchtigen Turnieren, halte ich offene Jurierung aus folgenden Gründen für problematisch. 1. ist fast keine Jurierdiskussion perfekt. Das bedeutet, dass jedes Team sich an ganz konkreten Aspekten der Jurierung stören kann. An konkreten Dingen (und auch Personen) lässt es sich viel besser aufreiben, als an einem diffusen „es hat nicht gereicht“. Das ist vor allem relevant bei knappen Entscheidungen (natürlich ärgert man sich auch heute über klare Fehlentscheidungen). Während man vorher vielleicht nocht gesagt hat „ok, das Panel kann Sachen so und so interpretieren“ sagt man jetzt: „Die haben an dieser konkreten Stelle einen Fehler gemacht“. 2. wird sehr deutlich, dass Ergebnisse anders gelaufen wären, wenn sich z.B. ein Juror anders verhalten hätte, wenn die Jurierdiskussion anders moderiert worden wäre, etc. Das schmälert womöglich die Akzeptanz des Ergebnisses als „das beste Ergebnis“, weil deutlich wird: „Das war eines von 3 Ergebnissen, die hätten passieren können, wenn X nicht den Einwand beiseite gewischt hätte oder Punkt Y mehr zur Sprache gekommen wäre“. Das regt dazu an, eine zweite Debatte über die Jurierung zu führen und gibt weniger Raum für eine Akzeptanz des Ergebnisses.

 

Finalteams:

Marius Hobbhahn - © Campbell Galón

Marius Hobbhahn – © Campbell Galón

Marius Hobbhahn, Tübingen

Einerseits war es natürlich sehr spannend und ein kleiner Nervenkitzel, da die Jurierung nicht von Anfang an klar war und kein Team sehr früh rausgefallen ist. Andererseits war es sehr interessant zu sehen, wie die Entscheidungsfindung letztendlich abgelaufen ist, wie die Teams abgewogen wurden usw. Alles in allem ein lehrreiches Ereignis.

Benedikt Rennekamp, (Debating Club) Heidelberg

Allgemein hatte ich neben der allgemeinen Spannung als Redner das Gefühl, dass sich auch im Beobachterraum vieles weiter um die Teams drehte. Gerade als Redner war es jedoch interessant zu sehen, welche Gedankengänge die Jurierung beeinflussen. Sowohl wenn die Wahrnehmung der allgemeinen Debattenfrage als auch wenn spezifische Einzelpunkte von der Selbstwahrnehmung abweichen, kann man daraus durchaus einiges lernen. Durch erneutes Anschauen von Debatte und Jurierung – sinnvollerweise mit etwas Abstand – stelle ich mir ebenfalls weitere Lernmöglichkeiten vor. Weiterhin erhöhte die Sichtbarkeit davon, wie knapp oder uneinig manche Entscheidungen getroffen werden, gefühlt durchaus die Nachvollziehbarkeit beziehungsweise zumindest die Akzeptanz.
Problematisch ist allerdings, dass mein Teampartner und ich bei uns beiden die Tendenz festgestellt haben, automatisch Juroren, die die eigene Sicht vertreten, eine höhere Kompetenz zuzuschreiben (und umgekehrt). Abgesehen von der eigenen Sicht erfolgte anhand der Kommentare (oder auch der nicht gegebenen Kommentare) auch allgemein ein ähnlicher Prozess der Kompetenzzuschreibung (der sicherlich auch zur Evaluation sehr nützlich sein kann). Die Verteilung auf ein Panel schützt normalerweise davor dies so stark mit Einzelpersonen zu verbinden. Da dieser Fall durchaus häufiger vorkommen kann sollten wir uns überlegen, ob wir nicht trotz der Vorteile sowohl die Juroren als auch umgekehrt Teams und Publikum vor dieser vermutlich sehr natürlichen Reaktion schützen wollen.

v.l.n.r.: Anna Markus, Jakobus Jaspersen und Johannes Bechtle - © Dorit Kuntze

v.l.n.r.: Finalisten Anna Markus, Jakobus Jaspersen und Johannes Bechtle – © Dorit Kuntze

Anna Markus und Jakobus Jaspersen, (Rederei) Heidelberg (Sieger)

Für uns war die öffentliche Finaljurierung eine sehr positive Erfahrung. Zunächst einmal hat man nur selten Gelegenheit, sich selber anzufeuern. Als teilnehmendes Team ist es einfach sehr spannend der Jurierung zuzugucken. Darüber hinaus ist es äußerst aufschlussreich, direkt mitzubekommen, was bei den Juroren gut ankommt und was eben nicht. Sehr viel klarer als beim normalen Feedback erkennt man, wo Eigen- und Jurorenwahrnehmung auseinanderfallen, manchmal an ganz überraschenden Stellen. Gerade für teilnehmende Teams gibt es deshalb aus einer öffentlichen Jurierung viel zu lernen. Das Feedback, was man hier bekommt, ist ungefiltert und gerade deshalb kann man so viel mitnehmen. Doch auch unabhängig davon ist es interessant, mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Man lernt die Arbeit des Jurierens neu zu schätzen und kann Anregungen für das eigene Jurieren mitnehmen.

Gina Konietzky, Hamburg

Das Gefühl, nach dem Finale zwei Räume weiter in der Gemeinschaft aller Debattierer live die Jurierung unseres Finals mitverfolgen zu können, hatte für mich etwas Spannendes, etwas Gemeinschaftliches, etwas Aufschlussreiches. So menschlich wie jeder Redner eben doch nicht jeden Punkt genial mit Label versieht, plausibel erklärt und in zwingender Weise relevant macht, so menschlich nimmt auch der Juror nicht jedes Wort auf und jede Interaktion wahr und so bleibt das zwischen dem Redner und dem Juror, was auch das letztendliche Ziel des Debattierens darstellt: Überzeugungskraft. Das ist soweit nicht neu. Aber: Durch die neu geschaffene Transparenz können wir noch besser aus gemachten Fehlern lernen. Als Redner sehen wir in ungeschönter Weise, woran gearbeitet werden muss, wo die Teamline oder der Mechanismus gehakt haben, Dinge, die womöglich auch durch ein gutes Verbesserungsfeedback hätten erreicht werden können. Jurieren allerdings ist das Treffen einer Gruppen-Entscheidung und basiert daher auf Gruppendynamik und Moderation. Es eröffnet sich daher jetzt die Möglichkeit, Fragen diesbezüglich zu diskutieren. Ergibt sich ein Vorteil, wenn unerfahrene Juroren zwischen erfahrenen Juroren sitzen? Brauchen wir einen neutralen Moderator, der die Jurorendiskussion anleitet, ohne selbst eine Meinung zu haben? Die erste öffentliche Finaljurierung ist ein avantgardistisches und mutiges Experiment, das auf vielerlei Ebenen die Möglichkeit eröffnet, die Routinen des Debattierens und des Jurierens neu zu denken. Unabhängig davon, welche genauen Schlüsse wir als Individuen und als Szene jetzt auch daraus ziehen, und selbst wenn dieses Experiment nie wiederholt werden sollte, so gebührt den Juroren, die sich in dieser Weise exponiert haben, zunächst einmal ein herzlicher Dank.

Finaljuroren:

Jan-Gunther Gosselke - © Campbell Galón

Jan-Gunther Gosselke – © Campbell Galón

Jan-Gunther Gosselke, St. Gallen

Zum Anfang der Finaljurierung verspürte ich eine gewisse Nervosität, nicht unbedingt des Streamings sondern der späteren Veröffentlichung wegen. Diese verflog mit dem Einstieg in das eigentliche Gespräch jedoch recht schnell, da eine Jurierdiskussionsatmosphäre entstand und ich die Kamera und das Mikrofon hierdurch gut ausblenden konnte. Zwei mögliche aus meiner Sicht negative Effekte sind mir jedoch während und nach der Jurierung aufgefallen. Diese betreffen zum einen das Labelling von Argumenten durch die Juroren, zum anderen den Zeitrahmen / Showstatus der Jurierung.

Bezüglich des ersten Punkts geht es um den gerade in den Vorrunden häufig durchrationalisierten, auf absolute Effizienz und die Call-Findung in 15 Minuten getrimmten Jurierprozess. Die Abwägung und gerade das Labelling kann aufgrund dieser sehr rationalistischen Herangehensweise m.E. auf Aussenstehende äußerst abstoßend wirken, wenn Sätze wie „Bei der Opposition haben wir ertrinkende Flüchtlinge, bei der Regierung eine faschistische Machtübernahme“ fallen. Persönlich war ich daher froh, dass das Finalthema hier keine entsprechenden Problempunkte bot. Bei einem anderen Thema sehe ich die Gefahr, dass zumindest in den Vorrunden die Juroren aus Vorsicht auf eine umständliche Umschreibung zurück fallen, die die Effizienz des Prozesses maßgeblich verschlechtert.

Bezüglich des zweiten Punkts geht es um das Ende der Jurierdebatte: Zehn Minuten vor diesem Ende war ich überzeugt, dass die m.E. sehr wahrscheinlichen kleinen Erfolge eines Teams die Abwägung gegen die weniger wahrscheinlichen großen Erfolge eines anderen Teams gewinnen. Dann fiel jedoch der Satz „Schauen wir uns noch einmal die Interaktion und das Rebuttal an“ und es wurde überzeugend dargestellt, dass das zweite Team ein besseres Rebuttal durchgeführt hatte. Daraufhin war auch ich überzeugt und stimmte für dieses Team, bis mir bei den Schlussworten auffiel, dass dieses Rebuttal nicht mehr gegenüber dem substantiellen Material abgewogen wurde. In diesem Moment empfand ich es jedoch als schwierig, die Diskussion noch einmal zu öffnen, wie ich es in einer „unbeobachteten Jurierung“ getan hätte. Dies deswegen, weil erstens bereits 45 Minuten vergangen waren und zweitens meine Erwartung war, dass das Publikum nach den ersten Schlussworten der anderen Juroren bereits die Jurierung als „beendet“ betrachtet hatte. In diesem Fall empfand ich die Vorstellung, die Debatte noch mal um fünf bis zehn Minuten zu verlängern, als unangenehm.

Beide Probleme sind aus meiner Sicht lösbar, ersteres durch ggf. mehr Jurierzeit, zweiteres durch Gewöhnung. Überrascht hat mich das wenige Feedback seitens des Publikums nach dem Ende der Jurierung – ich hätte mehr positive oder negative Kommentare erwartet. Insgesamt habe ich keine großen Unterschiede zu einer „normalen“ Jurierdebatte wahrgenommen – insofern kann ich das Streaming, wenn es aus Sicht des Publikums Vorteile bietet, durchaus empfehlen.

Helen Goppelt, Freiburg

Die Aussicht auf eine öffentliche Finaljurierung gefiel mir sehr gut, bis ich erfuhr, dass ich selber jurieren würde. Danach war mir zunächst etwas mulmig zumute. Meine Erfahrung im Jurieren ist sehr begrenzt und dies war das erste Mal, dass ich als Jurorin zu einem Turnier gefahren bin. Dementsprechend war ich aufgeregt und hoffte, dass mir keine groben Fehler unterlaufen würden, freute mich aber gleichzeitig darauf, mit so erfahrenen und kompetenten Juror*innen über die Debatte diskutieren zu dürfen. Nachdem wir uns nach der Debatte vor die Kamera gesetzt und unsere ersten Einschätzungen abgegeben hatten, verflog das Gefühl der Anspannung fast umgehend. Statt auf die Kameras, konzentrierte ich mich auf meine Notizen und die Meinungen der anderen Juroren. So ins Thema vertieft, unterschied sich die Gesprächssituation bald nicht mehr von der in den Vorrunden. Merkwürdig wurde es erst wieder, als wir in den Raum, in den die Jurierung übertragen wurde, gingen und alle schon das Ergebnis und dessen Begründung kannten. Dass mich in diesem Moment keiner der Finalteilnehmer direkt auf die Jurierung angesprochen hat, war beruhigend, wobei ich vermute, dass sich meine Unsicherheit mit steigender Erfahrung und damit verbunden stärkerem Selbstvertrauen in die eigene Einschätzung verringert.

lok.

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4 Kommentare zu “Perspektiven: Die Jenaer Finaljurierung”

  1. Vielen Dank für die ausführliche Sammlung und Aufbereitung der vielen unterschiedlichen Perspektiven – da steckt viel drin! Nur schade, dass es kein Statement von Pegah und Jonathan gibt – folgt dies noch?

    1. Lennart Lokstein sagt:

      Pegah und Jonathan waren seit dem Finale zu beschäftigt, wollen sich aber gerne später noch äußern (so mein Stand aus der Kommunikation mit ihnen). Aufgrund der Aktualität und wegen der geplanten Pre-WUDC-Artikel in den nächsten Wochen ist dieser Beitrag dennoch jetzt bereits erschienen. 🙂

  2. Jonathan Scholbach sagt:

    Ich bewerte die Maßnahme als Erfolg. Die zum Teil plausiblen Befürchtungen, die im Vorfeld geäußert wurden, haben sich in meinen Augen nicht realisiert: Auch nach dem erneuten Anschauen der Beratung (https://www.youtube.com/watch?v=VILJoRC53Fg) habe ich nicht den Eindruck, dass Teams oder Redner*innen durch die Öffentlichkeit der Jurierung abgewertet wurden. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass Juror*innen sich zurückgehalten oder einem gewachsenen Konformitätsdruck nachgegeben haben. Ich selbst habe die Kamera in weiten Teilen der Jurierung vergessen.

    Ich finde es äußerst interessant, die Gruppendynamik zu beobachten und es bereichert meine Perspektive auf die Jurierung. Insbesondere merke ich im Video, wie unklar ich mich in manchen Punkten ausgedrückt habe – insbesondere innerhalb der letzten „Schleife“, in der ich nochmal für die ER argumentieren wollte. Ich glaube, was ich im Kopf hatte, wird da überhaupt nicht klar. Insofern habe ich als Juror aus diesem Video schon etwas gelernt.

    Ich habe mit ein paar Freund*innen gesprochen, die nicht debattieren, sich aber das Finale und die Jurierung angesehen haben. Sie fanden das äußerst interessant und haben sich mit mir zum Teil intensiv über das Debattieren und die Grundlagen der Bewertung einer argumetativen/rhetorischen Leistung gesprochen. Ich hatte den Eindruck, dass die gefilmte Juryberatung helfen kann, Vorurteile gegenüber dem Debattieren abzubauen. Wir (die Debattierszene) präsentieren uns damit nicht nur als Leute, die rhetorisch Dampf machen können, sondern auch als Leute, die die komplexen Fürs und Widers einer Debatte entspannt, wertschätzend und kompetent abwägen können.

    Nach der Jurierung sind viele Redner*innen zu uns gekommen und haben uns gesagt, dass sie die Tatsache, dass die Jurierung live stattgefunden hatte, gut fanden. Ich glaube daher, dass die z.T. immernoch bestehenden Befürchtungen, die Live-Jurierung könnte einzelne Juror*innen Angriffen von seiten unterlegener Teams aussetzen, nicht auf einem wahrscheinlichen Szenario beruht. Bei diesen Befürchtungen wundert mich – gerade auch nach dieser Jurierung und dem Feedback, das ich als teilnehmender Juror erhalten habe – wie konfliktscheu Leute sein können, die professionelles Streiten zu ihrem Hobby haben.
    Normativ denke ich, dass Juror*innen ihr Verhalten in der Jurierdiskussion gegenüber den Teams vertreten können müssen. Deskriptiv sehe ich, dass zumindest unsere Jurierung dieses Problem gar nicht ausgelöst hat. Ich glaube auch, dass sogar das Gegenteil wahrscheinlich ist: Die Jurydiskussion relativiert ja mit ihrer Polyperspektivität und mit ihrer Dynamik das sonst als monolithisch kommunizierte Ergebnis gerade. Deswegen glaube ich, dass sie eher zur Akzeptanz von als falsch empfundenen Entscheidungen führen wird.

  3. Nikos sagt:

    Also Anna und Jakobus, ich verstehe euch nicht… Konrad und ich haben uns immer selbst angefeuert 😀

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