„Der Verband macht heute viel mehr als früher“: Der VDCH-Vorstand im Interview über seine Amtszeit

Datum: 22. Januar 2014
Redakteur:
Kategorie: Menschen, Mittwochs-Feature, VDCH

Seit der Vorstand des Verbandes der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH) gewählt wurde, sind bald fünf Monate vergangen. Was hat er in der Zeit gemacht und was hat er noch vor? Die Achte Minute traf sich bei der ZEIT DEBATTE Dresden mit Florian Umscheid (Präsident), Tobias Kube (Vizepräsident für Öffentlichkeitsarbeit) und Alexander Labinsky (Vizepräsident für Finanzen). Jennifer Holm (Vizepräsidentin für Turnierbetreuung) war aus beruflichen Gründen verhindert. Im Interview sprachen sie über lebhafte Facebook-Diskussionen, das Erbe ihrer Vorgänger und das, was von ihrer Amtszeit bleiben wird.

Achte Minute: Lieber Vorstand, welche Projekte verfolgt ihr im Moment?

Florian: Zum einen arbeiten wir gerade am Zuschnitt für die Regionalmeisterschaften und die Deutschsprachige Debattiermeisterschaft. Da beschäftigt mich ganz besonders der Antrag Youth in Action: Damit könnten wir allen Teilnehmern 70 Prozent der Fahrtkosten erstatten, wenn 60 Leute aus dem europäischen Ausland nach Berlin kommen. Als zweites steht auf meiner Agenda die Sponsorensuche. Da habe ich angefangen, mir einen Überblick über die bestehenden Anfragen und Kontakte zu verschaffen.

Alex: Wir haben viele Projekte vom vorherigen Vorstand geerbt, von denen der Youth in Action-Antrag nur ein Beispiel ist. Die koordinieren wir, machen Abrechnungen und schreiben Berichte. Ansonsten überlegen wir derzeit, ob wir eine Veranstaltungshaftpflichtversicherung abschließen. Damit könnten wir den Ausrichtern mehr Risikoschutz bieten, denn es sichert den Ausrichterverein gegen Haftpflichtansprüche ab.

Florian, du hast bei deiner Kandidatur gesagt, dass du dich besonders für die Freie Debattierliga (FDL) einsetzen willst. Wie genau sieht das aus?

Florian: Unser Ziel ist es, die FDL weiter in den VDCH zu integrieren. Das betrifft vor allem die VDCH-Webseite, die etwa auch den Internetauftritt der ZEIT DEBATTEN und der Achten Minute umfasst. Momentan gibt es zur FDL noch einen externen Blog. Wir möchten gerne, dass das umgestellt und direkt auf der VDCH-Seite über die FDL berichtet wird.

Du hast außerdem angekündigt, die Einsteigerliga (EL) zu fördern.

Florian: Mit der Einsteigerliga haben wir noch gar nicht gearbeitet. Das liegt vor allem daran, dass die EL ein noch loserer Zusammenschluss ist als die FDL, deshalb ist es schwer, sie gezielt zu fördern. Die FDL war relativ früh formalisiert, es gab rasch ein eigenes Regelwerk und es war klar, welche Clubs Teil der Liga sind. Das gilt alles für die EL nicht. Sie ist momentan ein Steckenpferd der interessierten Clubpräsidenten, die untereinander Absprachen treffen. Federführend ist da Lennart Lokstein, der diese Idee initiiert hat.

Tobias, du wolltest die Präsenz des Debattierens in sozialen Netzwerken stärken, unter anderem, indem mehr inhaltliche Beiträge und Debattenvideos bei Facebook veröffentlicht werden. Wird das noch kommen?

Der VDCH-Vorstand 2013/14: Alexander Labinsky, Tobias Kube, Jennifer Holm, Florian Umscheid (v.l.n.r.) (c) Manuel Adams

Der VDCH-Vorstand 2013/14: Alexander Labinsky, Tobias Kube, Jennifer Holm und Florian Umscheid (v.l.n.r.)
(c) Manuel Adams

Tobias: Wir haben die Videoaufnahme vom Finale der ZEIT DEBATTEN Frankfurt und Dresden auf der neuen ZEIT DEBATTEN-Seite bei Facebook online gestellt. Wenn möglich, werden wir das auch für alle anderen ZEIT DEBATTEN machen. Unser längerfristiges Ziel ist es, auf der ZEIT DEBATTEN-Seite bei Facebook auch inhaltliche Diskussionen über aktuelle Themen anzustoßen. Die Reichweite der Seite ist derzeit aber zu klein, weil es sie noch nicht lange gibt. Wir haben 321 Likes, und das ist zu wenig, um auf lebhafte Diskussionen hoffen zu können. Wir versuchen deshalb, die Seite bekannter zu machen. Da appellieren wir auch an die Clubs, dass sie vor Ort all ihre Freunde zu den Facebook-Events der Finalveranstaltungen von ZEIT DEBATTEN einladen, um darüber Likes zu generieren.

Außerdem wolltest du in den Medien Pro-/Contra-Debatten platzieren, wie sie zum Beispiel beim Economist zu finden sind. Wie gehst du dabei vor?

Tobias: Das werde ich wohl in der zweiten Hälfte der Amtszeit in Angriff nehmen. Das aufwändige Tagesgeschäft macht es mitunter schwer, solch besondere Projekte zu verfolgen. Ich glaube, man sollte das über Best-Practice-Beispiele machen. Der Economist hat ja eine riesige Leserschaft und gerade diese Pro-/Contra-Debatten scheinen ziemlich gut anzukommen. Viele Zeitungen hierzulande sind offenbar noch unsicher, wie das konkret aussehen kann. Aber ich glaube, man kann mit Beispielen klarmachen, dass ein Mehrwert entsteht, wenn man beide Seiten der Medaille abbildet, statt nur einen Kommentar zu veröffentlichen.

Alex, du bist VDCH-Vizepräsident und hast auch noch die ZEIT DEBATTE organisiert. Ließ sich das miteinander vereinbaren?

Alex: Es war schon anstrengend, ich würde es auch nicht noch einmal machen. Wir hatten uns aber schon für die ZEIT DEBATTE beworben, als das mit dem VDCH-Vorstand aufkam. Glücklicherweise lief vieles reibungslos und es ist deswegen nichts schiefgegangen, aber es ist schon eine Doppelbelastung, die man tunlichst vermeiden sollte.

Was gibt es Neues aus dem Bereich Finanzen?

Alex: Wir haben eine neue Finanzbuchungssoftware, die mir die Arbeit erheblich erleichtert. Bisher wurde das mit einer Excel-Tabelle gemacht, aber mit den ganzen Drittmittelprojekten, die wir am Laufen haben, sind wir da an unsere Grenzen gestoßen. Mit einem Budget von 180.000 Euro im Jahr macht der VDCH einfach viel mehr als früher. Dieses Geschäftsjahr habe ich deshalb bereits doppelt so viele Buchungen vorgenommen wie mein Vorgänger Leo im ganzen letzten Geschäftsjahr. Mit der neuen Software können wir auch unsere Steuererklärung selbst machen, ohne Angst haben zu müssen, dass wir wegen einer unübersichtlichen Buchführung Fehler machen und es Ärger mit dem Finanzamt gibt.

Du hast bei deiner Kandidatur Jurierseminare und Jurierförderung als deine besonderen Themengebiete bezeichnet, beides aber an Beiräte abgegeben.

Alex: Ich hätte mich da wirklich gerne noch viel mehr für eingesetzt, aber das ist durch die besagte Doppelbelastung leider unmöglich geworden. Wir haben mit Kira Lancker und Jonathan Scholbach zwei sehr kompetente Jurierbeiräte, die einen super Job machen. Deshalb habe ich volles Vertrauen, dass ich mich da zurücknehmen kann.

Es gibt im aktuellen Vorstand sieben Beiräte, der „erweiterte Vorstand“ ist also auf elf Personen angewachsen. Ist dadurch die Kommunikation innerhalb des Vorstandes nicht komplizierter geworden?

Tobias: Nein, das ist kein Problem. Wir sind sehr glücklich über unsere Beiräte, weil sie große Expertise einbringen und uns viel Arbeit abnehmen. Die Kommunikation ist deswegen nicht schwierig, weil jeder Beirat für ein klar abgestecktes Gebiet verantwortlich ist. Das heißt, wir kommunizieren gezielt mit einem Beirat, statt uns zu elft abzusprechen.

Ihr habt bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass ihr den Saison-Kick-Off weiterführen und die Evaluation nutzen wollt, um ihn noch zu verbessern. Welche Ideen habt ihr dafür?

Tobias: Generell war das Feedback zum Kick-Off sehr gut. Viele Clubs haben den Input durch die Referenten in den Workshops sehr gelobt, sich aber gleichzeitig gewünscht, dass mehr Austausch zwischen den Teilnehmern ermöglicht wird. Gerade da werden viele tolle Ideen weitergegeben.

Florian: Es gibt einige Fragen, an denen das Interesse der Clubs besonders groß zu sein scheint. Das sind zum Beispiel: Wie baue ich eine Website? Wie gestalte ich Flyer? Es sind also ganz praktische und konkrete Tipps, die sich die Clubs vom Kick-Off wünschen.

Nicht all eure Amtsvorgänger sind der Debattierszene durch besondere Errungenschaften im Gedächtnis geblieben. Wird man sich an euch erinnern und wenn ja, an was?

Florian: Woran man sich erinnern wird, ist nach einem Drittel der Amtszeit schwer vorherzusagen. Wenn ich einen Wunsch äußern könnte, dann wäre es, nicht schlechter gewesen zu sein als der vorhergehende Vorstand. Und, dass man sich daran erinnert, dass wir das Angebot des VDCH erweitert und die Begeisterung des Debattierens ins Jurieren und in die Rednerschulungen hineingetragen haben.

Tobias: Ich stimme Flo zu, dass wir durch die Schaffung der Beiratsposten bei der Jurierqualität einen großen Schritt nach vorn gemacht haben, weil die Organisation der Jurierseminare dadurch so gut ist wie noch nie. Außerdem glaube ich, dass das Hochschuldebattieren in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich professioneller geworden ist. Durch den ZEIT DEBATTEN-Facebookauftritt und die Turnierausrichter-Homepages, die wir jetzt zentral bei uns verwalten, ist es für Außenstehende deutlich einfacher geworden, die nötigen Informationen zeitnah zu bekommen.
Die dritte Komponente, an die man sich hoffentlich erinnern wird, ist, dass wir die Finanzierung der ZEIT DEBATTEN-Serie fortsetzen. Wir sind eingestiegen mit einer absolut soliden Finanzierung der Saison, die aber gleichzeitig auf sehr vielen Einzelposten beruhte. Unsere Aufgabe ist es nun, diese vielen Komponenten, die teilweise nur für ein Jahr ausgelegt sind, in eine längerfristige Sicherung zu überführen. Da liegt noch viel Arbeit vor uns.

Lieber Florian, Tobias und Alex, vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Jonas Huggins.

hug/kem

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5 Kommentare zu “„Der Verband macht heute viel mehr als früher“: Der VDCH-Vorstand im Interview über seine Amtszeit”

  1. Jan(DD) sagt:

    Man könnte es als schlechtes Ohmen sehen, wenn Kira und Jonathan das volle Vertrauen ausgesprochen wird 😉
    Sonst ist zu sagen, dass man bisher wirklich nur Gutes über den aktuellen Vorstand sagen kann, und ich ihm zwei gute weitere 2/3 seiner Amtszeit wünsche.

  2. Alex L. (DD) sagt:

    @Jan: Nein, wenn ich sage, dass ich jemanden mein volles Vertrauen ausspreche, dann ist das schon im ursprünglichen Sinne des Begriffs gemeint…

  3. Michael S sagt:

    Auch mein Dankeschoen an diesen Vorstand (und seine Vorgaenger), der wirklich hervorragende Arbeit leistet und einen erheblichen Anteil an der florierenden deutschen Debattierlandschaft hat.

  4. Teresa W. (Münster) sagt:

    Ich glaube die Konfusion über die „Einstigerliga“ kommt vom Namen her. Es ist ja keine Liga und auch nicht als solche gedacht. Sondern es sollen Turniere dieses Siegel erhalten, die sich an einen momentan noch nicht einheitlichen Standard halten. Deswegen plädiere ich für eine Umbenennung, sodass immer nur gesagt wird „Turnier XY wendet die Einsteigerdefinition/den Einsteigerstandard“ an. Diese Definition müsste dann einheitlich gefasst werden und es sollte eine Absprache zwischen den Clubs bestehen, dass man andere Turniere nicht als „Einsteigerturniere“ anpreist.

  5. Teresa W. (Münster) sagt:

    Die Bemühungen des Vorstandes die Präsenz der FDL mehr in die Internetseite des VDCH zu integrieren finde ich gut! Allerdings sollte es nicht dazu führen, dass die FDL ihre Unabhängigkeit verliert. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Flo seine Äußerung in dieser Weise gemeint hat und bin deshalb beruhigt, dass es nicht so kommen wird 🙂

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