“Eine fantastische Erfahrung” bei den London Australs

Datum: Mar 30th, 2010
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Category: Turniere

“London Australs is a new debating tournament with a difference. It’s different because it will introduce a new style of debating to the European circuit, featuring two, three-member teams. You won’t want to miss out on this fantastic debating experience!”

Eine fantastische Erfahrung hatten die Organisatoren auf ihrer Internetseite versprochen und haben sie, so das allgemeine Urteil, auch geliefert. Was OPD-erprobten Rednern wenig innovativ erscheinen mag, lockte am Wochenende ein illustres Teilnehmerfeld zu den London Australs. Neben Europa- und Weltmeistern und diversen Europa- und Weltmeisterschaftsfinalisten auch dabei: Drei Teams mit Beteiligung aus VDCH-Landen: Bonn (mit einem St. Galler Redner), Potsdam (mit einem Berliner Redner) und Wien (mit einer Rednerin aus Graz und einem Redner aus der Ukraine). Am erfolgreichsten schlugen sich die Potsdamer, die bei gleicher Sieganzahl mit dem späteren Sieger Yugoslavia A den fünften Platz im ESL-Tab belegten. Außerdem jurierte Jens Fischer (Berlin) ein Halbfinale des Main-Breaks.

Auch wenn sie ein Dreierformat gewohnt sind, bietet das Australs-Format auch für Redner aus dem deutschsprachigen Raum interessante Eigenheiten: Statt eines Themas werden vor jeder Runde drei mögliche Themen verkündet. Die beiden Teams müssen sich dann nach einem bestimmten Format ein Thema einigen, was jedem Team die Möglichkeit bietet, das am wenigsten geliebte Thema auszuschließen. Regierungen, die hier “the affirmative” heißen, können es sich so ersparen, für einen freien Handel mit Babies plädieren zu müssen, die Opposition, “the negative”, kann dafür sorgen, dass die Regierung es nicht zu einfach hat. Kein uninteressantes System, weil es den Chefjuroren die Möglichkeit gibt, ein breites Spektrum an Themen und Schwierigkeiten einzubringen, ohne die Teams zu abseitigen Debatten zu zwingen. Ein bisschen hektisch geht es allerdings auch zu beim Versuch, drei Themen mitzuschreiben, kurz zu diskutieren, das gegnerische Team zu finden und dabei möglichst wenig von den 30 Minuten Vorbereitungszeit zu verlieren.

Die Themen, sofern sie diese Hektik unbeschadet überlebt haben:

Runde 1:

  • That public housing assistance should only be given in the form of rental vouchers.
  • That welfare payments should be contingent on passing drug tests.
  • That we should adopt a school vouchers system.

Runde 2:

  • That the moratorium on commercial whaling should be lifted.
  • That ASEAN nations should sanction Burma.
  • That governments should grant land rights to redress disadvantages suffered by indigenous people.

Runde 3:

  • That male circumcision should be illegal.
  • That we should criminalize demand but not supply of paid sexual services.
  • That polygamy should be legal.

Runde 4:

  • That the African Union should use military force against its member states to remove military leader who take power by coup d’etat.
  • That the US should pull out of its military alliance with Israel.
  • That the ICC should only indict criminals at the conclusion of conflicts.

Runde 5:

  • That executives whose companies’ actions cause death should be subject to criminal charges.
  • That we should ban private ownership of professional sporting clubs.
  • That we should create a free market for selling babies.

Offenes Halbfinale und ESL-Finale:

* That we should introduce a sin tax on tabloid newspapers.
* That governments should subsidise failing newspapers.
* That the media should overturn its self-imposed ban on reporting suicides.

Offenes Finale:

* That gendered categories in artistic awards (e.g. The Oscars) should be abolished.
* That we should criminalise the payment of dowries.
* That the trials of alleged rapists of female victims should only be tried by a female judge and/or female jury.

Ungewohnt ist darüber hinaus, dass es eine weitere, zweite Schlussrede gibt, “reply speech” genannt, in der die Debatte bei halber Redezeit noch einmal abschließend kommentiert werden kann. Damit wussten viele Teams zunächst nicht viel anzufangen, weil der Unterschied zur vom dritten Redner gehaltenen Whip-Rede zunächst nicht offensichtlich ist. Ganz gut auf den Punkt brachte es vielleicht ein Juror: Eine “reply speech” sei wie ein Jurorenfeedback zur Debatte, nur parteiisch.

Letztlich bleibt eine Debatte aber eine Debatte und sehr anders hätte das Tab wohl auch in BP nicht ausgesehen. Am besten zurecht mit dem Format kamen jedenfalls Redner aus Oxford und Cambridge, das Grand Final gewannen schließlich The Sugababes (Alex Worsnip, Alex Just, Lewis Iwu) gegen Public Order Offence (Tom Hosking, Daniel Warrents, Sam Block) die für die Beibehaltung von geschlechtergetrennten Schauspiel-Oscars plädierten. Auch im ESL-Finale gewann die Opposition: Yugoslavia A (Manos Moschopoulos, Milan Vignjevic, Filip Dobranic) schlug ESL FTW (Rob Honig, Ali al Khatib, Lars Duursma) in einer Debatte über Subventionen für Zeitungen.

Auf der Seite der Wortgefechte Potsdam findet sich bereits ein zweiteiliger Bericht über das Turnier (Teil 1, Teil 2).

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