Käsespätzle, Sonnenschein und Dirndl – Flo Prischl über die SDM

Datum: 14. April 2011
Redakteur:
Kategorie: Themen, Turniere

Sonnenbrand und Debattieren? Vergangenes Wochenende war diese Kombination eine Leichtigkeit: Strahlendes Wetter in Bayreuth sorgte für eine entspannte Atmosphäre bei der diesjährigen Süddeutschen Meisterschaft (SDM) im Hochschuldebattieren und strafte das Image des Debattierens als im fensterlosen Hörsaal ausgetragenen Nerdsport Lügen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der SDM 2011 genossen den strahlenden Sonnenschein an diesem Frühlingswochenende - einige waren der Einladung gefolgt und trugen Dirndl oder Lederhosen zum Finale. Foto: Johannes Behnke

Doch von vorn: Nach organisatorischen Problemen übernahm der Debattierclub Bayreuth die Austragung der SDM, die deshalb ein Wochenende vor den übrigen drei Regionalmeisterschaften stattfinden musste. Dies gereichte dem Turnier zum Vorteil, ermöglichte diese Terminierung doch vielen ausgezeichneten regionsfremden Juroren die Teilnahme. Angesichts der Verknappung von Juroren am kommenden Regios-Wochenende ist die Regelung, alle Regionalmeisterschaften am selben Wochenende auszutragen, wohl zu überdenken.

Bereits Freitagabend reisten viele Teilnehmer an, um bei Käsespätzle und fränkischem Bier das Turnier gemütlich beginnen zu lassen. Das an diesem Abend erworbene Wissen um die Eigenheiten der Franken erwies sich während des Turniers noch als nützlich…

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer rekrutierten sich aus Freiburg, Ingolstadt, München, Regensburg, Stuttgart, St. Gallen/Zürich, Tübingen und Wien (AfA und DKW); Juroren kamen außerdem aus Berlin, Frankfurt, Karlsruhe und Mainz, und so wurde jede Vorrundendebatte von mindestens drei Juroren begutachtet.

Wie erwähnt schadete das Wissen um die Eigenheiten Frankens beim Turnier keineswegs: Zu wissen, wann auf welcher Seite eine Dirndlschleife gebunden wird, dürfte zwar rein private Anwendungen gehabt haben, aber darüber hinaus konnte es nicht schaden, beim Vorrundenthema „Frei statt Bayern: Brauchen wir ein Bundesland Franken?“ gut informiert zu sein – und wer sich nicht auskannte, konnte ja immer noch ganz privat bei den links gebundenen Dirndlschleifen nachfragen!

Trotz kurzer Verzögerungen lief am Samstag alles glatt; selbst die Verzögerungen schienen niemanden zu stören, bedeutete dies doch mehr Zeit in der Sonne. Wie üblich gab es nach der dritten Vorrunde kein Feedback, der Break wurde während der Party am Abend verkündet. Diese fand wie alles am Turnier direkt auf dem Campus der Universität Bayreuth statt. Die Jugendherberge war einen Steinwurf entfernt, der Alkohol billig und der DJ legte vornehmlich Rap und Hip Hop der 90er-Jahre auf – eine gute Kombination, die dazu geführt haben dürfte, dass die Gerüchteschleuder 9. Minute an diesem Abend mit reichlich Material versorgt wurde. Der Break gestaltete sich als Triumph für die Streitkultur Tübingen, denn drei der vier Tübinger Teams (I: Steffen Jenner, Iris Reuter und Peter Croonenbroeck; II: Pauline Leopold, Dominic Hildebrand und Simon Lehle; IV: Lisa Villing, Thomas Schröter und Georg Voos) schafften es ins Halbfinale, am dritten Platz breakte das Team München Grün (Wladi Jachtschenko, Valerio Morelli und Robert Bohle). Als freie Redner breakten Alexej Abel und Igor Gilitschenski aus Stuttgart, Florian Prischl aus Wien, der erst 16-jährige Münchener Schüler Jan-Felix Schneider, Richard Oberdieck aus Zürich und Zsolt Szilagyi aus Freiburg. Alexej und Jan-Felix hatten Losglück: Sie waren nach den Vorrunden punktgleich mit Johannes Samlenski, der das Halbfinale leider nicht erreichte, da der Losentscheid zu seinen Ungunsten ausging.

Die Halbfinale schienen unterschiedlich zu verlaufen: Während die Juroren des einen Raumes bereits nach kurzer Zeit fertig konferierten, brauchte das Panel im zweiten Raum länger, was wohl auch daran lag, dass in diesem Raum einem Redner 10 Punkte wegen Zeitüberschreitung abgezogen wurde, einem anderen 20 Punkte wegen Themenverfehlung und gleich zwei freie Redner in Generalopposition gingen! Die Generalopposition erwies sich als Glücksgriff für den Autor, der es mit seiner Rede ins Finale schaffte.

Beim Finalbreak geschah, was sich abgezeichnet hatte: Die Streitkultur stand von vornherein als neuer Süddeutscher Meister fest, denn Streitkultur I schlug Streitkultur IV und Streitkultur II schlug München Grün um nur einen Punkt. Darüber hinaus nahm mit Lisa auch eine freie Rednerin aus Tübingen am Finale teil, neben ihr waren Florian und Wladi freie Redner.

Zum Thema „Sollen wir die Opposition Libyens bewaffnen?“ fand vor reichlich Publikum eine interessante Debatte statt, die allerdings durch argumentative Zurückhaltung auf beiden Seiten gekennzeichnet war: Während die Regierung (Streitkultur I) Waffenlieferungen vor allem deswegen befürwortete, weil es keine Alternative gäbe, trachtete die Opposition (Streitkultur II) nach möglichst rascher Beruhigung der Situation in Libyen. Lisa und Wladi (letzterer mit einem seiner immer publikumswirksamen Gedichte, diesmal auf Basis von Schillers „Bürgschaft“) schlugen sich auf die Seite der Opposition, Florian plädierte für die Regierung.

Nach einer kurzen Pause an der Sonne gab es das Ergebnis der Finaljury – Patrick Ehmann (Berlin), Willy Witthaut (Frankfurt) und Christoph Wiederkehr (AFA Wien) gemeinsam mit den Chefjurorinnen Gudrun Lux (Mainz/Bonn) und Almut Graebsch (München), Präsident war Leo Vogel (Karlsruhe): Neuer Süddeutscher Meister wurde das Team Streitkultur II mit Pauline, Dominic und Simon! Die Ehrenjury (Thomas Reil vom Hauptsponsor Acquin, Jan Lüken als VDCH-Präsident und Oliver Hörtensteiner als Vorstandsmitglied der DDG) wählte Lisa zur besten Finalrednerin, der Triumph für die Streitkultur war perfekt!

Die Sieger bedankten sich stellvertretend für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim DC Bayreuth für die hervorragende Organisation sowie bei allen Jurorinnen und Jurorinnen; dieser Dank soll hiermit wiederholt werden! Herzliche Gratulation auch den Süddeutschen Meistern 2011!

Um das Geheimnis der Dirndlschleifen noch zu lüften und Interessierte auf künftige Debattierevents im Süden vorzubereiten: Ist die Schleife der Schürze links gebunden, so ist das Dirndl (also das Mädchen im entsprechenden Gewand) noch zu haben.

Florian Prischl / pmn

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