Einblicke in offene und geschlossene Debattensysteme weltweit – Manuel Adams über das 2. World Debate Forum

Datum: 1. Februar 2012
Redakteur:
Kategorie: Politik und Gesellschaft

Der “Occupy Sofitel“-Bewegung gehörten zahlreiche Worlds-Teilnehmer an, die nach dem Check-out am Abreisetag der World Universities Debating Championships (WUDC oder Worlds) in Manila kein Interesse zeigten, den Poolbereich ihrer Luxusherberge allzu zügig zu räumen. Die allermeisten wollten später in andere Ecken des Landes reisen, denn der häufigste Tipp in Sachen “Was mache ich eigentlich mit ein paar Tagen Zeit in Manila?“ war ein deutliches „Sieh zu, dass Du da raus kommst!“. Als man nicht umhin kam, doch irgendwann aufzubrechen, blieben also im Wesentlichen die Teilnehmer des 2. World Debate Forum in der philippinischen Hauptstadt zurück.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des World Debate Forums, das zum zweiten Mal stattfand, diesmal in Manila. (Foto: Manuel Adams)

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des World Debate Forums, das zum zweiten Mal stattfand, diesmal in Manila. (Foto: Manuel Adams)

Das World Debate Forum (WDF) ist eine von Logan Balavijendran mit Unterstützung von der International Debate Education Association (IDEA) organisierte, TED-konferenzartige Veranstaltungsreihe, auf der Debattierer, Trainer und Professoren aus aller Welt kurze Vorträge halten und diese zur Diskussion stellen. Nach Botsuana 2011 ging diese nun wieder im Anschluss an die WUDC mit rund 50 Teilnehmern und 15 Präsentationen an zwei Tagen in die zweite Runde. Veranstaltungsort war der Campus der Ateneo de Manila University, wo die WUDC 1999 stattfanden.

Das Themenspektrum war weit: Debattieren als Instrument für den gesellschaftlichen Wandel war ebenso ein inhaltlicher Block wie die Debatte als pädagogisches Instrument und der Aufbau von Institutionen. Dabei ging es unter anderem um die medienwirksame Verbesserung der demokratischen Streitkultur in Estland, die Verbreitung des Debattierens auf dem Balkan und den Philippinen, Debatte als Unterrichtstoff in den USA, Korea und Indien, die Ausbildung von Lehrern im Irak sowie die deutschen Erfahrungen und Erwartungen hinsichtlich Dachverband, Turnierserie, Debattierliga und Berlin Worlds.

Ein besonders beeindruckender Beitrag kam aus Burma, wo Armut und Militärdiktatur die freie Rede so massiv wie eben möglich einschränken. Dennoch treiben Lehrer mit ausländischer Hilfe und nicht ganz ohne Risiko das Debattieren voran, um eine Zivilgesellschaft zu bilden, die mit der zunehmenden politischen Öffnung umzugehen versteht. Die politische Kultur des Landes sei nicht auf den offenen Austausch unterschiedlicher Meinungen vorbereitet, erfuhren die Zuhörer. Dies manifestiere sich darin, dass Sätze wie „Du hast unrecht“ nicht so leicht in der Landessprache auszudrücken seien. Öffentliche Debatten finden – oft unter anderer Bezeichnung – nur zu vorsichtig ausgewählten Themen statt. Geht es um sensiblere Inhalte, wird das Gebäude, in dem man sich trifft, sorgfältig vor Dritten abgeschirmt; Kommunikation mit Debattieren in anderen Landesteilen ist oft nur indirekt über lokale Netzwerke möglich. Diese Beschreibung unseres Sports als gesellschaftlich relevante Untergrundbewegung wirkte inspirierend.

Das 3. WDF soll nach der Berliner WUDC Anfang Januar 2013 stattfinden. Die Berlin Debating Union hat sich bereit erklärt bei der Organisation zu helfen.

Manuel Adams / apf

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