Ich bin selbst zu dem Thema sehr unentschlossen und halte insbesondere das “mehr Feedback” Argument für wirklich wichtig, Aber hier ein paar Gedanken aus CA, Orga und Dino- Perspektive:
1) Geschlossene Runden als Element der Jurierförderung:
Geschlossene Runden haben den Vorteil, dass sie “halbes” Hauptjurieren bieten. Was meine ich damit: Gutes Hauptjurieren besteht für mich aus zwei Elementen: Gutes Leiten der Jurierdiskussion und gutes Feedback. Leider stehen diese Ziele im Konflikt um meine Aufmerksamkeit während der Jurierdiskussion. Wenn ich während der Jurierdiskussion auch über das Feedback nachdenke geht mir eventuell ein wichtiger Beitrag mal durch oder ich realisiere Dinge erst zu langsam. Gerade bei den ersten Malen Hauptjurieren war ich am Ende meist entweder mit meiner Jurierdiskussion zufrieden oder mit meinem Feedback. Mit Übung und Erfahrung wird das dann irgendwann einfacher.
Viele, gerade junge und noch unbekanntere Jurierende, kommen aus Clubs in denen sie immer alleine jurieren, es also außerhalb von Turnieren selten die Möglichkeit gibt, dieses Szenario zu trainieren. Geschlossene Runden geben mir als CA da die Möglichkeit, junge Jurierende erste Erfahrungen im Leiten von Jurierdiskussionen machen zu lassen, ohne dass sie dabei die ganze Zeit ihr (erstes Turnier-) Feedback im Kopf haben müssen. Das wäre in deiner Alternative anders, da man das dennoch ja am Anfang mitplanen würde und erst später entscheidet.
2) Geschlossene Runden schaffen mehr Jurierzeit in “relevanten Runden”
Das hier soll wirklich keine Verteidigung der teilweise sehr langen Jurierungen in den letzten Runden sein. Aber ich glaube, dass gerade die letzten Runden etwas mehr Zeit zum jurieren haben sollten (maximal aber 25-30 Minuten). Nach den Faltungen reden oft Teams gegeneinander die im Tab sehr nah beieinander sind. Hier ist also das Debattenergebnis oft für beide Teams breakrelevant. In BP (insbesondere mit Powerpairing) lässt sich ein ähnliches Argument machen. Mir ist klar, dass in der Gesamtbetrachtung jede Runde gleich viel zählt. Aber das ist nicht die Wahrnehmung. Oft hat man die letzten Runden mehr im Kopf und ich bin dann immer sehr froh, wenn ich als Jurierender das Ergebnis selbst für wirklich richtig halte und nicht denke, dass es mit etwas mehr Jurierzeit auch hätte anders ausgehen können.
Dazu hilft es auch den Nachwuchsjurierenden aus 1) wenn sie nicht direkt die Jurierdiskussion in 15-20 min schaffen müssen.
3) 4 Runden am Tag ohne geschlossene Runden ist sehr schwer zu planen
Gerade anschließend an 2) glaube ich, dass nur offene Runden zu einem viel strikteren Pochen auf den Zeitplan und mehr “abgebrochene” Jurierdiskussionen möglich sind.
4) Das Tabproblem ist etwas komplexer:
Diese Tabfehler enstehen meist, wenn man die RednerInnen in falscher Reihenfolge einträgt. Wahrscheinlich würden ein paar Fälle im Feedback augefangen werden, aber in “meinem Jurierworkflow” würde das z.B. trozdem passieren, da ich die Ergebnisse von meinem Jurierzettel ablese, auf dem das wahrscheinlich richtig ist. Auf der DDM hätte es eventuell auch keinen Unterschied gemacht, da das Tab da erst nach dem Viertelfinale veröffentlicht wird (Worüber man eigentlich auch mal reden sollte).
Feedback war auch für mich der Hauptgrund, dass ich mir Gedanken darüber gemacht habe.
zu 1: Stimmt, die Perspektive der unerfahrenen Chairs habe ich nicht richtig durchdacht. Wenn ich darüber nachdenke fallen mir zwar theoretische Fixes ein (vorher entscheiden, erst am Ende drüber nachdenken), aber in der Praxis werden Jurierende so nicht denken.
zu 2/3: Ja, am Ende bleibt es ein Zeitproblem. Eigentlich hoffe ich, dass wir den Zeitplan einfach um 20-30 Minuten verlängern können, um den notwendigen Freiraum zu schaffen. Ob wir jetzt um 19:00 oder 19:30 fertig werden, macht den Braten auch nicht fett. Auf jeden Fall wird es bei 3 Runden am Tag nicht eng, und auch da gibt es häufig geschlossene Runden.
Falls das nicht möglich ist oder es anderweitig knapp wird, sollte in meiner Idealwelt sozusagen der Zeitplan mit einer geschlossenen Runde umgesetzt, nur dass die Teams direkt nach der Runde zu ihren Jurierenden gehen können, um sich das Ergebnis und Feedback zu holen. Allerdings hast du wahrscheinlich Recht, dass die Orga eher auf den Zeitplan pocht als diesen Kompromiss einzugehen,
zu 4: Dass das Problem idR aus der Diskrepanz zwischen Notizen und eingetragenen Werten stammt, ist mir bewusst. Was ich meinte ist folgendes: Im Feedback merken sich die Redenden, welche Punktzahl sie bekommen haben. Wenn sie hinterher das Tab haben, können sie sofort sehen, ob die richtige Punktzahl eingetragen ist. Ich würde auch nach einer offenen Runde aufs Tab gucken, weil ich ja meine Position und die von Bekannten wissen will.
Es ist mittlerweile immer üblicher im internationalen BP Runde 4 zu schließen um all die Vorteile einer geschlossenen Runde amTag 1 zu haben und Runde 5 zu öffnen, um mehr Feedback zu haben. Geschlossene r4 motiviert meist auch (fast) alle Teams an Tag 2 zu debattieren da man nicht weiß ob man fix raus ist.
Wir haben beim viv letztes Jahr Runde 3 und 4 Wegen Zeit gründen schließen müssen – wenn man aber flexibler mit dem venue ist – warum nicht…
Ich bin selbst zu dem Thema sehr unentschlossen und halte insbesondere das “mehr Feedback” Argument für wirklich wichtig, Aber hier ein paar Gedanken aus CA, Orga und Dino- Perspektive:
1) Geschlossene Runden als Element der Jurierförderung:
Geschlossene Runden haben den Vorteil, dass sie “halbes” Hauptjurieren bieten. Was meine ich damit: Gutes Hauptjurieren besteht für mich aus zwei Elementen: Gutes Leiten der Jurierdiskussion und gutes Feedback. Leider stehen diese Ziele im Konflikt um meine Aufmerksamkeit während der Jurierdiskussion. Wenn ich während der Jurierdiskussion auch über das Feedback nachdenke geht mir eventuell ein wichtiger Beitrag mal durch oder ich realisiere Dinge erst zu langsam. Gerade bei den ersten Malen Hauptjurieren war ich am Ende meist entweder mit meiner Jurierdiskussion zufrieden oder mit meinem Feedback. Mit Übung und Erfahrung wird das dann irgendwann einfacher.
Viele, gerade junge und noch unbekanntere Jurierende, kommen aus Clubs in denen sie immer alleine jurieren, es also außerhalb von Turnieren selten die Möglichkeit gibt, dieses Szenario zu trainieren. Geschlossene Runden geben mir als CA da die Möglichkeit, junge Jurierende erste Erfahrungen im Leiten von Jurierdiskussionen machen zu lassen, ohne dass sie dabei die ganze Zeit ihr (erstes Turnier-) Feedback im Kopf haben müssen. Das wäre in deiner Alternative anders, da man das dennoch ja am Anfang mitplanen würde und erst später entscheidet.
2) Geschlossene Runden schaffen mehr Jurierzeit in “relevanten Runden”
Das hier soll wirklich keine Verteidigung der teilweise sehr langen Jurierungen in den letzten Runden sein. Aber ich glaube, dass gerade die letzten Runden etwas mehr Zeit zum jurieren haben sollten (maximal aber 25-30 Minuten). Nach den Faltungen reden oft Teams gegeneinander die im Tab sehr nah beieinander sind. Hier ist also das Debattenergebnis oft für beide Teams breakrelevant. In BP (insbesondere mit Powerpairing) lässt sich ein ähnliches Argument machen. Mir ist klar, dass in der Gesamtbetrachtung jede Runde gleich viel zählt. Aber das ist nicht die Wahrnehmung. Oft hat man die letzten Runden mehr im Kopf und ich bin dann immer sehr froh, wenn ich als Jurierender das Ergebnis selbst für wirklich richtig halte und nicht denke, dass es mit etwas mehr Jurierzeit auch hätte anders ausgehen können.
Dazu hilft es auch den Nachwuchsjurierenden aus 1) wenn sie nicht direkt die Jurierdiskussion in 15-20 min schaffen müssen.
3) 4 Runden am Tag ohne geschlossene Runden ist sehr schwer zu planen
Gerade anschließend an 2) glaube ich, dass nur offene Runden zu einem viel strikteren Pochen auf den Zeitplan und mehr “abgebrochene” Jurierdiskussionen möglich sind.
4) Das Tabproblem ist etwas komplexer:
Diese Tabfehler enstehen meist, wenn man die RednerInnen in falscher Reihenfolge einträgt. Wahrscheinlich würden ein paar Fälle im Feedback augefangen werden, aber in “meinem Jurierworkflow” würde das z.B. trozdem passieren, da ich die Ergebnisse von meinem Jurierzettel ablese, auf dem das wahrscheinlich richtig ist. Auf der DDM hätte es eventuell auch keinen Unterschied gemacht, da das Tab da erst nach dem Viertelfinale veröffentlicht wird (Worüber man eigentlich auch mal reden sollte).
Danke für deine ausführliche Antwort!
Feedback war auch für mich der Hauptgrund, dass ich mir Gedanken darüber gemacht habe.
zu 1: Stimmt, die Perspektive der unerfahrenen Chairs habe ich nicht richtig durchdacht. Wenn ich darüber nachdenke fallen mir zwar theoretische Fixes ein (vorher entscheiden, erst am Ende drüber nachdenken), aber in der Praxis werden Jurierende so nicht denken.
zu 2/3: Ja, am Ende bleibt es ein Zeitproblem. Eigentlich hoffe ich, dass wir den Zeitplan einfach um 20-30 Minuten verlängern können, um den notwendigen Freiraum zu schaffen. Ob wir jetzt um 19:00 oder 19:30 fertig werden, macht den Braten auch nicht fett. Auf jeden Fall wird es bei 3 Runden am Tag nicht eng, und auch da gibt es häufig geschlossene Runden.
Falls das nicht möglich ist oder es anderweitig knapp wird, sollte in meiner Idealwelt sozusagen der Zeitplan mit einer geschlossenen Runde umgesetzt, nur dass die Teams direkt nach der Runde zu ihren Jurierenden gehen können, um sich das Ergebnis und Feedback zu holen. Allerdings hast du wahrscheinlich Recht, dass die Orga eher auf den Zeitplan pocht als diesen Kompromiss einzugehen,
zu 4: Dass das Problem idR aus der Diskrepanz zwischen Notizen und eingetragenen Werten stammt, ist mir bewusst. Was ich meinte ist folgendes: Im Feedback merken sich die Redenden, welche Punktzahl sie bekommen haben. Wenn sie hinterher das Tab haben, können sie sofort sehen, ob die richtige Punktzahl eingetragen ist. Ich würde auch nach einer offenen Runde aufs Tab gucken, weil ich ja meine Position und die von Bekannten wissen will.
Ich finde den Vorschlag unterstützenswert und liebe die Unterschrift des Fotos.
Es ist mittlerweile immer üblicher im internationalen BP Runde 4 zu schließen um all die Vorteile einer geschlossenen Runde amTag 1 zu haben und Runde 5 zu öffnen, um mehr Feedback zu haben. Geschlossene r4 motiviert meist auch (fast) alle Teams an Tag 2 zu debattieren da man nicht weiß ob man fix raus ist.
Wir haben beim viv letztes Jahr Runde 3 und 4 Wegen Zeit gründen schließen müssen – wenn man aber flexibler mit dem venue ist – warum nicht…