Und täglich grüßt das Murmeltier – Warum wir eine dauerhafte Lösung für die Chefjurierendenauswahl bei der DDM brauchen

Datum: Jan 24th, 2024
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Category: Campus-Debatten, Mittwochs-Feature, Turniere, VDCH

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8 Kommentare zu “Und täglich grüßt das Murmeltier – Warum wir eine dauerhafte Lösung für die Chefjurierendenauswahl bei der DDM brauchen”

  1. Jonas (HD) says:

    Vielen Dank an die Redaktion der Achten Minute für diese sehr umfassende sachliche Einordnung.

    Ich war doch überrascht schon vor längerer Zeit festzustellen, dass die Debattierszene, die ja sonst gerne alles in extremen Detailgrad in der Beschlusssammlung festhält, dafür keine Regelung hatte. Letztlich gehört die Auswahlkommission in die Beschlusssammlung und die Bestimmung der Auswahlkommission auf die MV. Dort kann sich die Szene dann auch darüber klar werden, was für den Auswahlprozess wie relevant sein soll, ohne dass dies unilateral von einzelnen Clubs durchgesetzt wird.

  2. Konstantin (Rederei/Mainz) says:

    Ich stimme euch im Ergebnis zu, dass ich eine Auswahlkommission (vermutlich besetzt durch VDCH & Orga) der way to go ist. Ein weiteres Argument hierfür geht aus dem von euch verlinkten Artikel von Lennart hervor und ich möchte das noch einmal explizit machen. Währen wir in OPD eine hochdemokratisch (von Tübingen 😉 ) gewählte Regelkommission haben, die über die Interpretation des Formats bestimmt, hängt dies in BP maßgeblich nach Gewohnheitspraxis von Leitfäden/Äußerungen & Jurierpraxis der DDM Chefjury für die folgenden 2 (das sind unter Zugrundelegung einer nicht-dinosaurischen Debattierkarriere viele) Jahre ab. Ob das sinnvoll ist, sei mal dahingestellt. Sofern wir das aber praktizieren, ergibt sich mMn fast notwendig die Anforderung eines Mindestmaß an Einbindung der Szene. Diese ist wie von euch im Artikel ausgeführt mit einer Auswahlkommission deutlich stärker vorhanden.

  3. Jannis Limperg says:

    Als Mitglied der Auswahlkommissionen 2021-23 würde ich gerne ein paar Sachen ergänzen.

    1. Das wesentliche Kriterium in unseren Auswahlprozessen war immer ein Fragebogen mit detaillierten inhaltlichen Fragen zur CA-Arbeit. Andere Kriterien, z.B. Diversität des Panels in verschiedenen Dimensionen, haben auch eine Rolle gespielt, waren aber klar nachgeordnet. Nachwuchsförderung haben wir, soweit ich mich erinnere, nicht betrieben; ich halte das DDM-CA-Panel auch für den falschen Ort dafür.

    2. Den inhaltlichen Teil des Fragebogens haben wir vollständig anonym ausgewertet; insbesondere kannten wir zum Zeitpunkt der initialen Auswertung nicht die CA-Erfahrung der Bewerber*innen. Hypothetische sehr gute Leute ohne Erfahrung hätten also durchaus Chancen gehabt.

    3. Die relevanten Fragen (also diejenigen, bei denen es substantielle Unterschiede zwischen den Bewerbungen gab) betrafen fast immer die Themenarbeit. Die Fragen zum Jurierendenmanagement wurden von fast allen Bewerber*innen solide beantwortet. Das macht das Jurierendenmanagement nicht unwichtig, bedeutet aber, dass es im Auswahlprozess berechtigterweise eine weniger große Rolle spielt.

    4. Der Auswahlprozess ist nun auf zweierlei Weise besonders geeignet dafür, die Themenarbeit zu beurteilen. Erstens bekommen wir individuelle Antworten der Bewerber*innen, anstatt uns Themen anzuschauen, die gemeinsam mit zwei bis drei anderen Leuten gestellt wurden. Zweitens waren die Auswahlkommissionen stets mit Leuten besetzt, die selbst viel chefjuriert haben und damit hoffentlich zumindest bis zu einem gewissen Grad beurteilen können, wie gute Themenarbeit aussieht.

    5. Gute Zusammenarbeit mit der Cheforga war für uns nie ein Kriterium, aber mir ist auch nicht bekannt, dass es da je größere Probleme gegeben hätte. Gute Zusammenarbeit innerhalb des CA-Panels haben wir berücksichtigt, indem wir abgefragt haben, ob die Bewerber*innen mit bestimmten Personen nicht chefjurieren möchten. (Ich kann mich an keine “Ja”-Antwort erinnern.) Gute Zusammenarbeit mit dem Tabteam wird dadurch sichergestellt, dass die CAs an der Auswahl des Tabteams beteiligt sind.

    6. Ein Nachteil der elaborierten Auswahlprozesse, die wir aufgesetzt haben, ist, dass manche Leute schlicht keine Lust haben, sich einem solchen Prozess zu unterziehen. Uns wurde anekdotisch zugetragen, dass sich manche sehr guten CAs aus diesem Grund gegen eine Bewerbung entschieden hätten.

    Zusammenfassend halte ich es für unwahrscheinlich, dass eine Cheforga die Themenarbeit als wichtigste Fähigkeit der Bewerber*innen so gut einschätzen kann wie eine Auswahlkommission. Das heißt natürlich nicht, dass Cheforgas keine guten CAs ernennen können; das Panel dieses Jahr ist beispielsweise offensichtlich sehr gut (wenn auch sehr konservativ gewählt).

  4. Allison (DDG/MZ) says:

    My 2-Cents als Alumna: Ich fand (und finde bei den DDG-Turnieren) die Auswahl der CAs für kleine Turniere, aber auch für die (damals noch) ZEIT Debatte, als Cheforga immer super nervig und total außerhalb meiner organisatorischen Aufgaben. Eine Kommission kann sich nur mit diesem Bereich befassen und tolle, fähige Leute aussuchen. Ist doch klasse! Und die Cheforga kann sich um die eigentliche Orga des Turniers, zumal wenn es sich um ein sehr großes Turnier handelt, kümmern. Wenn ich so drüber nachdenke, wäre ich sogar dauerhaft für Ernennungskommissionen auch bei Turnieren außerhalb der CDs/DDM – vielleicht mit schlankem Bewerbungsprozess bei kleinen Turnieren (bspw. keine Feedbackrunde, man wirft einfach seinen Hut in den Ring).

    1. Johannes M. (Köln/Münster) says:

      So unterschiedlich können die Ansichten sein: Mir war es sehr wichtig, selbst die Chefjury unserer Campus-Debatte bestimmen zu können und ich hätte die Auswahl niemals aus der Hand gegeben. 😀

  5. Ruben (Hannover/Hamburg) says:

    Ich kann Jannis Kommentar nur komplett unterstützen:
    Was mir auch in dem offenen Brief noch etwas zu kurz kommt ist, das meines Erachtens Auswahlkomissionen mit größerer Wahrscheinlichkeit das sportlich bessere Panel setzen werden.
    Schlechte bzw. unfaire Themen entstehen häufig nunmal dadurch, dass Personen, die ähnlich denken, die Schwachstellen an ihren Themen gemeinsam übersehen und ihre eigenen Darling-Themen überschätzen. Um ein sportlich faires Turnier zu erhalten, ist es also wichtig, dass in Panels unterschiedliche Sichtweisen auf Themen, Interessen, Vorwissen und Geschmäcker aufeinander treffen, die sich dann in Summe ergänzen und verschiedenere Themen-Ideen, vor allem aber verschiedenere Blickweisen auf potentielle Themen-Schwachstellen mitbringen. Wie Jannis bereits geschrieben hat, ist genau das einer der Hauptschwerpunkte von Auswahlkomissionen. In Cheforga-Auswahlen wird eine solche tiefe Analyse vermutlich seltenst stattfinden.
    In den letzten Jahren bestand eine Auswahlkomission außerdem i.d.R. aus sehr erfahrenen CAs, die häufig bereits selber eine DDM chefjuriert haben, und somit sehr viel mehr Einblick in die Arbeit und Anforderungen an CAs als die durchschnittliche Cheforga haben.
    Natürlich kann man all das für konservativ halten, aber ehrlicherweise ist die DDM nun mal auch nicht der Ort für große Innovationen und Nachwuchsförderung, das ist ja auf allen anderen Turnieren des Jahres möglich, die quasi nie eine Auswahlkomission haben.

    Der Artikel betrachtet hauptsächlich den Best-Case, aber insbesondere die Worst-Case-Betrachtung spricht aus den genannten Gründen noch viel mehr für eine Auswahlkomission:
    Im Worst-Case bei einer Cheforga-Auswahl gibt es eine nach willkürlichen Kriterien ausgewählte Chefjury, die sich nicht gut ergänzt, verschiedenen Ideen und Wünsche der Szene an Themen nur einseitig repräsentiert und viel Unmut über vermeintliches oder tatsächliches Hinterzimmergemauschel.
    Im Worst-Case bei einer Auswahl-Komission fühlen sich einige potentielle CAs abgeschreckt und man hat mehr Reibereien im Panel.
    Für die Qualität und Fairness der Themen halte ich letzteres für deutlich weniger problematisch. Zumal ich finde, dass die Mühe eines Auswahlprozesses und eines Nicht-Lieblingspanels jemandem, der eine DDM chefjurieren möchte, durchaus zugemutet werden darf.

  6. Sven (Tübingen) says:

    Danke an die 8M-Chefredaktion für diesen sachlichen, ausführlich recherchierten Artikel.
    Mein Kommentar hier wird wahrscheinlich in der Thread-Flut untergehen, aber ich möchte mal einen konstruktiven Vorschlag für eine neue Regelung hinterlassen.

    Kurz meine Einschätzung von SQ:
    – Ich finde den “normalen” DDM-Chefjury-Auswahlprozess nicht überflüssig, aber extrem aufwändig. Wie Jannis andeutet, muss man als Bewerber fast einen Arbeitstag in den Fragenkatalog investieren; den Aufwand für die Kommission selbst will ich mir gar nicht vorstellen.
    – Dem gegenüber finde ich den Besetzungsaufwand der meisten Campus-Debatten sehr gering. Das läuft (nicht abwertend gemeint) nicht selten auf ein “Ich habe XY beim Social gefragt” hinaus. Was aufgrund all der wichtigen Gründe, die in den letzten Tagen zur Wichtigkeit einer ausgeglichenen Chefjury genannt wurden, eigentlich schade ist.
    – Ich finde diesen Kontrast zwischen DDM und anderen Turnieren kaum zu rechtfertigen. Ja, die DDM ist ein herausgehobenes Turnier mit Vorbildcharakter, aber wenn man nun noch (wie oben vorgeschlagen) die Regel-Zuständigkeit wegnimmt, ist die Verantwortung nicht SO KRASS höher wie der Verfahrensunterschied suggeriert.
    -> Meine Schlussfolgerung wäre ein Mittelweg aus dem extrem aufwändigen DDM- und dem wenig elaborierten sonstigen Verfahren.

    Konkret schwebt mir vor:
    (1) Der VDCH / seine Jurierbeiräte bauen das Tracking der Jurier-Meriten von Chefjuroren der Szene vielleicht noch geringfügig aus; vor allem wird aber stärker etabliert, dass diese Datenbank existiert und genutzt werden soll (gerade bei CD-Chefjurybesetzungen).
    (2) Chefjuroren können (müssen nicht!) zentral beim VDCH / den Jurierbeiräten eine Bewerbung einreichen, in denen sie Dinge wie ihre Stärken/Schwächen angeben. Der Unterschied zu einer DDM-Bewerbung wäre, dass dieser Bewerbungstext ALLEN (CD-)Ausrichtern zur Verfügung stünde und nicht nach der DDM in der Papiertonne landen müsste. Bei Bedarf dürfen Leute ihren Text natürlich aktualisieren.
    (3) Auf DDMs kann meinetwegen eine Auswahlkommission dazukommen, die anonymes Feedback zu den Bewerbern einfordert, die sie auf der Shortlist haben.

    Der Vorteil in meinen Augen: Der Aufwand bei DDMs wäre geringer, dafür würde die Qualität des Auswahlprozesses auf allen anderen Turnieren steigen. Nachteile wären der Mehraufwand für den Jurierbeirat (und diejenigen, die allgemeine Bewerbungstexte schreiben), der Verlust anonymer Bewerbungsverfahren und DSGVO-Fragen.

    PS: Ich habe ein bisschen Angst, dass das bei Offenen Briefen und all den Kommentaren (inklusive meinem) zu kurz kommt, daher: Egal ob die Kritik berechtigt ist oder nicht – ich wünsche der aktuellen Cheforga aus Hamburg und der aktuellen Chefjury der DDM alles, alles Gute für ihre Arbeit! Danke, dass ihr extrem viel Zeit eures Lebens in diese Szene investiert!

    1. Allison (DDG/MZ) says:

      Wir kommen immer alle auf angebliche DSGVO Fragen??? Dieses “Problem” existiert trotz europäischer Verordnung irgendwie nur in Deutschland. Ich denke, diesen Punkt kann man getrost streichen – ein legitimes Interesse an der Datenspeicherung und -verarbeitung liegt ja vor. Wenn der VDCH eine allgemeine Datenschutzerklärung hat, kann man hier diesen Zweck einfach mit aufnehmen.

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