Auf der Suche nach Austausch I: Der richtige Ton

Datum: Feb 3rd, 2016
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Category: Mittwochs-Feature, VDCH, ZEIT DEBATTE

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1 Kommentare zu “Auf der Suche nach Austausch I: Der richtige Ton”

  1. Marc aus Dresden/Freiburg/Stockholm says:

    Toller Artikel, dem ich nur beipflichten kann. Leider erwische ich mich manchmal selbst dabei zu rasch und forsch zu sein, ohne die Konsequenzen meiner Worte zu bedenken. Hab zu dem Thema, wie man Kritik formulieren sollte, sogar mal einen (sicher recht umperfekten) Artikel in der Dresdener Campus-Zeitung CAZ geschrieben:

    Der deutsche Kulturkreis ist so wunderbar unnötig direkt. Ich bin da leider keine Ausnahme. Wenn ich das Gefühl habe, gerechtfertigte Kritik anbringen zu können, dann tue ich das auch. So weit, so gut. Dies ist ein freies Land. Also teile ich meiner Seminarkollegin in meiner bekannt charmanten Art mit: „Deine Struktur war echt scheiße! Wie soll da jemals irgendwer die Zusammenhänge verstehen?”
    So. Da hat sie’s! Und jetzt? Viele Anwesende werden sich sagen: „So’n Arsch.“ Und sie wird meine Kritik vermutlich in die Kategorie „unqualifiziert“ einordnen. Tolle Wurst. Kommilitonen verprellt; Kritik verpufft.
    Wenn Kritik kein Selbstzweck bleiben soll, muss sie (Achtung schlechter Wortwitz!) fachmännisch formuliert werden, nicht bachmännisch. Und Kritik soll bitte kein Selbstzweck sein. Sie soll etwas bewirken. Wir wollen anderen helfen, sich zu verbessern, indem wir ihre Schwächen identifizieren. Im akademischen oder gesellschaftlichen Kontext wollen wir Veränderungen anstoßen.
    Und selbst wohl formulierte Kritik kann auf taube Ohren stoßen. Und dann hilft es nicht, diese gebetsmühlenartig zu wiederholen. Bei einer Gremiensitzung unterlief mir dieser Fehler und spätestens nachdem ich meine Kritik zum fünften Mal geäußert hatte, war mir das Desinteresse der versammelten Professorenschaft sicher. Leider nicht nur zu jenem Punkt, zu dem ich meine Kritik vorgebracht hatte, sondern auch zu allen Folgenden. Satz mit X. Vielleicht – und mit „vielleicht“ meine ich „in jedem Falle“ – hätte ich einen Gang runterschalten müssen.
    Denn Kritik muss nicht nur angemessen und konstruktiv sein, sondern im besten Falle schmackhaft in etwas Positives verpackt werden. Aus dem beamtendeutschen „auf Grundlage der Akten muss das Kriterium XY als nicht erfüllt betrachtet werden“ wird dann „leider macht der sonst gute Antrag nur wenige Ausführungen zu XY“. Und aus dem „Der schon wieder“ im Kopf meiner Kollegen wird hoffentlich ein „Ja, da hat er eigentlich recht“.
    „Schöner Vortrag! Aber an einigen Stellen hättest du die Zusammenhänge noch besser darstellen können, wenn du die Punkte noch besser strukturiert hättest.“ Geht doch. Guter Marc.

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