„Theodula & ich“ – Ein Debattant schreibt über eine Reise, seine Großtante und den Glauben
Florian Neuhann, Finalist der allerersten ZEIT DEBATTE, hat ein Buch geschrieben: In „Theodula & ich“ schreibt er über seine Großtante Agnes, die sich als junge Frau einem Missionsorden anschloss und den Ordensnamen Theodula annahm. Fast 60 Jahre lang lebte Schwester Theodula als Missionarin in Südafrika.
Florian, der 2003/2004 Präsident des Debattierclub München war, besuchte seine Großtante 2007 in Südafrika, um ihre Biographie zu schreiben. Er war fasziniert von der Ordensfrau, die sich als junge Frau in einer Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus engagiert, als Professorin katholische Priesteramtskandidaten unterrichtet, unzählige Bücher geschrieben, gegen die Apartheid gekämpft und sich für Reformen in ihrem Orden und der Kirche stark gemacht hatte. Das Buch „Theodula & ich“ jedoch ist viel mehr geworden als eine Biographie. Hier steht die Begegnung der beiden so unterschiedlichen Menschen im Vordergrund.
Um das Debattieren geht es nicht in Florians Buch – wohl aber um Themen, die Stoff für Debatten sind. Vom institutionalisierten Rassismus über Frauenrechte in der Kirche und darüber hinaus bis zu Sexualmoral – viele Themen aus den Lebenskreisen der beiden Protagonisten werden benannt und besprochen. Dabei wird das Buch sehr persönlich in seiner Auseinandersetzung mit dem Glauben:
„Ich merke, wie ich davor zurückschrecke, mich mit den letzten Fragen des Lebens auseinanderzusetzen. Selbst jetzt, auf der Reise mit der Nonne, lasse ich diese existenziellen Dinge nicht an mich ran. Warum gibt es uns Menschen? Was kommt nach dem Tod? Hat unser Leben einen tieferen Sinn?
Vielleicht liegt es daran, dass diese Fragen für meinen ganz gewöhnlichen Alltag keine praktische Relevanz haben. Dass ich darauf keine Antwort weiß, stört mich nicht. Wichtig ist das Hier und Jetzt, und ich vermute, es ist bei den meisten meiner Freunde genauso. Ohnehin ist der Glaube in meinem Alltag kein Thema. Mit meinen engsten Freunden diskutiere ich viel und oft sehr kontrovers über alle möglichen Themen. Wir debattieren viel über Politik und ich erinnere mich auch an heftige Diskussionen, die wir über den Religionsunterricht als Pflichtfach geführt haben, als es in Berlin dazu einen Volksentscheid gab. Nur über den Glauben selbst sprechen wir nicht. Vielleicht, weil wir davor zurückscheuen, so etwas Persönliches zu thematisieren?
Wann habe ich zuletzt jemanden gefragt, ob oder woran er eigentlich glaubt? Außer meiner Großtante kommt mir niemand in den Sinn. ‚Den meisten Christen fällt es leichter, über Sex zu reden als über Beten‘, schreibt DIE ZEIT. Nach meiner Erfahrung stimmt das.“
Florian Neuhann, Jahrgang 1980, war schon bei der ersten ZEIT DEBATTE dabei, die im November 2001 in Tübingen ausgetragen wurde. Dort konnten er und seine Teampartner vom Debattierclub München erst im Finale von einem Berliner Team gestoppt werden. Florian war als Präsident des Debattierclub München Organisator und Finalmoderator der ersten Münchner ZEIT DEBATTE im Herbst 2003. Er war Schüler der renommierten Deutschen Journalistenschule und studierte anschließend Politikwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Europarecht in München und Bologna. Seit 2006 arbeitet er beim ZDF, seit 2010 berichtet er für den Sender aus Baden-Württemberg und der Schweiz. Dem Debattieren ist Florian als Mitglied des Alumni- und Förderervereins Deutsche Debattiergesellschaft nach wie vor verbunden.
glx / apf
Aktualisierung 28. Oktober: Ein Korrespondentenbericht der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) über Autor und Buch ist jetzt auf der Seite des Domradios Köln auch online abrufbar.