Im Interview mit dem neuen VDCH-Vorstand (Teil 2 von 2)

Datum: 1. November 2023
Redakteur:
Kategorie: Mittwochs-Feature, VDCH

Der auf der VDCH-MV neu gewählte Vorstand besteht aus Jonathan Krapp (Präsident), Jens Molge (Vizepräsident für Öffentlichkeitsarbeit), Bjarne Roggenbuck (Vizepräsident für Veranstaltungen) und Jonas Reichert (Vizepräsident für Finanzen). Vor zwei Wochen hat die Achte Minute bereits Interview mit Jonathan Krapp und Jens Molge veröffentlicht. Hier soll es um die anderen beiden Vorstandsmitglieder gehen.

Jonas Reichert ist neuer VDCH-Vizepräsident für Finanzen.

Von ehrenamtlichem Engagement im Debattieren und darüber hinaus – Jonas Reichert im Interview

Achte Minute: Magst du dich kurz vorstellen? Vielleicht für die die deine Bewerbung noch nicht gelesen haben.

Jonas:  Mein Name ist Jonas Reichert. Ich bin jetzt VDCH-Vizepräsident für Finanzen. Ich war vorher auch schon zwei Jahre im Vorstand des Debatingclubs Heidelberg aktiv. Ein Jahr als erster Vorsitzender, ein Jahr als Schatzmeister. Zwischendrin habe ich mal kurz das Debattieren verlassen und war Finanzvorstand beim Heidelberger Club für Wirtschaft und Kultur e.V. Wenn ich gerade nicht irgendwie Debattierorganisation mache, debattiere ich oder studiere Physik, wo ich jetzt auch endlich mal meinen Bachelor abschließen werde – in der nächsten Woche hoffentlich.

[Anmerkung der Redaktion: Jonas hat mittlerweile seinen Bachelor erfolgreich abgeschlossen und studiert jetzt im Master.]

Achte Minute: BP oder OPD und warum?

Jonas: BP, offensichtlich. Aber ich glaube beide Formate haben ihre Berechtigung, weil sie einfach verschiedene Sachen auf verschiedene Sachen abfragen. BP eher das tatsächliche Argumentieren und OPD auch das öffentliche Auftreten. BP liegt mir persönlich mehr, insbesondere zum Jurieren, weil die Jurierdiskussionen einfach inhaltlich mehr hergeben, weil man tatsächlich diskutieren kann über Abwägungen und nicht nur mittelt.

Achte Minute: Wie bist du zum Debattieren gekommen und was würdest du sagen hast du am Sport am meisten zu schätzen gelernt?

Jonas: Zum Debattieren gekommen bin ich hauptsächlich, weil ich das Reden trainieren wollte. Ich habe dann mal gegoogelte, was es da so gibt. Ich habe gesehen, dass eine Debatte in Heidelberg stattfindet. Nachdem ich da einmal hingegangen war, bin ich da irgendwie geblieben und nicht mehr weggekommen. Zu schätzen gelernt habe ich glaube viele Dinge: Zum einen einfach das Training im Reden und einfach reden zu können über sieben Minuten. Aber auch schon die Menschen. Es gibt sehr viele, sehr viele (großartige) Menschen, und auch sehr interessante Menschen. Außerdem gibt es im Debattieren, wie in vielen Hochschulgruppen, Studierende aus verschiedenen Fachbereichen, sodass man dann auch immer mal wieder Leute aus verschiedenen Fachbereichen kennenlernt und ein bisschen aus seiner Bubble rauskommt. Also nicht aus der Studierenden-Bubble allgemein, aber immerhin…

Achte Minute: Warum hast du dich speziell auf das Amt des Vizepräsidenten für Finanzen beworben?

Jonas: Ich war Schatzmeister im DCH, ich war Finanzvorstand beim Heidelberger Club für Wirtschaft und Kultur e.V. Es liegt mir einfach vor dem Hintergrund von dem, was ich sonst so kann und mache, weil es eine eher analytische Arbeit ist. Außerdem kann ich von dieser Position, sowohl die anderen Vorstandsmitglieder unterstützen als auch vieles selbst so gestalten, wie ich das gerne möchte. Ich traue mir zu, die Buchführung ordentlich zu machen, weil ich das ja schon ein paarmal gemacht habe. Ja und es gibt zwei Gründe, aus denen ich mich ursprünglich beworben habe: Zum einen wurde mir gesagt, dass ich sollte ich mit dem Debattieren aufhören darf, wenn ich vorher entweder eine Campus-Debatte gewonnen oder aber einen VDCH-Posten übernommen habe und irgendwann muss ich doch mal mit dem Debattieren aufhören. Zum anderen hat Leo mich angesprochen, ich habe ja gesagt und kam dann nicht mehr raus.

Achte Minute: Du hast im letzten Jahr das beliebte „Heidelberger Symposium“ mit über 700 Teilnehmern organisiert. Was würdest du sagen war für dich in diesem Zusammenhang die lehrreichste Erfahrung?

Jonas: Genau, ich habe im letzten Jahr als Vorstandsmitglied [des Heidelberger Club für Wirtschaft und Kultur e.V.] das Heidelberger Symposium mitorganisiert. Das Heidelberger Symposium ist eine dreitägige interdisziplinäre Veranstaltung, bei der jährlich über 40 renommierte Expert*innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur sprechen. Letztes Jahr fand das Symposium unter dem Thema „zeit.los“ statt. Es nahmen unter anderem Prof. Dr. Helge Braun, Ina Ruck, Phoebe Gaa und Anna Engelke als Referierende teil. Im Jahr davor war ich als Mitglied der Organisierendenversammlung dabei, damals unter dem Motto „überLeben“. Ich glaube, das Lehrreichste aus der Vorstandszeit war vor allem einfach auch die Finanzen für so eine große Veranstaltung zu machen. Der Jahreshaushalt, den ich dort betreut habe, war schon etwa 10- bis 15-mal größer als der des Debattierclubs. Das war glaube ich nochmal ein schöner Mittelschritt zum VDCH von der Größe. Aber ich glaube auch einfach so generell so diese komplette Projektphasen zu sehen, wie die Veranstaltung zusammenkommt, wie dieses Team zusammenkommt und wie man es am Ende schafft.

Achte Minute: In diesem Jahr wird ja wahrscheinlich insbesondere die Sponsoringaqkuise ein zentraler Teil der VDCH-Vorstandsarbeit sein, da in der Saison 2024/25 die Förderung der Campus-Debattenserie durch die Zeitstiftung wegfällt. Wie planst du dich hier einzubringen? Gibt es dazu schon eine klare Aufgabenteilung innerhalb des neuen Vorstandes?

Jonas: Grundsätzlich kann ich sagen, das ist nicht meine Abteilung. Ich versuche mich aber schon im Hintergrund einzubringen. Es gibt ja auch ein von Jonathan geleitetes Team, das dahinter steht, aber soweit ich das kann, werde ich natürlich versuchen mich einzubringen. Ich glaube auch nicht, dass das ein kompletter Untergang des VDCH wäre, wenn wir in diesem Jahr noch nicht in der Lage sind die Förderung durch die Zeit-Stiftung vollständig zu ersetzen. Trotzdem wäre es natürlich gut, weil davon direkt die Teilnahmebeiträge der vom VDCH veranstalteten Turniere abhängen. Wie es mit der Aufgabenteilung innerhalb des VDCH-Vorstandes aussieht, dazu möchte ich jetzt keine Interna preisgeben. Wendet euch dazu gerne an den VDCH-Pressesprecher.

 

Bjarne Roggenbuck ist der neue VDCH-Vizepräsident für Veranstaltungen.

Die Rolle des Heidelbären in der erfolgreichen Turnierorganisation – Bjarne Roggenbuck im Interview

Achte Minute: Wer bist du eigentlich? Was sollte man über dich wissen?

Bjarne: Ich bin Bjarne Roggenbuck, so ein komischer Mensch, der seit drei Jahren debattiert. Ich bin angehender Mathematiker und Ökonom, also VWL und Mathematik Student. Was man über mich wissen sollte: Ich laufe im nächsten Jahr häufig gestresst auf Veranstaltungen rum. Das hängt damit zusammen, dass ich der neue Vizepräsident für Veranstaltungen bin. Ich glaube die zentrale Information ist, dass ich das Debattieren sehr liebhabe. Es mir ein großes Anliegen ist, dass es der Szene, aber auch den Leuten in der Szene und dem Sport gut geht. Das ist für mich auch wichtig, weil auch das kompetitive Debattieren für mich eine große Rolle spielt.

Achte Minute: Wie bist du zum Debattieren gekommen und was würdest du sagen hast du am Sport am meisten zu schätzen gelernt?

Bjarne: Zum Debattieren gekommen bin ich, weil ich in meiner Jugend viel mit Anderen diskutiert habe, die mir dann vorgeschlagen haben, zum Debattieren zu gehen. Ich habe dann einige Male versucht an Debattenabenden an der Universität in Duisburg-Essen teilzunehmen, die aber eher unregelmäßig stattgefunden haben. Trotzdem hat das Debattieren mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe anschließend noch an einem Rhetorikkurs an der Volkshochschule teilgenommen. Zum Studieren wollte ich an eine Uni, an der ich Debattieren konnte. Bei der Auswahl meines Clubs habe ich mich informiert welche Clubs besonders erfolgreich waren, weil ich davon ausgegangen bin, dass es sich hierbei auch um die großen Clubs im deutschsprachigen Raum handelt. Im Zuge meiner Recherche bin ich auf die Rederei gestoßen und habe gesehen, dass die kürzlich eine DDM gewonnen hatten und bin dort hingegangen. So bin ich ins Debattieren erst gestolpert und dann mit Beginn meines Studiums hineingerannt. Was würde ich dazu, was ich am Sport am meisten zu schätzen gelernt habe? Also ich glaube der Wettbewerb, wobei dieser Aspekt auch in den letzten Jahren deutlich stärker geworden ist. Ich habe Spaß daran mich zu verbessern. Ansonsten: die Gemeinschaft. Ich hatte nicht erwartet, dass beim Debattieren so viele nette Menschen sind, mit denen man reden kann und die politisch motiviert und engagiert sind. Und am Ende, weil ich den Sport einfach liebe: Ich debattiere teilweise viermal die Woche und das hat keine kompetitiven Gründe, sondern einfach dass jede Debatte eine schöne Sache ist für mich.

Achte Minute: BP oder OPD und warum?

Bjarne: Die Rederei-Alumni werden mich vielleicht schlagen, weil die Rederei, soweit ich weiß, ein typischer OPD-Club ist, aber BP. Ich sage das mit weniger Überzeugung, als man das vielleicht bei mir erwarten würde.
Ich mag BP dadurch, dass es strategischer ist, dass Mechanismen technischer sein müssen, dass man auch mal ganz schnell reden darf und drei Argumente in der Rede raushauen könnte, wenn man sehr, sehr gut wäre. Und ich glaube sich gerade über strategische Elemente Gedanken zu machen, ist etwas, was OPD durch seine linken Kategorien einfach nicht ermöglicht. Trotzdem ist OPD unglaublich wertvoll in meinen Augen, weil man ja auch zu signifikanten Teilen in Rhetorik bewertet wird und die Welt ist nun einmal rhetorisch. 

Achte Minute: Warum hast du dich speziell auf das Amt des Vizepräsidenten für Veranstaltungen beworben?

Bjarne: Ich habe zwei Jahre aktiv das Turniergeschäft von meinem Club gemanagt. Zudem habe ich einige Turniere cheforganisiert und hatte sehr viel Spaß dran und gleichzeitig das Gefühl, dass es wertvoll ist, das auf irgendeine Art weiterzugeben. Deswegen hat sich das Amt angeboten. Ich konnte mir nicht vorstellen Öffentlichkeitsarbeit zu machen und im Zweifel vor Designprogrammen zu sitzen und operativ Dinge auszuführen – obwohl ich großen Respekt vor Jens habe dafür, dass er das tut. Ich bin definitiv kein Finanzer und ich habe, glaube ich, nicht die Erfahrung zum Präsidenten.
In den letzten Jahren habe ich mich in der Szene ein bisschen vernetzt und bin auch überzeugt, dass das für diese Position essenziell ist.
Und am Ende liegt mir die VDCH-Turnierserie einfach sehr im Herzen, weil sie das ganze VDCH-Land zusammenbringt und dieses Klassenfahrtsgefühl erzeugt. An dieser Stelle wollte ich mich gerne mehr einbringen. Deswegen betreue ich die Turniere jetzt.

Achte Minute: Du hast selbst schon einige Turniere cheforganisiert. Was ist dein wertvollster Geheimtipp für die aktuellen Ausrichterclubs?

Bjarne: Habt Spaß! Also wirklich, wenn ihr das zu ernst nehmt und euch über jeden Einzelschritt Gedanken macht, dann ist das viel zu viel Arbeit. Und dann verbringt ihr zwei Drittel der Zeit damit zu berichten, wie viel Arbeit alles ist und wie man Dinge sinnvoll formuliert. Macht das nicht. Ich glaube gerade, wenn man die Freiheit hat sich zum Beispiel lustige Raumnamen auszudenken oder solche Späße einzubauen wie den Heidelbär auf unseren letzten Turnieren, dann wird das richtig schön und dann wird das auch vor allem für euch schön und schön für die Menschen, die euch helfen. Und wenn ihr Spaß habt, merken das auch die Teilnehmer.
Und vielleicht noch ein bisschen direkter: Vergesst keine Materiallisten. An kleinen Materialien, wie einem Mehrfachstecker oder einem Laptop oder einem Drucker hängt so viel ab. Also denkt an die Materiallisten, damit ihr alles dabeihabt.

Achte Minute: Du sprichst in deiner Bewerbung neben der Organisation der VDCH-Debattenserie hinaus außerdem etwa über die VDCH-Clubdebatte. Welche Ambitionen hast du als VDCH-Vizepräsident für Veranstaltungen und welche Veranstaltungen würdest du gerne betreuen?

Bjarne: Meine Hauptaufgabe ist es die Debattenserie zu betreuen. Darüber hinaus müssen wir gucken, welche Möglichkeiten wir haben. Insgesamt war der VDCH-Clubabend okay besucht und ich finde, dass das eine schöne Möglichkeit ist sich zu vernetzen und auszutauschen. Wie möglicherweise schon im Laufe dieses Interviews klar geworden ist, ist Vernetzungen mir einfach sehr wichtig. Außerdem wünsche ich mir mehr Unterstützung für kleine Clubs, zum Beispiel beim Erfahrungsaustausch. Aber all diese Dinge kann ich auch nicht alleine umsetzen und muss mir außerdem meine Zeit sinnvoll einteilen. Also: Weiß ich noch nicht genau, müssen wir mal gucken.

Achte Minute: Wofür braucht man einen Toprope Schein und schreibt man das überhaupt zusammen?

Bjarne: Also, ein Toprope-Schein ist ein Kletterschein. Ich habe in der Schule mal in einer Kletter-AG mitgemacht und das so lange, dass man mir vertraut hat. Der Schein soll zeigen, dass man in der Lage ist andere zu sichern. Kleine Anmerkung an dieser Stelle, lasst euch nicht von mir sichern, ich habe das lange nicht mehr gemacht. Schreibet man das zusammen? Keine Ahnung. Rechtschreibung ist ehrlich gesagt sowieso nicht unbedingt meine Stärke. Allgemeine Ankündigung für alle Mails, die von mir kommen: Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.

Das Mittwochs-Feature: Mittwochs veröffentlicht die Achte Minute ab 10.00 Uhr oftmals ein Mittwochs-Feature, worin eine Idee, Debatte, Buch oder Person in den Mittelpunkt gestellt wird. Wenn du selbst eine Debatte anstoßen möchtest, melde dich mit deinem Themen-Vorschlag per Mail an team [at] achteminute [dot] de.

ah./hb.

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