„Debattieren ist an sich keine komplizierte Sache“ – Aachener Clubpräsident interviewt

Datum: 21. Januar 2011
Redakteur:
Kategorie: Neues aus den Clubs, Presseschau

Das International Office der RWTH Aachen stellt regelmäßig Initiativen der Universität in Aachen vor. Diesmal stand Marc-André Schulz, Vorsitzender des Debattierclub an der RWTH Aachen,  Rede und Antwort. Der Student der Physik leitet seit neun Monaten des Debattierclub und möchte mehr Studierende der RWTH für das Debattieren begeistern.

Die Achte Minute dokumentiert das Gespräch, das auch online auf den Seiten der RWTH Aachen abgerufen werden kann:

International Office (IO): Hallo Marc-André. Schön, dass du hier bist. Du wirst über deinen Verein berichten und ich hoffe auch eine kleine Einführung in das Debattieren geben. Debattieren wird oft als Königsform der Rhetorik bezeichnet; ich finde das klingt ziemlich Respekt einflößend. Kann wirklich jeder das Debattieren erlernen?

Marc-André Schulz: Debattieren ist an sich keine komplizierte Sache. Es erfordert lediglich etwas Geduld und natürlich Praxis. Von Vorteil ist es wenn man ein Interesse an politischen und gesellschaftlichen Themen und Spaß am Argumentieren mitbringt. Beim Debattieren geht es darum für seine Position die besten Argumente zu finden und sich sprachlich überzeugend auszudrücken. Im Prinzip ist debattieren also nichts anderes als eine Form der ‚Streitkultur‘ und auch Streiten will gelernt sein!

IO: Debattieren erfolgt nach ganz bestimmten, festgelegten Regeln. Wie genau funktioniert das?

Schulz: Debattieren ist ein Team- und Denksport mit Wettkampfcharakter. Zwar wird nach festen Regeln debattiert, aber das heißt nicht, dass hitzige Diskussionen ausbleiben. Im Gegenteil. (lacht). Meiner Meinung nach machen gerade das leidenschaftliche Vorbringen und Verteidigen der zugewiesenen Position den Reiz des Debattierens aus. Der einzige Unterschied ist, dass uns im Idealfall die Argumente nicht ausgehen. Aber noch mal zurück zur eigentlichen Frage. Die Regeln der Debatte werden vom jeweiligen Format bestimmt, wobei im studentischen Debattieren in Deutschland British Parliamentary Style (BPS) und Offene Parlamentarische Debatte (OPD) am gebräuchlichsten sind. Die Teilnehmer stellen sich in mehreren Teams und einer Jury zusammen. Meistens stelle ich ein paar Tage vorher die Themen zur Auswahl,  von denen ein Thema ausgewählt wird.  Schließlich werden den Teams die zu vertretenden Positionen (Pro und Contra) zugelost und nach 15 Minuten Vorbereitungszeit wird die Debatte eröffnet. Dabei stehen jedem Redner sieben Minuten zur Verfügung um die zugewiesene Position mit schlüssigen und überzeugenden Argumenten zu vertreten. Debattieren erfordert somit einen Perspektivwechsel – und lehrt einen, auch außerhalb der Debatte ein tieferes Verständnis für beide (!) Seiten einer Streitfrage aufzubringen.

IO:   Seit einiger Zeit bietet Euer Verein einmal pro Woche eine englische Debatte an. Welches Ziel verfolgt ihr damit?

Schulz:   Englisch ist nicht nur die Weltsprache der Wissenschaft und der Wirtschaft – es ist auch die Weltsprache des Debattierens. Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und die meisten Turniere im Europäischen Umland werden auf Englisch veranstaltet. Hier wollen wir in Zukunft mitmischen! Nebenbei bieten wir den Studierenden die Möglichkeit auf Englisch zu kommunizieren und somit ihre Sprachpraxis zu verbessern – und versuchen, verstärkt auch internationale Studierende fürs Debattieren und für unseren Verein zu gewinnen.

IO: Du hast eben schon gesagt, dass das leidenschaftliche Argumentieren für dich den Reiz des Debattierens ausmacht. Welche weiteren Vorzüge bietet das Debattieren und warum sollte man unbedingt bei einem Eurer nächsten Treffen vorbeischauen?

Schulz: Beim Debattieren erlernt man viele wichtige Fähigkeiten, wie analytisches und logisches Argumentieren, sowie sich selbst und seinen Standpunkt wirkungsvoll zu präsentieren. Diese ’skills‘ zu beherrschen ist in jedem Lebensbereich von Vorteil. Aus meiner eigenen Erfahrung bietet das Debattieren gerade Studierenden aus technischen oder naturwissenschaftlichen Studiengängen die Möglichkeit sich neben dem Studium mit gesellschaftlichen und politischen Themen auseinanderzusetzen sowie an sprachlichen und kommunikativen Fähigkeiten zu feilen. Außerdem sollte man eines beim Debattieren nicht vernachlässigen – den Spaßfaktor und der ist bei unseren Treffen garantiert groß!“

Das International Office (IO) der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen zuständig für die internationale Hochschulbeziehungen, das Fundraising und die Alumni der RWTH.

Der Debattierclub an der RWTH Aachen e.V. ist 2008 gegründet und im gleichen Jahr Mitglied des Verband der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH) geworden. Er hat seiner Gründung bereits an zahlreichen Turnieren teilgenommen und Schulungen des VDCH und des Debattierclub Bonn besucht. Am 4. und 5. Februar veranstaltet der Debattierclub in Aachen einen international ausgerichteten Debating Workshop für Studierende der Universität.

tr / glx

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