Serbian Summer Debate Camp 2010: Ein Rückblick

Datum: 16. August 2010
Redakteur:
Kategorie: Themen, Turniere

Der Lifestyle eines Debattierers ist für gewöhnlich, über große Strecken zu reisen, alte Freunde zu treffen, neue Freunde zu finden, manchmal auf hohem oder auch weniger hohem Niveau zu streiten, Aussagen zu Sex, Alkohol und Drogen zu machen – und natürlich viel debattieren.

Vom 8. bis 14. August genossen rund sechzig Debattierer aus Österreich (Melanie Sindelar, Annabell Knoll, Rosie Halmi, Stefan Zweiker und Leonhard Weese vom Debattierklub Wien), Deutschland (Fabian Farkas von Tilbury House Köln), Griechenland, Rumänien, Serbien, Slowenien und den Vereinigten Staaten genau diesen Debattier-Lifestyle beim Serbia Summer Debate Camp 2010 in der entlegenen Berggegend im südlichen Serbien. Nur wenige Kilometer nördlich der Grenze zum Kosovo waren wir in einem hübschen Hotel untergebracht, wo wir das gute und selbst angebaute Essen, wenn auch die Schlichtheit der serbischen Cuisine ziemlich schockierend sein kann für einen verwöhnten Gaumen. Und das alles bei guten Preisen für das Camp wie auch für den Alkohol.

Jurieren und Übungen waren die Hauptthemen des Camps. Extra aus den Vereinigten Staaten eingeflogen war Alfred Snider, Debattier-Guru und Professor an der University of Vermont. Außerdem dabei waren Manos Moschopoulos, bester ESL-Redner bei den Worlds 2010, Maja Cimerman und Filip Dobranic, beide amtierende ESL-Europameister, und noch einige andere ausgezeichnete Debattierer. Drei Tage lang gaben sie bei den zahlreichen Debatten Feedback – sechs Übungsrunden und ein Turnier mit sechs Vorrunden plus Halbfinalbreak boten jedem Redner ausreichend Gelegenheit, Feedback und Ratschläge zu Fehlern zu hören und dies dann im Folgenden direkt umzusetzen. Ein bisschen frustrierend war dabei höchstens, dass viele Themen den vergangenen Worlds und Euros entnommen waren – ermüdend für die, die an diesen Turnieren teilgenommen hatten. Aber die Trainer gaben uns tägliche Übungen auf, die immer auf ein bestimmtes Thema abzielten, etwa zum case building oder zu points of information und zur extension. In Vierergruppen kam dann auch wiederum das Feedback nicht zu kurz. Zwar litt im Turnierverlauf die Spannung etwas darunter, dass keine der Runden geschlossen war, das zusätzliche Feedback aber wurde auch hier sehr geschätzt. Auch auf themenbezogene Inhalte gingen die Trainer ein, wie beispielsweise internationale Beziehungen, Wirtschaft oder Medien. Es zeigte sich, dass es sehr vorteilhaft war, gut zuzuhören – von Debattierern lernen heißt, das Gelernte in Debatten besonders gut anwenden zu können.

Das Wiener Team „Franz Ferdinand“ (Leonhard Weese and Stefan Zweiker) landete denn auch im Halbfinale, das griechisch-deutsche Team „Bailout Basterds“ (Petros Papalianos and Fabian Farkas) sogar im Finale. Gewonnen haben das Turnier Tijana Mijalkovic and Goran Jankuloski, Goran erlangt auch den Titel des Besten Redners des Finales.

Diese Camps und Workshops werden nirgends so häufig durchgeführt wie in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien. Diese Veranstaltungen und zahlreiche Turniere sind wohl der Grund dafür, dass Teams vom Balkan auf dem internationalen Debattierparkett so erfolgreich sind. Diese Idee sollte in Deutschland und Österreich unbedingt aufgegriffen werden.

Im Übrigen lernt man auch ganz Praktisches, was nicht so direkt mit dem Debattieren verbunden ist. Oder wusstet Ihr schon, dass ohne Umstände sechs Leute in einen Yugo passen, ein Miniauto jugoslawischer Herkunft? Oder dass Bier in Zwei-Liter-Flaschen wirklich so gut schmecken kann?

Leonhard Weese, DKW / apf

Die Themen des Serbian Debate Camp:

  • Show-Debatte: This House would hide the existence of extraterrestrial life.
  • Übungsdebatte: This House would legalize all drugs.
  • Übungsdebatte: This House believes that every politician should only have one term.
  • Übungsdebatte: This House would legalize assisted suicide.
  • Übungsdebatte: This House would ban private ownership of sport clubs.
  • Show-Debatte: This House believes that history should be written by the losers.
  • Übungsdebatte: This House would assimilation of minorities is a legitimate state goal.
  • Übungsdebatte: This House would not give humanitarian aid to non democratic countries.
  • Runde 1: This House would ban all pornography.
  • Runde 2: This House believes that Serbia should immediately recognize Kosovo.
  • Runde 3: This House would out gay public figures.
  • Runde 4: This House would withdraw any additional taxes on alcohol and tobacco.
  • Runde 5: This House wouldmake economic criteria the only one for joining the EU.
  • Runde 6: This House would tax religious organizations like businesses.
  • Halbfinale: This House would give people below the poverty line two votes.
  • Finale: This House would ban all advertising that uses sex to sell products.
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1 Kommentare zu “Serbian Summer Debate Camp 2010: Ein Rückblick”

  1. Mathias pdm sagt:

    Danke an Leonhard für den fixen Bericht, ich wär gern dabei gewesen. Ist in der Tat interessant, warum die Balkan-Länder so fit im debattieren sind. Die Serben mit ihren Belgrad Open, die Slowenen mit ihrer Herbstakademie. Echt beeindruckend.

Kommentare sind geschlossen.

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