Belgrade Euros: Manos Moschopoulos gewährt Einblick

Datum: 30. Juli 2011
Redakteur:
Kategorie: Turniere

Irgendwann um die Newcastle Euros herum saß ich mit Kimon Ioannides, Milan Vignjevic und Marko Cirovic zusammen, als wir die Idee hatten, die European Universities Debating Championships (Euros oder EUDC) nach Belgrad zu holen. Damals hatten wir keine Ahnung, was nötig war, um so ein Turnier auf die Beine zu stellen, es schien einfach nur eine richtig gute Idee zu sein. Unser Instinkt, mit zwei Jahren Abstand betrachtet, war richtig: Es brauchte die Belgrader Universität und das Open Communication Debating Network, um ein sehr gutes Paket für die Euros zu schnüren.

Wir arbeiteten an unserer Idee, stellten erste Rechnungen auf und fanden, dass es recht realistisch war, die Europameisterschaften zu veranstalten. Aber wir mussten uns erst einmal selbst beweisen. Das nahmen wir mit dem Belgrade Open 2010 in Angriff. Das Turnier war eine großartige Angelegenheit. Viele Teilnehmer ließen uns Post-its da mit ihrer Unterschrift und der Forderung: „Bewerbt Euch“ um die Ausrichtung der Euros! Diese Erfahrung wurde nur noch durch das Open von 2011 getoppt.

Die Belgrader Jungs und Mädels haben gezeigt, dass in ihnen steckt, was es braucht, um ein Riesenturnier zu wuppen. Das Belgrade Open ist eines der Turniere, die auf dem Kontinent in aller Munde sind. Viele sagten uns hinterher, es sei das beste Turnier, auf dem sie je gewesen seien. Wir aus dem inneren Kreis haben gesehen, dass es ein großes Unterfangen war, in das die beiden Milans, Milan Vignjevic und Milan Krstanovic, eine Menge Arbeit gesteckt hatten. Sie haben eine ansehnliche Helfertruppe koordiniert, die ebenfalls all ihre Mühe in das Turnier gesteckt haben. Es wurde eines der größten Turniere Europas.

Der Erfolg dieses Turniers ist zwei Faktoren geschuldet: Open Communication hat über die Jahre ausgezeichnete Verbindungen aufgebaut – so war etwa bisher das Parlament in Belgrad jedesmal Gastgeber des Finales beim Belgrade Open. Nennenswert ist hier, dass die allererste Veranstaltung im Parlament, nachdem Milosevics Sturz zur Demokratisierung geführt hatte, das Finale eines Belgrade Open war. Die Stadt, die nationale Regierung und andere öffentliche Einrichtungen haben dem studentischen Debattieren im vergangenen Jahrzehnt ihre materielle und ideelle Unterstützung gegeben und erkennen damit die Bedeutung des Debattierens für eine offene, demokratische und friedliche Gesellschaft an.

Der zweite Faktor für den Erfolg ist schlicht und einfach, dass das Netzwerk der Debattierer über die Jahre gewachsen ist und nun hunderte Redner und Alumni umfasst, die zurückkommen und beim Coachen helfen und neue Redner begeistern an Fachbereichen, in Innenstädten und Universitäten überall im Land. Die beiden vergangenen Belgrade Opens hat genügend freiwillige Helfer, um es auch mit einer Weltmeisterschaft aufzunehmen. Das ging sogar so weit, dass 2010, als ich das Turnier gemeinsam mit Jovana Mitic leitete, Nebojsa Kolundzicmir sagte, sie könne für jedes Team einen eigenen Helfer abstellen und habe immer noch genug, um das Turnier schmeißen zu können. Damals nahmen 52 Rednermannschaften bei uns teil.

Vielleicht sollte ich hier erwähnen, dass jeder im „bid“-Team der Belgrade Euros 2012 (nach der Wahl bei den Euros in Galway sind wir hoffentlich das Organisationsteam!) in den vergangenen Jahren an der Organisation des Belgrade Open beteiligt war, an Welt- und Europameisterschaften teilgenommen und da sogar schon gebreakt hat, also in die Finalrunden vorrückte. Auch bei anderen Open und IV-Turnieren in ganz Europa waren die Belgrader schon dabei. Kurz: Die Jungs und Mädels bringen eine Menge Erfahrung auf dem internationalen Debattierparkett mit. Das Team hat einfach alles drauf, worauf die serbische BP-Community stolz sein darf: Engagement fürs Debattieren, Erfolg im Wettstreit, Organisationstalent und obendrein eine Menge Erfahrung bei der Aufgabe, mit der die europäische Debattiergemeinde sie betrauen soll.

Die Euros in Belgrad auszurichten, ist nicht nur eine Garantie für ein erfolgreiches Turnier. Es bedeutet auch, dass das Turnier sich in das Herz einer Region begibt, die auf dem langen, aber beständigen Weg Richtung Integration in Europa ist. Debattierverantaltungen auf dem Balkan sind weit davon entfernt, einfach nur außerlehrplanmäßige Clubs zu sein, die der Erholung der Teilnehmer dienen. Sie sind vielmehr ein wichtiger Bestandteil des Integrationsprozesses. Es ist kein Zufall, dass die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) in Europa schon vor Jahren das Belgrade Open und die Serbia Summer Debate Academy in ihr Demokratisierungsprogramm aufgenommen hat. Die Euros sind zweifellos ein Flaggschiff, das noch mehr Menschen das Debattieren näher bringt und die Aufmerksamkeit der Medien auf das Debattieren zieht. Die Medienaufmerksamkeit wiederum wird das Engagement von institutionellen und kommerziellen Förderern stärken.

Die Euros in Belgrad werden außerdem die Beteiligung aus Ländern in der Region ermöglichen. Denn Bus und Bahn sind auf dem Balkan extrem günstig. Damit haben Redner und Juroren eine Chance an den Europameisterschaften teilzunehmen, die aus Ländern wie Bosnien und Herzegowina, Makedonien und Montenegro kommen und alle eine lange Geschichte im Schülerdebattieren, gefördert von IDEA, vorzuweisen haben. Weitere Förderer und ihre Alumni versuchen, eine Debattiercommunity an den Universitäten dieser Länder zu etablieren, damit auch sie zu unserer Debattierfamilie gehören können. So können Dutzende Studenten Erfahrung sammeln neben den besten Juroren, die der europäische Pool zu bieten hat. Erfahrung, die sie dann nach Hause in bereits existierende oder neue Debattierclubs mitnehmen können.

Mit diesem Ziel vor Augen sind wir sehr stolz auf unser Chefjurorenteam. Unser Chefjuror ist Art Ward, der bekannt ist als fähiger Juror und als hart arbeitender und beliebter Typ auf dem IONA-Parkett. Nachdem wir ihn für unser „bid“ gewonnen hatten, nahmen ihn auch die DLSU Worlds in ihr Chefjurorenteam auf als „deputy chief adjudicator“ (DCA), ein weitere Beweis seiner Fähigkeiten. Mit ihm an Bord brauchen auch Stephen, Isa, Ben und Filip keine große Vorstellung – sie haben ihr Können als Chefjuroren zahlreicher Wettbewerbe unter Beweis gestellt und geben der Belgrader Bewerbung so noch mehr Erfahrung mit auf den Weg bei der Themensetzung, der Koordination von Jurorenpools und ihrem Rat, wie man ein großes Turnier noch besser machen kann.

Ich bin mir sicher, dass die Belgrade Euros eine richtig fette Erfahrung werden für die Teilnehmer, die ebenfalls einen Eindruck hinterlassen werden auf dem gastgebenden Debattierparkett und der gesamten Region außenrum. Ich hoffe, Ihr seht das ähnlich wie ich und wir verbringen den August 2012 in Belgrad, genießen gemeinsam ein großartiges Turnier (ich zitiere einen CNN-Reisenden) „in einer Stadt,  wo man sieben Nächte die Woche bis zum Morgengrauen tanzen kann, wo Gastfreundlichkeit in der Luft knistert und wo gutes Aussehen ein Geburtsrecht und eine Religion zugleich ist.“

Manos Moschopoulos ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Belgrade Euros „bid“. Hier stellt er die Bewerbung der Belgrader vor. Er ist einer der herausragendsten Debattierer, die die europäische Szene zu bieten hat. 2010 wurde er bei den Weltmeisterschaften (WUDC) in der Türkei bester Redner in der Kategorie ESL, also English as a Second Language. Im gleichen Jahr stand er im Finale der Amsterdam Euros. Seitdem ist er als Chefjuror zahlreicher internationaler Turniere ein gefragter Mann; auch in VDCH-Land war er schon aktiv: als Chefthemengeber des Vienna IV im vergangenen März.

Manos‘ Essay ist zuerst auf der Internetseite des niederländischen Debattierverbands, dem Nederlandse Debatbond, erschienen. Er hat bereits früher für die Achte Minute geschrieben, zuletzt über einen Überfall homophober Zuschauer auf das Finale des Split Open im Mai.

Manos Moschopoulos / apf

Print Friendly, PDF & Email
Schlagworte: ,

Folge der Achten Minute





RSS Feed Artikel, RSS Feed Kommentare
Hilfe zur Mobilversion

Credits

Powered by WordPress.

Unsere Sponsoren

Hauptsponsor
Medienpartner