Nicht indoktrinieren, sondern bei der Meinungsbildung unterstützen – Die Präsidenten der VDCH-Clubs zu Gast bei der ZEIT

Datum: 8. Oktober 2011
Redakteur:
Kategorie: VDCH

Begegnungen mit der Redaktion der ZEIT am ersten Tag des VDCH-Präsidententages

Vorhang auf für den ersten Teil der jährlichen Begegnung zwischen dem Hauptsponsor der ZEIT-DEBATTEN-Serie und dem VDCH-Land: Mitten in Hamburg trafen sich am Freitag, 7. Oktober, die Präsidenten der Debattierclubs mit Vertretern der Wochenzeitung DIE ZEIT. Dort erlebten sie am ersten Tag ein dichtes Programm an Begegnungen mit der Redaktion der ZEIT und bekamen Einblick in eine der auflagenstärksten deutschen Qualitätszeitungen.

Den Reigen eröffnete Christina Geiger, die seit einem halben Jahr Projektkoordinatorin der ZEIT DEBATTEN von Seiten der ZEIT ist. Mit ihr haben es die Turnierausrichter zu tun, wenn sie Pressemitteilungen verfassen, Ehrengäste für Finalveranstaltungen absprechen oder Werbemittel für Erstsemesterabende bekommen. In ihrem Eröffnungsvortrag lobte Geiger zunächst die Debattierclubs für die erfolgreichen Turniere in der letzten Saison und stellte auch Kritikpunkte aus Sicht der ZEIT dar. Auf diese bezogen entwickelten die Präsidenten im Anschluss Verbesserungsvorschläge und neue Idee, so zum Beispiel für die Unterstützung bei der Gewinnung von Prominz für Clubveranstaltungen, einen besseren Einsatz der Flyer und Plakate vor Ort und eine engere Zusammenarbeit in der Pressearbeit.

Im Anschluss besuchte Theo Sommer, Editor-at-large der ZEIT, den Präsidententag. Im Hinblick auf seinen ungewöhnlichen Titel erklärte er, er sei sozusagen Editor auf freiem Fuß – und scheint seine Rolle sichtlich zu genießen, an vielen Stellen der Wochenzeitung mitgestalten zu können. Da er das schon seit über 50 Jahren tut, konnte er die Anwesenden bestens mit Geschichten und Anekdoten aus der Geschichte der ZEIT unterhalten. Der langjährige Förderer des Debattierens nahm aber auch Stellung zur aktuellen Tagespolitik – und prognostizierte der EU unter anderem ein engeres Zusammenwachsen in der Kriese.

Dass Debattierer neben Fragestellern auch eifrige Kritiker sein könnten, bekam im Laufe des Nachmittags auch Inge Kutter, Chefredakteurin von ZEIT CAMPUS mit, die zu einem Lesergespräch geladen hatte. Sichtlich beeindruckt von den (positiven wie negativen) Anmerkungen zum aktuellen Heft des Studierendenmagazins nahm sie viele Anregungen für die Zukunft der Publikation mit, die auch den Debattierclubs für ihre Anfängerwerbung zur Verfügung steht.

Es folgte ein Besuch des Chefredakteurs von ZEIT ONLINE, Wolfgang Blau, der wiederum die anwesende Debattiergemeinde mit seinen Berichten aus der Onlineredaktion der ZEIT beeindruckte. Er berichtete ausführlich über den Umgang der ZEIT mit über 16.000 Kommentaren pro Woche zu Artikeln und Berichten, digitalen Debatten und Social Media. Onlinedebatten, so Blau, würden dann schlecht, wenn zwei sich ineinander verhaken oder einer nur noch mit sich selber spreche – manch einer der Anwesenden musste bei diesen Sätzen schmunzeln und fühlte sich an Verteilerdebatten dieses Sommers erinnert.

Trotzdem, so Blau, stellten die Kommentare zu den Artikeln einen unglaublichen Mehrwert für die Redaktion dar: Zum einen seien sie eine Möglichkeit, Artikel auf Fehler zu überprüfen, zum anderen seien sie eine bedeutende Ressource für weitere journalistische Arbeit, aus der wiederum neue Artikel und Debatten entstehen. Dennoch gebe es Grenzen der Debatte, wenn sie zur Polemik über sportliche Argumente hinaus gleite oder die Integrität einer Person angreife. Dann greift die Redaktion ein, aber nicht durch pures Löschen, sondern in dem sie Spuren hinterlässt – immer mit dem Anspruch, so viel wie möglich zu erhalten.

Die Klinke in die Hand gab sich dieser Gesprächspartner mit dem Chefredakteur der ZEIT, Giovanni di Lorenzo, der am Ende des Tages über zwei Stunden aus der Redaktion berichtete – und unter anderem die möglichen Titelgeschichten der nächsten Ausgabe diskutieren ließ. Für den Anspruch der ZEIT und seiner Redaktion, auch interne  Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen zu ermöglichen und teilweise sogar gegenüber dem Leser transparent zu machen, erntete er viel Respekt unter den Anwesenden. Dementsprechend nannte er Kritikfähigkeit eine wichtige Qualität, die man als Redakteur der ZEIT mitbringen müsse.

Seine Prognose zur EU war übrigens etwas weniger optimistisch als die von Theo Sommer – und orientierte sich stärker an den Bedürfnissen der Menschen. Die, so di Lorenzo, müsse man stärker mitnehmen für die Europäischen Idee. Bei dem Beitrag, den seine Zeitung dabei leisten könne, war man sich aber wieder einig: Nicht indoktrinieren wolle man, sondern den Menschen die Mittel an die Hand geben, sodass sie sich ihre Meinung bilden können. So sagte es auch schon einst die Herausgeberin der ZEIT, Marion Gräfin Dönhoff. Wenn da mal nicht Herz und Verstand eines Debattierers aufblühen!

Am Samstag, dem zweiten Tag des Präsidententreffens, geht es nun VDCH-Intern um Fragen der Verbandsarbeit und es beginnt das Ausrichterseminar für Turnierausrichter dieser ZEIT-DEBATTEN-Saison.

Text: Philipp Stiel / glx // apf

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