Laut und leise, klein und groß: Felicia Höer ist DDG Nachwuchspreisträgerin

Datum: 5. Juni 2013
Redakteur:
Kategorie: Menschen, Mittwochs-Feature

(c) Jöran Beel

Laut und leise, groß und klein – das ist Felicia Höer. Am Wochenende wurde die 21-Jährige vom Präsidenten der Deutschen Debattiergesellschaft Stefan Hübner zur besten Nachwuchsrednerin gekürt.

Jedes Jahr wählen die Mitglieder der DDG den Nachwuchspreisträger aus dem Kreis der Rednerinnen und Redner der DDM, die unter 23 Jahre alt sind. Es gibt keine formal bindenden Kriterien; es wird aber großer Wert darauf gelegt, dass es sich bei den Aspiranten tatsächlich um Nachwuchs handelt. Eine gewisse rednerische Substanz in der laufenden Saison erhöht die Chancen auf den Preis ungemein. Wer den Preis dann tatsächlich bekommt, wird auf der sogenannten Konklave ausdiskutiert, debattiert und am Ende mit etwas Glück auch tatsächlich entschieden.

Die Achte Minute hat sich in der Szene umgehört, um ein paar Ö-Töne über die neue Nachwuchsrednerin einzuholen.
Die Nachwuchspreisträgerin (Benedikt Nufer für die Deutsche Debattiergesellschaft):

Dieses Jahr ging die Wahl verhältnismäßig schnell und einhellig über die Bühne. Nach den ersten Vorkonklaven hatten wir die Liste auf rund zehn Namen eingeengt. Da sich die Chefjuroren nach den Vorrunden dazu entschieden hatten, mehrere DDG-Mitglieder vorzeitig von ihrer Jurorentätigkeit freizustellen, konnten wir zielgerichtet unsere Scouts zur Beobachtung ausschicken. Eine glückliche Fügung sorgte dann dafür, dass in einer Debatte gleich mehrere Anwärter auf den Preis direkt gegeneinander antraten. Danach stand die Entscheidung für die Anwesenden DDGler fest und die Wahl am Samstagabend war eigentlich nur noch reine Formsache.

Felicia war im Tab nach den Vorrunden auf Platz 17, womit sie bewiesen hatte, dass sie über viele Debatten hinweg durchgehend sehr gute rednerische Leistung erbracht hat. Darüber hinaus hatte Sie schon auf den zwei Turnieren, auf denen Sie vorher war ihr Talent bewiesen. Die DDGler die sich dann Ihre Reden gezielt unter der Maßgabe angeschaut haben, dass sie Anwärterin auf den Preis war, fanden, dass sie in Ihren Reden in beeindruckendem Maße Souveränität, Witz und Schlagfertigkeit mit inhaltlicher Substanz verbinden konnte.

Die Vizepräsidentin (Christian Landrock als ehemaliger Präsident des Debattierclubs Magdeburg):

Als Felicia sich bei der Verleihung des DDG-Nachwuchspreises im Vorhinein für eine mögliche schlechte Siegerrede mit der Begründung entschuldigte, dass sie keine Stegreifreden mag, musste ich lächelnd daran denken, dass ihre allererste Rede im Club eine Stegreifrede war. In den folgenden Monaten gehörte Felicia relativ schnell zum festen Stamm des Clubs. Damals fielen mir bei ihr zwei Eigenschaften auf: ihre Verlässlichkeit und ihr Bestreben, sich zu verbessern. So half Felicia beispielsweise ohne zu klagen bei der Durchführung des Halbfinales der ZEIT DEBATTE Magdebur mit, auch wenn sie in der Nacht vorher mit zu den letzten Helfern bei der Party gehörte und erst einige Tage zuvor aus Südostasien anreiste.

Als im Frühjahr des letzten Jahres eine Neubesetzung des Vorstands anstand, kamen dem damaligen Präsidenten Jan Dirk Capelle und mir sofort Felicia in den Sinn. Nach kurzer Bedenkzeit erklärte sich Felicia bereit, als Vizepräsidentin Verantwortung für den Club zu übernehmen. In dem gemeinsamen Jahr der Zusammenarbeit entwickelte sich Felicia als Führungspersönlichkeit schnell weiter, sie war etwa die Cheforganisatorin unserer Showdebatte. Sehr am Herzen lag Felicia die Verbesserung der rhetorischen und argumentativen Fähigkeiten der Mitglieder des Clubs. Sie initiierte diverse kurze Trainingseinheiten, gab Interessenten spezielles Einzelfeedback und trieb uns zu der Aufzeichnung und Analyse unserer Debatten mit an.

Dass ihr der Club am Herzen lag, konnte ich am Tag meiner Abwahl an einem Brettspiel in der Wohnung von Philipp Neumann, meinem Nachfolger, sehen. Felica hatte mit Stefan Torges (amtierender Vizepräsident) ein Spiel gebastelt. Diese „Mensch-ärgere-dich-nicht“-Debattierclub-Magdeburg-Version enthielt 50 Karten mit verschiedenen Referenzen aus dem Club, wo man jeweils aussetzen, zurücksetzen oder vorrücken konnte. Jetzt muss eine Karte hinzugefügt werden: „Du hast den Nachwuchsrednerpreis der DDG gewonnen. Alle feiern dich! Rücke fünf Felder vor!“

Die Rednerin (Jan Dirk Capelle als Teampartner von Felicia):

Dass Felicia ein Talent für das Debattieren hat, war relativ schnell klar, nachdem sie im Wintersemester 2011/2012 dem DCMD beigetreten ist. So bemerkte Miriam Hauft schon beim ersten sachsen-anhaltischen Debattier-Derby in Halle mit Verweis auf Felicia: „Hui! Die hat Potenzial!“ Wenn man Erfolg als Zusammenspiel aus Veranlagung und Arbeit denkt – und der Nachwuchsträgerpreis ist sicherlich ein großer Erfolg – dann liegt der Schlüssel zum Erfolg bei Felicia im letztgenannten Aspekt:

Sie hat sich während ihrer Clubmitgliedschaft immer dadurch ausgezeichnet, dass sie regelmäßig die Übungsdebatten besuchte und sehr konstant an sich gearbeitet hat. Gerade in der jüngeren Vergangenheit, in der sie sehr gute Tab-Positionen vorweisen konnte, wurde dies noch einmal besonders deutlich: Nachdem sie gerade beim Brüder-Grimm-Cup von vielen Juroren darauf hingewiesen wurde, dass ihre Stimme die Tendenz hat, beim schnellen Reden sehr hoch zu werden hat sie in den darauf folgenden Übungsdebatten zusammen mit einigen Magdeburgern gezielt am langsameren Sprechen und dem bewussten Einsatz von Stimmmodulation gearbeitet, sodass dies bei der DDM keinen Nachteil darstellen würde. Dies zeigt sehr gut Felicias wertvolle Eigenschaft, aktiv an sich zu arbeiten und sich auch von eher frustrierenden Erlebnissen nicht entmutigen zu lassen: Es ist aus meiner Sicht nämlich nicht selbstverständlich, ein solches Feedback in fast jeder Runde eines Turniers zur eigenen, nur schwer beeinflussbaren Stimme mal eben so wegzustecken und positiv in seine Entwicklung einzubeziehen.

In den USA gibt es das Sprichwort, dass harte Arbeit Talent schlägt, wenn Talent nicht hart arbeitet. Felicia zeichnet sich besonders dadurch aus, dass sie genau dies beherzigt und ihr Talent durch besonderen Einsatz und Ausdauer ausgebaut hat. So ist sie zu einer sehr guten Rednerin geworden, die sicherlich noch immer viel Potenzial hat, welches sie ausschöpfen werden kann.

Die Nachfolgerin (Tobias Kube als letzter Nachwuchspreisträger):

Im kommenden Jahr kann sich Felicia als amtierende Nachwuchspreisträgerin insbesondere darauf freuen, beim DDG-Master’s Cup antreten zu dürfen. Für mich war es im letzten Jahr eine großartige Erfahrung, mit Lichtgestalten des Debattierens reden zu können, von denen ich zuvor nur aus heroischen Erzählungen gehört hatte.

Mittwochs-Feature

Felicia stammt aus Trittau (Schleswig-Holstein) und zog für ihr Studium nach Magdeburg. Ihr Studium in Philosophie-Neurowissenschaften Kognitionswissenschaften schien sie nicht genug einzunehmen: Bereits im Mai 2012 wurde sie zur Vizepräsidentin des Debattierclubs Magdeburg gewählt. Dort war sie bis Mai 2013 verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit, Training sowie English Debating.
In ihrer kurzen Karriere konnte sie schon einige Erfolge für sich verzeichnen: Viermal beste Magdeburger Rednerin im Tab (ZEIT DEBATTE Hamburg 2013, ODM Jena 2013, ZEIT DEBATTE Aachen 2013, DDM München 2013), Break als Freie Rednerin beim Halbfinale der ODM 2013 in Jena, Halbfinalbreak bei der ZEIT DEBATTE in Aachen, Viertelfinalbreak als Freie Rednerin bei der DDM 2013.

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2 Kommentare zu “Laut und leise, klein und groß: Felicia Höer ist DDG Nachwuchspreisträgerin”

  1. Gudrun Lux sagt:

    Naja, „gekürt“, das heißt gewählt, wurde Felicia nicht von Hübi, sondern von den DDGler, die auf der DDM waren und sich zum „Konklave“ versammelt haben. Hübi als DDG-Präsident hat aber die Entscheidung verkündet.

  2. Alex L. (DD) sagt:

    Die Dresden Debating Union gratuliert Felicia ganz herzlich zum verdienten Nachwuchspreis und der DDG zu dieser exzellenten Entscheidung!

Kommentare sind geschlossen.

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