Klartext-Europa: Debatte in Karlsruhe
Heiße Debatten sind nichts für einen heißen Montag Abend. Dachte man vor Montag den 22. Juli. Denn an diesem besagten Montag kam Europa in Form der Klartext Europa Debatten in die drückende Schwüle eines nordbadischen Hochsommerabends.
„Mit sparen aus der Krise – ist die Reform der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion auf dem falschen Weg?“ lautete das Thema, welches passenderweise im Festsaal eines deutsch-griechischen Restaurants stattfand. Diese These, also dass Sparen nicht unbedingt die Antwort sei und man auch und gerade jetzt Geld ausgeben solle, vertraten Alexander Salomon (MdL, Grüne) sowie Christian Zimpelmann (Debatte Karlsruhe). Die Contraseite, die das Fiskalruder auch in schwerer See auf Sparkurs halten will, wurde vertreten durch Daniel Caspary (MdEP, CDU) und Leo Vogel (Debatte Karlsruhe).
Es gibt über die Veranstaltung diverses Erfreuliches zu vermelden. Da wäre zunächst einmal das Auditorium, das in erfreulicher Anzahl eine geschlossen-räumliche Veranstaltung einer wassersportlichen Aktivität vorzog. Und nicht nur das. Nach den Eingangsstatements der beiden Parteien war das Publikum von Beginn an aktiv und die Rednerliste wurde sehr schnell sehr lang.
Auf dem (ebenerdigen) Podium herrschte Konsens bei der Frage, ob denn Massen an Schulden etwas Gutes oder doch eher etwas Schlechtes seien. Sie sind im Übermaß etwas Schlechtes. Der Streit drehte sich um das Ausmaß und den Zeitpunkt, ob es denn in der jetzigen Situation geboten ist weiter zu Sparen oder nicht. Hierzu vertraten alle Beteiligten Redner eloquent und wortgewaltig ihre Positionen, die Debatte war rhetorisch auf einem hohen Niveau. Der inhaltiche Schlagabtausch fand inhaltlich sogar auf einem noch höherem Niveau statt. Es gelang sämtlichen teilnehmenden Rednern einerseits klare Standpunkte herauszuarbeiten, und andererseits die Relevanz und Praktikabilität dieser durch viele Beispiele zu untermauern.
Nachdem das Publikum dem rhetorischen Ringen um den Weg aus der Schuldenfalle gelauscht hatte, ergab sich, wie Präsident Christoph Krakowiak es bezeichnete, ein interessantes Ergebnis. Hatte sich in der anfänglichen Vorabstimmung die Pro-Seite (also die Seite, die vom Sparkurs abweichen wollte) mit 9:4 bei vielen Enthaltungen, klar durchgesetzt, sah dieses Bild in der Endabstimmung gegensätzlich aus. Es gelang der Contra-Seite (Sparen ist alternativlos) nicht nur, die Unentschlossenen auf ihre Seite zu ziehen, die Zustimmung zur These sank sogar leicht ab. Sie haben also sogar bereits überzeugte mit ihren Argumenten gewinnen können.
Dieses ist doch ein positives Signal für alle Debattanten, Argumente wirken!
Text: Johannes Grygier/fpu