Heiße Eisen bei der VDCH-MV: Die wichtigsten Beschlüsse und Diskussionen

Datum: 2. September 2013
Redakteur:
Kategorie: VDCH

Die Weichen für die Zukunft stellen die Mitglieder des Verbandes für Debattierclubs an Hochschulen (VDCH) e.V. jährlich mit der Wahl des Vorstandes und der Ausrichter der ZEIT DEBATTEN (ZD) sowie der Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft (DDM). Über das neue Geschäftsjahr hinaus wirken in der Regel die beschlossenen Anträge, denen damit eine hohe Bedeutung zukommt.

Wacht darüber, dass bei der MV alles mit rechten Dingen zugeht: VDCH-Justiziar Sven Hirschfeld

Wachte darüber, dass bei der MV alles mit rechten Dingen zuging: VDCH-Justiziar Sven Hirschfeld

Die Achte Minute gibt einen Überblick über die wichtigsten Anträge, die angenommen wurden. Mit dem offiziellen Protokoll wird in der nächsten Zeit eine vollständige Übersicht vom VDCH-Vorstand in das VDCH-Wiki eingestellt.

Dieser Artikel thematisiert nur die Anträge. Über die Wahl des neuen Vorstandes und die Ausrichter der Turniere der Saison 2013/14 wurde bereits während der Mitgliederversammlung (MV) berichtet.

Anzahl Regionalmeisterschaften

Um die Ausrichtung der Regionalmeisterschaften bewarben sich dieses Jahr fünf Clubs. Die MV befand sich damit in der komfortablen Situation, für die kommende Saison drei oder vier Regios vergeben zu können. Die Wortbeiträge in der Diskussion thematisierten mehrheitlich, dass es bereits in den vergangenen Jahren schwierig gewesen sei, genügend qualifizierte Juroren für drei Regionalmeisterschaften zu gewinnen. Die organisatorischen Probleme würden bei vier Regios noch größer.

Die Abstimmung fiel bei 19 abgegebenen Stimmen mit 14 Stimmen für drei Turniere und fünf Enthaltungen eindeutig aus. Auf Grund der geographischen Lage konkurrierten bei der anschließenden Vergabe der Turnierorganisation Jena und Magdeburg um die Nordostdeutsche Meisterschaft sowie Stuttgart und Ingolstadt (in Abwesenheit) um die Süddeutsche Meisterschaft. Münster bewarb sich konkurrenzlos um die Ausrichtung der Westdeutschen Meisterschaft.

Obwohl der Vertreter des Debattierclubs Stuttgart noch kaum Angaben zum geplanten Turnier machen konnte (die Bewerbung war auch erst während der Kaffeepause am Samstag bekannt gegeben worden), ging die Abstimmung mit zehn Stimmen für Stuttgart, drei Stimmen für Ingolstadt und fünf Enthaltungen eindeutig aus. Knapp wurde es dagegen bei der Vergabe der Nordostdeutschen Meisterschaft: Magdeburg konnte acht, Jena sechs Stimmen auf sich vereinen. Fünf Clubvertreter enthielten sich.

Startrecht DDM-Ausrichter

Eine Neuauflage erlebte die Diskussion darüber, ob die Ausrichter der Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft (DDM) mit eigenen Teams bei ihrem Turnier antreten dürfen. Der Antrag wurde vom (jetzt ehemaligen) Vorstand des VDCH gestellt. Der Antrag auf Startberechtigung der DDM-Ausrichter war bereits bei der MV 2008, 2011 und 2012 diskutiert worden, wie Lukas Haffert vor einigen Wochen in einem Kommentar auf der Achten Minute geschildert hatte. Laut Altpräsident Philipp Stiel hatten mehrere Clubs Interesse daran gezeigt, die DDM 2014 auszurichten. Mit Ausnahme der beiden Berliner Clubs hätten sich auf Grund des Startverbots jedoch alle dagegen entschieden. Bei ZEIT DEBATTEN und den Regionalmeisterschaften ist es Ausrichtern gestattet, selbst am Turnier teilzunehmen.
Die Anwesenden diskutierten den Antrag über eine Stunde lang. Die Hauptargumente waren:

PRO

CONTRA

  • Die Organisation der DDM ist eine Bürde, da sie eine große Arbeitsbelastung darstellt und keine Anreize bietet, die den Aufwand ausgleichen
  • Die teilnehmenden Clubs aus dem gesamten deutschsprachigen Raum sind in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass es keinen Bedarf an „Springerjuroren“ gibt
  • Die Clubs haben ein größeres Interesse daran, sich als gute DDM-Organisatoren zu präsentieren, als das Turnier zu gewinnen
  • Möglichkeit der Nachwuchsförderung
  • Verbandsinteresse an stattfindender DDM: Im Zweifel besser eine DDM mit teilnehmenden Teams des heimischen Clubs, die unter zu wenigen Helfern leidet, als gar keine DDM
  • Grundsätzlich sollte Turnierausrichtern ein Vertrauensvorschuss gewährt werden, der auch die Fähigkeit einschließt, die eigenen Kapazitäten realistisch einschätzen zu können
  • Gleichbehandlung der DDM-Ausrichter mit den Organisatoren der ZD und Regios
  • Im eigenen Bett schlafen zu können und den Austragungsort zu kennen, bringt keinen entscheidenden Vorteil im Turnier
  • Die Organisation der DDM ist eine Ehre und schmückt den Lebenslauf der Ausrichter, deshalb sind keine weiteren Anreize notwendig
  • Wenn eigene Redner gestellt werden, fehlen diese Personen evtl. als „Springerjuroren“, als Runner, als Helfer etc.
  • Die Entscheidung, ein Turnier auszurichten, sollte aus selbstlosen Motiven geschehen und den Kampf um den Titel ausschließen
  • Die Nachwuchsförderung ist bereits durch die Möglichkeit abgedeckt, die in der Regel nötigen Springerteams zu stellen
  • Eigen- und Fremdwahrnehmung weichen möglicherweise voneinander ab, wenn beurteilt werden muss, ob der Ausrichter die Kapazitäten für Rednerteam(s) hat
  • Selbst wenn Berlin die erforderliche Größe eines Helferpools hätte: Es ist nicht abschätzbar, ob auch kleinere Ausrichterclubs künftig in der Lage sein werden, die Organisation nach Abzug teilnehmender Teams zu stemmen
  • Organisationsaufwand der DDM größer als bei ZD und Regios, deshalb keine Vergleichbarkeit mit ZD/Regio Ausrichtern gegeben
  • Heimvorteil der Teams des Ausrichterclubs durch Vertrautheit mit der Umgebung und die nahe gelegene eigene Wohnung

In der abschließenden Abstimmung darüber, ob der Ausrichter der DDM auch das Startrecht erhalten soll, entfielen acht Stimmen auf Ja, sieben Stimmen auf Nein und vier Stimmen auf Enthaltung. Damit haben die Ausrichter der DDM künftig das Recht, eigene Teams in den Wettbewerb zu schicken.

VDCH-Beiräte

Künftig wird der VDCH-Vorstand in seiner Arbeit von Beiräten unterstützt, die für ein bestimmtes Aufgabenfeld zuständig sind. Begründet wurde der Antrag damit, dass die Aufgaben des VDCH-Vorstandes mittlerweile zu vielfältig sind, als dass vier Personen sich ihnen mit der gebotenen Aufmerksamkeit widmen könnten. Bislang waren zu diesem Zweck Beauftragte vom Vorstand ernannt worden, etwa für die Bereiche Internationales oder Klartext Europa-Debatten. Die Möglichkeit, Beiräte zu berufen, ist jetzt in der Satzung verankert.
Es können bis zu sieben Beiräte vom Vorstand berufen werden. Sie sind nicht berechtigt, den Verband zu vertreten. Ihre Amtszeit endet automatisch mit der Wahl eines neues Vorstandes. Der ursprüngliche Antrag wurde von den Clubvertretern erweitert: Sie wiesen den Vorstand an, ein offenes Bewerbungsverfahren für die Posten der Beiräte einzurichten.

Die VDCH-MV stimmt über die Turnierausrichter ab (c) S. Kempf

Die VDCH-MV stimmt über die Turnierausrichter ab
(c) S. Kempf

Einbettung der Freien Debattierliga in den VDCH

Mittlerweile ist die 2010 gegründete Liga in der deutschsprachigen Debattierszene etabliert, nicht nur FDL-Gründer Daniil Pakhomenko zog nach drei Jahren ein positives Resümee. Auch Altpräsident Philipp Stiel würdigte die Liga, als er sagte: „Je länger es die FDL gibt, desto überzeugter bin ich davon, dass sie ist eine wahnsinnig große Bereicherung der Debattierszene ist.“
Das offizielle Regelwerk der FDL wurde nach Abstimmung der MV in die Satzung des VDCH aufgenommen. „Die FDL ist in den Internetauftritt des VDCH integriert. Der Vorstand kann die FDL aber nicht in seine Öffentlichkeitsarbeit einbinden, weil es offiziell keine Verbindung zwischen beidem gibt“, erklärte Philipp. Er versicherte aber, dass die Aufnahme des Regelwerks in die VDCH-Satzung an der Praxis nichts ändern werde. „Die FDL soll in ihrem Charakter erhalten bleiben. Die Koordinatoren werden, wie bisher auch, selbstständig arbeiten können.“
Für den Fall, dass die MV eine Änderung des Regelwerks beschließen würde, hätten die Ausrichter der FDL die Möglichkeit, innerhalb von drei Wochen über ein Veto abzustimmen und so Beschlüsse zu verhindern, mit denen sie nicht einverstanden sind.

Zentrale Anmeldung und Platzgarantie Ausrichter der Regios

Die Anmeldung der Teilnehmerclubs für die Regios erfolgt ab sofort zentral beim VDCH-Vorstand. Anhand der eingegangenen Anmeldung teilt er die Clubs auf die Regios auf und verlost anschließend die zur Verfügung stehenden Teamplätze. Das frühere zweistufige Verfahren, bei dem der Anmeldung eine Interessensabfrage und ein Regio-Zuschnitt vorausgegangen waren, entfällt damit und erleichtert die Organisation.
Ausrichter einer Regionalmeisterschaft, die mit eigenen Teams bei dem Turnier antreten, müssen sich ab sofort entscheiden, ob sie einen zusätzlichen garantierten Platz auf der DDM bekommen (dann bringt ein etwaiger Erfolg der Teams keinen zusätzlichen Vorteil) oder auf den garantierten Zusatzplatz verzichten wollen. In dem Fall haben sie die Möglichkeit, durch ein gutes Abschneiden auf dem Regio mehr DDM-Platz zu erhalten.

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1 Kommentare zu “Heiße Eisen bei der VDCH-MV: Die wichtigsten Beschlüsse und Diskussionen”

  1. Witthaut sagt:

    Danke, Sarah!

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