Quellen des Wissens

Datum: 22. März 2023
Redakteur:
Kategorie: Mittwochs-Feature

In unserem dieswöchigen Mittwochs-Feature stellt Robert Wiebalck vier Quellen für allgemeine, möglicherweise für Debatten relevante Informationen jenseits der üblichen Zeitungen vor.

„Glaube nur der Statistik, die du dir in der Vorbereitungszeit selbst ausgedacht hast.“ Das scheint ungefähr die Herangehensweise des durchschnittlichen Debattanten zu sein. Und wer könnte es uns verübeln: Einerseits berühren die Themen, die gestellt werden, sehr viele verschiedene Themengebiete. Andererseits ist das Debattieren auch darauf ausgelegt, logische Schlüsse zu ziehen und nicht bloß Studien in den Raum zu werfen. Folge dessen ist aber, dass in Debatten viel Unsinn erzählt wird. Wer schon einmal als Einziger in einer Debatte vom Thema Ahnung hatte, weiß das.

Gleichzeitig ist ein breites Allgemeinwissen aber sehr wertvoll, nicht nur, aber auch in Debattenkontexten. Wer ein echtes Beispiel für die Motion kennt (und das nicht erst aus dem inzwischen obligatorischen Factsheet), kann präziser analysieren und übersieht weniger wahrscheinlich wichtige Argumente. Vom Schub für das eigene Selbstbewusstsein ganz zu schweigen. Fachwissen birgt auch Gefahren, weil man dadurch möglicherweise weniger genau analysiert oder ein etwas unpassendes Beispiel wählt. Insgesamt ist es aber sicher besser, vom Thema Ahnung zu haben, als keine Ahnung zu haben.

Daher möchte ich heute vier Medien vorstellen, die gut geeignet sind, sich über debattenrelevante Themen zu informieren.

Foto: Veronika_Andrews auf pixabay.com

1. „The Intelligence“ von The Economist (Podcast)

„The Intelligence“ ist ein ungefähr 25-minütiger, englischsprachiger Podcast der britischen Zeitung The Economist, der unter der Woche täglich erscheint. Während der Economist auch an sich empfehlenswert ist, kann man den Podcast – anders als die Zeitschrift – kostenlos auf allen gängigen Plattformen abrufen (z. B. auf Acast, Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts (jeweils Links). Behandelt werden aktuelle Themen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft. Eine Besonderheit des Podcasts liegt in der globalen Auswahl der Themen. Anstatt sich nur über US-amerikanische Innenpolitik zu informieren, lernt man beispielsweise auch etwas über nigerianische Innenpolitik. Alleine in den Folgen der letzten Woche ging es um die Türkei, Thailand, Israel, die USA, Großbritannien, Russland, Japan und den Amazonas.

In jeder Folge werden drei Themen dargestellt, die voneinander unabhängig sind. Wenn ein Thema für einen uninteressant ist, kann man es problemlos überspringen. Die Berichterstattung ist dabei vergleichsweise neutral und zeichnet sich durch einen hohen Informationsgehalt aus. Wer noch einen Podcast für den Weg zur Uni gesucht hat – dieser lohnt sich!

 

2. „Blätter für deutsche und internationale Politik“ (Zeitschrift)

Die Blätter für deutsche und internationale Politik (kurz: Blätter) sind eine deutschsprachige Zeitschrift, die im Monatstakt erscheint. Wie der Name schon verrät, dreht sich die Zeitschrift um Politik. Dieser Begriff wird aber nicht allzu streng verstanden, so findet sich auch ab und zu ein Artikel, in dem es nicht um konkrete politische Geschehen geht. Die Zeitschrift besticht durch die Balance, die sie trifft: Im Hinblick auf Umfang und Tiefe der Artikel stehen die Artikel der „Blätter“ genau zwischen Artikeln in Zeitungen und streng-wissenschaftlichen Fachpublikationen. Sie sind daher meiner Meinung nach hervorragend dazu geeignet, sich zu konkreten Themen zusätzliches Wissen anzueignen oder eine neue Sichtweise auf eine bekannte Thematik zu gewinnen.

Die „Blätter“ sind digital wie in gedruckter Form erhältlich. Man kann sie als Abonnement beziehen oder einzelne Hefte bestellen. Ein digitales Jahresabonnement kostet für Studierende 60,00 €, ansonsten 70 €. Einige Artikel sind aber online frei verfügbar (hier die Links für die Ausgaben von März, Februar und Januar (jeweils Links)). Zudem haben viele (Universitäts-)Bibliotheken die „Blätter“ abonniert, ein Blick in den jeweiligen Katalog kann sich also lohnen.

 

3. Vox auf YouTube

Nein, es geht nicht um den Fernsehsender der RTL-Gruppe, sondern um den YouTube-Kanal der Website vox.com (Link). Hier finden sich englischsprachige Videos zu verschiedensten Themen, darunter Politik, Wirtschaft, gesellschaftlichen Entwicklungen, Wissenschaft und mehr. Zugegebenermaßen dienen die meisten dieser Videos eher zur bloßen Unterhaltung (pah!). Gerade die Serien „Borders“, „The Case For“ und generell die Videos zu politischen Themen bieten nützliche Hintergrundinformationen, die man bei anderen Medien nicht bekommt. Die verwendete Bildsprache trägt dazu bei, dass man das Wissen länger im Kopf behält.

Neben den Videos auf YouTube ist auch die Website vox.com frei abrufbar.

 

4. Das CIA World Factbook

Das CIA World Factbook ist schon seit langem kein Geheimtipp mehr. Während es sich früher um ein Buch handelte, ist es inzwischen offiziell nur noch als Online-Publikation (Link) abrufbar. Gedruckte Fassungen kann man für etwas unter 20 € kaufen. Das Factbook war ursprünglich als Entscheidungsgrundlage für die US-Regierung gedacht und enthält grundlegende Daten zu allen Ländern der Welt, darunter Informationen zu Geschichte, Geographie, Politik, Wirtschaft und Kultur. Wegen der Breite der abgedeckten Themen sind die einzelnen Beiträge sehr knapp gehalten und weniger zur allgemeinen Lektüre als eher zur bedarfsgerechten Verwendung in der Vorbereitungszeit geeignet. Im CIA World Factbook stehen zu sämtlichen Ländern der Welt detailreiche Rohdaten zur Demografie, Politik und Wirtschaft sowie eine kurze Abhandlung zur historischen Entwicklung und aktuellen politischen Lage. Gerade bei Debatten über eher unbekannte Länder kann einem das CIA World Factbook wertvolle Grunddaten liefern, um vernünftige Argumente entwickeln zu können.

Da das OPD-Regelwerk (dort unter C.1.2.c)) und auch die BPS-Regeln (Jurierleitfaden DDM 2022 v2 unter 2.1.5) nur eine „digitale Recherche“ verbieten, ist die Verwendung der gedruckten Fassung in der Vorbereitungszeit und Debatte offiziell erlaubt!

Robert Wiebalck debattiert seit 2019 in Freiburg und war dort von 2021 bis 2022 Präsident des Debattierclubs Freiburg e.V.. Er ist seit 2021 Mitglied der OPD-Regelkommission und seit 2022 Botschafter des VDCH bei Jugend Debattiert. Er war Mitglied der Cheforga der Campus-Debatte Freiburg 2022 und gewann die Campus-Debatte Hamburg 2022.

Das Mittwochs-Feature: Mittwochs veröffentlicht die Achte Minute ab 10.00 Uhr oftmals ein Mittwochs-Feature, worin eine Idee, Debatte, Buch oder Person in den Mittelpunkt gestellt wird. Wenn du selbst eine Debatte anstoßen möchtest, melde dich mit deinem Themen-Vorschlag per Mail an team [at] achteminute [dot] de.

Artikel-Vorschaubild von: Veronika_Andrews auf pixabay.com .

Robert Wiebalck/lok.

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