VDCH-Experten im Tagesspiegel

Datum: 15. September 2011
Redakteur:
Kategorie: VDCH

„Von einer schönen Debattenkultur konnte nicht die Rede sein“ – Zu diesem Urteil kamen der Präsident des Verbands der Debattierclubs an Hochschulen (VDCH) Benedikt Nufer und Sarah Kempf (Debattierclub Johannes Gutenberg, Mainz), die für den Tagesspiegel das TV-Duell zwischen den Berliner Spitzenkandidaten Klaus Wowereit (SPD) und Frank Henkel (CDU) analysierten. Am 18. September sind die Berliner aufgerufen, über ihre Kandidaten für das Landesparlament abzustimmen.

Über den Regierenden Bürgermeister von Berlin schreiben die Benedikt und Sarah:

„Klaus Wowereit setzte ab Beginn der Debatte auf Angriff, hatte aber deutliche Schwächen in der Verteidigung. Er wirkte nervös, verhaspelte sich mehrfach, sagte Sätze wie: ‚Ich lasse mir diesen Schuh nicht anziehen‘. Dass der Ton der Debatte unangenehm aggressiv wirkte, hatte Wowereit mitverschuldet, der seinem politischen Gegner gleich bei dessen erster Antwort polternd ins Wort fiel […]. Der demonstrative Blick in die Kamera wirkte mitunter plump, dennoch blieben Kontaktfähigkeit und Glaubhaftigkeit die Stärken Wowereits.“

Der Herausforderer kommt bei den VDCH-Experten inhaltlich besser weg:

Frank Henkel begegnete Wowereits aggressivem Ton ruhig und sachlich, hatte eine klare, bildhafte Sprache. […] Geschickt arbeitete der CDU-Kandidat mit Wortwiederholungen und Modulation, verlieh seinen Schlussfolgerungen mit der simplen Frage ‚Verstehen Sie?‘ Nachdruck. Durch Unterbrechungen ließ er sich nicht beirren, verlor den roten Faden seiner Ausführungen nicht. Seine ruhige Ausstrahlung konterkarierte er jedoch, als er mit Moderatorin Claudia Nothelle in eine Diskussion über die Redezeit der Kandidaten stritt. Er wirkte zwar inhaltlich größtenteils besser vorbereitet und entspannter als sein Kontrahent, blieb aber sehr förmlich und war dadurch wenig einnehmend. Außerdem lag Wowereit bei den beiden zentralen Themen Bildung und Sicherheit deutlich vorn. […]“

Der Artikel “Verlierer war der Zuschauer – Wie Debattierexperten die Debatte zwischen Henkel und Wowereit bewerten“ ist am 8. September auf Seite 10 der Printausgabe des Tagesspiegels erschienen und steht in der Tradition des VDCH, sich als Experte in der Bewertung öffentlicher Rede zu positionieren. Der Artikel ist auch online abrufbar. Auf der Internetseite des VDCH freut man sich, dass die Expertise von Debattierern immer mehr gefragt ist.

kem / apf

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4 Kommentare zu “VDCH-Experten im Tagesspiegel”

  1. Nicolas F. (Göttingen) sagt:

    Hmmm,
    Bene ist jetzt also Experte… Was es nicht alles gibt… 😉

    Jetzt mal im Ernst, Sarah und Bene, gut gemacht.
    Und mein Beileid sich diese Schwachsinnsdiskussion anhören zu müssen…

    Gruß aus Göttingen

  2. Jörn (Dortmund) sagt:

    Ich bin mir ja nicht sicher, wer eigentlich die AM so liest, ob sie tatsächlich eine Außendarstellung der deutschsprachigen Debattierszene sein kann oder doch bloß das Kochen im eigenen Saft (bei internationaler Karte) darstellt. Nehmen wir allerdings mal an, die AM wird noch von anderen gelesen als Daniel Sommer, Nico F. und mir: Hilft es unserer Debattierszene, wenn dann über Artikel berichtet wird, in denen „VDCH-Experten“ (Warum haben eigentlich „Adel-Experten“ kein blaues Blut?) Politiker als Dilettanten identifizieren? Befördert es die politische Debattenkultur in Deutschland (die völlig zu Recht immer wieder als „zu gering“ charakterisiert wird), wenn „VDCH-Experten“ ein TV-Duell, in dem es um die Präsentation der Person, aber nicht um Inhalte des Wahlprogramms geht, mit einer Debatte gleichsetzen (ihre Kriterien darauf anwenden)?

    Ich glaube, es fördert die politische Debattenkultur mehr, wenn tatsächlich Inhalte in den Vordergrund rücken und nicht Personen bewertet werden. Ob weniger arrogante TV-Kritiken die Debattierszene sympathischer machen, soll jeder selbst entscheiden.

  3. Alex (DD) sagt:

    Hm, aber ist es nicht zumindest ein Erfolg, dass es inzwischen scheinbar in Deutschland überhaupt ein Bewusstsein gibt, dass eine Debattenkultur existiert? Unabhängig davon, wie nun genau einzelne Artikel geschrieben sind, wird doch zumindest deutlich, dass man Debatten auch losgelöst von einem Personenkult führen KÖNNTE – auch wenn dies in Deutschland leider nicht der Fall ist. Beziehungsweise immer weniger der Fall ist…

Kommentare sind geschlossen.

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