WUDC 2011: Andreas Lazar über Vorbereitung, Irritationen und Silvester ganz ohne Schnee

Datum: 21. Januar 2011
Redakteur:
Kategorie: Menschen, Themen, Turniere

Andreas Lazar kämpfte sich mit seinem Teampartner Michael Saliba im Team Stuttgart A bis ins ESL-Halbfinale der kürzlich in Botsuana ausgetragenen World Universities Debating Championships (WUDC oder Worlds). In der Kategorie ESL („English as a Second Language“) wurde Michael sogar viertbester Redner und es gelang Andreas, unter den EFL-Redner („English as a Foreign Language“) punktgleich mit Simon Bezjak aus Ljubljana die Spitze des Tab zu erobern. Ein Anlass, um mit Andreas über die Worlds zu plaudern.

Andreas Lazar im ESL-Halbfinale bei den Botswana Worlds. Dort trat er an gegen Teams aus Ljubljana und Leiden. (Foto: Nils Haneklaus)

Andreas‘ Teampartner Michael hatte Ende vergangenen Jahres von sich reden gemacht, als er in Oxford den Freshers‘ Cup gewann. Freshers‘ Cup, da die neu an der Universität Oxford eingeschriebenen Debattierer gegeneinander antraten. Michael ist allerdings auch noch immer in Stuttgart eingeschrieben und konnte so für den schwäbischen Club starten.

Für Andreas steht fest, dass intensive Vorbereitung maßgeblich für den rhetorischen Erfolg war. „Die harte Arbeit hatte sich ausgezahlt, natürlich wären wir gern im Finale gewesen, aber dennoch haben wir einen guten Job gemacht“, fasst Andreas seine Teilnahme an den Worlds zusammen. „Wir sind ziemlich zufrieden, und es zeigt dass die ganze Arbeit nicht umsonst war“.

Und tatsächlich hat Stuttgart A viel Aufwand in die Vorbereitung gesteckt: Beide schauten sich Debattiervideos an, vor allem Halbfinals und Finals wichtiger Turniere wie den Euros 2009 im englischen Newcastle. Dieses Vorbild dieser Runden habe sie angespornt, sagt Andreas, sie wollten „auch so werden wie die Debattierer der altehrwürdigen Oxford Union“. Man habe sich gefragt, was gute Redner ausmache und welche Elemente in ihren Reden vorkommen. Das Gesehene versuchten die Stuttgarter auch gleich anzuwenden, wenn sie sich neben dem wöchentlichen Clubabend zusätzlich ein bis zwei Mal pro Woche trafen. Meist waren es kleinere Runden, in denen zwei gegen zwei debattierten oder den „Iron Man machten“. Iron Man heißt, in einer BPS-Debatte alleine die beiden Redner eines Teams zu vertreten. Dass sie nicht immer nur im stillen Kämmerlein saßen und übten zeigte das Duo im vergangenen Herbst, als sie an einer Reihe internationaler Turniere teilnahmen, darunter beispielsweise dem Oxford IV und dem Bristol IV. Nach der Heimkehr analysierten die Debattierer aus der schwäbischen Metropole dann akribisch, warum sie die eine oder andere Debatte verloren oder gewonnen hatten.

Brachte es Andreas und Michael einen Vorteil, dass sie beide mit um die dreißig deutlich älter sind als die meisten ihrer Kontrahenten? Andreas überlegt. „In den englischsprachigen Ländern fangen die meisten spätestens mit 18 Jahren zu studieren an, kommen dann zum Debattieren und tauchen nach ein paar Jahren auf Turnieren auf. Viele Redner unter den Muttersprachlern waren zwischen 19 und 22 Jahren alt“, berichtet er. In Deutschland hingegen fange man generell später mit dem Studium an und studiere auch länger. Lazar sieht im Altersunterschied kein Problem, solange kein überwältigender Vorteil für die Älteren daraus entstünde – das sei bei ihnen nicht der Fall gewesen. Mit höherem Alter habe man vielleicht mehr Lebenserfahrung, gibt der Stuttgarter zu, aber die Frage sei dann, ob man sie auch in gute Debatten ummünzen könne.

Doch unabhängig davon – und von der gezielten Vorbereitung – was ist das Geheimnis des Erfolgs? Man habe sich bemüht, konstant gute Leistung abzuliefern und stets gute Argumente zu finden. „Keine groben Aussetzer, vielleicht ein bisschen Glück“, resümiert Andreas Lazar. Auf diese Weise brachte sein Team nach dem ersten Tag immerhin acht Punkte nach drei Vorrunden nach Hause. Dadurch gerieten sie in Räume mit starken Gegnern auf hohem Niveau. Anspruchsvoll, dafür aber keine Gefahr, dass ein schwacher Gegner einen runterzieht, meint Andreas. Am dritten Tag, bei den geschlossenen Vorrunden, erbrachten sie weiterhin solide Leistung, was ihnen dann auch zum Break verhalf.

Von den Themen der Worlds 2011 zeigt sich der Stuttgarter etwas enttäuscht, da sie zum Teil “ausgelutscht“ und Wiederholung bekannter Themen ohne viel Neues gewesen seien. Er hätte sich mehr Themenstellungen gewünscht, die etwas origineller wären: “Wichtige Fragen, die die Welt berühren, aber dennoch kreative Aspekte beinhalten, Altbekanntes unter neuem Blinkwinkel. Aber das sehe ich vielleicht so, weil ich in letzter Zeit viele Themen gesehen habe“, bemerkt er. Offene Themen, wie sie gelegentlich auf Turnieren im VDCH-Land üblich seien, gab es nicht. Das wäre schwer gewesen, überlegt Andreas, da die Leute aus aller Welt kämen und über unterschiedliche Hintergründe verfügten. Da könne ein offenes Thema unfair sein, da nicht klar sei, was Gegenseite aus dem Thema machen würde.

Die Organisation vor Ort bei den Worlds sei etwas chaotisch gewesen, beschwert sich Andreas. Irgendwann sei den Veranstaltern das Essen ausgegangen, das Gleiche sei mit den alkoholischen Getränken auf den Partys passiert. Von den nächsten Weltmeisterschaften an der De La Salle University in Manila erhofft sich Andreas eine bessere Organisation. Sogar der philippinische Botschafter sei angereist, um den Debattierern in Gaborone die volle Unterstützung des nächsten Worlds-Turniers in seiner Heimat zuzusichern.

Andreas möchte jeden deutschen Debattierer ermuntern, sich in die internationale Szene zu trauen und die „wirkliche Reifeprüfung“ auf einem großen Turnier zu wagen. „Natürlich haben Muttersprachler einige Vorteile, aber dennoch kann man viel von den Guten lernen. Anfangs gab es bei mir auch eine Hürde, auf Englisch zu debattieren“. In diesem Sinne sei er gern für Ratschläge da, denn die Worlds wären eine bereichernde Erfahrung gewesen, die er auch gern weitergebe. Die vergangenen Weltmeisterschaften bedeuteten für Andreas Lazar, dass es für ihn keinen Schnee gab. Den vermisse er aber auch nicht. In Gabarone feierte er Silvester mit Menschen, die er möge, und das beim Ausüben eines Hobbys, dem er verfallen sei. „Ich denke, viel mehr kann man nicht verlangen.“

Andreas Lazar, Jahrgang 1979, wandelt gerne auf internationalen Debattierpfaden: Bei den Worlds in Botsuana wurde er „Top Speaker“ im EFL-Tab, das ist die – nach dem Main-Break und der ESL-Kategorie dritte – Rangliste der Redner in der Kategorie „English as a Foreign Language“. Gemeinsam mit seinem Teampartner schaffte er es dort bis ins Halbfinale der Kategorie „English as a Second Language“. Im vergangenen Jahr stand er im Finale des Paris IV.

xzy / apf / tr / glx

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2 Kommentare zu “WUDC 2011: Andreas Lazar über Vorbereitung, Irritationen und Silvester ganz ohne Schnee”

  1. miliba sagt:

    „um die dreißig“ gilt dann doch nur für Andreas. Ich trage den Alterstitel dann gerne in 2-3 Jahren…

  2. Sarah J. sagt:

    Wie alst bist Du denn, Michael?

Kommentare sind geschlossen.

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