„Vereinte Kraft zum Nutzen der Menschen“: Die „Klartext Europa“-Debatte in Potsdam

Datum: 24. Januar 2014
Redakteur:
Kategorie: Klartext Europa, Neues aus den Clubs

Klimawandel, Armut – diese Probleme lassen sich nicht national, nicht europäisch lösen, sondern nur weltweit. Soll die Europäische Union also zum Global Player werden? So lautete die Frage bei der „Klartext Europa“-Debatte in Potsdam. Der Verein Bürger Europas e.V. und der Debattierclub Wortgefechte Potsdam e.V. hatten Ende November zur Showdebatte geladen. Auf der Pro-Seite sprachen der Wirtschafts- und Europaminister Ralf Christophers (Die Linke) und die Europaabgeordnete Elisabeth Schroedter (Grüne). Für die Contra-Seite argumentierten Robert Pietsch und Jana Bachmann vom Debattierclub Wortgefechte Potsdam e.V.

Ins Thema führte Tim Richter mit einer gestenreichen Rede ein. Er vertrat an dem Abend die Deutsche Debattiergesellschaft e.V. (DDG). Christoph Krakowiak erläuterte als Vertreter des Vereins Bürger Europas e.V. die Regeln und führte durch die Debatte. Er sammelte bei der ersten Abstimmung das Meinungsbild des Publikums ein – würden die Redner es verändern können?

Die Europaabgeordnete Elisabeth Schroedter in der Debatte (c) Mathias Hamann

Die Europaabgeordnete Elisabeth Schroedter in der Debatte
(c) Mathias Hamann

Bedächtig und ruhig sprach der erste Redner Ralf Christophers. Brandenburgs Europaminister stellte gar nicht mehr die Frage, ob, sondern nur noch, wie sehr die EU ein Global Player werden sollte. Die EU sei weltweit ein Vorbild, weil sie den Frieden erhalte und Lösungen schaffe. Der Minister ließ immer wieder durch Pausen Zeit zum Nachdenken und -fühlen, besonders, wenn er von seinen Reisen sprach und davon erzählte, dass andernorts die EU als Muster gesehen werde. Die EU als Global Player müsse international stärker auftreten, um Probleme wie Armut und Klimawandel zu lösen.

Robert Pietsch vom Potsdamer Debattierclub analysierte klar, gliederte seine Rede sauber und führte aus: Die EU sei wirtschaftlich schon ein Global Player. Wenn sie noch stärker werden wolle, müsse sie es auch politisch werden. Das werde zur Bildung einer Armee und europäischem Rüsten führen. Aber das helfe der Welt bei der Lösung ihrer Probleme nicht weiter.

Die Europaabgeordnete Elisabeth Schroedter pries Europas Fähigkeiten: Die EU sei bereits in der Lage, die vereinte Kraft zum Nutzen der Menschen einzusetzen, zum Beispiel bei der UN-Konvention. Hier beweise die EU, dass Länder einig und in der Lage sein könnten, diese umzusetzen. Zudem sei die EU immer wieder wichtiger diplomatischer Partner, sei es im Nahen Osten oder in Osteuropa. All das beweise, dass die EU schon ein Global Player sei. Schroedter erinnerte zudem an den Balkankrieg: Der sei beendet worden, weil den Ländern versprochen worden sei, dass sie Mitglieder der EU würden.

Teilnehmer der KE-Debatte Potsdam: Christoph Krakowiak, Robert Pietsch, Elisabeth Schroedter, Tim Richter, Jana Bachmann, Ralf Christophers (v.l.n.r.) (c) Mathias Hamann

Teilnehmer der KE-Debatte Potsdam: Christoph Krakowiak, Robert Pietsch, Elisabeth Schroedter, Tim Richter, Jana Bachmann, Ralf Christophers (v.l.n.r.)
(c) Mathias Hamann

Darauf erwiderte Jana Bachmann, Präsidentin von Wortgefechte Potsdam. Sie stimmte der Pro-Seite darin zu, dass die Grundidee der EU geglückt sei, Frieden und Wohlstand zu schaffen. Aber wenn die EU sich mehr und robuster als Global Player engagiere, werde sie in viele schmutzige Konflikte eingreifen müssen. Das werde zwangsläufig Aufrüstung nach sich ziehen und militärische Handlungen, weil sie sonst ein zahnloser Tiger sei. So ließen sich aber Probleme wie Klimawandel und die weltweite Armut nicht lösen. Die EU könne als Global Player außerdem gelähmt sein, etwa wenn sich die Mitglieder nicht einig seien, die EU nichts unternehme oder sie nicht ausreichend legitimiert sei.

Nach den Eingangsreden kam das Publikum zu Wort, über eine Stunde wogten die Fragen vom Publikum an die Redner und zurück. Schließlich bat Christoph Krakowiak erneut zur Abstimmung. Ergebnis: Das Publikum war mehrheitlich der Meinung, dass die EU sich als Global Player engagieren solle.

Mathias Hamann/kem/tk

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