Wirkung statt Checkliste: Willy Witthaut über diskriminierende Faktoren im Debattieren

Datum: 7. Januar 2015
Redakteur:
Kategorie: Jurieren, Mittwochs-Feature

Das Format der Offenen Parlamentarischen Debatte (OPD) versucht die Leistung von Redner*innen mit Hilfe von Kategorien möglichst genau abzubilden. Dazu findet man auf dem OPD-Bewertungsbogen eine Reihe von Beschreibungen, was für die einzelnen Bewertungskategorien zu leisten ist und erwartet werden kann. Es ist eine Stütze, die Juror*innen helfen soll, besser und gerechter Punkte zu vergeben. Es ist ein Werkzeug, das transparent und in den meisten Situationen zutreffend ist, welches jedoch an seine Grenzen stößt. Zum einen, weil ein festgeschriebener Erwartungshorizont die Kreativität, die in Reden ausgereizt werden soll, nicht abbildet, und zum anderen, weil die alleinige Beschreibung der Kategorie bewusst oder unbewusst zu einer Checkliste im Kopf führt.  So kommt es manchmal zu dem Fall, dass Redner*innen in spezifischen Situationen ungerecht behandelt werden.

Auf dem letzten Jurierseminar in Hamburg durfte ich an einer schönen Diskussion zu der beschriebenen Problematik teilhaben und möchte mich einführend mit dem Thema auseinandersetzen und einzelne Fälle ansprechen. Diese können die gesamte Komplexität des Themas nicht abbilden – ich hoffe aber dennoch, dass mein Anliegen dadurch verständlich wird.

Redner*innen der Kategorie „Deutsch als Fremdsprache“

Redner*innen der Kategorie „Deutsch als Fremdsprache“ (DaF) stehen vor dem Problem, dass sie sich beim Halten einer Rede auf deutsch häufig nicht so wohl fühlen wie in ihrer Muttersprache. Oftmals kommen grammatikalische Probleme, Wortfindungsschwierigkeiten, Akzente aus anderen Sprachräumen und schlicht Unsicherheit durch die Situation erschwerend dazu. Die Folge ist, dass es Zuhörer*innen oft schwer fällt, DaF-Redner*innen zu verstehen und die inhaltlichen Gedankengänge nachzuvollziehen.

Juroren bei der Arbeit (c) Jöran Beel

Juror*innen bei der Arbeit. © Jöran Beel

In OPD wird die Kategorie „Sprachkraft“ auch als Sprachgenauigkeit verstanden. Daher liegt für viele Juror*innen oftmals der Schluss nahe, weniger Punkte in der Kategorie Sprachkraft zu verteilen. Dies ist aber nicht der richtige Schluss! Grammatik und Sprachgenauigkeit sind kein Selbstzweck, sondern müssen in einen Kontext gesetzt werden. Sollte durch die sprachlichen Fehler nicht mehr verständlich sein, was die Intention der Sätze war, ist es möglich, in der Kategorie weniger Punkte zu verteilen. Gleichzeitig kann man aber mit grammatikalischen Fehlern und lückenhaften Beschreibungen (statt genauen Worten) genauso klar und verständlich sein. Ein starker Akzent kann charmant, witzig und selbstkritisch wirken. Ich glaube sogar, dass wir zu einem kleinen Teil unsere Erwartungshaltung mit einbeziehen sollten. Wir erwarten nicht von einem Menschen, der offensichtlich nicht mit einer bestimmten Sprache großgeworden ist, exakt und jederzeit korrekt innerhalb des fremden Sprachraums zu agieren. Dementsprechend können grammatikalische Fehler nicht per se als schlechte Leistung angesehen werden, sondern müssen im Kontext der Debatte bewertet werden. Die groben Fragen sind folglich:

  1. Waren die sprachlichen Mängel für das (Un)Verständnis der Rede maßgeblich entscheidend?
  2. Waren die verwendeten Bilder/Beschreibungen/Worte aus dem eigenen Sprachraum allgemein verständlich dargelegt oder zu spezifisch?
  3. Stören die sprachlichen Mängel den Redefluss?
  4. Hat die sprachliche Leistung Einfluss auf die Fähigkeit zu überzeugen?

Diese Fragen sollten nicht nur Leitfragen für Negativ-Bewertungen sein, sondern können genauso positiv ausgelegt werden. So können einige Beschreibungen aus anderen Sprachräumen sogar zutreffender sein und die Debatte definitiv verstärken. Diese Leitfragen umfassen nicht alle Aspekte, helfen aber zu verstehen, warum und wann Juror*innen gute oder schlechte Punkte innerhalb einer Kategorie vergeben sollten.

Leider habe ich schon mehrfach Juror*innen erlebt, die damit argumentiert haben, sich kaum Notizen gemacht zu haben bzw. schlechte Punkte vergeben zu haben, weil sie die Person schlicht schlecht verstanden haben. In den Gesprächen fällt oftmals auf, dass diese Meinung dann auf den ersten Sätzen der Rede beruht. Das wird der Leistung der Rede nicht gerecht! Viel zu oft fängt eine abwehrende Haltung sehr früh in der Rede an und bildet nicht die Gesamtleistung über die volle Zeit wieder. Es wird davon ausgegangen, dass die Rede sprachlich schlecht sein muss, weil sie undeutlich ist oder mit einem starken Akzent vorgetragen wird.

Manchmal ist es schwer, alles zu erfassen und abzuwägen, jedoch zeichnen sich gute Juroren durch hohe Konzentration und Aufmerksamkeit über Stunden und Tage hinweg aus.

Persönliche Empfindungen am Beispiel der Stimmlage

Manche Menschen neigen durch ihre Stimmlage dazu, in den Ohren von Juror*innen unangenehm aufzufallen. Das passiert zum Beispiel, wenn Personen eine sehr hohe Stimme haben und den Frequenzbereich maximal ausnutzen. Es gab in der Vergangenheit Situationen, in denen Juror*innen dafür weniger Punkte vergeben haben. Ich glaube, dass diese Pauschalisierung ungerecht und falsch ist. Ungerecht deswegen, weil Menschen für ihre angeborenen Fertigkeiten nichts können. Die Bewertung einer Debatte sollte meines Erachtens nicht mit angeborenen Eigenschaften verknüpft werden. Man stelle sich nur vor, attraktivere Menschen würden immer mehr Punkte in der Kategorie Auftreten bekommen. Das würden wir intuitiv ablehnen, auch wenn ich glaube, dass genau dies häufig passiert. Es gibt viele wissenschaftliche Arbeiten darüber, inwiefern „Attraktivität“ Menschen dabei hilft, kompetenter wahrgenommen zu werden. Selbst wenn wir Leute nicht bewusst positiv oder negativ diskriminieren, sollten Juror*innen selbstreflektiv darauf achten, ob Auftreten oder Attraktivität bewertet wird.

Analog dazu halte ich es für falsch, Menschen mit hoher oder unangenehmer Stimme weniger Punkte zu geben. Auch hier gilt wieder die Regel, dass es zwar in bestimmten Situationen legitim sein kann, jedoch nicht per se geschehen sollte. Es ist ein massiver Unterschied, Menschen aufgrund ihrer Stimmlage oder aufgrund ihrer Stimmtechniken zu bewerten. Man kann zum Beispiel anmerken und kritisieren, wenn Menschen bei Betonungen mit ihrer Stimme nach oben gehen und aufgrund der Technik unangenehm wirken. Der Unterschied ist, dass es sich hierbei um einen technischen Fehler handelt, der korrigiert werden kann. Für die betreffende Redner*in wäre es also grundsätzlich möglich, in einer anderen Debatte eine höhere Punktzahl zu erreichen. Wenn wir die Stimme an sich kritisieren, gehen wir davon aus, dass die betroffene Person schlicht nicht in der Lage wäre, jemals eine höhere Punktzahl zu erreichen.

Willy im Finale der Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft 2014. © DDM Berlin 2014 // Matthias Carcasona

Willy im Finale der Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft 2014. © DDM Berlin 2014 // Matthias Carcasona

Desweiteren gibt es bei der Probelmatik der persönlichen Empfindsamkeit auch das Problem des schnellen Sprechens. Das ist zwar eine Sprechtechnik und kein angeborenes Kriterium, wird aber auch häufig per se schlecht bepunktet. Ich glaube, dass sich hier Juror*innen der Situation bewusst sein sollten, dass der Adressat der Überzeugung das Publikum und nicht er oder sie selbst ist. „Ich konnte nicht mitschreiben“ ist kein legitimer Grund, schlechtere Punkte zu verteilen. Erst wenn man der Debatte nicht folgen kann und der rote Faden nicht mehr nachvollziehbar ist, wird schnelles Sprechen ein Problem. Folglich sollte am Ende die Wirkung des Sprechens für die zu vergebende Punktzahl entscheidend sein.

Wirkung statt Checkliste

Jan Papsch veröffentlichte auf der Achten Minute einen Artikel mit dem Titel „Viel Raum auf links“. Allein durch die Wahl des Titels beschreibt er die hier vorliegende Problematik: Oftmals verwenden Juror*innen bei den „linken“ Kategorien Checklisten um Punkte zu vergeben und vergessen dabei den Kontext, der die Wirkung bestimmt.  Ich halte es für empfehlenswert, sich von etablierten „No-Goes“ trennen. Eine Hand in der Hosentasche kann gelassen und selbstsicher wirken, eine einseitige Gestik kann je nach Pultsituation angebracht sein, sich im Raum zu bewegen kann je nach Setting passend sein. Entscheidend ist hier das Wörtchen „kann“. Juror*innen müssen sich bewusst sein, dass Redner*innen durch ihre „linken“ Kategorien Wirkungen erzeugen. Sie sollten sich primär auf diese konzentrieren, statt einzelne Faktoren zu addieren oder eine innere Checkliste abzuhaken. Erst dann kann OPD als vollumfassendes Format begriffen werden, das alle Aspekte einer Rede mit einzubeziehen versucht.

Authentizität als Maßstab

Natürlich klingt das sehr komplex und man wird nie während einer Rede alle Aspekte erfassen können – das ist schlicht unmöglich. Daher sind Auflistungen, wie sie der OPD-Bewertungsbogen vorgibt, oder Jan in seinem Artikel unglaublich hilfreich beschreibt, notwendig. Sie stoßen aber eben auch an ihre Grenzen: wenn es zu Verschiebungen in der Erwartungshaltung (Menschen mit einer körperlichen Einschränkung, DaF, etc.) kommt oder wenn Themen besondere Emotionen hervorrufen. In diesen Fällen sind die vorgestellten Schablonen nicht mehr so einfach anwendbar.

Ich habe für mich den Weg gefunden, Redner*innen auf ihre Authentizität hin zu prüfen und diese als erstes in die Bewertung der linken Kategorien einfließen zu lassen. Authentisch zu sein bedeutet „echt“ zu wirken. Ich erwarte nicht von einer Person im Rollstuhl, dass sie aufsteht, oder von einem Menschen mit gebrochenen Armen, dass er besonders akzenturiert gestikuliert. Entscheidend ist, ob die Redner*in für die jeweilige Situation einen passenden Weg und eine Antwort auf ihre jetzige Situation findet. Das ist die gleiche Frage, die sich alle anderen Redner*innen ohne Einschränkungen auch stellen müssen. Auch sie fragen sich, wie sie Stimmungen in die Köpfe ihres Publikums projizieren können. Sie haben dafür aber eine andere Palette von Möglichkeiten. Je nachdem, welche der vortragenden Personen es schafft, ihre Werkzeuge besser, wirkungsvoller und authentischer einzusetzen, ist diejenige, die die meisten Punkte in der jeweiligen Kategorie erhalten sollte. Das heißt, dass niemand automatisch bessere oder schlechtere Punkte in einer Kategorie erhält, sondern, dass der Mensch mit den gebrochenen Armen nicht direkt verglichen werden kann mit dem Mensch, der diese Einschränkung nicht hat. Er wird nicht anders oder einfacher bewertet, sondern danach, was er aus seiner Situation macht. Wenn er durch sein Auftreten die gleiche Stimmung in gleicher Intensität in den Köpfen der Zuhörer*innen erzeugen kann, so ist die Leistung gleich zu bewerten.

Willy Witthaut/ama

Mittwochs-Feature

Das Mittwochs-Feature: Jeden Mittwoch ab 10.00 Uhr stellt das Mittwochs-Feature eine Idee, Debatte, Buch oder Person in den Mittelpunkt. Wenn du selbst eine Debatte anstoßen möchtest, melde dich mit deinem Themen-Vorschlag per Mail an team [at] achteminute [dot] de.

Willy Witthaut war Chefjuror der ZEIT DEBATTEN Heidelberg 2014, Mainz 2014 und Hamburg 2013, der Westdeutschen Meisterschaft 2013 sowie zahlreichen Turnieren der Freien Debattierliga. Er ist Deutschsprachiger Vizemeister 2014 und Sieger mehrerer Turniere, darunter die ZEIT DEBATTEN Dresden 2014 und Magdeburg 2012. In der Amtszeit 2011/2012 war er Präsident des Debattierclubs Johannes Gutenberg e.V. Mainz. Für den Bereich Equity und Fairness ist er Vorstandsbeirat des Verbandes der Debattierclubs an Hochschulen e.V. Derzeit studiert er Soziologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.

 

 

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15 Kommentare zu “Wirkung statt Checkliste: Willy Witthaut über diskriminierende Faktoren im Debattieren”

  1. Andreas Lazar sagt:

    Vielen Dank für diesen sehr guten Beitrag Willy! Ich stimme Deinen Überlegungen voll und ganz zu, aber nach meinem Verständnis hat OPD den Anspruch, „objektivierte“ Kriterien der Rhetorik und Argumentation zu verwenden, damit es gerade nicht zu subjektiven Auslegungswegen kommt und die Punkte vergleichbar sind. Ein*e Redner*in, der oder die ohne Arme geboren wurde, müsste daher stets weniger Punkte im Auftreten erhalten als eine Person mit Armen! Ähnliche Ansichten wurden hier auch in früheren Diskussionen zu der Thematik geäußert, die Implikationen wurden überraschenderweise jedoch nicht viel weiter verfolgt.

    Vielleicht wäre es an der Zeit, alle in letzter Zeit aufgekommenen, meist sehr guten Verbesserungsvorschläge zu OPD aufzunehmen, weitere Vorschläge einzuholen und dann das Format umfassend zu reformieren und aktualisieren.

  2. Christian L. (MD) sagt:

    Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag, Willy.
    Dass alle Personen nicht gleich durch die OPD-Jurierung zu erfassen sind hast du sehr gut dargelegt. Ich persönlich vertraue ja immer auf den gesunden Menschenverstand und das Taktgefühl eines Juroren, dass er berücksichtig, wenn ein Redner bspw. mit gebrochenem Arm zu keiner sychronen Gestik in der Lage ist. Vor der Eichdebatte bei der DDM 2013 wurde von den Chefjuroren diese Vorgehensweise auch noch einmal betont. Aber für jede Juroren-Generation muss dies neu thematisiert werden.
    Hinsichtlich der Frage von Empfindungen bei der Stimmlage:
    Hier müsste gefragt, was streben wir an bei der Bewertung und dem Feedback. Debattieren sollte, und so verkaufen wir es immer wieder, ein Training der Redekunst sein und das rhetorische Talent stärken. Sehr viele Debattieranfänger versprechen sich eine Verbesserung ihres rednerischen Talents, dass sie dann in realen Kommunikationssituationen wie Bewerbungsgespräche, Diskussionsrunden, Vorträge gewinnbringend einsetzen können. OPD zeichnet sich gerade dadurch aus, dass die Nutzer des Formats die ganzen rhetorischen Tricks lernen. Dazu gehört auch, dass sie lernen aus ihren Anlagen das Beste zu machen.
    Bei meiner OPD-Jurierung unterscheide ich immer zwischen kurzfristigenVerbesserungen die ein Redner theoretisch bis zur nächsten Vorrunde abstellen kann (wie eine nicht authentische Betonung) und langfristige Verbesserungen, deren Verbesserungen länger dauert (Sprechen eines Dialektes, den man schwer versteht). Die kurzfristigen Verbesserungen fließen in die Bewertung ein, auf die langfristigen weist man hin, sanktioniert es aber nicht.
    Nun zu dem Beispiel mit der hohen Stimme: Wenn ein Redner eine sehr hohe Stimme besitzt und beim Sprechen die Stimmlage weiter nach oben schraubt, dann sollte man die Person darauf hinweisen, dass sie eher nicht die hohen Töne anstreben sollte und sanktioniert das. Eine Person mit diesem stimmlichem Merkmal sollte ihre Rhetorik daran anpassen und andere Ausdrucksformen zur Untermalung ihres Inhaltes nutzen. Ich bin bspw. sehr empfindlich gegenüber hohen Tönen und hätte bei so einem Redner Probleme dem Vortrag zu folgen. Im richtigen Leben hätte diese Person auch Probleme damit.
    Hinsichtlich des schnellen Sprechens: Ich bin da skeptisch, bei einer Debatte schreibt man eher wenig direkt mit, sondern übernimmt die zentralen Inhalte der Rede. Wenn der Redner so ein Tempo vorlegt, dass ich ihm nicht mehr kognitiv folgen kann, dann wohl auch nicht der Zuschauer.
    So, und jetzt allen Hannover-Fahrern viel Spaß an der Leine!

  3. Mark Etzel sagt:

    Danke Willy für den guten Artikel!

    Bei einigen Punkten bin ich anderer Meinung. Zum Beispiel denke ich nicht, dass Sprache nur dazu dienen sollte, Inhalt verständlich zu vermitteln. Dieser Maßstab gilt in BP und wenn wir uns daran orientieren, brauchen wir eine separate Kategorie für Sprachkraft eigentlich kaum mehr.

    Jemand, der schöne Sprachbilder verwendet und flüssig und abwechslungsreich redet, bekommt normalerweise mehr Punkte, als jemand, der dies nicht tut. Beide mag ich gleich gut verstehen, ersteres klingt aber besser. Genauso klingt grammatikalisch korrektes Deutsch (meines Empfindens) besser als fehlerhaftes Deutsch, konsequenterweise sollte sich dies auch in einem Punkteunterschied niederschlagen. Wenn zusätzlich noch das Verständnis leidet, ist der Punkteunterschied eben größer.

    Ich kann aber auch deine Sichtweise nachvollziehen und bin mir sicher, dass es noch weitere Sichtweisen gibt, die ebenfalls gut begründet werden können.

    Daher denke ich, wäre die von Andreas angesprochene Revision und Klarstellung durch das Regelwerk die einzige Lösung, die Abhilfe schafft (bei der Gelegenheit könnte man auch die unsinnige Punkteskala überarbeiten). Und dann muss man sich eben mal zusammensetzen und auch über die Dinge reden, bei denen es uns vielleicht unangenehm ist, eine Entscheidung zu fällen (z.B. Personen mit körperlicher Einschränkung, Umgang mit Aktzenten und Dialekten…).
    Andernfalls schadet dies meiner Meinung langfristig der Akzeptanz des Formats. In meinem Klub habe ich zumindest den Eindruck, dass einer der Gründe für Skepsis gegenüber OPD genau diese Unklarheiten und damit einhergehend empfundene Willkür sind.

  4. Benedikt R. (HD) sagt:

    Auch für mich war das ein sehr interessanter Artikel!
    Zwar kann ich als Anfänger (noch) nicht so sehr urteilen, was die Details der Jurierung angeht. Auf grundsätzlicher Ebene möchte ich jedoch nochmal einen Punkt, den Christian schon angedeutet hat, infrage stellen:
    Wenn eine Rede aufgrund einer hohen Stimmlage – auch wenn dies angeboren ist – wirklich als unangenehm empfunden wird, dann entspricht es gerade meinem Empfinden von Objektivität, wenn dies auch (negativ) sanktioniert wird. Nur so habe ich wie Christian beschrieben den Anreiz daran zu arbeiten (inwieweit das auch immer möglich ist). Dies mag auf den ersten Blick ungerecht erscheinen, entspricht aber in der Tat am ehesten „realen“ Situationen. Alles andere wäre für mich irgendwie eine artifizielle Relativität in den Bewertungskriterien. Dazu vielleicht ein (wenn auch freier) Vergleich: In anderen Sportarten, z.B. Basketball, bekomme ich auch keinen Vorteil (wie zum Beispiel, dass meine Würfe mehr zählen), nur weil ich körperlich kleiner bin.
    Gerade wenn man in OPD die Gesamtwirkung betrachten soll, wie es ja auch sehr gut herauskommt im Artikel, glaube ich schon, dass angeborene Merkmale (auch wenn man dies bedauern kann) eine Rolle spielen und im Sinne der Objektivität auch müssen. Das ist natürlich etwas anderes, wenn man beispielsweise in einer anderen Kategorie wie DaF redet.

  5. Peter G. sagt:

    Grundsätzlich kann ich dieser Analyse durchaus zustimmen. Jede Form der Diskriminierung ist abzulehnen und du hast völlig Recht, es ist wünschenswert jede Form von Einschränkungen bei Rednern diskriminierungsfrei in den Debattieralltag zu intergrieren. Dennoch finde ich, hier wird an einigen Stellen eine zu schöne Welt gezeichnet, die so einfach nicht ist.
    Wie bei jedem anderem Sport gibt es Veranlagungen bei Menschen, welche positiv wie negativ beeinflussen können, wie gut man in der jeweiligen Disziplin werden kann: Mit nur einem Arm wird man niemals Leistungsschwimmer auf Weltniveau, als Boxer gereicht es zum Vorteil wenn man 2,20m groß ist. Ähnlich ist es beim Debattieren: Mit der Stimme von Morgan Freeman ist es leichter Menschen von seiner Sache zu überzeugen, als wenn man sich anhört wie Daniel Küblböck. Das hat mit Diskriminierung nichts zu tun, sondern ist einfach Realität. Auch wenn man sich wünschen würde, dass jeder die gleichen Vorraussetzungen hat, ist das schlicht nicht der Fall. Diese Vorraussetzungen sind nicht vom Individuum beeinflussbar, das bedeutet aber nicht, dass es deswegen falsch wäre die Leistung auch entsprechend zu bewerten. „Schönt“ man hier nämlich als Juror das Resultat um einer eventuellen Diskriminierung vorzubeugen begeht man schnell einen anderen Fehler: Man diskriminiert durch eine relative Abwertung all jene Redner im Raum, die unter keiner Einschränkung leiden.

    Bewertet man jeden Redner nach dem „Rahmen seiner Möglichkeiten“ kommt es unweigerlich zu Ergebnisverzerrungen: Zwei Redner mit gleichen Redeleistungen, aber unterschiedlichen Möglichkeiten erhalten dann unterschiedliche Punkte zu Lasten desjenigen mit „größerem Rahmen“. Daher halte ich eine besondere Berücksichtigung der „Möglichkeiten“ der jeweiligen Redner nicht für richtig. Ein Muttersprachler mit großem Wortschatz kann(!), immer besser sein, als jemand der diese Vorraussetzungen nicht mit sich bringt (er ist es aber natürlich nciht notwendigerweise). Auch ein starker Dialekt beispielsweise muss negativ bewertet werden, wenn er dazu führt, dass das Verständnis leidet, auch wenn es Menschen gibt, die des Hochdeutschen gar nicht mächtig sind. Hier eine besondere Behandlung des Redners anzulegen ist falsch. Wichtig ist aber, dass man nicht „doppelt straft“: Ein zusätzlicher Abzug wäre keinesfalls gerechtfertigt, es muss lediglich das Gesamtbild des Redners bewertet werden, hier halten Schwächen ja ganz automatisch bereits Einzug. Das aber eben auch zu Recht.
    Wichtig ist dafür genau die auch hier angesprochene Verabschiedung von Checklisten. Hier hat der Artikel vollkommen Recht. Es ist tatsächlich irrelevant, ob ein Redner eine bestimmte Handlung vollzieht oder nicht, sondern nur:
    „Überzeugt das, was er da tut?“
    Beispielsweise kann(!), wie oben genannt, ein Redner auch mit starkem Akzent witzig und pointiert sein und in Sprachkraft sehr gute Leistungen erreichen, aber eine Verzerrung der Bewertung zu seinen Gunsten darf nicht auftreten. Ein „er kann ja nichts dafür“ im Jurorengespräch darf nicht zum Argument werden, um gute Punkte zu geben.

  6. Andreas Lazar sagt:

    In der Praxis würde das heißen, dass wir im Feedback Leuten, die z.B. ohne Arme geboren sind oder im Rollstuhl sitzen, sagen müssten, dass sie deshalb schlechte Punkte im Auftreten erhalten haben, weil sie nicht genug gestikuliert haben oder herumgelaufen sind. Wollen wir das wirklich? Ich würde mich dabei sehr unwohl fühlen. Würden sich diese Menschen dann beim Debattieren willkommen fühlen? Und ist das, was das Empfinden der Mehrheit der Zuschauenden widerspiegeln würde (= „objektivierte“ Bewertung)? Oder eher das, was Willy beschrieben hat?

  7. Toni (München) sagt:

    @Peter: Du stellst ja selbst die Frage „Überzeugt er damit, was er tut?“ als Leitfrage in den Raum. Eine Rednerin mit gebrochenen Armen wird ja nicht weniger überzeugend, weil sie nicht gestikuliert. (allerdings überzeugt sie natürlich auch nicht mehr, nur weil die Arme gebrochen sind, aber Auftreten ist ja mehr als Armbewegung und keiner fordert hier 20 Punkte für Stephen Hawking) Eine DAFlerin wird nicht (wenn sie noch verständlich ist) weniger überzeugend, wenn sie mal stockt, um nach Worten zu suchen, eine Redensart vielleicht falsch übersetzt oder einen nicht ganz so großen Wortschatz hat. (Eine Muttersprachlerin allerdings schon) Wenn allerdings eine Muttersprachlerin eine brillante und unheimlich präzise Wortwahl an den Tag legt, ist das natürlich überzeugender als o.g. DAF.erin. Und wenn wir die Grundfrage für jede Kategorie leicht abändern in „Wie stark stärkt/schwächt das, was in dieser Kategorie gemachte, die Überzeugungskraft der Rede (im Vergleich zu einer durchschnittlichen Leistung)?“, haben wir wieder einen absoluten Maßstab und eine Jurorin muss trotzdem nicht Leuten, die ohne Arme geboren sind, Punkte abziehen, weil sie nicht ihre Arme bewegt haben.

  8. Mark Etzel sagt:

    @Andreas:
    „In der Praxis würde das heißen, dass wir im Feedback Leuten, die z.B. ohne Arme geboren sind oder im Rollstuhl sitzen, sagen müssten, dass sie deshalb schlechte Punkte im Auftreten erhalten haben, weil sie nicht genug gestikuliert haben oder herumgelaufen sind.“

    Nicht unbedingt. Genau für solche Fälle würde ich mir eine Regel wünschen, die klarstellt, wie hier zu verfahren ist. Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass man bei Personen, die ihre Armen nicht bewegen können, die Kategorie Auftreten streicht und Sprachkraft doppelt bewertet.

    Gibt es aber keine Regel, dann muss jeder Juror sich selbst eine eigene Metrik zusammenbasteln. Das hingegen ist ungerecht, intransparent und meines Erachtens auch nicht im Interesse der betroffenen Leute, weil es sich schnell anfühlt, als bekomme man Mitleidspunkte.

    @Toni:
    „Eine DAFlerin wird nicht […] weniger überzeugend, wenn sie mal stockt, um nach Worten zu suchen, eine Redensart vielleicht falsch übersetzt oder einen nicht ganz so großen Wortschatz hat.“

    Doch, meiner Meinung schon. Mir ist die Idee hinter deinem Maßstab nicht ganz klar. Wie findest du es vereinbar findest, Stärken zu belohnen („brillante Wortwahl“), da sie eine Rede überzeugender machen, aber Schwächen nicht zu ahnden, weil sie die Rede angeblich nicht weniger überzeugend machen?

    Das kann ich mir in der Praxis nur so vorstellen, dass nur noch Pluspunkte vergeben werden und keine Abzüge mehr. In dem Fall würde die Person ohne Arme immer 8 Punkte im Auftreten bekommen – ist das wirklich eine sinnvolle Lösung?

    Ich bin wie Peter der Meinung, dass man mit einem Maßstab auf Basis von „im Rahmen ihrer/seiner Möglichkeiten“ vorsichtig sein sollte, da es mit einer absoluten Punkteskala kaum vereinbar ist. Außerdem stellt sich für mich dann die Frage, warum wir dann nur bei den linken Kategorien so verfahren? Eine sehr kreative und intelligente Person kommt meist auf bessere Argumente, manche Redner sind vielleicht weniger begabt und tun sich damit schwerer – dafür können sie natürlich auch nichts. Dürfen wir also für schlechte Argumente und grobe Fehler keine Punkte mehr abziehen, weil schwache Redner auch nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten agieren?

  9. Sascha (MZ) sagt:

    @Mark: zur Streichung der Kategorie Auftreten als Beispiel:
    Ich denke, genau DAS ist es, was mit Checklisten gemeint ist. Auftreten setzt sich aus so viel mehr zusammen als Gestik oder wendiges „Umhergehen“ oder Ähnlichem. So sind zum Beispiel Körperhaltung, Mimik und Raumpräsenz weitere wesentliche Bestandteile der Auftretenkategorie. Zudem hat Auftreten Überlappungsbereiche mit Kontaktfähigkeit (Spontanität, Humor, geistreiche Erwiderung (=Interaktion)) und Sprachkraft (gezielt-taktischer Stimmeinsatz zur Untermauerung der eigenen Position/Rolle (=Authentizität), wieder geistreiche Erwiderungen (=Schlagfertigkeit, Redekontrolle)). Es gibt demnach genügend weitere Teilbereiche der Kategorie, die Sprecher A benutzten kann um den unfairen Nachteil den er gegenüber Sprecher B hat, auszugleichen.

    Allerdings:
    @Andreas
    Wer nicht in der Lage ist Gestik auszuführen hat offensichtlich einen Nachteil zu demjenigen, der sie nutzen kann – allein weil Gestik ein elementarer Bestandteil von Adressatenüberzeugung sein kann. Der Artikel legt hier nun ein pädagogisches Grundmuster an: kann der Sprecher etwas an seiner Lage ändern? Falls nein, sollte sie nicht in die Bewertung einfließen. Wie bei jeglicher Form von Kompetenz und Behinderung ist das Problem eines solchen Ansatzes, dass er nicht trennungsscharf unterscheiden kann. So bin ich als Sprecher vielleicht minimal (un)intelligenter als mein Gegner – eine Eigenschaft die ich nicht verändern kann, die aber im direkten Vergleich eventuell gegen mich verwendet wird (z.b. bin ich langsamer im spontanen reagieren, meine logischen Schlüsse sind nicht so tief durchdacht, oder meine Bilder sind einen Tick unschlüssiger). Nur weil mein Gegner eine höhere Kapazität bezüglich Intelligenz besitzt, bedeutet das aber noch lange nicht, dass ich der schlechtere Redner sein muss. Ich kann, z.b. durch das intensive Anlesen von Hintergrund/Welt-wissen, das trainieren von stilistischen und rhetorischen Mitteln und Improvisationsaufgaben im Alltag es durchaus schaffen, mehr Input zu geben als er, oder spontaner zu sein oder sprachlich besser zu überzeugen. Heißt: ein Mensch ohne Arme ist zwar im Nachteil und muss sich dementsprechend Alternativstrategien erdenken um kompetitiv diesen Nachteil auszugleichen, dennoch schließt ihn die Behinderung per se vollständig aus. Letzten Endes steht hier die Frage ob unsere Bewertungsinstanz eine soziale Bezugsnorm (d.h. man vergleicht Teilnehmer MITeinander) oder eine individuelle Bezugsnorm (d.h. man vergleich die Leistung des einzelnen im Bezug auf ihn selbst) ist. Letzteres stellt für mich Verbesserungsfeedback da, ersteres ist rechtfertigendes Wettkampffeedback.

    (P.S. Bewertungsfehler die an körperliche Merkmale geknüpft sind als Juror zur reflektieren, kann dennoch nicht schaden. Wenn ich große Menschen für imposanter und dementsprechend für überzeugende halte, oder hohe Stimmen mir eher unsouverän vorkommen, so ist hier schon die Frage erlaubt, in wie weit das in meine Bewertung einfließen sollte. Das Problem: die OPD-Kriterien sind in vielen Punkten ästhetisch-subjektive Einstellungsbekundungen. „Ist der Redner authentisch, passt die Bildhaftigkeit der Sprache, geht er gut mit Zwischenrufen um, will ich das Team wiedersehen“ etc. sind offensichtlich Kriterien die den eigenen Geschmack ansprechen und auch nur so beantwortet werden können. Die Tatsache, das viele Juroren zu Checklisten greifen liegt mMn deshalb genau darin begründet, dass man sich objektiver für diese Art von Geschmacksurteilen rechtfertigen kann.)

  10. Witthaut sagt:

    Hallo,

    vielen Dank für die rege Diskussion! Ich hatte mir erhofft, dass es eine geben würde, da ich selbst von meinen Thesen behaupte, dass sie kontrovers seien. Ein paar weiterführende Gedanken zu den Anmerkungen, obwohl Sascha vieles schon sehr gut auf den Punkt getroffen hat:

    Zur Sache des Formats:
    Ich bin der Überzeugung, dass sich meine Aussagen nicht auf einen Fehler des Formats beziehen. Deswegen halte ich auch eine Überarbeitung hinsichtlich der Kategorien sowie Einzelfällen für schädlicher im Sinne der Sache. Zum einen würde die Veränderung des Regelwerk (Einbeziehungen von Einzelfällen, Streichung von Kategorien, etc.) dazu führen, dass die Checkliste im Kopf wesentlich verstärkt wird. Es impliziert die Aussage, dass wenn Person A keine Arme hat, er schlicht kein Auftreten besitzt. Genau dieses Verständnis versuche ich aufzuräumen. Auftreten ist nicht Gestik (alleine) sondern die Darstellung von Emotionen über den Körper. Diese kann vielseitig ausgestaltet sein.
    Eine weitere detaillierte Beschreibung von Kategorien würde einfach keine Veränderung verursachen. Eine zu kurze Beschreibung wie Authentizität würde der Subjektivität enorm viel mehr Raum einnehmen lassen, eine zu lange Beschreibung würde OPD sehr maschinell und eben checklistenartig wirken lassen und es als Kunstform einschränken.

    Zur Sache des Erwartungshorizontes:
    Meine Absicht war nie (und glaube diese auch nirgends beschrieben zu haben sondern wurde wenn überhaupt in meinen Text reingelesen) zu sagen, man dürfe Leute mit unterschiedlichen Maßstäben beurteilen. Der Maßstab muss schon gleich sein. Ich glaube dass Saschas Formulierung des pädagogischen Ansatzes hier vielmehr meine Meinung trifft. Es geht mir darum, dass nicht eine Einschränkung Ursache für eine bestimmte Punktzahl ist, sondern dass die Ausführung, die eben manchmal von der Ausgangssituation abhängt, entscheidend sein sollte. Dabei ist eine Vergleichbarkeit mit Personen ohne Einschränkung schlicht nicht zu treffen, weil es nicht vergleichbar ist. Das heißt, wir müssen die Rede nach den Wirkungen beurteilen. Übrigens bin ich der festen Überzeugung, dass die hier vielseits zitierte Person ohne Arme es schwieriger haben wird, die gleichen Punkte in der Kategorie zu erreichen wie die Person mit Armen, jedoch auch ohne Gestik ein Wahnsinns-Auftreten haben kann. Das ist vielleicht kein riesiger Unterschied zum Status Quo den sich hier viele erhofft haben, ist aber notwendig in der Selbstreflexion als Juror*in und für das Format an sich. In dem Moment, in wir versuchen Ästethischen Formen Regeln zu geben (Beschreibung von Kategorien) fallen wir eben in Muster, die bestimmte andere Kunstformen in den Schatten stellen. Was aber in keinster Weise heißt, dass die Regeln der Form schädlich wären, sondern wir nicht vergessen dürfen, dass Reden eben nicht so einfach zu vereinheitlichen sind, die fabrikartig hergestellt werden können. Ein gutes Beispiel: Wir bringen Anfänger*innen bei, dass sie Punkte ankündigen sollen, ein Bild (und sei es das Haus Europas) verwenden müssen und und und… Das sind definitiv hilfreiche Tipps, um generell mit dem Debattieren leichter umgehen zu können. Dennoch definiert sich nicht eine gute Debatte über große Verschlagwortung oder über eine explizit angekündigte Struktur. Vielmehr muss die Debatte an sich stimmig sein. Viele hervorragende Reden besitzen gerade nicht die Elemente, die in Anfänger*innen Workshops gelehrt werden.

    Zur subjektiven Erwartungshaltung:
    Ich dachte an sich, dass es hierbei die größten Streitereien geben wird, diese aber immer nur am Rand erwähnt wurde, daher möchte ich das Spannungsfeld selbst aufziehen: OPD versucht die eine Rede möglichst objektiv darzustellen, indem sie subjektive Eindrücke sammelt und einbezieht. Das machen wir indem wir Punkte vergeben und mitteln. Die Argumentation der Gegner meines Textes müsste quasi lauten: Wenn ich etwas subjektiv toll oder nicht toll finde (hohe Stimme, Aussehen, Statur, etc.) dann muss ich es im Sinne des Formats einfließen lassen. Immerhin ist der Mensch, der juriert, Abbild des Publikums und ja, ein Publikum würde eine hohe Stimme ggf. abstrafen bzw. ein bestimmtes Körpermerkmal (Attraktivität, Größe) eher positiv oder negativ bewerten. Ich glaube, dass diese Argumentation nicht auf alles zutreffen sollte. Bei der Wortwahl, bei Argumenten, bei sprachlichen Bildern, Luftformen durch Gestiken etc. werden Punkte ja auch danach vergeben, ob wir sie subjektiv als gut empfunden haben. Der Unterschied ist aber Folgender: Im Debattieren – ich spreche vom Reden und Jurieren – befinden wir uns in einem akademischen Duktus. Er definiert sich quasi per se daran, dass wir unsere Umwelt hinterfragend wahrnehmen. Dementsprechen werden Argumente auch nicht nach der „reinen“ subjektiven Empfindung beurteilt, sondern automatisch in einem Kontext gesehen. Das gleiche gilt auch für ästehtische Aspekte einer Rede (Sprache, Auftreten, etc.) Unsere subjektive Erwartungshaltung ist sowieso eine vergleichbar akademische. Wenn auch manchmal etwas pseudo-wissenschaftlich 😉 Aber innerhalb unseres akademischen Duktus gibt es schlicht keinen Raum für die Bewertung von manchen angeborenen Merkmalen. Wir wissen schlicht, dass wir mal die Szene zusammenbeißen müssen, wenn jemand eine unangenehme Stimmlage (ich betone nochmal: NICHT Stimmtechnik) besitzt und uns würde nie im Traum einfallen Leute nach ihrem Äußeren zu bewerten (auch hier betone ich nochmals: Auch wenn das unterbewusst leider auch stattfinden wird). Der einzige Unterschied, dass letzteres im Vergleich zum ersteren innerhalb der Debattierszene längst vollständig akzeptiert ist. Das Plädoyer äußerliche Merkmale im Auftreten zu bewerten würde ich dennoch zu gerne hören 😉

  11. Ich befürworte vieles von dem, was Willy gesagt und Toni in meinen Augen gut zusammengefasst wurde. Außerdem möchte ich auch noch einmal versuchen, das Vorgehen gegen die Einwände, die hier vorgebracht wurden (insbesondere die von Peter und Mark), durch neuen Kontext weiter zu stärken:

    1.) Muss ich einem armlosen Debattierer automatisch 8 Punkte für Auftreten geben, weil ich ihn nicht dafür bestrafen darf, dass er keine Gestik hat? Nein, denn zu Auftreten gehört viel mehr: Ein Armloser, der die ganze Zeit nach vorne und nach hinten wippt, würde mich wahrscheinlich kirre machen und entsprechend weniger Punkte bekommen. Auch eine ausdruckslose Mimik würde wahrscheinlich mehr auffallen und entsprechend (negativ) durchschlagen, da keine Möglichkeit besteht, mit den Händen abzulenken. Das einzige, was eben nicht möglich ist: Einem Armlosen aufgrund der fehlenden Arme 12 Punkte verweigern, wenn subjektiv ein gutes Auftreten wahrgenommen wurde.

    2.) Werden starke Debattierer nicht bestraft, weil an sie andere Maßstäbe angelegt werden als an schwächere Debattierer (bzw. wird es den Schwächeren einfacher gemacht, gute Punkte zu machen)? Dies mag so wirken, wenn man auf einzelne Aspekte guckt, aber am Ende muss das Ergebnis auch immer im Kontext der Gesamtdebatte gesehen werden. Dazu zwei Anmerkungen:
    a) Kaum jemand im Debattieren wird in allen Kategorien benachteiligt sein. Es mag eine tollkühne Behauptung sein, aber ich wage die Prognose, dass ich kein Turnier mehr erleben werde, bei dem eine stumme, spastisch gelähmte und geistig behinderte Person teilnehmen wird. Insofern werden die meisten Personen wahrscheinlich Defizite in maximal ein bis zwei Kategorien haben – wenn man davon ausgeht, dass es um vielleicht drei bis vier Punkte pro Kategorie geht (ich unterstelle jetzt einfach mal, dass ihr einem Armlosen nicht automatisch 0 Punkte in Auftreten geben würdet, sondern allenfalls eben unter dem Durchschnitt bleiben würdet, wir also hier also z.B. von 9 gegenüber 5 Punkten sprechen), bedeutet dies, dass ein guter Redner keine zwei Punkte pro Kategorie mehr benötigt, um objektiv am Ende eindeutig der bessere Redner zu sein. Dies ist – selbst mit den leider weit verbreiteten engen individuellen Punkteskalen – zu schaffen. Und wenn nicht, dann war der Redner mit „guten“ Veranlagungen wohl doch gar nicht so gut – oder der mit den „schlechten“ nicht so schlecht.
    b) Der reine Objektivismus (also „gleicher Maßstab für alle“) birgt Gefahren, die durch den relativierten Ansatz entschärft werden können. Nehmen wir die Situation, dass sich zwei Redner gegenüberstehen: Die eine Person, A, klein mit Fistelstimme, die andere, B, groß mit einem angenehmen Bass. A hält eine inhaltlich brillante Rede und liefert dabei eine ordentliche Leistung ab, was Modulation, Sprachkraft und die Beherrschung des Raumes angeht – leider aber mit einer dünnen, hohen Stimme und versteckt hinter dem Pult. B dagegen hält eine inhaltlich dürftige Rede, legt aber ein ansprechendes Auftreten an den Tag, was aber mehr von den natürlichen Voraussetzungen lebt, als dass großartig mit Stimme und Körper gearbeitet wurde.
    Nach dem objektiven Maßstab müsste A links unterdurchschnittliche Punkte bekommen (Stimme unschön, wirkte hinter dem Pult verloren) und rechts überdurchschnittliche Punkte, also im Mittel Durchschnitt. B bekommt hingegen rechts überdurchschnittliche Punkte (angenehme Stimme, beherrscht den Raum) und links unterdurchschnittliche Punkte, am Ende also ebenfalls Durchschnitt. Wer am Ende besser ist, wird durch Nuancen entschieden.
    Das hier vorgeschlagene System würde hingegen A links durchschnittlich bewerten (ordentliche Leistung, Stimme & Körpergröße fallen nicht so stark ins Gewicht) und rechts überdurchschnittlich, im Mittel also leicht überdurchschnittlich. B würde hingegen links durchschnittlich bewertet (sprachlich und vom Auftreten her solide, aber keine Highlights) und rechts unterdurchschnittlich, im Mittel also leicht unterdurchschnittlich. A gewinnt klar.
    In der zweiten Situation wurde damit dem Eindruck, den das Publikum aus der Debatte gewonnen hat (A war besser als B) besser dargestellt als in der ersten Situation. Somit wird OPD als publikumsbezogenem Format Rechnung getragen, ohne dass sich ein Schaulaufen der schön verpackten Inhaltsleere entwickelt.

    3.) Müssten wir dann nicht auch bei den rechten Kategorien relativieren? Prinzipiell schon, aber in der Praxis wird dies wohl kaum jemals relevant werden. Dass jemand eine schrille Stimme hat, kann ich hören; dass jemand keine Arme hat, kann ich sehen; dass jemand über geringere geistige Kapazitäten als ein anderer verfügt, kann ich nur vermuten. Da ich explizit nur das bewerten kann, was aus der Debatte heraus offensichtlich ist, verbietet es sich mir also davon auszugehen, dass jemand die Grenzen seiner geistigen Kapazitäten erreicht hat. Also muss ich das Gesagte so annehmen, wie es kommt.
    Aber selbst wenn wir vom Extremfall ausgehen und von einem „offensichtlich“ geistig Behindertem am Rednerpult ausgehen, so sollte der Effekt minimal sein: Selbst wenn Argumente logisch hergeleitet sind oder für die Debatte relevant, so werden sie wahrscheinlich nicht die Überzeugungskraft erreichen, die mich zu dem Schluss kommen lassen, dass diese Rede vom Urteilsvermögen oder vom Sachverstand her ein gutes Niveau aufgewiesen hätte. Aber ich sehe keinem Schaden darin, wenn man statt 2 Punkten in der Urteilskraft in diesem Fall (natürlich aus der Debatte heraus begründet!) vielleicht 6 Punkte vergeben würde. Wem ist damit gedient, wenn ein geistig Behinderter nicht über 25 Punkte hinaus kommen kann? Oder um es ganz krass auszudrücken: Wer es noch nicht einmal schafft, sich argumentativ gegen einen geistig behinderten Gegner durchzusetzen, der sollte nicht auch noch davon profitieren, dass dieser aufgrund von technischen Details weniger Punkte erzielen muss…

    Ceterum censeo bin ich ebenfalls vollumfänglich dafür, dass OPD einmal kritisch überarbeitet wird. Ich glaube zwar nicht, dass man am Ende vieles ändern muss, aber Marks Anregung, über eine Reform der Punkteskalen nachzudenken, hat meine vollste Zustimmung!

  12. Lennart Lokstein sagt:

    Grundlage aller Bewertung ist die Persuasionsleistung, aufgeteilt in 5 Aspekte derselben.
    In jeder Kategorie mag jeder von uns ein persönliches unsichtbares Maximum haben. Aber nur weil jemand vom Standardbürger abweicht heißt das nicht, dass sein persönliches Maximum massiv sinkt – z.B. stört es mich bei einem offensichtlichen Nicht-Muttersprachler weniger, wenn er kein perfektes Deutsch spricht. Das heißt, er bekommt nicht automatisch maximal 7 Punkte. Ebenso bei dem ominösen handlosen Redner. Weil jede Kategorie ein Konglomerat vieler Möglichkeiten ist, in ihr zu überzeugen. Und genauso ist es auch bei einer hohen Stimme – damit wird man vielleicht in Sprachkraft nie auf 20 Punkte kommen, aber man landet auch nicht automatisch bei „Höchstens-9“. Es ist sogar legitim, wenn verschiedene Juroren z.B. die Stimme anders wahrnehmen und dann folgerichtig anders gewichten – am Ende wird dann einfach gemittelt.

    Wesentlich wichtiger als irgendwelche Kategorien mit neuen Skalen zu versehen ist es, dass alle Juroren entsprechend ausgebildet werden um zu wissen, wie juriert werden soll.

    Daher sei auch jeder Leser hier aufgefordert, bei einer ganz konkreten Frage eine E-Mail an die Regelkommission zu schicken, die sich dann Zeit nehmen und sorgfältig eine Antwort formulieren wird. – opd [at] streitkultur [dot] net 🙂

  13. Andreas Lazar sagt:

    Der „ominöse handlose Redner“ ist genausowenig theoretisch wie andere deutschsprachige Debattierende mit verschiedenen körperlichen Einschränkungen! Auch DAF-Redner*innen und aufgrund ihres Geschlechts benachteiligte Debattierer*innen haben es verdient, nicht unter unklar formulierten Regeln zu leiden (z.B. zeigen Studien, dass hohe Frauenstimmen als unangenehmer und inkompetenter empfunden werden als die meisten Männerstimmen – vielleicht wäre es mal erhellend, OPD-Jurierbögen daraufhin auszuwerten, wieviele Punkte Frauen und Männer in jeder Kategorie durchschnittlich erhalten haben. Für BP gibt es schon ähnliche Studien mit interessanten Ergebnissen, z.B. unter http://mdr.monashdebaters.com/volume-11-2013/men-outspeak-women-analysing-the-gender-gap-in-competitive-debate/). Z.B. steht im neuen kommentierten Regelwerk der OPD unter „Wertung – Auftreten“ (S. 25):

    „Auftreten meint die Stimmigkeit und Glaubwürdigkeit der inneren und äußeren Haltung.

    Vereinfacht gesagt: ‚Auftreten’ meint alles, was sich primär optisch vermittelt (‚Bildeindruck’ der Rede): Haltung, Stand, Gestik, Mimik. Das Vermögen des Redners nimmt so, wie es jeweils ist, Gestalt an. Dabei interessiert nicht das Vorkommen von Gebärden, sondern was sich jeweils durch sie hindurch vermittelt. Ob die vorgetragene
    Gebärde oder Haltung überzeugt, hängt nämlich davon ab, ob Innen und Außen zusammenstimmen, sowohl bezogen auf den Redner wie auf die Situation, in der er sich befindet – eine ‚Souveränität an sich’ gibt es nicht.“

    Was soll das nur heißen?? Mehr Aufklärung und szeneweite Diskussion und Überarbeitung täte hier wirklich Not – nicht nur in einer kleinen Kommission. Im Übrigen halte ich es für zumindest fragwürdig, wenn Mitglieder der OPD-Regelkommission auf OPD-Turnieren reden. FIFA-Funktionäre und Schiedsrichter treten bei der WM auch nicht als Fußballer auf 🙂

  14. Konrad Gütschow sagt:

    Lieber Andi,
    wenn ich ehrlich bin, sehe ich dein Problem nicht. Die von dir zitierte Beschreibung ist genau das, worauf Willy in seinem Artikel heraus will. Ein gutes Auftreten (Gestik, Mimik, Stand,…) ist abhängig davon wer der Redner ist (das ist die innere Stimmigkeit) und was er sagt (äußere Stimmigkeit).
    Das bedeutet wir betrachten nicht die verschiedenen Inputs einzeln, sondern gucken einfach was dabei rauskommt. Wie wirkt der Redner auf uns auf dieser Ebene. Warum es so wirkt, ist nur für das Feedback wichtig. Nicht für die Bepunktung. Dies liegt vor allem daran, weil es so unglaublich schwierig ist zu sagen, welcher Teil des Auftretens was für einen Einfluss auf die Wahrnehmung hat. Ich glaube das kann jeder bestätigen, der schon einmal versucht hat einen Workshop zu Auftreten zu leiten. Ganz viele Tipps, was zum Beispiel Gestik angeht, verpuffen einfach, weil sie von irgendetwas anderem überlagert werden, ohne, dass man genau weiß, um was es sich handelt. Daher ist es auch so wichtig, dass wir keine genaueren Kataloge, was eine gute Rede ausmacht, aufstellen. Dafür ist dies einfach zu individuell. Das einzige was uns bleibt, ist die Juroren dazu aufzurufen, auch selbst keine Checklisten zu haben, sondern jedem Redner und jeder Rednerin vorurteilsfrei zuzuhören und die subjektiv empfundene Wirkung aufzuschreiben.
    Es ist wichtig mehrere Juroren zu haben, um diese Empfindungen dann mitteln zu können. Dies gilt genauso allerdings auch für andere Formate. Im neusten Monash Debating Review ist ein Artikel darüber, dass in mit internationalen Spitzenjuroren besetzten Panels direkt nach der BP-Debatte praktisch kein Konsens über ein Ranking herrscht. Dies geschieht erst durch die folgende Diskussion.

    Ich glaube, dass das Debattieren noch viel Entwicklungsbedarf hat, was die Geschlechtergleichheit betrifft. Diese Probleme, die sich anhand von Teilnehmerzahlen zeigen, müssen allerdings an anderen Stellen als Regelwerken adressiert werden. Die unterschiedliche Wahrnehmung von Männer- und Frauenstimmen ist ein Problem, das ich im Debattieren für weit weniger groß halte als in der Gesellschaft. Wir sind darauf trainiert von allen Personen hohe intellektuelle Leistungen zu erwarten und zu bewerten. Ganz egal wer sie sind. Ein debattierinterner Diskurs darüber, was für ein Verhalten wir auf eine bestimmte Art wahrnehmen ist sicher spannend. Ein Versuch derart unbestimmte Probleme in Regelwerken zu lösen, würde allerdings nur das Gegenteil bringen.

    Ich gehe davon aus, dass dein letzter Punkt nicht ernst gemeint war, da du ansonsten Jurierseminare von aktiven Rednern auch verbieten müsstest. Und natürlich Debattierworkshops, da diese ja den Anreiz bieten die Konkurrenz durch falsches Training gezielt zu schwächen. Allgemein lässt sich sagen, dass in einer Sportart mit unserer Größe eine Verschränkung immer statt findet. Da ich allerdings keine Probleme sehe, ist dies nicht weiter schlimm.
    Um noch einmal einen Vergleich mit BP zu ziehen, deren Regelvergabe ja am ehesten eine Alternative wäre: Es gibt vor allem in der amerikanischen BP-Szene einen soliden Streit darüber, welche Altdebattanten und CAs irgendwelche WUDC-Guidelines schreiben. Vor allem, weil es zwischen den einzelnen BP-Circuits teilweise deutliche Unterschiede gibt. Auch hier wird es einer kleinen Gruppe von Rednern vorgeworfen, ihre persönliche Redeart als „das Richtige“ zu definieren.
    Wir sehen also, dass man diesem Problem nur sehr schwer ausweichen kann. Du bist allerdings auch der erste, von dem ich weiß, dass er sich darüber beschwert hätte.

    Alles in allem: Bewertet alle Leute gleich. Guckt, was sie für eine Wirkung mit ihrer Sprache und ihrem Auftreten bei euch erzeugen, und bewertet danach. Dann bewertet ihr OPD richtig.

  15. Anne G. sagt:

    Hallo zusammen, noch ein weiblicher Beitrag zur Diskussion:

    Ich sehe das Problem mit vorgefertigten, unflexiblen Checklisten, die Leute im Kopf durchgehen. „Authentizität“ ist ein wichtiger Bestandteil des Überzeugungsgrades, der in den linken Kategorien abgebildet werden soll. Aber man ist als Juror trotzdem noch in der Pflicht, eine gegebene Punktzahl in Sprachkraft und Auftreten erklären zu können und wenn das momentan ein Problem in der Szene ist, müssen wir an der Jurorenausbildung arbeiten. Ohne das explizit festzuhalten erlauben wir eine Mystifizierung der linken Kategorien, durch die dann unterbewusst Sachen wie Aussehen, angeborene Stimmlagen und persönliche Sympathien die Jurierung beeinflussen werden. Das würde den Wettbewerb und das gesamte Format ad Absurdum führen.

    TL;DR: Gegen unflexible Checklisten, für begründet bepunktete Authentizität.

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