Anträge zum WUDC Council

Datum: 23. Dezember 2015
Redakteur:
Kategorie: International, Mittwochs-Feature, Turniere

Es ist wieder so weit: Die World University Debating Championship (WUDC) beginnt. Und damit auch die wichtigste Mitgliederversammlung (MV) der internationalen Debattierwelt. Diese MV, bestehend aus Repräsentanten der teilnehmenden Länder, nennt sich Worlds Council. Als Beirat für internationale Angelegenheiten möchte ich euch einen kurzen Überblick geben, was dieses Jahr auf der Agenda steht.

Treffen des EUDC Councils 2014 in Zagreb

Treffen des EUDC Councils 2014 in Zagreb

Jedes Jahr stehen dort wichtige Entscheidungen zur Debatte, ähnlich dem Prinzip der MV des Verbands der Debattierclubs an Hochschulen (VDCH). Die Entscheidungen werden über Abstimmungen geregelt. In der Präsidenten-E-Mail, die über den VDCH-Verteiler ging, heißt es: „Da der VDCH international vertretungsberechtigt ist, halten wir es für sinnvoll, die gleiche Abstimmungsmethode anzuwenden – wie auch auf der Mitgliederversammlung für andere Belange. Man kann nur für eine Institution stimmen, für die man auch auf den Worlds teilnimmt.“ Nach dem neuen Verfahren sei es jedem teilnehmenden deutschen Club erlaubt, eine Stimme abzugeben. In der Vergangenheit konnte jeder Teilnehmer eine Stimme abgeben.

Dieser Artikel soll euch darüber informieren, was die Debattierer der Welt in diesem Jahr beschäftigt. Ich fasse hier alle Anträge zusammen, die eine Bedeutung für die deutschsprachigen Debattanten haben könnten und versuche, soweit nötig, Hintergründe dafür zu bieten. Auf der Agenda findet ihr die Anträge im Original. Zuerst noch ein Hinweis: Ich spreche von Universitäten, weil es das Ganze einfacher macht. Ich weiß wohl, dass natürlich auch andere staatlich anerkannte höhere Bildungseinheiten, etwa Fachhochschulen, eingeschlossen sind.

Startplatzverteilung: Was ist ein Debattierer?

Fangen wir mal mit der großen Frage der Zugehörigkeit an. Ähnlich unserer diesjährigen Debatte Wer darf zur deutschsprachigen Meisterschaft oder einer ZEIT DEBATTE zugelassen werden? wird sich das Council auf der WUDC 2016 mit folgender Frage beschäftigen: Was ist ein Student und wie definiert sich ein Debattierclub? Zu diesem Thema gibt es drei Anträge.

Hintergrund:

  1. In den vergangenen Tagen kamen einige Zweifel an dem aktuellen Prozess auf, der die Frage nach der Clubzugehörigkeit klären soll. Derzeit werden den Ländervertretern anonymisierte Fälle per E-Mail zugesandt. In einer geheimen Abstimmung wird dann entschieden, ob die betreffende Person antreten darf.
  2. Die Regeln in der Verfassung sind uneindeutig und stark interpretationsbedürftig.

Ein erster Antrag fordert die Gründung eines Komitees, das ab sofort in eindeutigen Fällen keine Abstimmung mehr zulässt. Ein eindeutiger Fall wäre etwa, wenn behauptet wird, an einer Universität könnten Studenten sich ihren Abschluss kaufen. Das Komitee soll selbstständig und auf der Basis des geltenden Rechts entscheiden. In eindeutigen Fällen würde dies ein schnelleres Verfahren für die Teilnehmer garantieren. Damit kann sichergestellt werden, dass Teilnehmer nicht erst vier Tage vor den Worlds von ihrem Status erfahren. Erst wenn dieses Komitee den Fall nicht auf Basis der gültigen Verfassung oder aufgrund von Präzedenzfällen bestimmen kann, gibt es ihn an die Ländervertreter zur Abstimmung weiter.

Matthias Morrkopf (l.) und Julian Vaterrodt im Halbfinale der DDm 2014 Berlin (c) Martin Funck

Matthias Morrkopf (l.) und Julian Vaterrodt im Halbfinale der DDM 2014 in Berlin (c) Martin Funck

Zusätzlich fordert ein zweiter Antrag, Studenten sollten mindestens in Teilzeit studieren und das auch nachweisen können. Ähnliche Diskussionen hatten wir im VDCH mit der Frage nach der Fernuni Hagen Debating Union (FUDU). Auch auf den Worlds gab es solche Fälle. Deswegen soll die Definition eines Studenten an das zu gründende Komitee geknüpft werden. Dieses Komitee soll sich mit Einzelfällen beschäftigen und diese aufarbeiten.

Ein dritter Antrag beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern eine Universität mehrere Debattierclubs haben darf. Auch hier gab es Beschwerden, in denen Clubs beschuldigt wurden, nicht zu der von ihnen genannten Universität zu gehören, wenn ein anderer Club von der selben Uni ein Team schickt. Da in der Verfassung eine eindeutige Zugehörigkeit gefordert wird, soll diese geändert werden, um in Zukunft transparenter zu arbeiten. Der aktuelle Antrag dazu sieht vor, dass eine Universität unbegrenzt viele Debattierclubs haben kann. Das Kontingent, also die Anzahl an Teams, die die Uni schicken darf, muss die Universität dann unter den Clubs aufteilen. Das könnte in Zukunft zum Beispiel die Debattanten aus Heidelberg oder Berlin betreffen.

Auch Dinge wie Altersbegrenzungen und maximale Antrittewerden von manchen gefordert. Jedoch wurde dazu bisher noch kein Antrag gestellt.

Wer richtet die nächsten Worlds aus?

Der aktuelle Bewerbungsprozess soll verändert werden. Die Abstimmung soll auf einen Monat nach dem 1. Januar verschoben werden. Diese zusätzliche Zeit hat den Vorteil, dass die Organisatoren mehr Informationen zur Verfügung stellen können. Dadurch soll der Bewerbungsprozess transparenter werden. Es wird dann keine Abstimmung beim Council geben, sondern eine Online-Abstimmung.

Was sind Iron-Person-Teams?

In diesem Jahr gab es auf der European Universities Debating Championship (EUDC) in Wien eine neue Regel: Fällt ein Teampartner aus medizinischen Gründen aus, kann das Team trotzdem weiter teilnehmen und Teampunkte sammeln. Die höhere Punktzahl der beiden Reden des Ironmans oder der Ironwoman zählt, das Team kann aber nur über die Teampunkte breaken.

Im Worlds Council steht zur Debatte, ob und wie viele Runden ein solches Team weiter Punkte sammeln darf. Zudem wird diskutiert, ob auch in nicht-medizinischen Gründen eine solche Regel in Kraft treten kann.

Last but not least: Der Chefjuroren-Pool

Zwei Anträge beschäftigen sich mit der Frage: Wie viele Chefjuroren sollen von den Organisatoren eingesetzt werden? Der erste Antrag würde die Anzahl, mit der Bewerberländer werben dürfen, bevor sie den Zuschlag erhalten haben, auf drei Chefjuroren kürzen. Das soll einen fairen Wettbewerb garantieren. Der zweite Antrag würde die Gesamtzahl des Chefjurorenpanels (inklusive stellvertretender Chefjuroren) auf sieben Personen limitieren.

Ihr könnt mir unter international [at] vdch [dot] de Rückmeldung und Anregung geben oder Fragen stellen. Über weitere Anträge berichte ich zeitnah weiter, ebenso über die Ergebnisse des Councils.

Julian Vaterrodt/hoe/hug

Mittwochs-Feature

Julian Vaterrodt ist Beirat für internationale Angelegenheiten des Verbandes der Debattierclubs an Hochschulen e.V. Er debattiert für den BiTS Debating Society in Iserlohn. Zuletzt gewann er das Nikolausturnier 2015 in Münster.

Das Mittwochs-Feature: Jeden Mittwoch ab 10.00 Uhr stellt das Mittwochs-Feature eine Idee, Debatte, Buch oder Person in den Mittelpunkt. Wenn du selbst eine Debatte anstoßen möchtest, melde dich mit deinem Themen-Vorschlag per Mail an team [at] achteminute [dot] de.

 

 

 

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2 Kommentare zu “Anträge zum WUDC Council”

  1. Aleksandar M. sagt:

    Danke für deinen Beitrag Julian!

    Heißt das der VDCH möchte für die (mögliche) Online Abstimmung der Bids alle Mitgliedsclubs zur Stimme bitten, insbesondere jene, die nicht auf den Worlds anwesend waren?

  2. Julian V. sagt:

    Nicht ganz wir werden teilweise an dem alten Verfahren festhalten in sofern, als dass jeder an der WUDC teilnehmende Club eine Stimme bekommt. Diese Stimmen werde ich wahrscheinlich per E-Mail einsammeln oder ich schreib ein Google Formular, welches das Zählen für mich übernimmt. Auf jeden Fall werden über die WUDC innerhalb des VDCH weiterhin nur die Clubs abstimmen, die auf der WUDC dieses Jahr dabei sind.

Kommentare sind geschlossen.

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