„Ein Freigetränk und einfach sehr viele relevante Gründe um dort zu bleiben“ – DDG-Nachwuchspreisträgerin Luise Häder im Gespräch

Datum: 19. Juni 2019
Redakteur:
Kategorie: DDG, Menschen

Wie schon in den Jahren zuvor, bestimmte die DDG auch 2019 in geheimer Abstimmung auf der DDM einen Debattanten unter 23 Jahren, den sie als Nachwuchspreisträger kürten. Nach Anton Leicht im vergangenen Jahr fiel die Wahl diese DDM auf Luise Häder vom Debattierclub Rederei e.V. in Heidelberg. Von ihren Ideen für die Zukunft und wie sie zum Debattieren gekommen und dabei geblieben ist, erzählt sie in diesem Interview. 

AM: Hallo Luise, herzlichen Glückwunsch nochmal zum Nachwuchspreis! Die DDM in Heidelberg ist vorbei und du warst eine der vielen Helfer*innen. Wie geht es dir, hast du dich davon bereits erholt?

DDG Nachwuchspreisträgerin Luise Häder – © Manuel J. Adams

Luise: Es war tatsächlich am Anfang anstrengend und stressig. Ich glaube, wir alle haben sehr viel Schlaf nachholen müssen. Aber inzwischen freuen wir uns, dass alles so gut geklappt hat und sind auch ein bisschen stolz darauf, dass es so schön war. Jetzt ist es seltsam, wieder so viel Zeit zu haben.

Möchtest du dich noch kurz vorstellen, für die Leute, die dich  noch nicht kennen?

Ich bin Luise, ich bin 18 Jahre alt und studiere in Heidelberg Geschichte und Politikwissenschaft im zweiten Semester.

Wie bist du denn zum Debattieren gekommen und warum hast du dich für die Rederei entschieden? Heidelberg hat schließlich zwei Debattierclubs.

Ich hatte schon in der Schule ein wenig „Jugend debattiert“ gemacht, aber wirklich nicht viel. Ich hatte schon vage davon gehört, dass Debattieren ganz cool ist und es einem richtig viel im Leben bringt, wenn man weiß, wie man vor Leuten reden kann. Ich war dann in Heidelberg auf der Studienauftaktmesse und da stand an dem Rederei-Stand Tim [Reitze, Anm. der Red.] und er wirkte irgendwie so, als wäre Debattieren sowas total schönes, nicht kompetitives und als würde man da ganz viele Kekse essen. Das hat mich überzeugt, da einfach mal vorbeizukommen. Es war dann von Anfang an auch einfach sehr schön. Es gab am ersten Abend ein Freigetränk und sehr viele relevante Gründe um dort zu bleiben.

Was fasziniert dich denn am Debattieren besonders?

Was ich ganz besonders mag, abgesehen von den offensichtlichen Dingen…

…wie Kekse…

… und den Kernkompetenzen, die Debattieren uns vermittelt, sind zwei Dinge. Erstens, habe ich noch nie eine Sportart gemacht, bei der man die Erfahrung hat, im Team Dinge zu tun und im Team erfolgreich zu sein; dass es andere Menschen gibt, die es wieder zurechtbiegen, wenn man etwas nicht hinkriegt und auf die man sich verlassen kann. Das ist eine Erfahrung, die ich total liebe. Das andere ist, dass es selten passiert, dass man eine Person sieht, die etwas gut kann was man auch unbedingt können will und es gleichzeitig einen Weg gibt, bei dem man weiß, wie man zu diesem Punkt kommt. Aber Debattieren gibt einem Vorbilder. Man hat das Gefühl ‘Das will ich auch können. Ich will auch so toll reden können‘ und gleichzeitig ist es nicht absolut unerreichbar. Stattdessen hat man einen Club zu dem man geht und dort helfen einem die Menschen, dass man dieses Ziel auch erreicht. Das ist sehr bereichernd, besonders, weil man das Gefühl hat, dass das Ziel, auf das man hinarbeitet, auch wirklich einen Sinn hat und tatsächlich möglich ist.

Du meintest gerade, dass Debattieren auch außerhalb im Leben was bringt. Hat sich denn etwas verändert, seit du debattierst?

Eine Woche nach der DDM redete Luise auf dem Tilbury House Cologne Open und breakte zusammen mit Anton Leicht ins Finale – © Tilbury House

Ich musste letztens in meinem Tutorium einen Vortrag halten, in dem auf Rhetorik geachtet wurde und wie beispielsweise meine Gestik aussieht. Ich habe die Rückmeldung bekommen, dass es bei mir wohl schon ganz gut sei. Es hilft also offensichtlich und ich hatte einen direkten Erfolg dadurch. Man macht ja im Studium ziemlich viele Dinge, in denen es nützt, wenn man gut vor Leuten reden kann. Aber ich habe zum Beispiel auch als ich meine Hausarbeit geschrieben habe, gemerkt, dass ich viel strukturierter argumentieren kann, als ich das wahrscheinlich vor dem Debattieren gekonnt hätte. Aber auch im Alltag ist es sinnvoll, wenn man  Leuten zuhören oder sich die Teile vom Gesagten herauspicken kann, die wirklich relevant waren oder die sie selbst als besonders wichtig erachtet haben. Man muss es also gar nicht so sehr auf einer Karriereebene betrachten, es nützt auch im persönlichen Leben sehr viel.

 

Auf welchen Turnieren warst du denn schon seit du mit dem Debattieren begonnen hast? Ich glaube, wir haben uns auf der CD in Wien zum ersten Mal getroffen und danach regelmäßig wieder.

 

Ich war auf relativ vielen Turnieren, sogar, glaube ich, auf fast allen Campus-Debatten dieses Jahr, also zum Beispiel in Mannheim. Da bin ich das erste Mal gebreakt, was sehr schön war. Ansonsten war die WDM beispielsweise auch sehr schön, weil wir uns auch als Team richtig  auf das Turnier vorbereitet hatten . Manchmal ist es ja so, dass man als Team zusammengewürfelt redet und sich vor Ort erstmal zurechtfinden muss, aber da war das nicht so.

Ansonsten war mein erstes richtiges Turnier das in Freiburg. Daran kann ich mich auch noch ganz gut erinnern und natürlich war ich ganz am Anfang noch auf ein paar Pro-Am Turnieren Da lernt man natürlich ganz viel, weil man mit ganz guten Leuten zusammen reden kann.

Hast du denn eine Art Mentor?

Also ich glaube, die Person, bei der ich wirklich am meisten gelernt habe, war Konstantin [Krüger, Anm. der Red.]. Konstantin gibt sich sehr viel Mühe, Leuten zu zeigen, wie man im Debattieren denkt und wie man dann wirklich besser wird. Er hat einen Ansatz, einem Dinge beizubringen, der bei mir ganz gut funktioniert. Also weniger so dieses „Ich stelle Fragen und versuche dich selbst zu der Antwort zu bringen“, sondern er zeigt, wie er das macht und dann fängt man langsam an, das zu begreifen. Dieses System funktioniert bei mir ziemlich gut. Und es war auch mit Konstantin zusammen, als ich in Mannheim gebreakt bin. Ich hoffe, dass ich noch sehr häufig mit ihm zusammen reden kann.

Du warst auf der DDM ja mit sehr vielen anderen Dingen beschäftigt. Hat dich denn der Nachwuchspreis überrascht?

Ich habe mich auf jeden Fall total gefreut, weil ich weiß, dass sich ganz viele Menschen sehr viel Mühe gegeben haben, damit ich diesen Preis bekomme. Einerseits deswegen, weil ich mit so vielen Leuten reden durfte, von denen ich viel lernen konnte und andererseits haben sich auch auf der DDM im DDG Konklave sehr viele Menschen bemüht, dass ich den Preis bekomme. Aber dass ich ihn gekriegt habe, hat mich dann trotzdem überrascht. Auch weil ich weiß, dass es andere Menschen gibt, die sehr, sehr gut sind und ihn verdient hätten.

Was bedeutet der Preis jetzt für dich? Hast du irgendwelche Ziele, auf die du konkret hinarbeitest?

Ich glaube, ich möchte erstmal selbst einfach besser werden und weiterhin Spaß am Debattieren haben und da auch Verantwortung übernehmen. Ich mache jetzt ab nächstem Semester erstmal in meinem Club ziemlich viel, zum Beispiel im Vorstand.  Besser werden kommt dann wahrscheinlich mit der Zeit oder auch mit verschiedenen Sachen, die ich noch nie gemacht habe. Ich habe zum Beispiel noch nie juriert, damit will ich auf jeden Fall anfangen. Und weiterhin auf viele Turniere fahren.

 

Thore Andiel und Jens Fischer bei der Übergabe des Pokals auf der DDM in Heidelberg – © Manuel J. Adams

Eine Woche nach der DDM warst du ja schon mit Anton Leicht, dem Nachwuchspreisträger 2018, auf dem Tilbury House und ihr habt im Finale geredet. Das scheint also gut zu funktionieren.

 

Ich finde, es wäre generell eine sehr coole Idee, wenn sich der Nachwuchspreisträger immer einen früheren Nachwuchspreisträger aussuchen dürfte, mit dem er auf einem Turnier redet, weil man von Leuten, die sehr erfahren sind, so viel lernen kann.

Das klingt nach einer interessanten Idee.

Und was ich auch machen will, ist, dass ich für den nächsten Nachwuchspreisträger einen Brief schreibe, den ich in den Pokal lege. In den Brief schreibe ich, was meine Erfahrungen aus dem Jahr waren und was ich ihm dafür mitgeben kann, wie man mit diesem Preis umgeht.

Das hört sich sehr schön an. Aber was anderes: Du hast auf Turnieren sowohl BPS als auch OPD geredet. Was gefällt dir denn mehr?

Ich mag tatsächlich BPS lieber. Ich glaube, ich bin kein natürlicher OPD Redner. Ich muss mich sehr dazu zwingen, diese ganzen Dinge zu tun, die im OPD-Format gut sind.

Zum Beispiel?

Langsamer zu reden oder keine sehr hektische Gestik zu haben. Ich will trotzdem viel OPD machen, weil ich da so viel lernen kann. Aber in BPS fühle ich mich irgendwie doch immer ein bisschen wohler.

Hast du Tipps für Menschen, die jetzt mit dem Debattieren anfangen?

Ich glaube, es ist ziemlich wichtig, dass man sich am Anfang nicht einschüchtern lässt. Erstens, weil da so viele Leute sind, die das so gut können und es manchmal so scheint, als hätten sie das schon immer gut gekonnt und wären nicht auch einmal an einem Punkt gewesen, an dem sie 36 Punkte geredet haben. Das ist etwas, was mich am Anfang ein bisschen abgeschreckt hat. Andererseits ist es auch einschüchternd, dass sich alle anderen gefühlt schon richtig gut kennen. Dann muss man dort erstmal reinkommen. Aber sobald man nicht mehr auf seinem ersten Turnier ist, sondern auf seinem vielleicht zweiten oder dritten, merkt man, dass eigentlich alle Menschen total nett und offen sind und einen willkommen heißen.

Das Interview führte Beatrice Cala.

cal./jm.

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