12 Monate, 1000 Ideen: Socials für Debattierclubs, die mehr wollen als reden

Datum: 10. Dezember 2025
Redakteur:
Kategorie: Das Thema, Mittwochs-Feature

Josephine Matz berichtet als ehemalige Social-Beauftragte der BDU von ihren Erfahrungen und hat einen ganzen Haufen kreative Social-Ideen und Tipps für alle Jahreszeiten zusammengestellt.

Die BDU auf einem Brettspiele-Café-Social © Josephine Matz

Die BDU auf einem Brettspiele-Café-Social © Josephine Matz

Socials können nicht nur eine gute Art sein, um Neulinge an Debattierclubs zu binden (siehe dazu letztes Mittwochs-Feature), sondern auch, um Freundschaften zu kultivieren und aus einem Debattierclub einen Ort zu machen, an dem man einfach mal Neues ausprobieren kann. Als generellen Vorsatz kann man sich dabei an der Faustregel orientieren, ca. ein Social pro Monat anzubieten. Zumindest habe ich das so in dem einen Jahr probiert, als ich Social-Beauftragte für die BDU war. Das wären also zwölf Veranstaltungen. Doch was macht man nur das liebe lange Jahr über? Ich habe eine ellenlange Liste an Ideen, einige davon damals genutzt und andere nicht, die nun schon seit Ewigkeiten Staub in meiner Notes-App sammelt. Lasst uns da mal gemeinsam ein bisschen Leben draufpusten.

Ich habe meine Liste extra versucht, für euch aufzuräumen und diese saisonal angeordnet. Bitte bedenkt jedoch beim Beschauen unbedingt, dass sich natürlich das Meiste auch in anderen Jahreszeiten machen lässt. Glücklicherweise ist das allermeiste außerdem aus der Kategorie Low Budget.

Hier ist eine übersichtliche Ordnung aller Aktivitäten in 5 Kategorien:

  1. 🌼 Frühling
  • Ostersuche
  • Wanderung / Nachtwanderung
  • Fahrradtour
  • Schnitzeljagd
  • Brunch
  • Museumsbesuche oder gemeinsame Führungen
  • Flohmarktbesuche (oder clubeigener Flohmarkt genannt Tauschmarkt unter den Clubmitgliedern unter sich)

Im Frühjahr ist das Wetter häufig turbulent. Wenn ihr etwas Outdoor machen wollt, haltet also gerne auch eine Indoor-Option bereit. Für Nachtwanderungen eignen sich neben den Handytaschenlampen tatsächlich auch herkömmliche Taschenlampen oder Knicklichter. Geeignete Routen für Wanderungen oder Radtouren lassen sich zwar auch übers Internet oder Apps finden, stattdessen würde ich euch aber eher  dazu raten, einfach mal im eigenen Club rumzufragen. Mitglieder bei der Planung einzubinden, kann unheimlich bereichernd für das Zugehörigkeitsgefühl sein und so kommt man viel eher auf interessante Geheimtipps. Ich schwöre, jeder Club hat mindestens eine Person der Sorte „Ich bin in Jack-Wolfskin-Jacke geboren“ und das kann dann deren Sternstunde werden.

  1. ☀️ Sommer
  • Sommerfest
  • Grillen
  • Tag am See
  • Barhopping
  • Picknick/ internationales Potluck (jede:r bringt sein eigenes Gericht mit)
  • Bouldern (Outdoor-Bouldern)
  • Kletterwald

Der Sommer ist die beste Zeit für Socials. Leute haben mehr Freizeit und Aktivitäten, die sich draußen durchleben lassen, sind tendenziell günstiger. Falls das Konzept des internationalen Potlucks noch nicht für jeden bekannt ist: Ein Potluck ist ein Picknick, bei dem jede:r etwas zu essen für alle mitbringt. So weit, so bekannt und vielleicht auch gewöhnlich. Bei dem internationalen Potluck sucht sich jedoch jede:r eine Spezialität eines Landes aus und bringt dieses mit. Meine Vorgängerin bei der BDU hat ein solches Potluck organisiert und die Teilnehmenden haben am Ende sogar dafür abgestimmt, welches Gericht ihrer Meinung nach am besten war, was meiner Meinung nach eine echt coole Ergänzung zum einfachen Picknick-Konzept ist.

  1. 🍂 Herbst
  • Halloween-Party
  • Krimidinner
  • Flohmarktbesuche (Hochsaison September)
  • Karaoke
  • PowerPoint-Karaoke
  • Brettspieleabend (Herbst/Winter am beliebtesten)
  • Escape Room

Wenn es draußen kälter wird, verziehen sich die Socials nach drinnen. Besonders bei Socials wie einem Krimi-Dinner und dem PowerPoint-Karaoke ist jetzt ein wenig mehr Vorplanung gefragt. Nutzt hier für die Anmeldung solche Tools wie Google Forms (das fördert im Kopf eher den Commitment-Gedanken bei Teilnehmden als App-Umfragen) und haltet Backup-Personen aus den Vorstandsreihen bereit, sodass eine Person einspringen kann, falls jemand kurzfristig krank wird und deshalb beim Krimi-Dinner nicht mitmachen kann oder deren Powerpoint ausfällt. Kurze Erklärung zu den Begriffen: Ein Krimi-Dinner ist ein Spiel, bei der die Teilnehmenden während eines Dinners in eine Figur schlüpfen. Eine Person hat dabei jemanden ermordet, die anderen versuchen, herauszufinden, wer das gewesen sein könnte. Es gibt so einige gute Krimi-Dinner-Vorlagen kostenlos im Internet. Beim Powerpoint-Karaoke bereitet jede teilnehmende Person eine Powerpoint zu einem x-beliebigen Thema vor. Diese Powerpoints werden dann randomisiert  auf alle Teilnehmenden verteilt, sodass niemand mehr weiß, was gleich kommt und dann wird hintereinander drauflos präsentiert. Wenn ihr kleinere Socials von der Teilnehmendenzahl eigentlich nicht so anstrebt, möchte ich hier ein Shoutout an das Social-Team des Wortgefechte Potsdam machen. Sie veranstalteten zunächst ein Krimi-Dinner und gaben bekannt, dass die Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt zu einer Halloween-Party ausgeweitet würde und dass Leute dann gerne danach noch dazustoßen könnten. Vergesst bei der Halloween-Party auch bitte nicht den obligatorischen Kostümwettbewerb und erfreut euch dann am gemeinsamen Gruseln.

  1. ❄️ Winter
  • Weihnachtsfeier/ Winterfeier
  • Weihnachtsmarktbesuch
  • Adventsbasteln
  • Plätzchen backen
  • Eislaufen
  • Rodeln
  • Nacht der Debatten (Pyjama-Party)
  • Movie Night

Winterzeit ist ja eigentlich nicht nur die Adventszeit, trotzdem lässt sich da einiges thematisch rausholen. Einige der Ideen lassen sich in der ein- oder anderen Stadt vielleicht auch noch auf den Januar hinausstrecken. Für die Pyjama-Party möchte ich euch noch den Gedanken ans Herz legen, dass es sich für dieses Social, wenn ihr es denn umsetzen wollt, auch lohnt, sich Extra-Gedanken über eine Equity-Person zu machen. In 99, 99 % der Fälle braucht man wahrscheinlich keine gesonderte Ansprechperson, aber es kann besonders neueren oder introvertierteren Personen im Club helfen, Lust auf eine solche Aktivität, oder generell eine länger andauernde Social-Aktivität zu bekommen, wenn sie wissen, dass es jemanden gibt, der sich darum sorgt oder zumindest Gedanken darum gemacht hat. Es zeigt Umsichtigkeit und das ist jawohl in jedem Haus nur zu begrüßen.

  1. 📅 Ganzjährig / Nicht-saisonal

(Alles, was problemlos das ganze Jahr über stattfinden kann.)

  • Tischtennis
  • Bowling
  • Ballsport (Basketball, Fußball etc.)
  • Brettspiele-Café oder Spiele-Arkade
  • Bouldern (Halle)
  • Pub Quiz
  • Comedy-Club Besuch
  • Keramikbemal-Kurs
  • Improv-Kurs
  • Gemeinsames Sticken, Stricken oder Häkeln
  • Freundschaftsdebatten
  • Public Viewing (je nach Event, nicht saisongebunden)
  • Drunk Debate

Hier noch einmal generelles:

  1. Bei der Planung nutzt bitte unbedingt eure Clubmitglieder!

Ich habe selbst kein Interesse am Bouldern gehabt, konnte die Leitung der Veranstaltung aber an jemanden aus meinem Club abgeben, dem es richtig, richtig Spaß gemacht hat, seine Leidenschaft den anderen näherzubringen. Das fördert die Clubkultur und macht die Mitglieder letztlich auch eigenständiger, denn es ist ein bisschen Vorstandsarbeit, ohne wirklich direkt Vorstandsarbeit leisten zu müssen. Kommt auch gerne mit euren Clubmitgliedern einfach mal ins Gespräch über deren Leidenschaften und Hobbies und fragt nach: „Hey, wollen wir damit nicht einmal einen Nachmittag verbringen?“ und Schwups, ist es ein Social. So habe ich auch ein bisschen etwas über Wanderrouten lernen können, wo ich doch davor noch nie eine Wanderung organisiert hatte. Wir Debattierende sind ja durchaus sehr unterschiedliche Wesen, doch uns eint mit Sicherheit die Neugier. Dazu sei hier noch angemerkt, dass sich einige Socials auch sehr gut clubübergreifend veranstalten lassen. Ich hörte, dass sich der Debattierclub Göttingen und der Debattierclub Magdeburg einmal zu einer Wanderung zusammengeschlossen haben sollen. Inspirierend! Dieses Potential für Kooperationen sollte auf jeden Fall weiter ausgeschöpft werden.

 

  1. Fragt ihr euch, wie ihr einige Socials finanzieren könnt?

So gibt es mehrere Möglichkeiten: Bei einigen Socials kann um kleine Spenden gebeten werden (3-4 € schnell einmal per Paypal überwiesen oder bar auf die Hand). Bei kostspieligeren Socials, wie beispielsweise dem Escape Room oder dem Kletterwald, kann vorher transparent gemacht werden, wie viel der Eigenanteil für die Teilnehmenden kostet. Macht euch auch im Vorhinein Gedanken darüber, wie ihr es am liebsten geregelt hättet, wenn jemand krankheitsbedingt ausfällt. Bezahlt diese Person weiterhin den Betrag? Lässt sich eine Ersatzperson finden, die bereit wäre, den Betrag notwendigenfalls zu übernehmen? Sammelt ihr das Geld lieber vorher ein oder streckt ihr vor und lasst danach zahlen? All diese Fragen klärt ihr am besten immer dann ab, sobald feststeht, dass es irgendeine Art Eintrittspreis geben wird.

 

  1. Aufwand, Aufwand, Aufwand

Während ich den Artikel vorbereitet habe, habe ich mir natürlich auch die Frage gestellt, ob ich meine Social-Ideen nicht vielleicht auch anders einkategorisieren sollte. Vielleicht nach Kategorien wie Outdoor/Indoor oder nach mehr Leute/weniger Austausch und weniger Leute/stärkerer Austausch untereinander. Zudem kam mir die Frage nach Aufwand. Manche Socials lassen sich ja angeblich leichter organisieren als andere. Letztlich ist die Aufwandsmenge jedoch nach meinen Erfahrungswerten häufig sehr ähnlich und lässt sich, hoffentlich hilft es euch, in folgende Arbeitsschritte unterteilen:

  1. Am Anfang des Jahres: Ungefährer Social-Plan für das Jahr (für jeden Monat zwei Socials: ein geplantes und ein Backup-Social)
  2. Am Anfang des Monats: Ein Datum für das Social festlegen
  3. Aufgabenliste schreiben und Aufgaben ab delegieren (bspw. für das gemeinsame Kochen Leute finden, die am Tag den Einkauf erledigen, eine Person finden, die ihre Küche aufopfert etc.)
  4. Social ankündigen und dann Werbung, Werbung, Werbung für das Social machen
  5. Sich dran erfreuen!
  6. Neuer Monat: Repeat
  7. Bonus während des Jahres: Sich im Club unter den Mitgliedern immer wieder umhören und Vorschläge merken, Jahresplan dann ggf. anpassen. Meine Liste an Social-Ideen ist ja auch noch nicht alles gewesen.

 

  1. Bezüglich der Frage, wie man die Leute auf das Social kriegt,…

…habe ich keine abschließende Antwort, lediglich Eindrücke. Ich hatte in meiner Socialbeauftragtenzeit das Gefühl, dass persönliches Ansprechen der beste Weg war. Ich habe wirklich jeden einzelnen Menschen angesprochen, auf dem Clubabend oder über Textnachricht. So kommt man auch gut mit den einzelnen Menschen in Kontakt und bekommt ein Gefühl dafür, was funktioniert und was nicht und vor allem wieso etwas (nicht) funktioniert. Präsenz von Vorstandsmitgliedern auf Socials fördert zusätzlich die Attraktivität des Socials und das Gemeinschaftsgefühl. Wenn euch diese Art der Werbung zu aufwändig erscheint, tut es auch eine einfache Umfragen-Abstimmung in der Telekommunikationsapp eurer Wahl.

 

Fazit

Erfolgreiche Socials lassen sich nicht unbedingt daran bemessen, wie viele Menschen kommen, sondern immer daran, wie viel Spaß die Menschen, die tatsächlich auftauchen, an diesem Social haben. Viele sagen, dass uns der Spaß am strategischen Debattieren eint. Ich glaube allerdings, dass uns mindestens genauso sehr das Gemeinschaftsgefühl eint. Lange Gespräche, gemeinsame Erfahrungen und letztlich auch die ein- oder andere Freundschaft, die dazu führen kann, dass man die Szene effektiv mitgestalten will, wie Lisa es letzte Woche viel ausführlicher ausmechanisiert hat, können durch Socials entstehen. Ich hoffe, dass ich euch mit meiner Liste einige Anstöße geben konnte und ihr jetzt richtig Lust bekommen habt, Socials in euren Clubs zu organisieren (am liebsten natürlich regelmäßig) und dass euch die Frage, wie man solche Socials überhaupt organisiert, jetzt etwas leichter fällt.

Am Ende noch eine Mitmachfrage: Es stehen in vielen Clubs gerade die Weihnachtsfeier/ Winterfeier an und ich habe das Gefühl, dass jeder Club da seine eigene Tradition hat, was sie genau auf dieser Weihnachtsfeier als spielerische Elemente veranstaltet. In the Spirit of Sharing is Caring…. Was macht denn dein Club so? Wir in der BDU betrauern jedes Jahr aufs Neue das Ableben des Weihnachtsmanns und verteilen Zetteln mit möglichen neuen Kandidat:innen. Dann halten wir 1-Minuten-Reden, in denen wir erklären, warum die Person auf unserem Zettel der beste neue Weihnachtsmann wäre und lassen anonym abstimmen.

 

 

Das Mittwochs-Feature: Mittwochs veröffentlicht die Achte Minute ab 10.00 Uhr oftmals ein Mittwochs-Feature, worin eine Idee, Debatte, Buch oder Person in den Mittelpunkt gestellt wird. Wenn du selbst eine Debatte anstoßen möchtest, melde dich mit deinem Themen-Vorschlag per Mail an team [at] achteminute [dot] de.

jm/aeh.

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2 Kommentare zu “12 Monate, 1000 Ideen: Socials für Debattierclubs, die mehr wollen als reden”

  1. Marius (DCMD) sagt:

    Vielen Dank für’s teilen der Liste. Da wird man sich als Vorstand sicherlich noch von inspirieren lassen.

    Bei uns wird jedes Jahr in der Weihnachtszeit eine Rückwärtsdebatte mit viel Glühwein veranstaltet, bei der jeder auch gewisse Eigenschaften erfüllen muss also beispielsweise einem bestimmten Redner besonders viele Komplimente zu machen.

  2. Arvid (Rederei) sagt:

    Vielen Dank für die vielen Ideen auch von meiner Seite! 🙂

    Seit Generationen wird in der Rederei die „Rederei-Weihnachtsgeschichte“ erzählt. Bei dieser werden am Anfang Rollen verteilt (Maria, Jesus, der Esel, usw.). Anschließend liest der Vorstand die Geschichte vor, bei der die verschiedenen Personen dann an bestimmten Stellen eine Minute lang eine Rede halten müssen (z.B. muss Maria Josef überzeugen, dass es eine total plausible Erklärung ist, dass sie von Gott geschwängert wurde). Ansonsten essen wir einfach viel Lebkuchen, trinken Puntsch/Glühwein und machen manchmal noch eine Weihnachtsdebatte.

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