Das Kopfschütteln der Literaturstudenten – Ein Einblick in die Süddeutsche Meisterschaft

Datum: 19. April 2010
Redakteur:
Kategorie: Turniere, VDCH

Im schönen schwabinger Altstadthaus der evangelischen Studierendengemeinde begann die Süddeutsche Meisterschaft (SDM) gut gestimmt und mit einem geographisch passenden Thema zum Schutz der Alpen. Ein ungewöhnlicher Luxus der SDM war dabei das riesige Jurorenfeld. Schon in den Vorrunden wurde jede Debatte von einer Jury aus fünf Personen bewertet. Das führte nicht nur zu gutem Feedback, sondern auch zu gefühltem Reden vor Publikum bereits ab der ersten Runde. Beim Mittagessen war Zeit zum Plaudern mit den bekannten und Kennenlernen der neuen Gesichter oder um Sonne im Innenhof zu genießen. Mit inhaltlichen Höhenflügen und kleineren Durchhängern wurde dann der Nachmittag in drei Vorrunden und in – dem kleinen Teilnehmerfeld geschuldeten – sich häufig sehr ähnlichen Raumbesetzungen um den Einzug ins Halbfinale gestritten. Der hervorragenden Organisation des Münchner Clubs war es zu verdanken, dass alle Teilnehmer nicht nur rundum mit Wasser, Kaffee, Obst und Kuchen versorgt waren, sondern auch der Zeitplan trotz der zu erwartenden längeren Jurorenbesprechungen nicht nur reibungslos funktionierte, sondern das Turnier zwischenzeitlich sogar dem Ablaufplan deutlich voraus war.

Nach der vierten Vorrunde wurden die verdienten Feierabendbiere aus der ältesten Münchner Brauerei von den meisten Rednerinnen und Rednern auf dem Weg zur Jugendherberge eingenommen. Von dort aus ging es nach kurzer Gelegenheit zur Körperpflege ins Substanz, das zum Glück in angenehmer Laufweite lag. Hier warteten nun alle Teilnehmer mit ähnlich großer Spannung auf das Abendessen und die Breakverkündung. Letztere brachte ein diplomatisches Ergebnis, da nur fünf der Halbfinalteams aus Schwaben kamen und die anderen drei Plätze unter Baden, Bayern und der Schweiz gerecht aufgeteilt waren. Fröhliche Gratulationen folgten und die Laune wurde durch gratis Jack Daniels und die clubübergreifende Eroberung der Tanzfläche noch ausgelassener. Im Verlauf der Nacht feierten die einen in Debattanten-Manier bis in die Morgenstunden, während die anderen den Offenbarungseid leisteten früh ins Bett zu gehen. So verließ die Tübinger Delegation geschlossen und nüchtern das Substanz bereits um kurz nach Mitternacht, wo ihr selbst die Chefjuroren noch mit einem Bier in der Hand und leichtem Entsetzen in den Augen nachwinkten.

Die sonntäglichen Halbfinals wurden dann wieder in der ESG ausgetragen und nach dem Mittagessen wurden vor dem  Club Ampere im Muffatwerk die Teams fürs Finale verkündet. Dieses fand in der Spotlight-Atmosphäre einer Nachtclubbühne und vor zahlreichen Zuschauern statt. Unterhaltsam wurde weniger über die Frage was Eigentum ist, sondern mehr über die nach der Leistung belletristischer Literatur gestritten. Und obwohl manch ein Literaturstudent mehr als einmal Anlass zum Kopfschütteln spürte, war die Debatte sehr unterhaltsam und perspektivenreich. Am Ende kamen die verdienten Sieger aus St. Gallen, wodurch der Club den SDM-Titel vom Vorjahr verteidigte. Gratulation an Viola und Christian und vielen Dank an die Chefjuroren für die außergewöhnlich abwechslungsreichen Themen und vor allem an den Debattierclub München, der ein vorbildliches Turnier organisiert hat, das alles Teilnehmern in bester Erinnerung bleiben wird.

Text: Pauline Leopold, Streitkultur Tübingen /glx

Bei der SDM 2010 hat der DebatingClub St. Gallen seinen Titel aus dem vergangenen Jahr verteidigt. Viola Lutz und Christian Funk zeigten aus Sicht der Jury als Schließende Opposition im Finale die beste Leistung gegen die Streitkultur Tübingen (Eröffnende Regierung, Peter Croonenbroeck und Lorena von Gordon), Heidelberg Debating (Eröffnende Opposition, Sven Hirschfeld und Kristina Seebacher) und den DC Stuttgart (Schließende Regierung, Michael Saliba und Igor Gilitschenski). Die Entscheidung lag bei den Chefjuroren der Süddeutschen Meisterschaft, Lukas Haffert (St. Gallen) und Daniel Grotzky (München), sowie den Juroren Andreas Lazar (Stuttgart), Marc Bielitza (Karlsruhe) und Verena Gräf (Bozen). Das Publikum der Finaldebatte wählte Peter Croonenbroeck von der Streitkultur Tübingen zum besten Finalredner.

Dies ist der erste von vier Texten über die vier VDCH-Regionalmeisterschaften, die am vergangene Wochenende ausgetragen wurden. Artikel über die Westdeutsche, die Norddeutsche sowie die Ost- und Mitteldeutsche Meisterschaft folgen, also bleibt dran, um zu sehen, wie andere „Euer“ Regio gesehen haben oder was auf den Regios los war, zu denen Ihr mangels der Gabe der Bi-, Tri- oder gar Quartupellokalität nicht fahren konntet!

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2 Kommentare zu “Das Kopfschütteln der Literaturstudenten – Ein Einblick in die Süddeutsche Meisterschaft”

  1. Verena Gräf sagt:

    Schöner Artikel, danke Pauline!

  2. Daniel (Heidelberg) sagt:

    „So verließ die Tübinger Delegation geschlossen und nüchtern das Substanz bereits um kurz nach Mitternacht,“… ?!? Gibt es etwa in Tübingen inzwischen auch zwei Clubs? Das ist jedenfalls nicht die Streitklutur, die ich kenne. Möge doch bitte jemand aus der OPD-Regelkommission hier den entsprechenden Paragraphen nachreichen 😉

    Göückwunsch an alle Regionalmeister!

Kommentare sind geschlossen.

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