Der Widerspruch ist gewollt / Filip Bubenheimer und Matthias Winkelmann über ihre Mitarbeit im WUDC-Team

Datum: 7. Juni 2011
Redakteur:
Kategorie: Turniere

Mit dem Widerspruch geht’s weiter im bunten Reigen der WUDC-Crew um Patrick Ehmann, Cheforganisator der World Universities Debating Championships (WUDC oder Worlds), die die Berlin Debating Union (BDU) im kommenden Jahr in Berlin ausrichten wird. Diesmal stellt Patrick gemeinsam mit der Achten Minute Filip Bubenheimer und Matthias Winkelmann vor. Was Filip und Matthias im WUDC-Team tun? Die beiden haben sich das Leitmotiv des Turniers ausgedacht: „Embracing dissent.“ Den Widerspruch umarmen. Ihre Abteilung heißt Markenführung oder auch Brand Management.

Sie gehen ihre Aufgabe mit Humor an. Auf die Frage, was sie denn zum Brand Management qualifiziere, müssen sie erst mal lachen. “Eigentlich geschah das im Ausschlussverfahren“, erklärt Filip. Er studiert Politikwissenschaft und Jura, für gewöhnlich in Berlin, bis vor Kurzem jedoch in Oslo. Durch seinen Auslandsaufenthalt war er aus dem “day-to-day business erst mal raus“, wollte aber unbedingt an dem Turnierprojekt mitarbeiten, erzählt er. Matthias, Bioinformatiker, erinnert sich an die Entstehung des Leitmotivs: “Wir saßen irgendwo in einer Küche zusammen, kurz nachdem wir den Zuschlag des WUDC-Councils erhalten hatten. Und während andere sich um Unterbringung, Inhalt und Komfort des Turniers kümmerten, haben wir an die großen Linien gedacht.“ Sie wollten das Quäntchen Extra. Die Schippe in die Hand nehmen. Dem Turnier eine Portion Philosophie mitgeben.

Filip Bubenheimer will mit dem Leitmotiv "Embracing dissent" die positiven Ideen des arabischen Frühling aufgreifen. (Foto: Privat)

“Wir hatten die Befürchtung, dass es so wird wie immer. Aber der arabische Frühling war gerade im Gange, die Welt war total spannend. Wir wollten diese positiven Ideen aufgreifen, die Realität ist ja zugegeben nicht so positiv“, erzählt Filip. Die Spannung trete im Leitmotiv zutage, wenn man es umdrehe: “Embracing consent – das erinnert an autoritäre Regime, an Kommunismus“, in einer pluralen Gesellschaft sei jedoch nicht der Konsens das Ziel, meint Filip. Allzu oft sei das Gegenteil von Dissens auch einfach eine gewisse Indifferenz. Alles ein bisschen egal. Daran sei nichts Umarmenswertes, finden beide. Dissens, Widerspruch, sei vielmehr das, was Fortschritt erzeuge. “Think different, denk den Status Quo mal ganz anders! Daraus entstehen zündende Ideen. So war das doch schon bei Galileo“, weiß Matthias.

“Wir wollen mit unserer Marke, mit unserem Leitmotiv eine Geschichte erzählen. Etwas, woran die Leute sich erinnern werden“, berichtet der Berliner Student. Redner, Juror, Zuschauer, Sponsor, Chinese, Südafrikaner, Amerikaner oder Niederländer – jeder könne in „Embracing dissent“ seine eigene Lesart finden, das entspreche gleichzeitig dem Dissensprinzip, erklärt Matthias. Die BDU wolle damit keine spezifischen politischen Ideen unterstützen, das Prinzip gelte für viele Bereiche, “sei es auf gesellschaftlicher, politischer, wissenschaftlicher oder wirtschaftlicher Ebene.“

Doch neben all der schönen philosophischen Theorie gehe es immer noch ums Debattieren: “Der Widerspruch ist in unserem Sport doch gewollt. Was wäre Auseinandersetzung ohne Dissens? Nichts als diffuser Konsens. Wir wollen mit dem Motto auch Werbung fürs Debattieren machen und Streitkultur auf den Punkt bringen“, erklärt Filip.

Matthias Winkelmann will die Dinge einmal anders andenken, damit die Leute sich gerne an die Worlds erinnern. (Foto: Privat)

Das Leitmotiv spreche neben dem Intellekt auch die Gefühlsseite an, findet Patrick zum Leitmotiv, das Filip und Matthias ausgegeben haben: “Widerspruch ist nicht allein intellektuell fassbar. Er hat eine persönliche, emotionale Seite. Diese emotionale Seite des Widerspruchs wird in der englischen Version des ‚claims‘ durch das Wort ‘embrace‘ ausgedrückt.“ Damit machen die Worlds “die intellektuelle Kraft des Widerspruchs, seine menschliche Wärme und sein Potenzial für gesellschaftlichen Fortschritt erfahrbar.“

Intellekt und menschliche Wärme sollen auch zusammenkommen, wenn bei der anstehenden Deutschen Debattiermeisterschaft in Heidelberg zum wiederholten Male das WUDC 2013 Forum stattfinden wird. Hier können, dürfen und, ja, sollen sich alle Interessierten einbringen, lädt Patrick ein. Er fügt an: „Wir glauben, dass es viele Ideen und Erfahrungen in VDCH-Land gibt, von denen die WUDC stark profitieren können. Wir würden zudem gerne einen Prozess anstoßen, der dazu beiträgt, dass Interessen von VDCH-Land an den Worlds diskutiert und integriert werden. Es geht uns letztlich darum, dass die WUDC als gesamt-deutsches Debattierprojekt verstanden wird, von denen alle profitieren.“

Filip Bubenheimer studiert Politikwissenschaft und Jura in Berlin und war bis vor Kurzem für zwei Semester in Oslo. Studienbegleitend absolviert er sein Volontariat beim Institut zur Förderung Publizistischen Nachwuchses. Er wurde 2008 und 2010 Norddeutscher Meister für seinen Heimatclub Berlin Debating Union (BDU).

Matthias Winkelmann, ebenfalls BDU-Mitglied, studiert Bioinformatik. Gemeinsam mit seinem Clubkollegen Daniel Hinkeldein gründete er Anfang 2010 „Das Salzprojekt“, über das er französisches Salz in Bioqualität direkt vom Erzeuger vertreibt. Zuletzt stand er für seinen Club als Freier Redner im Halbfinale der Ostdeutschen Meisterschaft.

Die World Universities Debating Championships (WUDC) werden seit 1981 jährlich um den Jahreswechsel ausgetragen, seit 1996 immer im British Parliamentary Style. Vom 27. Dezember 2012 bis 4. Januar 2013 wird die Debattierwelt zu Gast in Berlin sein. Die Gastgeberin, die Berlin Debating Union, erwartet 1.100 Teilnehmer aus mehr als 50 Ländern. Das Chefjurorenteam wird angeführt von Sharmila Parmanand (Philippinen) und Doug Cochran (England). Debattiert wird auf Englisch in drei Sprachkategorien: “Main” (vor allem Muttersprachler), “ESL” (English as a Secound Language, für Leute mit hauptsächlich englischsprachigem Unterricht oder Aufenthalten in englischsprachigen Ländern) und “EFL” (English as a Foreign Language, für Leute, deren Sprachkenntnisse nur auf Schulunterricht basieren).

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