Das Bier, die Debatte und der Nachgeschmack
Auf dem Achte Minute-Forum auf den Deutschsprachigen Meisterschaften in München hat die Chefredaktion den Leserinnen und Lesern der Achten Minute erklärt, dass wir uns gerne um alle Debatten und Themenvorschläge kümmern. Jeder kann, darf und soll sich mit Sorgen, Beobachtungen und Vorschlägen für Artikel an uns wenden. Und das nehmen wir ernst. Wenn wir denken, das eine Debatte angestoßen wird, greifen wir gerne die Zuschriften unserer Leser und Leserinnen auf.
Dabei sind wir auch willens, so es sich in unseren Augen um relevanten Debatten handelt, die Anonymität des Autors/der Autorin zu waren. Im Konkreten Fall hat er/sie uns darum gebeten, weil er/sie fürchtet, sich als junger Redner/ junge Rednerin in der Szene unbeliebt zu machen:
„Bitte nehmt auch zur Kenntnis, dass ich anonym bleiben möchte, da ich gerade neu in die Szene gekommen bin und nicht gleich als „Krawallmacher“ bekannt werden möchte.“
Besonders, da diese Debatte nicht von Namen irgendeines der Beteiligten profitiert, sondern von den Argumenten haben wir diesem Wunsch stattgegeben. Damit eine anonyme Zuschrift nicht dazu genutzt werden kann, anonym Lügen über jemanden zu verbreiten, haben wir uns den Vorgang von Anwesenden bestätigen lassen.
Der folgende Fall wurde uns geschildert:
„Letztes Wochenende wurde mir die Ehre zuteil an der Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft das erste Mal teilzunehmen. Für mich als Neuling in der Szene eine große Auszeichnung unter so renommierten und geachtetsten Debattanten und Juroren teilzunehmen. Und so schön und so toll das Turnier auch war, habe ich eine Sache beobachtet, die mich als Neuling stutzig gemacht hat und die ich gerne ansprechen möchte.
Der betreffende Juror hatte nämlich als er eine Runde bei uns jurierte, während dieser eine ganze Flasche Bier vor unseren Augen getrunken. Aber damit nicht genug. Wie ich beim Viertelfinale beobachten konnte, war es anscheinend für diesen Juror notwendig im Rahmen einer einzigen Runde zwei weitere Flaschen Bier in aller Öffentlichkeit und vor den Teilnehmern zu trinken. Damit aber immer noch nicht genug. Der betreffende Juror lachte auch noch offen über Witze einer Seite und ergriff dadurch meiner Meinung nach oftmals Partei für eine Seite.“
Die Analyse des Autors/ der Autorin ist die Folgende:
„Ich glaube, dass so ein Verhalten im tiefsten Maße unüblich und unangebracht ist, besonders im Viertelfinale einer DDM. So ein Verhalten untergräbt sämtliche Werte für die ein Juror stehen sollte und zerstört die Professionalität mit der dieser Stand verbunden ist. Werte wie Neutralität, Objektivität und Respekt vor den Teams werden dadurch massiv geschädigt und sogar mit Füßen getreten. Ich glaube nicht, dass die Debattierszene ein solches Verhalten tolerieren und übergehen sollte.
Ich wollte dieses, meiner Ansicht nach, schwere Fehlverhalten einmal aufzeigen. Wie gesagt, ich habe nichts dagegen sich nach dem Tag ein paar kühle Bier zu gönnen – das ist ja alles ok – aber vor den Teilnehmern in einer Runde ist dies meiner Meinung nach unverständlich. Ich hoffe mein Beitrag bringt vielleicht einige zum Nachdenken. Ich hoffe jedenfalls, dass seine Alkoholisierung wenigstens keinen Einfluss auf die Bewertung hatte.“
Was diese junge Rednerin oder diese junge Redner hier erfahren hat, hat ihn/sie besorgt. Wir denken, dass es nun an der Debattierszene ist, zu diskutieren, ob seine/ihre Sorge berechtigt oder unberechtigt ist.
fpu/ak
wie letztes Jahr von jemand aus der Szene schön sagt: ehrenamtlich und halbprofessionell. An der Schilderung sehe ich folgendes Problem: hat der Juror wirklich Partei ergriffen oder handelt es sich um die Wahrnehmung des Redners / der Rednerin. Im Viertelfinale der DDM haben wir ja wirklich selektierte und erfahrene Juroren, also ich denke nicht, dass man große Angst haben sollte, dass die Bewertungen nicht stimmen. Sicherlich könnte man mehr Professionalität fordern, aber ich habe nicht den Eindruck, dass die, die im Viertelfinale jurieren, das Debattieren auf die leichte Schulter nehmen, auch wenn eine Bierflasche das durchaus auf den ersten Blick einem Neuling symbolisieren kann. Aber sind wir doch mal ehrlich – leben wir nicht einer Gesellschaft, wo wir Bier sehr oft nicht als Alkohol wahrnehmen, da es ja keinen allzu hohen Alkoholgehalt hat – ist das wirklich eine Alkoholisierung der Kultur, nur weil in Alkohol ein geringer Prozentsatz Bier ist? Allein um eine Promille sich anzutrinken, müsste man in kurzer Zeit 2 Literchen trinken. Auch über den Tag verteilt sind die beschriebenen 3 Flaschen vielleicht eine Flasche zuviel, aber in Hinblick darauf, dass wir Menschen auch den Alkohol zeitnah abbauen, durchaus tolerierbar.
Also versteht mich nicht falsch, ich persönlich würde als Juror nicht trinken, aber die Alkoholisierung sehe ich hier nicht.
Ich glaube, die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Meiner Ansicht nach ist es nicht wahrscheinlich, dass durch 1-2 Bier in einer Debatte das Ergebnis verfälscht wird. Ich traue jedem Juror auf diesem Level zu, seine Objektivität zu wahren. (Es gibt ja angeblich auch Redner, die schon stärkerem Alkoholeinfluss erfolgreich Turniere gewonnen haben 😉 ) Dennoch ist der Bericht des berichtenden Redners wichtig. Wenn der Eindruck entsteht, dass ein Juror die Debatte nicht ernst nimmt, lässt dies aufmerken. Nicht mehr, nicht weniger.
Trinken und Lachen sind wohl zwei Paar Schuhe, ohne kausale Schnürsenkel.
Der Juror soll neutrale Konzentration ausstrahlen (wobei Lachen ist da, wo Zum-Lachen-Bringen extra honoriert wird, auch mal drin ist). Ob es nun Bier ist, das diesen Eindruck beeinträchtigt, oder Essen, Rauchen, Telefonnutzung oder ein Schwätzchen mit dem Kollegen, ist egal.
Ich denke, dass es hier um zwei Dinge geht: einmal die Alkoholisierung und dann die Missachtung der Teilnehmer der Debatte.
Zunächst zur Alkoholisierung: in den meisten Fällen wird man nicht vollends betrunken durch ein Bier. Aber man kann es nicht wissen, wie sich das auf den einzelnen auswirkt. Vor allem, da drei Bier ja durchaus schon eine Menge sind. Und was dazu kommt ist – man weiß nicht wie viel der Juror vor der Debatte getrunken hat. All dies verunsichert und hinterlässt ein unangenehmes Gefühl. Was mich auch zu meinem zweiten Punkt bringt: Das größere und schlimmere Problem ist die Missachtung der Teilnehmer. Was sagt man Teilnehmern, wenn man Bier trinkt, während man sie juriert? Man sagt ihnen „Diese Debatte nehme ich nicht ernst genug, als dass ich dabei im vollen Besitz meiner geistigen Kräfte sein muss. Ich kann auch leicht angeheitert oder im schlimmsten Fall sogar betrunken sein – diese Debatte ist nicht so wichtig“. Was löst dieses Verhalten bei einem Teilnehmer der Debatte, einem Redner aus, vor allem, wenn er neu ist?
Dieser Juror findet meine Debatte nicht interessant. Oder zumindest nicht so interessant, dass er weiterhin seine Energie aufrecht erhält und sich nicht einfach lockerer macht. Ich kann nachvollziehen, dass eine DDM anstrengend ist und dass die gleiche Leistung permanent aufrecht zu erhalten im Besonderen Maße für Juroren anstrengend ist – Jurieren ist eine Leistung, die unglaublich viel Konzentration erfordert.
Doch in diesem Fall würde ich mich fragen: liegt es da nicht am Juror für sich selbst einzuschätzen, ob er noch jurieren sollte? Denn ich persönlich halte ein Pokerface für eine unheimlich wichtige Eigenschaft eines Jurors. Darf sich ein Juror mal von der Stimmung im Raum anstecken lassen? Ich denke schon. Idealerweise sitzt er komplett unbeeindruckt da und seine Mimik zuckt nicht, aber wir sind alle nur Menschen. Und dazu kommt, dass in OPD der Redner auch ein wenig antizipieren bzw. beobachten muss, wie die Dinge, die er sagt, ankommen.
Trotzallem denke ich, dass es fragwürdig ist, häufig über Witze einer Seite zu lachen. Dadurch bestätigt man eine Seite indirekt und verunsichert die andere. Das kann im Zweifelsfall grade Neulinge so verunsichern, dass es sie den Sieg kostet. Und das wäre tatsächlich ärgerlich. Wir wollen ein faires Achtel- und Viertelfinale, das konsequent aufmerksam juriert wird. Und da stimme ich dem Debattierer/der Debattiererin zu, die gesagt hat „Darauf mache ich aufmerksam, das geht zu weit!“. Vielen Dank dafür! Ich halte das für sehr mutig.
Der erneute Hinweis: wer angibt „Ja, ich habe die Kommentier-Regeln gelesen und akzeptiere sie“ hat auch diese Passage der Kommentierregeln akzeptiert: „Die Achte Minute bietet den Lesern die Möglichkeit, eigene Leserkommentare zu veröffentlichen. Voraussetzung für eine Veröffentlichung ist, dass die Verfasser und Verfasserinnen ihren wirklichen Namen nennen, das heißt, in der dafür vorgesehenen Maske den korrekten Vor- und Nachnamen eingetragen haben.“
Als Redaktion behalten wir uns vor jeden Kommentar, der diese Regeln verletzt, genauso kommentarlos zu löschen.
Folgende EMail wird sich im Postfach ALLER ab jetzt auf der Achten Minute anonym/pseudonym Kommentierender finden:
„Lieber Kommentator,
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Mit freundlichen Grüßen
das Achte Minute Team“
Ich kann verstehen, dass ein biertrinkender Juror als unprofessionell wahrgenommen wird und würde selber auf einem Turnier auch nicht während einer Debatte trinken. Ich glaube zwar auch nicht, dass ein Bier allein bereits ausreicht, um ein Jurorenurteil einzuschränken, aber den Punkt des anonymen Autors (weibliche Form mit inbegriffen) kann ich in Verbindung mit dem 4. Kommentar sehr gut nachvollziehen: Niemand will das Gefühl haben, dass er nicht ernst genommen wird und ich halte es auch für sehr schlechte Manieren, wenn Juroren ihre Gleichgültigkeit für eine Debatte demonstrativ zum Ausdruck bringen.
Beim Lachen möchte ich aber folgendes Anmerken: Erstens bin ich auch als Juror leider Gottes nur ein Mensch – soll ich also allen ernstes Grimassen ziehen, um nur ja nicht loszuprusten, während um mich herum der ganze Raum brüllt? Zweitens ist ein guter Juror (und im Viertelfinale der DDM saßen – auch auf die Gefahr hin, jetzt als selbstgefällig zu wirken – ausnahmslos Juroren, die bewiesen haben, dass sie ihr Handwerk verstehen) durchaus in der Lage, über einen Witz zu lachen und in den linken Kategorien zu honorieren und ihn dennoch später im Jurorengespräch und Feedback als inhaltsleer und irrelevant in den rechten Kategorien zu geißeln, bleibt also neutral. Drittens hängt es auch stark davon ab, wer im Raum sitzt – bei erfahrenen Teams, die vielleicht sogar selber mitlachen, wenn ihr Gegner einen guten Witz gemacht hat, kann ich auf jeden Fall mitlachen, denn diese können, ja müssen damit umgehen; bei Teams, die im Viertelfinale sitzen, gehe ich davon aus, dass sie abgebrüht genug sind – auch wenn es sich um Neulinge handelt.
Den Punkt über das Lachen könnte ich daher nur dann nachvollziehen, wenn es sich um offenes Auslachen oder das Feiern eines extrem überlegenen Teams in einer Vorrunde handeln würde – denn das ist hochgradig asozial von einem Juror, da man hier ein Team, das ohnehin offensichtlich Probleme hat, noch weiter verunsichert. Aber ansonsten sehe ich wirklich keinen Grund, warum man sich als Juror bei einem Format, dass Rhetorik verlangt, künstlich vom Lachen abhalten lassen sollte.
Es tut mir aufrichtig leid, dass der Eindruck entstanden sei, ich nehme Debatten nicht ernst. Eine gute Entscheidung ist eine, die von den Betroffenen ohne Vorbehalt akzeptiert wird. Zu dieser Akzeptanz zählt nicht nur eine gute inhaltliche Begründung, sondern auch wie die Wahrnehmung über das Zustandekommen bewertet wird. Da stimme ich Kommentator_in 4 vollumfänglich zu. Einen solchen negativen Eindruck zu vermitteln war nicht meine Absicht. Mein Verhalten war unprofessionell. Es soll nicht wieder vorkommen.
Sollte nicht für die Wahrung der Mindestanforderung für das Jurieren von den Mitjurierenden gesorgt werden? In einem Viertelfinale wird doch wohl mehr als ein fähiger Beobachter daneben gesessen haben, der wenn es nötig ist Bescheid gibt. Die Einschätzung eines beteiligten Redner mag ich nur wenig Gewicht beimessen. Schön ist die Situation natürlich nicht, aber mit der Entschuldigung sollte das doch hoffentlich geklärt sein.
Wenn man möchte, dann kann man darüber reden, inwiefern die Rolle des Jurors mit Ernsthaftigkeit und maximaler Objektivität verbunden wird. Warum redet manch ein älteres Semester lieber ein Jahr mehr als zu jurieren? Vielleicht sollte man dem Job mal ein bessere Reputation verschaffen.
Meine lieben Freunde,
das ist mit Verlaub eine sehr preußische Diskussion. Denn Bier gehört in Bayern zu den Grundnahrungsmitteln und wird folglich mit 7% besteuert, manches Wasser hingegen nicht. Ich finde es bedenklich einen Juror wegen mäßigem Konsums eines Grundnahrungsmittels öffentlich zu rügen. Ich gebe hier offen zu: ich habe vor der ersten Debatte am Donnerstag bereits Bier getrunken und habe, denke ich, ganz passabel juriert. Samstag morgen habe ich wahrscheinlich deutlich mehr Promille gehabt, als jemand der sich während des Tages zwei, drei Bier genehmigt. Hätte ich nicht verschlafen, wäre ich sogar wahrscheinlich im Jurorenbreak gewesen. Und glaubt mir, ich bin nicht der einzige Juror, der sich mit üblem Kater bis ins Finale geschleppt hat. Bisweilen sind Chefjuroren ja froh, wenn sie morgens genug Leute haben, die überhaupt in der Lage sind den Bleistift gerade zu halten. Der einzige Unterschied zu dem hier gerügten Juror ist also sein transparentes Verhalten. Was bei mir Kaugummi, Zahnpasta und Kaffee verdeckten, war bei ihm offensichtlich zu sehen: er hat Bier getrunken. Das ist kein Verbrechen, schon gar nicht im schönen Freistaat. Das zeigt nur, dass er wahrscheinlich ein geselliger Zeitgenosse ist. Dann aber wäre das Lachen über einen Witz im Viertelfinale keine kausale Konsequenz des Bierkonsums, sondern nur eine Korrelation: er hat nicht gelacht, weil er Bier getrunken hat, sondern weil er gesellig ist, musste er lachen und trank Bier. Und das bedeutet: er hätte auch ohne Bier einseitig über eine Seite gelacht, wahrscheinlich weil sie einfach witziger war als die andere. Auch das ist mir sogar nüchtern schon passiert, es ist aber keine Garantie dafür, dass diese Seite auch gewinnt. Wenn wir das nicht mehr wollen, dass sollten wir Witzigkeit bestrafen und Bierernst belohnen. Das fände ich schade. Deshalb bin ich für mehr Transparenz, Toleranz und Trinkfestigkeit. Schließlich waren wir in Bayern.
Allen Tugendwächtern rufe ich zu: Lasst mal die Kirche die im Dorf!
Das heißt für mich erstens: Übertreibt’s net, Alkohol ist nicht der Teufel! Und zweitens: Das regelt im Notfall die soziale Kontrolle.
Ja klar, man kann den Bierkonsum des Jurors als Geringschätzung der Debatte und der Sache an sich auffassen. Muss man aber nicht! Denn tatsächlich ist Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft traditionell ein positiv besetztes kulturelles Gut: Wir sitzen zusammen, genießen nach getaner Arbeit einen schönen Wein oder ein schönes Bier (niemals macht sich jemand ein schlechtes Bier auf!) und reden bei leicht gelockerter Zunge eben auch über die liminalen Erfahrungen des Lebens. Wir Älteren erinnern uns an den Werbeslogan „Wenn einem Gutes widerfährt, dann ist das einen Asbach Uralt wert“. Zurücklehnen, zuhören, Bier trinken, aaahhh… Das Bier des Juroren kann also schlichtweg ausdrücken „Das wird sicher eine gute Viertelfinalsdebatte – die genieße ich mal mit einem schönen kalten Bier“. Bitte, ernsthaft: Ich lehne hier eine unbegründete und tugendwächterische Verteufelung von Alkohl strikt ab.
Allenthalben höre ich, wie der Zeitgeist raunt, wir sollten unser Leben immer stärker auf Fitness, Askese und Effizienz auslegen sollen. Low Carb hier, joggen da! Gesundheit und Zurückhaltung schaden hier und da sicherlich nicht. Aber Tugendwächterei und Verbotskultur, die hinter Fitness und Askese hervorlugen, bauen die selbstregulierenden Kräfte unserer Gesellschaft ab. Mir wird ja suggeriert, dass das Verbot sich kümmert, da muss ich doch nicht mehr so genau hinschauen. Falsch! Ein Verbot entbindet mich nicht von meiner Verantwortung in der Gesellschaft, von meiner Fürsorgepflicht für meine Mitmenschen. Wir müssen hinschauen, Verbote sind nur vermeintlich ein Wegweiser, denn sie bieten keine echte Orientierung, sondern stecken Gesellschaft und Individuum in ein immer engeres Korsett. Im konkreten Fall heißt das schlicht und einfach und ganz pragmatisch: Nachtigall, ick hör dir trapsen – bitte denkt jetzt wirklich nicht über ein Alkoholverbot in Debatten nach! Denn wäre die Sache aus dem Ruder gelaufen, hätten doch sowohl die Präsidentin der Debatte als auch die Mitjuroren regulierend eingegriffen, hätten den betroffenen Juroren zur Ordnung gerufen oder ihn im Bedarfsfall von der Jurierung ausgeschlossen. Und lassen wir wirklich mal die Kirche im Dorf: Der Juror hat ein Bier getrunken und über Scherze gelacht. Er hat *nicht* besoffen seine Schnapsflasche geschwenkt und rumgegröhlt.
Und um aus dem Juroren-Nähkästchen zu plaudern: Der betroffene Juror hat eine von Respekt für die Debatte an sich, das Format im Speziellen und die Redner im Besonderen geleitete Jurierung abgegeben. Das kann ich angesichts von frappierender Regelunkenntnis bei manch noch so nüchternem Juroren der Runden 1 bis 6 nicht behaupten.
Ich glaube der relevanteste Punk in der Debatte ist es, dass ein Juror neutral aussehen muss. Ein Jurorengesicht an dem man ablesen kann ob der Punkt angekommen oder noch weiter ausgeführt werden muss oder in dem man die Qualitäts einschätzung erkennen kann ist kein Jurorenpokerface. Ich empfinde es nicht als schädlich wenn ein Juror über witze lacht, aber wenn er sich über gute Punkte offensichtlich freut schon.
Die differenzierung beim Lachen liegt darin, ob ich wegen einem Witz oder ob der schläue der Argumentation lache(Auch gewiefte Analogien erfreun mich). In Anfängerclubabenden ertappe ich mich selbst manchmal dabei, dass ich einen Redner dafür, dass er endlich sagt, was die Debatte benötigt (Analys, Auseinandersetzung mit dem Gegner…) mit einem Aufmunterndem Gesichtsausdruck bestärk/bestärken möchte. Auf Turnieren sollte ein Juror sich darum bemühen äußerlich keinen Schluss auf die Debatte zuzulassen. Auch wenn ein Team gerade die Hitlerkeule ausgepackt hat muss man sie dafür nicht mit einem verächtlichen Schnauben/Augenrollen/kommentar zum Nebenjuror strafen.
Liebe Leute,
da ich das fragliche Viertelfinale präsidieren durfte und neben dem wegen Lachens kritisierten Juror saß, möchte ich zum Viertelfinale anmerken:
1. Es war eine sehr unterhaltsame Debatte (ich meine, das auch nach der Debatte so gesagt zu haben); der betreffende Juror hat laut gelacht, aber geschmunzelt haben wir alle. Der Hauptjuror des Raums hat den betreffenden Juror bereits während der Debatte um mehr Zurückhaltung gebeten, entsprechend hat das Korrektiv funktioniert.
2. Der betreffende Juror hat in der anschließenden Jurorenbesprechung m.E. mit die höchste Regelkompetenz und das höchste Verständnis für die OPD eingebracht. Das hat mich sehr gefreut, da ich insgesamt meine, auf dieser DDM einen Hang zur BPesken Jurierung von OPD-Debatten beobachtet zu haben, was ich für nachhaltig falsch halte. (Dazu sollte mal ein eigener Artikel geschrieben werden.)
Beste Grüße aus dem pitschpatschnassen Bayern
Gudrun
So unter „BP-esk“ die Nutzung des Schreibraums der linken Kriterien für die rechten gemeint ist: da bereiten wir was vor….
Man mag anmerken, dass wenn der Hauptjuror Zurückhaltung anmahnen musste, sich zumindest schon zwei Anwesenden an o.g. Verhalten störten …
@Anja: du hast es doch selbst gesagt: „Wir sitzen zusammen, genießen nach getaner Arbeit einen schönen Wein oder ein schönes Bier.“ Die Betonung liegt hier auf „nach getaner Arbeit“. Während der Arbeit wird auch in unserer Alkoholkultur weniger getrunken, gilt sogar als schlechter Stil.
Zum Pokerface: das ist meißtens als Juror sowieso nicht vollständig umsetzbar. Viel spannender ist doch dann die Rednerkompetenz am Ausdruck des Jurors zu beobachten, ob man noch näher erläutern oder – weil bereits klar – schnell weiterspringen sollte. Das Ausloten des Verständnishorizontes der Zuhörer gehört für mich beim Debattieren zu eine der spannensten und tollsten Meta-kompetenzen. Übermäßiges Ausarten von Emotion von Seiten der Juroren ist natürlich generell nicht gewünscht, aber es tut als Redner durchaus gut auch das ein oder andere Kopfnicken oder den ein oder anderen Schmunzler zu erzeugen. Kurzum: lasst den Juror lebendig bleiben!
So long.
Stimmt. Es wäre besser gewesen wie früher bei uns im Kirchenchor das Bier in Teekannen zu verstecken. Dann hätte sich keiner beschwert. Eine generelle Ächtung des Alkoholgenusses bei Debattierturnieren lehne ich aber zutiefst ab. Wir vergraulen damit unsere besten Juroren, denn konsequenterweise müsste auch das Alkoholisiertsein geächtet werden. Das hat ja schließlich, so der Eindruck, zum unbotmäßigen Lachen geführt. (Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass der betreffende Juror den Witz entweder besser verstanden hat oder einfach besonders humorvoll ist.) Wenn man als Juror aber nicht mal das Abendprogramm genießen darf, was zweifelsohne ein elementarer Vorteil gegenüber dem Reden ist, dann treten noch weniger gute Leute als Juroren an. Also, lasst die Kirche im Dorf und serviert das nächste mal Bier in Teekannen. Dann wird alles gut.
Nö Flo, das ist nicht gemeint. Ich meine die Art auf Debatten zu schauen. OPD-Debatten werden eben nicht vom Ende her gelesen.
@ Gudrun: Juroren, die ihre Rednerpunktzahlen nachträglich angepasst haben um einen erlebten Gesamteindruck der Debatte wiederzuspiegeln („diese Debatte verdient nicht mehr als 230 Punkte“) habe ich nicht erlebt, kann ich aber natürlich nicht in anderen Räumen ausschließen. Das wäre m.E. tatsächlich mit OPD nicht vereinbar. Die Frage, welches Team stimmiger oder überzeugender gewirkt hat ist aber Teil der am Ende bei vielen Juroren sehr unklaren „Überzeugungskraft“-Kategorie. Das könnte Grund dafür sein, dass manche noch vor dem Einstieg in die eigentliche Jurierung hier Fragen aufwerfen.
Zum eigentlichen Thema: Debattieren bleibt Freizeitsport. Anders als Sascha denke ich also nicht, dass Juroren „bei der Arbeit“ sind. Gerade im Freizeitsport aber ist es normal, dass Bier in kleineren oder größeren Mengen konsumiert wird. Zwar hat „der betroffene Juror“ recht, dass alles was die Akzeptanz der Entscheidung beeinträchtigt dem Turnierklima abträglich ist. Auch schäbige Kleidung, schlechte Rasur, politische Verwicklungen in der Debattierszene, Ringe unter den Augen oder im Vergleich zum betroffenen Redner geringe Turniererfolge können aber die Akzeptanz einer Entscheidung beeinträchtigen. Wenn wir von Juroren verlangen, eine dem Richterberuf vergleichbare Einstellung an den Tag zu legen (am Besten inklusive Berufskleidung) kann am Ende allerdings nur noch Lukas jurieren 😉
Daher verlange ich auch von den Rednern das, was den Juroren zuoberst abverlangt wird: Unvoreingenommenheit. Wenn ein Redner an seinem Platz Bier statt Wasser trinkt, darf ein Juror ihm dafür keine Punkte abziehen – und auch keine Bonuspunkte geben. Umgekehrt muss ein Redner den Juror an seiner Leistung messen – und die liegt in einer richtigen Bewertung und einem konstruktiven, zutreffenden Feedback.
Anders hingegen ist die Frage beim Lachen: dieses zeigt offene Sympathien für einen Redebeitrag, und hat damit (anders als das Bier) Bezug zur Bewertung der konkreten Debatte. Auch hierbei muss man m.E. differenzieren. Ich habe – das muss ich gestehen – als Juror auf dieser DDM mindestens zwei mal gelacht. Einen dieser Fälle bedaure ich, den anderen nicht.
Im Halbfinale hat ein sehr guter Redner, der verdient viele Punkte, und ebenso verdient einen Zeitabzug bekommen hat, einen guten Witz gemacht. Es ging um einen mir gut bekannten Debattierer, es war in die Debatte gut eingebettet, und gefühlt der halbe Saal hat gebrüllt vor Lachen. Hier von einem Juror zu verlangen, sein Lachen zu vermeiden, wäre unverhältnismäßig. Die Situation wäre ähnlich wie die einer Wache am Buckingham Palace, die verzweifelt ihr ernsthaftes Gesicht wahren muss, während eine Horde Touristinnen gerade dieses verbotene Lächeln erzeugen will. Will der Redner das Publikum zum Lachen bringen, und macht er das gut, dann kann sich meiner Ansicht nach niemand darüber Beschweren, wenn der Juror lacht. Er sollte nur nicht vergessen, ein „+“ bei Kontaktfähigkeit zu machen.
Anders mein erster Lacher. Kurz, unterdrückt, bekämpft, und doch von jedem im Raum gehört. Weil ich der einzige war. Weil die Rednerin gerade kein Lachen erzeugen wollte. Vielmehr erschien mir die Situation schwierig, ein im Zusammenhang absurd wirkendes Stichwort hat die Spannungen die Juroren auch in schwächeren Debatten haben gelöst. Zu Recht hat der Teampartner der Rednerin meinen Lacher gerügt, ich habe mich hierfür direkt kurz („sorry“) und im Feedback ausdrücklich entschuldigt.
Zusammengefasst: Mit dem Publikum auf WUNSCH des Redners zu lachen ist absolut akzeptabel. ÜBER den Redner zu lachen ist es nicht. Leider ist das nicht leicht – ich habe gehört, Scientology biete Kurse an, über Stunden keine Gefühlsregung zu zeigen. Vielleicht ist das was für Juroren 😉
Ich gehöre zwar zu den gemäßigten Biertrinkern und wäre von einem Bierverbot für Juroren daher wenig betroffen – trotzdem hielte ich dies für unverhältnismäßig.
Zunächst einmal: In der Tat hat der betroffene Juror hervorragend juriert. Und ich glaube, ganz ehrlich, dass das mit dem Bier niemandem aufgefallen wäre, wenn er sich nicht teilweise unprofessionell verhalten hätte. Das Bier war nicht das Problem.
Ein Problem ist aber, dass gerade sehr erfahrene und gute Juroren sich erlauben, während der Debatte miteinander zu schwätzen. Und zwar zum Beispiel dann, wenn die Redner dabei sind, ihre Punkte auszuführen. Das finde ich schlichtweg unfair, und ich denke, darauf darf und sollte hingewiesen werden. Da in dem betreffenden Viertelfinale tatsächlich häufig geschwätzt worden ist, finde ich die Kritik völlig angemessen.
Was das andere Thema angeht: Ich glaube, dass auf diesem Turnier völlig OPD-konform juriert wurde. Mir ist umgekehrt aber aufgefallen, dass überwiegend nicht so OPD-freudig geredet wurde. Das Format hat ja den großen Vorteil, viel Wert auf Sprachkraft und Auftreten zu legen. Und hier können sich die meisten bei den Kollegen Dittman, Haug, Hesse & Co eine Menge abschauen.
Mal was ernstes: mir ist die OPD-widrige Jurierung nicht bei diesem Turnier aufgefallen (dafür war ich aber auch bei zu wenig Debatten dabei), aber sehr wohl schon bei anderen Turnieren. Das läuft dann so ab, dass der Hauptjuror sagt: „Lasst uns erst einmal feststellen, wer unserer Meinung nach warum gewonnen haben müsste.“ Danach werden dann Rednerpunkte gegeben und die Teampunkte vergeben und wenn die dann nicht zum Gefühl passen, werden sie nach unten bzw. nach oben angepasst. Das ist in der Tat nicht regelkonform und widerspricht der Idee von OPD.
Rednerpunkte nach der Teampunktediskussion zu ändern ist definitiv regelwidrig. Darauf habe ich in mehreren Jurierrunden auf dieser DDM hingewiesen. Oft erntete ich erstaunen. Ich gebe aber dem „betroffenen Hauptjuror“ recht, dass auch viele Redner BPeske Reden halten. Metabemerkungen gab es zuhauf und auch englische Fachtermini (auch übersetzte) machen sich breit und machen Reden schwer verständlich („Nach dem Rebuttal komme ich zu meinen konstruktiven Punkten“), auch das entspricht nicht dem Format der OPD.
Liebe Gudrun, lieber Jan, ihr kommt vom Thema ab. Trotzdem glaube ich, zu 95% war die Jurierung dieser DDM sehr gut.
Aber zum Thema: Ich möchte nochmal eine Lanze brechen für den Juror, und zwar für den Emotionalen. Ich kann verstehen, dass Juroren von den Rednern als etwas besonderes gesehen werden, auf deren Reaktion mehr geachtet werden muss während der Debatte. Ich glaube aber, das ist eine falsche Einstellung. Denn während der Debatte bin ich als Juror genauso Publikum wie jeder andere auch – mit dem Unterschied, dass ich mir Notizen mache und besonders aufmerksam bin.
Die Juroren anders zu adressieren als das Publikum oder die Freien Redner fände ich falsch – besonders in einem Format wie OPD, das den Publikumsbezug (Kontaktfähigkeit! Überzeugungskraft!) ganz besonders in sich trägt. Entsprechend möchte ich aber auch wie ein normaler Mensch handeln dürfen in der Debatte und entsprechend Emotionalität zeigen. Ein Redner, der über ein Stirnrunzeln eines Jurors stolpert: wie soll dieser Redner mit einem Stirnruzeln im Publikum umgehen können?
Natürlich ergreife ich nicht lauthals Partei. Natürlich werde ich niemanden ausbuhen. Und natürlich nehme ich mich zurück, wenn ich merke, dass es sich um einen unerfahrenen Redner/in handelt. Aber während der Debatte über einen Witz zu Lachen, über eine grobe Beleidigung den Kopf zu schütteln oder sich über ein gutes Argument zu freuen, das sollte doch noch erlaubt sein. Ich bin doch keine Juriermaschine, sondern immer noch ein Mensch, der als solcher auch physisch in der Debatte steht (bzw. sitzt).
Entscheidend ist nur, dass ich bei der Punktevergabe differenziere zwischen meinen Emotionen und dem tatsächlichen Wert einer Aussage im Kontext der Debatte. Aber das muss ein Juror am Ende so oder so machen, denn die Emotion ist ja in jedem Fall da – selbst wenn sie (krampfhaft) nicht gezeigt wird.
Vielleicht ist es mal Zeit für eine Artikelserie über die jeweiligen Intentionen, Unterschiede, Stärken und Schwächen von BP und OPD … Ich schreibe etwas, was ich noch nie geschrieben habe: Ich würde mich dabei über einen Beitrag von Michael Hoppmann freuen.
[Geschichten aus dem Hintergrund:
„Ich erinnere mich im Rahmen dieser Debatte gern an ein Berlin IV Halbfinale […] in dem von links D aus M und von rechts J aus B an mir lehnten und wir zu dritt ein stabiles Konstrukt bildeten.“]
Ich würde mich gerne nur zum Lachen des Jurors äußern: Mir ist bewusst, dass die Regeln Neutralität im Auftritt des Jurors vorschreiben; ich finde dies wenigstens hinterfragenswert. Ich habe mich besonders auf internationalen Turnieren über genau dieses Thema der Jurorenreaktion unterhalten und bin mittlerweile der Meinung, dass leichte Reaktionen auf Reden gut sind – wie immer in Maßen. (Kurzes Autoritättsargument: Fred Cowell und Alon van Dam teilen diese Meinug.) Debattieren ist ein Spiel des Überzeugen und Überzeugt werdens, Redner sollen – besonders in OPD – auch mit dem Publikum spielen und auf deren Verhalten reagieren. Wenn ich Unverständis im Publikum ernte erkläre ich es genauer, wenn ich begeistere lege ich nochmal eine Schippe nach, die ohne Begeisterung lächerlich klingt (in meinem Fall ist diese Schippe oft trotzdem zu pathetisch). Da freie Redner sehr eigene Interessen vertreten eignen sie sich oft nicht als Interaktionspartner in diesem Sinne. Besonders in den Vorrunden bleibt da nur der Juror – und warum auch nicht? Reden werden besser, es macht mehr Spaß und der Sinn der Rede wird erhöht. Ich will keinen Jurierbogen überzeugen; ich will Menschen erreichen. Ändert die Regel!
Beste Grüße Kai
BPesk, übrigens: Unwort des Jahres.
@Kai: Dein Kommentar, den ich sehr begrüße, hat mich dazu gebracht, das kommentierte Regelwerk mal zu überfliegen und siehe da – dort steht nur beim Präsidenten „Der Präsident verhält sich neutral und ist nicht Ziel der Überzeugung.“ Für Juroren steht das so explizit nicht da. Ist alles vielleicht nur eine Modeerscheinung?
Da muss man festhalten, dass Argumente, die mit „Im kommentierten Regelwerk steht…“ beginnen, doch sehr oft nicht ziehen.
Viele Regeln werden nicht angewandt (C3.4 ist ein besonders lustiges Beispiel), und so manches ist trotz 34 Seiten Umfang nicht geregelt (wie etwa das Pairing im kleinen Break bei fünf Vorrunden).
Auch wenn das Debattieren eine freiwillige Sache ist, ehrenamtlich etc. bin ich als Neuling fest davon überzeugt, dass eine deutschsprachige(!) Debattier-Meisterschaft(!) durchaus aus Sicht des Jurors als Arbeit angesehen werden sollte. Für mich ist das eine Sache des Respekts.
Auch wenn es lediglich eine Freizeitbeschäftigung sein mag, ist ein so hochrangiges Turnier meines Erachtens wert, Qualität (die ich trotz Alkoholkonsums nicht anzweifeln mag) und vor allem den edlen Sinn einer Streitkultur in den Mittelpunkt zu rücken. Gerade da darf alles mit dabei sein: Von schicker Kleidung bis zu dem Verzicht auf Alkohol während den Debatten.
Also, ich fände das schön 🙂 aber ich respektiere auch die anderen Meinungen bzw. Bedürfnisse 😉
@Manuel: Ich bezog mich auch nur auf Kais „Ändert die Regel“ und sagte: es gibt keine Regel, die man ändern müsste. Es war daher kein Argument, sondern lediglich eine inhaltliche Klarstellung. Ich selbst bezog mich in meinem Argument auf eine echte Argumentation.
Dass der Kommentar so seine Schwächen hat, habe ich bei meinem Blick auch festgestellt.
Liebe Jacqueline, natürlich will ich nicht bestreiten dass es von Respekt zeugt, während der Debatten auf Alkohol zu verzichten. Ebenso wie es besser ist, nicht mit dem Nachbarn zu reden. Arbeit ist das Ganze aber für mich deshalb noch lange nicht. Auch die Juroren bezahlen Geld für die Teilnahme, nicht umgekehrt. Und auch wenn diese DDM hier zum Glück die Ausnahme war, leiden doch die meisten Turniere (und historisch gesehen auch die meisten DDMs) eher unter einem Mangel an erfahrenen Juroren. Jurierqualität (wozu auch gutes Feedback zählt) ist aus meiner Sicht aber sehr viel wichtiger als jede andere Leistung der Juroren, weshalb jede hinzutretende Anforderung sehr vorsichtig zu handhaben ist. Etwas anderes gilt allerdings in den höheren KO-Runden: Hier ist es tatsächlich eine Ehre als Juror mitentscheiden zu dürfen, und auf größeren Turnieren ist hier auch eine gute Besetzung der Jury sehr viel leichter zu bewerkstelligen. Schicke Kleidung und Alkoholverbot im Finale sind daher sicherlich eher zu erwägen (wobei sich dort das Problem auch weniger stellt). Auch deutsche Meister haben allerdings schon im Finale der DDM Hochprozentiges getrunken…
Ich finde, dass der Querulant sich den Titel „Krawallmacher“ redlich verdient.
Ist es wirklich der Rahmen, der den Bierkonsum verwerflich macht? In welchen Bereiechen der Spitzenleistung, sei es Sport, Wirtschaft, Politik oder sonstwo, wird nicht Alkohol konsumiert?
Ist es wirklich ok, in einem Anfängerturnier mal ein Bier zu trinken und in einer Meisterschaft nicht? Soweit ich den betreffenden Juror ausfindig machen konnte, denke ich, dass ein paar Bier hier das Urteil nicht beeinflussen würde.
Es bedarf hier keiner zeilenlangen Posts um festzustellen, wie peinlich dieser Einwand ist. Ich fühle mich zu fremdschämen verdammt. Und solche Anekdoten helfen uns auch nicht, den Ruf als Nerds loszuwerden.
Zum Lachen: Selbst wenn der Äußerste Fall eintrifft, und der Juror lacht einen Redner aus, weil der in seiner Rede sich als Niedrigleister gezeigt hat, was soll da dabei sein? Die Scham, die hinter der Leistung steckt, muss der Redner fühlen, um zu wissen, dass er dem Publikum einen guten Redebeitrag schuldig ist. Hier mit dem Unwohl-Gefühl anzukommen zeugt davon, dass die Person nicht dem Druck gewachsen ist.