Nur noch viermal breaken: Die Beschlüsse der Mitgliederversammlung des VDCH
Vor drei Wochen tagte die Mitgliederversammlung (MV) des Verbandes der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH). Jan Ehlert, der auf der MV zum neuen VDCH-Präsidenten gewählt wurde, fasst alle Anträge zusammen, die angenommen wurden.
- Namensänderung bei der FDL: Nachdem das Strategietreffen im Mai diesen Jahres eine Umbenennung der Freien Debattierliga [FDL] empfohlen hatte, sprach sich die Mitgliederversammlung sehr eindeutig für eine Namensänderung hin zu Deutschsprachige Debattierliga [DDL] aus. Im Diskussionsverlauf zu diesem Tagesordnungspunkt ging es um die Wirkung beider Namen auf Sponsoren und den Gedanken der Freiheit, der nicht nur im bisherigen Namen, sondern auch im Konzept der Liga eine wichtige Rolle spielt. Damit verbunden war die Frage, inwieweit eine Namensänderung potenziell auf neuausrichtende Clubs wirkt.
Die Mitgliedsclubs der Liga haben gemäß der Satzung ein Vetorecht, über das die Ausrichterclubs dann auch auf der Mitgliederversammlung abstimmten. In einer knappen Entscheidung sprachen sich die Ausrichter gegen ein Veto aus. - Reglementierung von Thementurnieren: Auf Antrag der Koordinatoren der ehemaligen FDL wurde eine Regelung für die Aufnahme von Thementurnieren in die DDL festgelegt. Danach sollen Turniere nur dann Teil der DDL sein können, wenn das Wissen, das benötigt wird, um anzutreten, nicht so groß ist, dass einige Teilnehmer grundsätzlich ausgeschlossen werden. Auch sollte allen Teilnehmern die Möglichkeit zum Sieg offen stehen. Ob ein Turnier diesen Kriterien genügt, entscheiden die jeweiligen DDL-Koordinatoren. Die Diskussion zu diesem Tagesordnungspunkt drehte sich um die grundsätzliche Frage von Vorteilen durch größeres Fachwissen, eine potenziell immer stärkere Einschränkung von Turnieren und die Art und Weise, wie die Themen auf (Themen-)Turnieren gesetzt werden. Sehr kontrovers war die Frage, inwieweit die Koordinatoren zu einer Beurteilung der Themen fähig sind, wenn sie die genauen Themen noch nicht kennen.
Auch bei dieser Entscheidung hatten die DDL-Clubs die Möglichkeit binnen drei Wochen ein Veto einzulegen. Darüber haben sie auf der MV abgestimmt und sich dort eindeutig gegen ein Veto ausgesprochen. - Startplatzvergabe auf ZEIT DEBATTEN: Bislang hatte es lediglich eine Empfehlung des Vorstands zur Startplatzvergabe gegeben hatte, was im letzten Jahr zwischenzeitlich zu Meinungsverschiedenheiten geführt hatte. Nun wurde eine feste Regelung beschlossen. Der ursprünglich von der Streitkultur Tübingen gestellte Antrag wurde leicht modifiziert durch den Debattierclub Bonn eingebracht und beschlossen. Im Kern sieht der Antrag folgendes vor:
(1) Ausrichter von Turnieren der ZEIT DEBATTEN-Serie bekommen bevorzugt Teamplätze. Dabei wird zunächst unter allen Clubs, die mindestens ein Team gemeldet haben, eine Liste ausgelost. Ausrichterclubs, die von ihrem Ausrichterrecht Gebrauch machen wollen, können sich an den Anfang der Liste setzen lassen. Danach wird ein Listendurchlauf durchgeführt.
(2) Es gibt eine unterschiedliche Behandlung der Ausrichterclubs, je nachdem, wie viele Tage die von ihnen ausgerichtete Turnierform normalerweise dauert. Das bedeutet, dass Ausrichterclubs von Regionalmeisterschaften zwei-, von ZEIT DEBATTEN drei- und der Meisterschaft viermal ein Ausrichterrecht in der jeweiligen Saison geltend machen können.
(3) Eine Woche vor Beginn des Turniers sind die Ausrichter nicht mehr gezwungen, sich an diese Vorschriften zu halten. Das soll garantieren, dass das Turnier tatsächlich in der angekündigten Größe stattfinden kann. Die Diskussion auf der MV beschäftigte sich mit der Frage, wie groß die Rechte von Ausrichterclubs sein sollten und ob es gerechtfertigt ist, wenn einige Clubs zwei Teams für ein Turnier bekommen, aber andere Clubs noch gar keines haben. Auch im Raum stand die Frage, inwieweit diese Regel zu einer Benachteiligung kleiner und junger Clubs führt. - Teilnahmeregelung bei der Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft (DDM): Dieser Tagesordnungspunkt war bereits im Vorfeld der MV intensiv diskutiert worden. Auf der Achten Minute erschien sowohl ein Plädoyer für Teilnahmebeschränkungen als auch eines gegen strikte Altersgrenzen. Der MV lagen verschiedene Anträge zu diesem Thema vor, von denen sich am Ende der Antrag der Rederei Heidelberg durchsetzte.
Dieser sieht vor, dass von der Deutschsprachigen Meisterschaft (DDM) 2017 an nur solche Redner breakberechtigt sind, die auf nicht mehr als drei vorherigen DDMs ins Viertelfinale gebreakt sind. Dabei werden allerdings nur Teambreaks berücksichtigt. Man kann also insgesamt auf vier DDMs den Viertelfinalbreak erreichen, danach darf man zwar noch teilnehmen, ist aber vom Break ausgeschlossen.
In der Diskussion zu den Anträgen ging es um viele verschiedene Punkte: Zum einen wurde über Altersdiskriminierung allgemein geredet, über deren Wirkung auf Sponsoren und das Gerechtigkeitsempfinden der Szene. Es wurde darüber gesprochen, wie groß Vorteile durch Erfahrung und Alter sind und wie jungen Rednern möglicherweise durch viel erfahrenere Teams die Motivation genommen wird.
Genauere Informationen stehen im Protokoll, welches im internen VDCH-Wiki hinterlegt ist. Dort finden sich auch alle Anträge, die abgelehnt worden sind, der vorgelegte Haushalt sowie weitere Informationen zu den Personalwahlen und den Turniervergaben. Fragen zu den Anträgen oder dem Diskussionsverlauf können gerne jederzeit an vorstand [at] vdch [dot] de gerichtet werden.
Jan Ehlert/hug/ama