„Mit 18 Jahren, da war ich schon sehr schüchtern“ – im Gespräch mit DDG-Nachwuchspreisträgerin Angélique Herrler

Datum: 14. Juni 2017
Redakteur:
Kategorie: DDG, Menschen, Mittwochs-Feature, ZEIT DEBATTE

Einmal im Jahr, zur Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft, verleiht die Deutsche Debattiergesellschaft, den Nachwuchsrednerpreis. In geheimer Auswahl bestimmen die Alumni, welcher der unter 23-jährigen Teilnehmer die Auszeichnung verliehen bekommt: In diesem Jahr ist es Angélique Herrler vom Debating Club Heidelberg e.V. Im Interview stellt sich die Nachwuchspreisträgerin 2017 nun der Szene vor.

Angélique Herrler (Mitte) und der Debating Club Heidelberg nach der Preisverleihung - © Sophie Lenk

Angélique Herrler (Mitte) und der Debating Club Heidelberg nach der Preisverleihung – © Sophie Lenk

Achte Minute: Hallo Angélique und noch einmal Glückwunsch zum Nachwuchspreis – nun kennen dich vielleicht noch nicht alle, daher einmal zu Beginn: Wer bist du, woher kommst du, was machst du so?

Angélique: Mein Name ist Angélique, ich bin 22, komme aus dem schönen Brandenburg und bin da bis zum Abi geblieben. In der Nähe von Potsdam großgeworden, dann in Magdeburg an der Hochschule Gesundheitsförderung und -management studiert, und seit Oktober studiere ich in Heidelberg Versorgungsforschung und Implementierungswissenschaft im Gesundheitswesen. Das Studienfach gibt es erst im zweiten Durchgang, es ist sozusagen brandneu.

 

Achte Minute: Und wie kamst du zum Debattieren?

Angélique: Das war so: Ich hatte schon einen Monat an der Uni studiert und Leute kennengelernt, aber ich wollte auch gerne was neben der Uni machen. Daher habe ich ab November mal geschaut, was die Uni so an Hochschulgruppen zu bieten hat und so kam ich auf die Seite des DCH. Da bin ich dann einfach mal hin und dann auch geblieben.

 

Achte Minute: Ich persönlich habe dich das erste Mal auf der ZEIT DEBATTE in Tübingen gesehen, wo du mit deinem Team ja auch im Finale gelandet bist – wo warst du denn schon überall und lief es von Anfang an so erfolgreich?

Angélique: Das erste Mal war ich im Januar auf dem Streitkultur-Cup in Tübingen. Es lief auch relativ gut, ich war da völlig zufrieden, aber wir kamen natürlich nicht großartig weiter. Danach war ich auf dem Debütanten-Cup in Mainz und habe später gesehen, dass ich um einen Punkt nicht als Freie Rednerin ins Finale gekommen bin. Das nächste war dann die Süddeutsche Meisterschaft, auf der ich mit Samuel [Gall, Anm. d. Red.] und Lisa [Weck, Anm. d. Red.]ins Halbfinale gekommen bin. Dann kam die ZEIT DEBATTE in Tübingen und die DDM war jetzt sozusagen das höchste Turnier auf dem ich war.

 

Achte Minute: Hast du irgendeinen Tipp für den Start einer erfolgreichen Debattierkarriere?

Angélique: Ja! Auf Turniere fahren! Die anderen im Club haben mir schon recht früh gesagt „Komm doch mit!“, aber ich habe mich nicht getraut. Ich hatte zwar auch im Club schon viel Zuspruch bekommen, aber erstmal wollte ich nicht. Für den Streitkultur-Cup hat mich das Team dann direkt gefragt, da habe ich dann gesehen, dass man aus Turnieren am meisten lernt, weil man gerade da schnell viel mitnimmt.

 

Achte Minute: OPD oder BPS – welches Format sagt dir mehr zu?

Angélique: Momentan würde ich OPD sagen, aber ich kenne auch noch nicht viel Anderes. Ich kann zumindest sagen, dass mir OPD sehr viel Spaß macht, aber jetzt werde ich natürlich auch mehr BPS machen. Mal sehen, was dann mein Favorit wird – vielleicht gefällt mir dann ja auch irgendwann beides gleich gut.

 

Bei der Verkündung der neuen Nachwuchspreisträgerin war die Freude groß - © Sophie Lenk

Bei der Verkündung der neuen Nachwuchspreisträgerin war die Freude groß – © Sophie Lenk

Achte Minute: Was ist das Wichtigste, was du aus dem Debattieren bislang mitgenommen hast?

Angélique: Hm. Das Wichtigste ist, glaube ich, sich einfach mal zu trauen: Sich zu trauen, sich vorne hinzustellen und zu reden, wie man noch nie geredet hat. Sich zu trauen, sich auch mit Themen zu befassen, mit denen man noch nie zu tun gehabt hat, die man dann aber im Team durchgeht. Sich zu trauen, mitzumachen, auch auf Turniere mitzufahren, das im Wesentlichen. Ich glaube tatsächlich, dass beim Debattieren auch die Kürze der Vorbereitungszeit dazu führt, dass man einfach mal etwas ausprobiert und gar nicht so lange darüber nachdenkt, sondern den Mut dazu hat, es einfach zu machen.

Ich kann mich zwar auch sehr für mein Studienfach begeistern, aber an der Uni führte das meist dazu, dass ich sehr viel mit meinen Kommilitonen zu tun hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass ich daneben noch einmal so viel Begeisterung für das Debattieren finden würde. Ich würde sagen, das ist schon eine ziemliche Bereicherung.

 

Achte Minute: Hattest du das vorher an Uni oder Schule weniger?

Angélique: Also, als ich Abi gemacht habe mit 18 Jahren, da war ich schon sehr schüchtern. Im Bachelor habe ich dann Leute kennengelernt und es hat sich geändert. Aber es ist natürlich schon etwas Anderes, auf Leute zuzugehen, mit ihnen zu reden. Ich glaube schon, dass es da geholfen hat, mehr auszuprobieren und weniger darüber nachzudenken, sondern es einfach mal zu tun.

 

Achte Minute: Manche Nachwuchspreisträger engagieren sich irgendwann stark im VDCH, andere verschwinden eher spurlos: Was meinst du, wie es dir ergehen wird? Hast du schon irgendwelche Pläne?

Angélique: Es ist tatsächlich so, dass ich mich auch vor dem Nachwuchspreis schon in meinem Club engagieren wollte. Zum Beispiel würden wir gerne ein Ein- bis Zweitagesturnier ausrichten. Auf größerer Ebene, im VDCH, habe ich noch keine Pläne. Da schaue ich einfach mal was sich dann mit meinem Studium ergibt – manchmal vergesse ich auch, dass ich erst seit November dabei bin. Ich habe auch schon vor dem Debattieren mal in einer Redaktion gearbeitet und schreibe total gerne. Es würde mich also auch freuen, wenn ich bei der Achten Minute mithelfen könnte.

 

Achte Minute: Das klingt doch gut! Dann schauen wir mal, was sich da machen lässt. Möchtest du der Szene sonst noch etwas mitteilen?

Angélique: Ich würde gerne noch sagen, dass ich es beim Debattieren unfassbar schön finde. Auch als ich den Preis gewonnen habe, kamen so viele Leute zu mir und haben mir gratuliert und mich in den Arm genommen, das war toll – und ich würde gerne Danke sagen, besonders natürlich an die Leute in meinem Club!

 

Das Interview führte Lennart Lokstein.

Mittwochs-Feature

Angélique Herrler debattiert seit November 2016 beim Heidelberg Debating Club e.V. Sie studiert in Heidelberg im Master Versorgungsforschung und Implementierungswissenschaft im Gesundheitswesen. Ihren Bachelor machte sie an der Hochschule Magdeburg-Stendal in Gesundheitsförderung und -management. 2017 verlieh die Deutsche Debattiergesellschaft e.V. ihr den Nachwuchsrednerpreis.

Das Mittwochs-Feature: Jeden Mittwoch ab 10.00 Uhr stellt das Mittwochs-Feature eine Idee, Debatte, Buch oder Person in den Mittelpunkt. Wenn du selbst eine Debatte anstoßen möchtest, melde dich mit deinem Themen-Vorschlag per Mail an team [at] achteminute [dot] de.

lok./jm.

Print Friendly, PDF & Email
Schlagworte: , , , , ,

2 Kommentare zu “„Mit 18 Jahren, da war ich schon sehr schüchtern“ – im Gespräch mit DDG-Nachwuchspreisträgerin Angélique Herrler”

  1. Christian L. sagt:

    Eine Frage: Handelt es sich bei der ersten akademischen Station der Gewinnerin um die Hochschule Magdeburg-Stendal? Eine „Hochschule Magdeburg“ gibt es dort nicht.
    Herzlichen Glückwunsch an die Gewinnerin!

    1. J.Heinrichs sagt:

      Richtig, Hochschule Magdeburg- Stendal.

Kommentare sind geschlossen.

Folge der Achten Minute





RSS Feed Artikel, RSS Feed Kommentare
Hilfe zur Mobilversion

Credits

Powered by WordPress.

Unsere Sponsoren

Hauptsponsor
Medienpartner