Vorher informiert: Die MV-Anträge im Podcast, Block 3 und 4

Datum: 19. Juli 2017
Redakteur:
Kategorie: Mittwochs-Feature, VDCH, Veranstaltungen

Einmal im Jahr, zum Ende der Saison, treffen sich die Vertreter der verschiedenen Clubs auf der VDCH-Mitgliederversammlung, um über die Geschicke des Dachverbands zu beraten und entscheiden. Meist wird bis spät in die Nacht diskutiert und am Ende manch ein Thema nur wenig besprochen, da die Zeit nicht mehr ausreicht – unter anderem, weil die Teilnehmer gerade erst ins Amt gewählt wurden und wenig Kenntnis über den VDCH haben, aber auch, weil die Anträge in Schriftform meist einer längeren Diskussion bedürfen. Die Achte Minute hat nun im 1on1-Format mit den Antragsstellern gesprochen. In thematischen Blöcken stellen wir im Podcast die kritischen Fragen, die ansonsten oft erst während der MV aufkommen. Unsere Hoffnung: Die Clubvertreter hören sie sich im Voraus an, um dann auf der MV schneller entscheiden zu können. Diese Woche erscheinen Block 3 und 4, die letzten beiden Blöcke folgen nächsten Mittwoch.

Block 1: OPD-Tabprogramm und Auszeichnungen für Juroren

Block 2: Jurieranreize durch Clubquoten

Block 3: Jurorenanreize durch individuelle Quoten und Jurorenanreize durch finanziellen Ausgleich

Block 4: Breakberechtigung auf der DDM

Hier findet ihr die gesamte Playlist:

lok.

Mittwochs-Feature

Das Mittwochs-Feature: Jeden Mittwoch ab 10.00 Uhr stellt das Mittwochs-Feature eine Idee, Debatte, Buch oder Person in den Mittelpunkt. Wenn du selbst eine Debatte anstoßen möchtest, melde dich mit deinem Themen-Vorschlag per Mail an team [at] achteminute [dot] de.

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17 Kommentare zu “Vorher informiert: Die MV-Anträge im Podcast, Block 3 und 4”

  1. Julian S. sagt:

    Hey richtig coole Idee! Weiter so 🙂

    1. Lennart Lokstein sagt:

      Lieber Julian, bitte beachte die Klarnamenpolitik der Achten Minute. Wir akzeptieren folgende Versionen:
      Lennart Lokstein
      Lennart L. (Tübingen)
      L. Lokstein (Tübingen)

  2. René G (Rederei Heidelberg) sagt:

    Zu den finanziellen Anreizen für Juroren.

    Mich zerreißt dieser Antrag innerlich ein wenig.
    Vermutlich ist Lennarts Analyse für die breite Masse schon ziemlich zutreffend, d.h. die meisten Leute finden jurieren ok, aber andererseits Reden noch besser und gerade in der individuellen Abwägung steht das Jurieren dann relativ schlecht da.
    Ein Wochenende frei haben, ausschlafen, andere spaßige Dinge tun oder auf einem Turnier reden? Das ist eine 50/50-Abwägung, mal habe ich mehr Lust auf das eine, mal mehr auf das andere.
    Ein Wochenende frei haben, ausschlafen, andere spaßige Dinge tun oder auf einem Turnier jurieren? Määäp… Da verliert das Jurieren tendenziell eher… denn auszuschlafen ist auch ganz nett und will ich wirklich 30€ – 70€ ausgeben NUR um zu jurieren…?! meistens eher nicht.
    Insofern hätte der Antrag sicherlich einen positiven Effekt auf meinen Willen zu jurieren.

    Andererseits lag Lennart auch an einer anderen Stelle falsch, nämlich als es darum ging zu beurteilen ob der Antrag zu einer höheren Teilnahme-Hürde für Einsteiger führt. Ich kann mich noch sehr genau erinnern, dass ich es als mindestens sehr sonderbar bis abschreckend empfunden habe so viel Geld für diese komischen Turniere ausgeben zu müssen. Ich würde schon sagen, dass es dabei einen immensen Unterschied macht ob ich für ein Wochenende 20€ oder 40€ blechen soll, zumal da ja auch noch die Reisekosten quer durch Deutschland obendrauf kommen. Wenn man sich irgendwann an den Gedanken gewöhnt hat, ist das vielleicht kein Problem mehr, aber ich glaube gerade auf Einsteiger wirkt das sehr abschreckend. Die fahren dann vielleicht einmal auf ein Einsteiger-Turnier, aber dann auch eher nicht direkt nochmal. Dabei ist doch gerade das Debattieren etwas das über die regelmäßige Teilnahme an Turnieren noch einen gewissen zusätzlichen Reiz entwickelt und weil viele Einsteigern das weniger erleben werden und darunter die Nachwuchsförderung leidet, schießen wir uns letztlich mit diesem Antrag selber ins Knie.

    Außerdem sollten wir uns klar machen, dass eine weitere unausgesprochene Prämisse des Antrags falsch ist. Es ist nämlich nicht so, dass es eine homogene Masse an Debattanten gibt, die alle ungefähr gleichviel Debattieren und Reden wollen. Deswegen ist der Antrag auch kein Nullsummenspiel wie Lennart das behauptet hat. Stattdessen werden bestimmte Gruppen zusätzlich finanziell be- und andere Gruppen entlastet. Dabei gibt es momentan einen unausgesprochenen Generationenvertrag: zuerst sind viele Leute relativ aktiv als Redner, dann später eher als Juroren. Das habe ich bisher immer als sehr fairen Deal empfunden, wird aber durch den Antrag problematisiert. Denn selbst wenn wir die Idee des Nullsummenspiels zu Grunde legen, wäre es so, dass man zuerst einmal in seiner aktiveren Rednerzeit relativ viel Geld einzahlen muss und die Kompensation durch niedrigeren Juroren-Beiträge erst deutlich später erfolgt (viele Monate bis Jahre). Wenn man zu Grunde legt, dass wir alle unendlich viel Geld zur Verfügung haben ist das natürlich kein Problem. Da das aber in der Realität nicht für alle zutrifft, muss klar sein, dass der Antrag das Prinzip Generationenvertrag, zumindest in der jetzigen Form, angreift und eventuell sogar außer Kraft setzen wird, da es für einige Leute nicht mehr möglich sein wird eine Zeit lang mehr zu reden als zu jurieren. Man könnte natürlich argumentieren, dass die meisten Redner am Ende ihrer aktiven Rednerzeit trotzdem weiterhin gleichbleibend stark das Pflichtgefühl etwas zurückgeben zu wollen erleben werden und wir deswegen durch den Antrag auch nur zusätzliche Juroren aus der aktiven Rednermasse heraus gewinnen. Aber ich denke, es sollte zumindest klar sein, dass die Gefahr besteht, dass Redner am Ende ihrere aktiven Zeit nicht mehr solange jurieren werden wie viele das jetzt tun, weil diese weniger das Gefühl haben könnten etwas zurückgeben zu müssen, weil sie ja bereits in ihrer aktiven Zeit ca. 1:1 juriert und geredet haben.

    1. Lennart Lokstein sagt:

      Lieber René,
      du hast mehrere Punkte angesprochen. Ich würde darauf gerne eingehen.

      1. Zum Generationenvertrag: Den gibt es nicht. Wir haben den Jurorenmangel unter anderem deshalb, weil zwei Generationen von Alumni nach ihrer Redekarriere nie wieder aufgetaucht sind. Einzelne Menschen, die man an zwei Händen abzählen kann, tun das – der Rest nicht. Daher besteht ja auch überhaupt Handlungsbedarf. Nun kann man Alumni aber schlecht dazu zwingen, nachdem sie jahrelang profitiert haben, etwas zurückzugeben. Die einzige Lösung, wenn der gute Wille des Großteils der Alumni also nicht vorhanden ist, ist, dass die Aktiven selbst mehr jurieren oder neue Anreize für Alumni geschaffen werden. Das tun die angebotenen vier Anreizmodelle auf unterschiedliche Art und Weise. Das von dir angesprochene Generationenvertrag-Modell hat aber in jetziger Form schlicht versagt.

      Wer heute als Alumni juriert, tut es, weil er die Szene mag (Stichwort „zurückgeben“) und dort seine Freunde trifft. Diese Motivation wäre unter dem Modell noch genauso vorhanden. Niemand von den vorhandenen Leuten tut das primär aus Pflichtgefühl. Das schöne ist ja aber, dass wir unter diesem Modell eben auch nicht mehr auf Leute angewiesen wären, die am Ende noch zwei Jahre nur jurieren, von denen wir heute so abhängig sind, weil es eben sonst wirklich niemand tut (auch nicht die Aktiven).

      3. Zur Belastung bestimmter Gruppen: Du hast vollkommen Recht, bestimmte Gruppen werden zusätzlich be- und andere entlastet. Das habe ich nie geleugnet. Belastet wird die Gruppe von Menschen, die im Status Quo mehr Jurierbedarf schaffen als sie selbst beitragen (sprich: ein Reden/Jurieren-Verhältnis von über ca. 2,5:1 haben). Anders gesagt: Wer seinen Bedarf selbst deckt, hat ein Nullsummenspiel. Wer hingegen egoistisch mehr Redebedarf schafft als er durch Jurieren deckt, bezahlt dafür extra, dass der Bedarf gedeckt wird. Ich finde das fair.

      Zur Entlastung anderer Gruppen: Es gibt zwei klare Profiteursgruppen – einmal diejenigen, die mehr Jurieren, als sie um ihren durchs Reden erzeugten Bedarf zu decken müssten. Das finde ich auch fair.

      Außerdem aber, und das finde ich besonders schön, auch diejenigen, die bislang einfach aus finanziellen Gründen nicht auf so viele Turniere fahren können. Die können nun immer noch mit einem Verhältnis von ca. 2,5:1 reden (wenn sie vorher drüber waren gilt die Analyse oben, weshalb das unsozial ist und somit zurecht eingeschränkt wird). In diesem Bereich ist es für jeden, unabhängig vom persönlichen Budget, ein Nullsummenspiel – an der Zahl besuchbarer Turniere ändert sich für verantwortungsvolle Turnierfahrer nichts. Was sich aber ändert ist, dass diese Menschen zusätzlich zu ihrer vom Budget vorgegebenen Turnierzahl auf viele weitere Turniere als Juroren fahren können, an Wochenenden, an denen sie ansonsten rein finanziell einfach gar nicht hätten kommen können.

      Mein Modell macht also einen Trade-Off: Wer über seine Verhältnisse Jurierbedarf erzeugt, muss dafür extra zahlen. Von diesem Geld sorgen wir dafür, dass andere Menschen schlicht auf mehr Turniere fahren können und dass der Jurierbedarf gedeckt wird, statt auf Kosten aller Teilnehmer in schlechte Juriersituationen umgelegt zu werden, was genauso die trifft, die ihren Bedarf persönlich decken!

      Noch ein letzter, sehr wichtiger Punkt – der Vergleich: Das Problem ist ja da und muss irgendwie gelöst werden. Das kann auf die von mir vorgeschlagene Weise passieren.

      Wenn es nicht so passiert und man finanziell nichts machen möchte, ist die Alternative nur eine Quote. Heißt: Jeder MUSS jurieren im Verhältnis von ca. 2,5:1. Abgesehen von den ganzen Umsetzungsschwierigkeiten, der wenig vorhandenen Motivation der so „gewonnenen“ Juroren dabei und dem Image als Regelungsnazis, mit dem wir die neuen Leute dann abschrecken, kannst du dabei faktisch noch weniger „am Anfang nur reden“ als du das an meinem Modell kritisierst.

      Ich halte daher meinen Vorschlag für den deutlich sinnvollsten Weg – alle anderen führen zu schlechteren Ergebnissen bei gleichzeitig mehr Aufwand und weniger individueller Freiheit.

      TLDR: Ja, es werden Menschen finanziell mehr zahlen als im SQ, nämlich diejenigen, die die schlechte Juriersituation verursachen. Von dieser Mehrzahlung wird aber das Problem gelöst. Zusätzlich können mehr Leute auf Turniere, die es sich vorher nicht leisten konnten. Im Vergleich zu den alternativ angebotenen Optionen löst diese das Problem am Besten.

  3. René G (Rederei Heidelberg) sagt:

    „Niemand von den vorhandenen Leuten tut das primär aus Pflichtgefühl.“
    Vielleicht nicht, aber ich denke schon, dass das Wissen darum, dass man selber profitiert hat Dankbarkeit und damit die Motivation etwas zurückgeben zu wollen generiert. Wird die Dankbarkeit weniger, wird eben auch die Motivation etwas zurückgeben zu wollen niedriger. Wie relevant das ist, lässt sich schwer abschätzen, wie du richtig festgestellt hast gibt es da ja noch mehr Motivationen…

    Vielleicht hast du auch Recht damit, dass es letztlich nur relativ wenige, oder zu wenige, Alumni sind, die hinterher noch jurieren und dass das System, wie ich es mir naiverweise vorgestellt hatte, deswegen nicht funktionieren kann, auch das ist schwer abzuschätzen…

    Aber auf eins möchte ich der Richtigkeit halber noch hinweisen. Deine Hoffnung „Was sich aber ändert ist, dass diese Menschen zusätzlich zu ihrer vom Budget vorgegebenen Turnierzahl auf viele weitere Turniere als Juroren fahren können, an Wochenenden, an denen sie ansonsten rein finanziell einfach gar nicht hätten kommen können.“ ist leider falsch oder zumindest unvereinbar mit deinen eingangs aufgestellten Prämissen. Denn wenn jetzt plötzlich mehr Leute als Juroren zu Turnieren kommen wollen als bisher, dann passt natürlich auch das Umlageverhältnis Redner/Juror mit dem du gerechnet hast nicht mehr, sprich die Redner müssen noch mehr Juroren finanzieren als zu Anfang geplant, sprich die Redner-Beiträge werden entsprechend noch höher ausfallen müssen. Da das am Ende auch niemand will, ist eher davon auszugehen, dass es nicht mehr Juroren auf Turnieren geben wird als jetzt. Die finanzielle Ressource Redner-Beiträge ist nicht plötzlich größer, entsprechend können auch nicht mehr Leute als Juroren dabei sein, zumindest nicht ohne die Redner noch mehr zu belasten.

    1. Lennart Lokstein sagt:

      Ich glaube, da missverstehst du das Modell. Der Gedanke ist nicht, dass unbegrenzt kostenlos Juroren kommen, sondern etwas, was wie folgt aussehen könnte.

      1. Der Turnierausrichter legt den Jurorenbedarf pro Team (klassischerweise die n-Regel) fest.
      2. Der Turnierausrichter erhebt TNB entsprechend des Jurorenbedarfs von den Rednern (also z.B. bei 20€ Kosten pro Person für den Ausrichter auf einem BPS-Turnier mit der n-Regel 30€/Redner) und entscheidet, ob er diesen noch eine Fahrtkostenpauschale zukommen lassen möchte (bei 10€ Fahrtkostenpauschale für jeden Juror wären es dann 35€/Redner letztlicher TNB).
      3. Die anmeldenden Clubs zahlen den TNB und geben frühzeitig an, wie viele Juroren aus ihrem Club gerne kommen würden. Dabei werden manche den von ihnen erzeugten Bedarf nicht decken (z.B. 2 Teams aber nur 1 Juror schicken etc.). Diese nicht besetzten aber bezahlten Slots kann der Ausrichter dann wahlweise an diejenigen Clubs verteilen, die mehr Juroren schicken möchten als sie Teams haben, oder z.B. auch über ein Bewerbungsverfahren nach bestimmten Kriterien vergeben.

      Es gibt also genau so viele Juroren, wie Bedarf besteht – wenn wir irgendwann einmal die Situation haben, dass es viel mehr Jurorenwünsche als Teams gibt, hat das System gut funktioniert. Überzählige Juroren können dann – genau wie heute auch schon – ja zum Selbstkostenpreis zusätzlich teilnehmen, wenn sie das dann immer noch wollen. Ich gehe aber eher davon aus, dass die Jurorenzahl auf Turnieren damit mittelfristig relativ konstant beim Bedarf liegen dürfte.

    2. René G (Rederei Heidelberg) sagt:

      Genauso habe ich den Antrag auch verstanden, nichtsdestotrotz:

      Prämisse 1: Dein System funktioniert wie geplant, die Leute reden/jurieren im Verhältnis 2,5/1, damit sie keine zusätzlichen Kosten haben.
      Prämisse 2: Wenn das passiert ist bei allen Turnieren der Jurorenbedarf gedeckt.
      Konklusion: Es gibt keine Möglichkeit für finanziell schlechtergestellte Menschen plötzlich noch auf viele zusätzliche Turniere zu fahren.

      Es seeeei denn du nimmst an es seien nur die finanziell schlechtergestellten Menschen, welche die momentan bestehende Jurorenlücke füllen indem sie jetzt plötzlich auf viel mehr Turniere fahren, während alle Leute die es sich finanziell leisten können weiterhin mehr reden werden.
      Das wäre zumindest eine sehr traurige oder gar zynische Erwartungshaltung. Wenn man die aber nicht zu Grunde legt, dann gibt es auch keinen Spielraum für „Menschen zusätzlich zu ihrer vom Budget vorgegebenen Turnierzahl auf viele weitere Turniere als Juroren fahren“.

    3. Lennart Lokstein sagt:

      Meine Prämisse ist gar nicht, dass die Leute alle bei 2,5:1 liegen werden.

      Ich glaube folgende Dinge:
      – es werden weit mehr Leute näher an 2,5:1 sein als vorher
      – es werden nach wie vor manche deutlich mehr reden als jurieren (diese zahlen die neuen, freien Jurierplätze)
      – die freien Plätze werden von verschiedenen Leuten genutzt werden
      – darunter sind Menschen mit knappem Budget, die einfach auf mehr Turniere wollen, außerdem Alumni, die an sich immer noch gerne auf Turniere gehen und dort helfen würden, aber eben nicht unbedingt wenn es sie viel kostet, außerdem vermutlich auch ein paar interessierte Erstis, die sich so ein erstes Turnier anschauen
      – wer nach wie vor keinen Spaß am Jurieren findet, wird auch diese Option nicht nutzen, aber die, die ihn finden, werden häufiger als Juror präsent sein und so werden wir mittelfristig auch eine üppige Basis an erfahrenen Juroren haben

    4. René G (Rederei Heidelberg) sagt:

      Okay gut, das ist immerhin schlüssig, wenn auch ein wenig verwerflich 😀
      Dann können die rich kids weiterhin egoistisch sein und wer es sich nicht leisten kann, der halt nicht. Aber hey der positive Nebeneffekt ist, dass wir debateland wieder näher an die Realität anbinden.

    5. Lennart Lokstein sagt:

      Also ich finde es weitaus weniger verwerflich, wenn die Rich Kids dem Rest mehr Turnierteilnahmen finanzieren, als wenn stattdessen einfach alle unmotiviert und unter Bürokratieaufwand zum Jurieren gezwungen werden – denn das ist wohl die Alternative.

    6. René G (Rederei Heidelberg) sagt:

      Mir erschließt sich nicht, warum der Quoten-Zwang mehr demotivieren sollte als der finanzielle Zwang. So oder so werden die Leute zum mehr jurieren gezwungen, nur, dass sich in deinem Modell ein paar Priviligierte davon freikaufen dürfen.

      Nichtsdestotrotz ist der finanzielle Anreiz aus vielen praktischen Gründen vermutlich trotzdem noch besser, weil flexibler, als eine feste Quote. Neben dem ganzen Orga-Aufwand stelle man sich mal die absurde Situation vor, dass aus einem dummen Zufall heraus die Mehrheit der Leute die an einem Turnier teilnehmen könnten nicht reden dürfen oder wollen. Zum Beispiel die letzte ZEIT-Debatte vor der DDM, viele Leute haben nur noch einen Punkt, dann wird kaum einer reden wollen weil man sonst nicht auf der DDM starten dürfte. Klar im Normalfall wird das nicht passieren, sondern sich rausmitteln, aber es kann eben doch passieren und wäre dann ziemlich fatal, wie sieht das denn aus wenn plötzlich auf einem großen Turnier nur die Hälfte der Rednerplätze besetzt werden…

    7. Sabine (Tübingen) sagt:

      Habe den Podcast ehrlich gesagt nicht angehört. Trotzdem noch zwei Anmerkungen:
      1) René hatte schon die abschreckende Wirkung auf AnfängerInnen angesprochen, auf die du nicht eingegangen bist – ich glaube tatsächlich, dass das ein relevanter Punkt ist. Klar könnte man Einsteigerturniere wie bisher finanzieren. Davon gibt es aber nun nicht unendlich viele. Im Wintersemester gibt es eines in Tübingen, das Nikolausturnier in Münster – und das war es auch schon (vielleicht gibt es auch noch welche weiter im Norden, aber da fahren zumindest süddeutsche Erstis eher nicht hin, weil abschreckend weit). D.h., wenn wir unsere Erstis früh auf viele Turniere kriegen wollen (oder die das selbst wollen), dann müssen sie blechen. Und das ist glaube ich der Punkt, an dem viele lieber aufhören mit debattieren und sich ein günstigeres Hobby suchen. Meiner Erfahrung nach sind es aber genau die, die früh auf viele Turniere fahren, die dabei bleiben. Und, ja, die Erstis könnten auch als Juroren fahren – aber es ist einfacher, Leute vom Reden zu begeistern als vom Jurieren. Jurieren ist gerade für Anfänger sehr frustrierend und kryptisch – keine Rückmeldung zur Leistung, man wird von den anderen Juroren ignoriert, man ist alleine und kennt eh niemanden etc. Eine Quote hingegen würde in einer sinnvollen Ausgestaltung Erstis ein paar „Freischüsse“ gewähren. Ja, irgendwann müssen sie dann mal ran, und vielleicht finden sie es dann blöd – aber ich glaube, die Wahrscheinlichkeit, jemanden zu verlieren, ist damit geringer.
      2) Wie will man Ausrichter dazu kriegen, diese Regel einzuführen? Das Problem ist, dass keiner der erste sein will, das System aber nur funktioniert, wenn alle mitmachen, weil sonst der Mechanismus, dass man im Mittel gleich viel zahlt, null funktioniert. Wenn nur einer das macht, führt das einfach nur dazu, dass da alle jurieren, aber keiner reden will.

    8. Christian (MZ) sagt:

      Der Punkt mit den Anfängern scheint mir auch das größte Problem zu sein beim Finanzierungsmodell. Wir in Mainz übernehmen übrigens immer die Kosten für das erste Turnier (als Redner und auch nochmal das erste als Juror). Vielleicht wäre das ein Modell für andere Clubs? Wer nicht ganz so finanzstark ist, kann das ja vielleicht auch anteilig machen oder so.

      Allgemein zum Punkt, dass die Leute unmotivierte, schlechte Juroren wären, wenn man sie dazu zwingt (über eine Quote) und dann schlecht jurieren: glaub ich nicht. Zumindest nicht bei den Leuten, die schon über 6 Jahre alt sind. Wer deswegen rum jammert, hat ganz andere Probleme und sollte vielleicht an seiner Lebenseinstellung arbeiten. Manchmal muss man im Leben eben Sachen machen, weil sie richtig sind oder zumindest weil eine mehrheit das so beschlossen hat, auch wenn sie einem selbst keinen Spaß machen. Und man sucht sich immer noch das Turnier aus, auf dem man jurieren würde. Also Ort, Zeit, man weiß wer vom eigenen Club mitfährt, wer CJ ist, wer von anderen Clubs noch so da ist und so weiter. Man sucht sich auch das Format aus, natürlich. Und das Quotenmodell funktioniert in anderen Ländern ja auch ohne dass dort alle furchtbar schlecht jurieren, obwohl es die Quote gibt.
      Und wer auf einem Turnier unmotiviert und daher schlecht juriert, wird dann eben in schwache Räume gesetzt, aus der Wertung genommen, wird überstimmt und bekommt einen einschlägigen Ruf bei den CJ und kann Breaks als Juror wahrscheinlich schon deshalb erst mal vergessen, denn wer sich keine Mühe gibt und nur rum jammert…naja, auf den würde ich mich nicht verlassen wollen. Und so einen Ruf wird man nicht mehr so schnell los, auch turnierübergreifend. Aber: das wird kein Problem, weil sich ohnehin niemand so dumm anstellen würde. Und wenn das einer von fünfhundert Leuten doch tut, dann ist das eben so.

      Zum Thema Durchsetzbarkeit der Modelle: man beschließt es auf der MV. Beispielsweise für VDCH-Turniere. Dan ist es für die verbindlich. Punkt. Wenn man sowas auf DDL-Turniere ausdehnen will, beschließt man es auf der VDCH-MV. Und klar geht das, da wurde doch auch letztes Jahr die Regel der Jurierpunkte eingeführt. Warum sollte man nicht auch Regelungen zu Finanzierungsfragen aufstellen können? Schließlich gibt es bei ZD auch Regelungen zum Umgang mit Gewinn, die auch für die Clubs verbindlich sind.
      Hier wird teils so getan, als könnte man keine Regeln aufstellen, weil sich ja niemand dran halten müsse. Naja, wenn sich die Leute nicht dran halten, dann wäre es eben keine ZD und kein DDL Turnier, weil die entsprechenden Vorgaben nicht eingehalten sind und aus. Ich sehe ehrlich gesagt nicht das Problem.

    9. Lennart Lokstein sagt:

      @Sabine: Ich glaube, günstige Einsteigerturniere sind eine sehr einfache Lösung. Auch können Clubs darüber nachdenken, wie Mainz das erste „richtige“ Turnier zu subventionieren. Oder aber, was ein massiver Vorteil ist, man fährt auf sein erstes Turnier einfach kostenfrei als Juror – dann habt ihr nämlich weder die Kostenhürde noch das Lampenfieber und zusätzlich erste Juriererfahrung.

      @Christian: Ja, die MV kann vieles beschließen „und dann wird das halt gemacht“. Es ist aber im Fall einer Quote einerseits Arbeit für den, der es verwaltet (und wenn es noch Menschen mit freier VDCH-Ehrenamtskapazität gäbe, wüsste ich zig sinnvollere Verwendungszwecke) und andererseits eine intern aber insbesonders extern schon sehr abschreckende Maßnahme.
      DU bringst nun die DDL-Punkte als Vergleich – die sind weitaus weniger Aufwand, haben zwei Betreuer und sind selten pünktlich online. Das könnte man sich bei einer Turnierquote z.B. nicht leisten. Im Vergleich finde ich da eine Regelung, bei der niemand irgendwas verwalten muss und zusätzlich mehr Leute insgesamt auf Turniere können, doch sympathischer.

    10. Christian (MZ) sagt:

      @Lennart: ja klar, ist definitiv Arbeit. Sollte aber schon machbar sein. Da kann man ja auch die Ausrichter/Tabmaster/Chefjury der jeweiligen Turniere mit ins Boot holen. Wenn man da vorher ein kluges Exceltool schreibt, sollte das nicht so viel Stress sein, denn die Daten hat man im Tabraum ja sowieso. Aber klar, Mehrarbeit ist es trotzdem und die sollte auf keinen Fall vom VDCH-Vorstand erledigt werden müssen. Der hat wirklich genug zu tun. Vielleicht gibt es Beiräte mit zeitlichen Kapazitäten, die sich drum kümmern könnten, dass das gemacht wird? Wenn man das allein bei ZEIT-Turnieren macht, sind es ja auch nicht so viele Turniere.

    11. Lennart Lokstein sagt:

      @Christian:

      1. Wenn man es nur auf ZD macht, wird genau die gleiche Abwägung fällig, nur auf kleinerer Ebene. Man hat die gleichen Vor- und Nachteile, und weiterhin keine Juroren auf anderen Turnieren. Wir brauchen schon Lösungen für alle Turniere, denke ich. Man kann natürlich auch verschiedene Modelle für verschiedene Ebenen ansetzen um mal zu schauen, was wie gut funktioniert, aber Bedarf ist schon überall.

      2. Zum Aufwand: Der VDCH-Vorstand ist überlastet, die Achte Minute ist überlastet, die DDL-Koordinatoren machen selten Updates, VDCH-Jurierseminare gab es dieses Jahr auch nur eines… ich glaube nicht, dass wir aktuell Ressourcen freihaben für die Verwaltung der Quotenliste, da gibt es weitaus Sinnvolleres. Und selbst wenn jemand die führen wollen würde, hast du als Ausrichter eben immer noch das Problem, dass du jeden einzelnen deiner TN mit dieser Liste abgleichen musst… und dann ist auch wieder die Frage, was du mit Teams machst, bei denen du nach der Reg feststellst, dass die nicht gehen, weil einer davon nicht kann…? Und gegen wen tauscht man die dann? Und wenn das Team dann stattdessen absagt, streicht man dann den Raum oder muss man gleich noch 3 Springer stellen?
      Eine solche Regelung würde den kompletten Registrierungsprozess deutlich verkomplizieren, das ist eben nicht einfach nur „jemand führt ein Tabellchen und man schaut 5 Minuten drauf“.

    12. Christian (MZ) sagt:

      @1.: Jupp, die Abwägung muss man treffen. Ich hab auch nie gesagt, dass ich die Quote einer anderen Regelung (oder auch gar keiner Regelung) vorziehe. Mir ging es allein um die Frage, ob die MV bindende Beschlüsse abgeben kann. Und da bleibe ich dabei: sie kann.

      @2. Klar ist das Aufwand, den hat auhc niemand abgestritten. Aber machtbar sollte es trotzdem sein. Wie das abläuft sollen sich aber gerne die Antragsteller überlegen. Da sehe ich mich nun wirklich nicht in der Pflicht 😀 Aber wenn man die Regelung an sich für richtig hält und für geeignet, das vielseitig diagnostizierte Jurorenproblem zu lösen, dann sollte man da schon Lösungen finden.

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