„Ich konnte nicht mehr aufhören zu lächeln“: Dessislava Kirova und Kai Dittmann sind die ESL-Weltmeister 2014

Datum: 11. Januar 2014
Redakteur:
Kategorie: International

VDCH*-Land ist im Freudentaumel. „Wir sind Weltmeister!“, mag sich mancher am vorvergangenen Freitag gedacht haben, als die Sieger der Weltmeisterschaft 2014 verkündet wurden. In Chennai errangen Dessislava Kirova und Kai Dittmann von der Berlin Debating Union (BDU) als erstes Team aus dem deutschsprachigen Raum den Weltmeistertitel in der Kategorie „English as a Second Language“ (ESL). Mittlerweile sind beide aus Indien zurückgekehrt und haben der Achten Minute einige Fragen beantwortet. „Mein erster Gedanke und auch Ausruf bei der Verkündung war: Yes! Kai und ich sind aufgesprungen und haben uns umarmt. Es war einfach toll, ich konnte nicht aufhören zu lächeln“, sagt Dessi. „Nach dem Finale hatten wir zwar bereits ein gutes Gefühl, aber wie die Juroren die Debatte gesehen haben, weiß man ja nie.“

Kai Dittmann und Dessislava Kirova im ESL-Finale (c) Henrik Maedler

Kai Dittmann und Dessislava Kirova im ESL-Finale
(c) Henrik Maedler

Im Finale standen Dessislava und Kai den amtierenden Europameistern aus Lund gegenüber, Emilia Carlqvist und Peer Klüßendorf, sowie einem Team aus Belgrad und Cluj-Napoca. Nachdem Berlin als neuer Weltmeister verkündet worden war, ließ die Delegation des VDCH die Sektkorken knallen. „Die gesamte deutsche Delegation war unglaublich glücklich. Wir haben auf der Bühne und danach gut neben der deutschen Flagge gefeiert. Das Gefühl war einfach fantastisch“, erzählt Kai.

Bei den World Universities Debating Championship (WUDC) besteht für Nicht-Muttersprachler die Möglichkeit, sich als Redner für zwei verschiedene Kategorien anzumelden, nämlich English as a Second Language und English as a Foreign Language. Ein EFL-Redner hat nie länger als 6 Monate im englischsprachigen Ausland gelebt und Englisch als Hauptsprache in der Ausbildung gehabt. Bei den diesjährigen Weltmeisterschaften war Kai als EFL-Redner angetreten, Dessi hingegen als ESL-Rednerin. Als Team starteten beide in der Kategorie ESL. „Ich finde nicht, dass man verstecken muss, dass man EFL-Redner ist“, erklärt Kai. „Ich finde es sogar etwas herablassend, wenn Teilnehmer zu stolz sind, um sich als EFL-Redner zu registrieren, und damit den EFL-Wettbewerb abwerten.“
Erfolgreich waren die beiden bereits in den Vorrunden, auch als Einzelredner: Kai wurde drittbester Redner der Vorrunden in der Kategorie EFL, Dessi die zweitbeste ESL-Rednerin. Für sie ist die diesjährige World Universities Debating Championship (WUDC) der Höhepunkt ihrer Debattierkarriere, nachdem sie 2012 bereits mit ihrer damaligen Teampartnerin Juliane Mendelsohn Vizeweltmeisterin geworden war. „Bei beiden Weltmeisterschaften hatte ich wirklich die allerbesten Teampartner, die man sich wünschen kann. Der Unterschied dieses Mal war einfach nochmal zwei Jahre Erfahrung mehr, sowohl durchs Jurieren als auch durchs zusätzliche Debattieren“, erklärt Dessi. „Kai und ich sind das Finale außerdem wie jede andere Runde angegangen. In Manila waren Juliane und ich wohl zu aufgeregt.“

Die ESL-Weltmeister 2014 aus Berlin: Dessislava Kirova und Kai Dittmann (c) Henrik Maedler

Die ESL-Weltmeister 2014 aus Berlin: Dessislava Kirova und Kai Dittmann
(c) Henrik Maedler

Auch in der Kategorie EFL kann VDCH-Land erfolgreiche Repräsentanten vorweisen. Konrad Gütschow und Nikos Bosse von der Streitkultur Tübingen kämpften sich ins Finale und debattierten dort gegen Teams aus Warschau, Moskau und die späteren Sieger aus Bandung. Auch als Vizeweltmeister nahmen die beiden einen gläsernen Pokal als Erinnerung mit nach Hause.
Den Break ins Halbfinale der Kategorie ESL schafften neben Berlin A auch Fabian Farkas und Leonard Münstermann, die für den Kölner Club Tilbury House e.V. debattierten. Ins Viertelfinale zogen Stefan Torges und Felicia Höer, DDG-Nachwuchspreisträgerin 2013, vom Debattierclub Magdeburg e.V. ein. Leonard, Stefan (jeweils 4. Platz) und Felicia (8.) schafften als Einzelredner auch den Sprung in die EFL-Top Ten der Vorrunden.  Der Break als Juror gelang Patrick Ehmann und Rosie Halmi. Manuel Adams jurierte das Finale des Public Speaking Wettbewerbs.

Nicht nur einige VDCH-Teams und -juroren waren bei der Weltmeisterschaft in Chennai vertreten, sondern zahlreiche ehrenamtliche Helfer aus dem deutschsprachigen Raum.  Dessi, die als Deputy Chief Adjudicator bei den Europameisterschaften 2013 fungierte und schon seit einigen Jahren im internationalen Debattieren aktiv ist, schätzt die Außenwahrnehmung der Debattierer des VDCH-Landes so ein: „Zumindest im Zusammenhang mit Turnierorganisation haben wir uns, denke ich, einen ganz guten Namen gemacht, zum einen durch die WUDC, die 2013 in Berlin stattfand, und zum anderen durch die großartige Unterstützung in Chennai.“

Die deutsche Delegation bei den WUDC 2014 in Chennai (c) Henrik Maedler

Die deutsche Delegation bei den WUDC 2014 in Chennai
(c) Henrik Maedler

Die Bilanz der deutschsprachigen Debattierer bei der Weltmeisterschaft kann sich sehen lassen und spiegelt wider, dass sich zunehmend mehr VDCH-Clubs im englischsprachigen Debattieren engagieren. Das lässt sich auch an den Turnierorganisationen festmachen: Nach der WUDC 2013 in Berlin wird der Debattierklub Wien Gastgeber der Europameisterschaft 2015 sein.

Aus sportlicher Sicht hat es Vorboten des Erfolgs eines VDCH-Teams bei den Weltmeisterschaften gegeben: In den Jahren 2006, 2008, 2009 und 2012 erreichten Teams das ESL-Finale. Auch Vizeweltmeister in der Kategorie EFL hat es nicht nur 2014 gegeben, sondern bereits 2010 und 2013.
(Anm.d.Red.: Am 5. Februar 2014 veröffentlichte die Redaktion Patrick Ehmanns Übersicht über die vergangenen WUDC-Teilnahmen aller VDCH-Teams seit 2003.)

„Es ist ziemlich toll, dass dieses Jahr vier verschiedene VDCH-Clubs den Break der WUDC geschafft haben. Ich glaube, das ist bei wenigen anderen Nationen so“, meint Dessi.  Grundsätzlich glaube sie, dass die deutschen Debattierer gute Chancen bei internationalen Turnieren haben, aber internationale Turniere im British Parliamentary Style seien nochmal etwas anders. „Wer gut in Deutschland ist, muss noch etwas Zeit in das internationale BP investieren, um sein Können zu übertragen. Man braucht mehr Wissen, weil die Zahl der Themenfelder zunimmt. Ich würde mir wünschen, dass mehr Deutsche auch international debattieren. Es macht so viel Spaß, man wird nochmal so viel besser und kommt echt viel rum.“

Freudige Reaktionen auf Twitter zum Weltmeistertitel

Freudige Reaktionen auf Twitter zum Weltmeistertitel

Dass in Deutschland und Österreich die Weltmeisterschaft mit großem Interesse verfolgt wurde, zeigten auch die Reaktionen auf Facebook und Twitter. Zahlreiche VDCH-Debattierer jubelten schriftlich und sandten Glückwünsche nach Chennai, selten wurden auf Facebook so großzügig Likes verteilt wie nach dem Triumph des Berliner Teams. Anteil nahmen deutlich mehr Personen, als für gewöhnlich im internationalen Debattieren aktiv sind. Ob die Weltmeister aus dem VDCH-Land für eine noch größere Welle der Begeisterung für internationale Turniere sorgen und zur Teilnahme animieren werden, wird die Zukunft zeigen.

Die Achte Minute gratuliert Dessi und Kai zum Weltmeistertitel und allen gebreakten VDCH-Teams und -Juroren zum Erfolg!

kem/ak

Anm. d. Red.: Einen Nachbericht zu den WUDC 2014 hat Anna Mattes am 11. Januar verfasst.

*Verband der Debattierclubs an Hochschulen e.V.

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2 Kommentare zu “„Ich konnte nicht mehr aufhören zu lächeln“: Dessislava Kirova und Kai Dittmann sind die ESL-Weltmeister 2014”

  1. Andrea G. (Mainz) sagt:

    Nur damit in dieser Aufstellung niemand übergegangen wird: Zusätzlich zu 2013 hat Niels auch 2012 in Belgrad schon einen Vize-ESL-Euros Titel erreicht, damals zusammen mit Jonas Werner.

    // Danke Andrea. Im Falle der vergangenen Erfolge der VDCH-Teams bei internationalen Turnieren nimmt die Redaktion sachdienliche Hinweise sehr gerne entgegen. 😉 (kem)

  2. Henrik sagt:

    „Gläserne Pokale“ … hihi 😉

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