Sieger der Regionalmeisterschaften 2016 sind Heidelberg, Göttingen, Münster
Die Pokale für die regionalen Meister gehen in dieser Saison nach Heidelberg, Münster und Göttingen. Die Teams „Göttingen Stahlträger“, „Münster Martini“ und „Die Anderen ohne die Eine“ setzten sich am Wochenende gegen ihre regionalen Konkurrenten durch und entschieden die Finaldebatten in Jena, Bonn und Tübingen für sich. In allen drei Städten wurde traditionell das gleiche Finalthema debattiert. Dieses Haus bereut die Entscheidung der Bundesregierung, im Fall Jan Böhmermanns der Staatsanwaltschaft die Ermächtigung zur Strafverfolgung zu erteilen und somit dem Strafverlangen der türkischen Regierung gegen diesen stattzugeben.
Süddeutsche Debattiermeisterschaft, Tübingen
Julius Steen und Peter Giertzuch sicherten sich den Süddeutschen Meistertitel in Tübingen als Eröffnende Opposition. Die zwei Heidelberger schlugen damit die Teams aus St. Gallen in der Schließenden Regierung (Jonas Frey, Patrick Lanter), Tübingen in der Schließenden Opposition (Konrad Gütschow und Philipp Schirmer) und Wien B in der Eröffnenden Regierung (Madlen Stottmeyer, Ingo Bandhauer). Die Entscheidung der studentischen Jury war din 4:1 Split.
Juriert wurde das Finale von Tobias Kube, Marion Seiche, Jannis Limperg, Marcel Sauerbier und Lukas Mengestu. Nikos Bosse präsidierte die Debatte.
Als bester Finalredner wurde Konrad Gütschow von der Ehrenjury ausgezeichnet. Diese bestand aus Dr. Andreas Narr, Leiter des SWR-Studios in Tübingen, Prof. Dr. Joachim Knape, Rhetorikprofessor an der Universität Tübingen, Guido Rebstock, Ministerialdirektor im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft des Landes Baden-Württemberg sowie Jenni Werner, Referentin der Karl-Schlecht Stiftung. Lukas Haffert, Vizepräsident des Deutschen Debattiergesellschaft, unterstützte die Ehrengäste bei ihrem Jurorengespräch.
Das Schwäbische Tagblatt erstellte einen Videobeitrag über die Finaldebatte. Das Finale wurde außerdem von Streitkultur e.V. aufgenommen und ist mittlerweile auf Youtube verfügbar.
Die Süddeutsche Meisterschaft war mit 32 Teams die größte Regionalmeisterschaft in dieser Saison.
Die Themen in der Übersicht Tübingen:
VR1: DHW es erlauben, ein von Terroristen entführtes Flugzeug abzuschießen.
VR2: DH möchte den natürlichen Tod überwinden.
VR3: DH feiert sexuell selbstbewusst auftretende Künstlerinnen (wie z.B. Nicki Minaj mit Anaconda) als Erfolg für den Feminismus.
VR4: Dieses Haus bereut den Arabischen Frühling.
HF: DHG, dass Meinungen der Bevölkerung, die nicht rational begründet werden können, sondern auf einem Gefühl basieren, keinen Einfluss auf die politische Agenda der Entscheidungsträger haben sollte
Nordostdeutsche Meisterschaft, Jena
Das Team Göttingen Stahlträger (Alexander Osterkorn, Habakuk Hain) konnte sich als Schließende Opposition durchsetzen gegen die Eröffnende Regierung aus Berlin (Christoph Kebschull, Frederick Aly), die Schließende Regierung ebenfalls aus Berlin (Tobias Münch, Julian Statsny), sowie die Eröffnende Opposition aus Hannover (Hendrik Ehlers, Patric Flommersfeld).
Andrea Gau (Chair), Moritz Kirchner, Patrick Ehmann, Lara Kulpok und Nadine Bernhardt jurierten die Debatte.
Alexander Osterkorn erhielt neben der Siegerauszeichnung auch den Preis für die beste Finalrede. Er habe fachlich richtig und verständlich die Kommunikationskanäle zwischen Institutionen dargelegt und sei deshalb besonders positiv aufgefallen, begründete Stefan Kaufmann, Präsident des Thüringer Oberlandesgerichts, die Entscheidung der Ehrenjury.
Zu dieser gehörte neben Stefan Kaufmann Oberbürgermeister und Schirmherr Albrecht Schröter, Prof. Dr. Nils Oermann, Direktor am Forschungsbereich Religion, Politics and Economics an der Humboldt Universität zu Berlin sowie Prof. Dr. Knoepffler, Inhaber des Lehrstuhls für angewandte Ethik an der Friedrich-Schiller-Universität.
Die Themen in der Übersicht Jena:
VR1: DH bereut die neuerliche Verlängerung der Sanktionen der EU gegenüber Russland.
VR2: DHW Gremien der studentischen Selbstbewertung abschaffen, sofern ein bestimmtes Wahlquorum nicht erreicht wird.
VR3: DHW Schülergerichte an deutschen Schulen einführen.
VT4: DH, als Feminist*in, begrüßt die Bemühungen der Bundeswehr, den Frauenanteil an Kampf- und sonstigen bewaffneten Einsätzen zu erhöhen.
HF: DHG, dass ein Philantrop/eine Philantropin eine Beschäftigung mit möglichst hoher Bezahlung anstreben sollte, mit dem Ziel möglichst viel davon zu spenden, selbst wenn diese Tätigleit mit ethischen Schwierigkeiten behaftet ist.
Die Finaldebatte wurde von einem Filmteam der Universität aufgezeichnet. Details in Kürze.
Westdeutsche Meisterschaft, Bonn
Auf der Westdeutschen Debattiermeisterschaft entschied das Team MS Martini aus Münster (Philipp Schmidtke, Christoph Saß) als Eröffnende Regierung die Finaldebatte für sich. Sie behaupteten sich damit gegen zwei Teams aus Münster (Theresa Widlok, Elin Böttrich als Eröffnende Opposition und Johanna von Engelhardt, Tine Heni als Schließende Regierung) sowie ein Team aus Hamburg als Schließende Opposition (Nicolas Garz, Alina Winter).
Die Auszeichnung für die beste Finalrede erhielt Nicolas Garz. Zu diesem Ergebnis kamen einstimmig die Ehrengäste Prof. Dr. Michael Hoch, Rektor der Rheinischen-Wilhelms-Universität, Jürgen Nimptsch, ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Bonn, Armin von Butlar, Geschäftsführer der Aktion Mensch, Christiane Florin, Journalistin und Dozentin für Medienpolitik und Ralph Caspers, Fernsehmoderator und Autor.
Juriert wurde das Finale von Anna Mattes (Chair), Gweke Zeuner, Marc-André Schulz, Barbara Schunicht und Jan Ehlert. Willy Witthaut entschied sich aus persönlichen Gründen das Finale nicht mitzujurieren. Vor dem Finale haben die Teams ihr Einverständnis dafür gegeben, dass Barbara Schunicht und Marc-André Schulz die Debatte trotz Clubsprerrung jurieren dürfen.
Die Themen in der Übersicht Bonn:
VR1: DHG, dass in Ländern, in denen hohe Studiengebühren gesellschaftlich akzeptiert sind, Stipendien nicht durch Unternehmen und durch politische bzw. weltanschauliche Träger vergeben werden sollten.
VR2: (Infoslide: Es liegen zwei idealisierte Optionen staatlichen Handelns vor: Option A ist ein staatlich finanziertes Rentensystem mit festgelegtem Eintrittsalter. Option B ist eine staatlich finanzierte Berufsunfähigkeitsversicherung.) DH entscheidet sich für Option B.
VR3: (Infoslide: 2012 ermordete Jaquelin Sauvage in Frankreich ihren Ehemann. Ende 2014 wurde sie zu 10 Jahren Haft verurteilt, die Staatsanwaltschaft beklagte die Schwere ihrer Tat, da sie ihrem Mann drei Mal in den Rücken schoss. Sauvages Grund für die Tat war, dass sie 47 Jahre von ihrem Mann terrorisiert und misshandelt wurde. Die Kinder des Ehepaars bestätigen ihre Schilderungen. Medien, Künstler und Frauenvereinigungen forderten ihre Begnadigung. Der französische Präsident begnadigte die Frau Ende 2016.) DH bedauert die Entscheidung des französischen Präsidenten im Fall Sauvage.
VR4: DHW arabische Staaten wirtschaftlich und politisch bevorzugen, sofern diese säkulare Verfassungen beschließe.
HF: DHG, „ich habe nur Befehle befolgt“, sollte eine legitime Verteidigung in Kriegsverbrecherprozessen sein.
Elisa Schwarz/hoe
/lok 01.05.2016, 22:55: Youtube-Videolink hinzugefügt
Ich weiß nicht wie sich die Geschichte mit dem Redereich eingeschlichen hat, (wenn schon dann Redereichhörnchen, den Teamnamen gab’s wenigstens irgendwann mal…) aber wir hießen: „Die Anderen ohne die Eine“
Ansonsten Glückwunsch an die weiteren Regionalmeister!
Themen NODM lauten im Original:
VR 4: DH, als Feminist*in, begrüßt die Bemühungen der Bundeswehr, den Frauenanteil an Kampf- und sonstigen bewaffneten Einsätzen zu erhöhen.
HF: DHG, dass ein Philantrop/eine Philantropin eine Beschäftigung mit möglichst hoher Bezahlung anstreben sollte, mit dem Ziel möglichst viel davon zu spenden, selbst wenn diese Tätigleit mit ethischen Schwierigkeiten behaftet ist.
Das Redereich liegt außerdem nicht in Berlin, sondern in Heidelberg (Zeile 1).
Der Videobeitrag ist übrigens ungewöhnlich gut geworden – sympathisch und der erste, in dem ich keine sachlichen Fehler finde. Und sehr schöne Interviews, Jungs!
Hallo, wenn an der Süddeutschen Debattier Meisterschaft ein Club aus Wien teilnimmt, dann müsste Wien zu Deutschland gehören, was es aber nicht tut, weil es die Hauptstadt Österreichs ist. Wenn man sich solche Feinheiten wie „vegetarisch/vergan/egal“ leistet, dann sollte man sich wenigstens die Mühe machen, zwischen „deutsch“ und „deutschsprachig“ zu unterscheiden. Gruß Hans-Joachim Herder
Nun, es würde wohl auch kaum jemand Göttingen zu Nordostdeutschland oder Hamburg zu Westdeutschland (außer natürlich bei der inzwischen doch veralteten Unterscheidung zwischen Ost- und Westdeutschland) zählen, daher wird man diese geografische Ungenauigkeit verschmerzen können. Der Unterschied zwischen \“deutsch\“ und \“deutschsprachig\“ ist natürlich durchaus bekannt, daher heißt ja die DDM auch \“Deutschsprachige Debattiermeisterschaft\“. Da es aber das Wort \“süddeutschprachig\“ nicht gibt (oder wenn, es dann doch eher etwas anderes beschreiben würde), hilft der Hinweis auf diese sprachliche Feinheit sehr wenig. Sollten brauchbare Vorschläge eingehen, wäre über solche aber gewiss nachzudenken. Von der \“süddeutsch-österreichisch-schweizerischen Meisterschaft\“ würde ich persönlich abraten.
Im Übrigen möchte ich an dieser Stelle noch darauf hinweisen, dass die Kausalkette: \“Wiener Club nimmt an deutscher Meisterschaft teil -> Wien muss zu Deutschland gehören\“ doch leider fehlerhaft ist. Die Ländergrenzen verschieben sich üblicherweise nämlich nicht durch Teilnahme studentischer Clubs an möglicherweise unpräzise bezeichneten Wettbewerben und die alternative Möglichkeit für die Gültigkeit dieser Behauptung, nämlich das kein Club aus Wien teilgenommen hat, ist offensichtlich ebenfalls nicht korrekt – Wien war ja da. St. Gallen im Übrigen auch, was trotz der Teilnahme aber auch noch immer Teil der Schweiz ist.
Zuletzt ist die Unterscheidung vegetarisch/vegan/egal tatsächlich für den Ablauf einer solchen Veranstaltung wichtig und eine Information die von den Veranstaltern zusätzlich eingeholt werden muss. Wobei man hier natürlich das \“egal\“ bemängeln könnte – schließlich ist es den Teilnehmern wohl nicht gänzlich egal, denn essbar sollte es schon sein. Anders ist es bei der Länderzugehörigkeit der Debattierclubs – diese ist den Veranstaltern, allen Teilnehmern und Zuhörern selbstverständlich bekannt.
Was auch immer die Schrägstriche vor jedem Anführungszeichen in meinem letzten Beitrag erzeugt hat – ich war es nicht.
Süddeutsche Debattiermeisterschaft ist ein absolut korrekter Begriff. „Deutsch“ bezeichnet nämlich, wie oben vermutlich irrtümlicherweise als Einziges angenommen wurde, nicht bloß eine Nationalität sondern ebenso eine Sprache (auf die beim Turniernamen Bezug genommen wird). Die BRD hat da keinen Alleinnutzungsanspruch. 😉
Um aber solchen Missverständnissen vorzubeugen, wurde bspw. die DDM entsprechend umbenannt – gerade um die Inklusivität der Meisterschaft zu betonen. Für die Regio Süd würde das dann aber doch einen unnötig komplizierten Namen ergeben, der nicht mehr wirklich den Ansprüchen an eine Überschrift genügen würde.
Hans-Joachim Herder hat schon recht. @Peter: Ihn an seiner „Kausalkette“ aufzuziehen, ist nicht gerade ein sehr konstruktiver Diskussionsbeitrag. Jeder verständige Mensch versteht doch, dass er meint, dass „Süddeutsche Meisterschaft“ als Titel einer Meisterschaft, an der österreichische (und schweizer) Clubs teilnehmen, unpassend ist, weil dieser Umstand nicht adäquat im Titel repräsentiert wird.
Wir sollten konsequent, wie wir es bei der Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft auch schon getan haben, eine neutrale Bezeichnung wählen. Auch „NODM“ ist ja eher ein unglückliches Konstrukt, Jena liegt ja nicht in Nordostdeutschland. @Peter: Einen Fehler damit zu verteidigen, dass man ihn auch an anderer Stelle macht, ist kein gutes Argument, in meinen Augen.
@ Lennart: „Deutsch“ ist zwar eine Sprachbezeichnung, aber in „SDM“ ist es doch eindeutig (von Nichteingeweihten) als Nationalbezeichnung zu verstehen, die Meisterschaft wird ja nicht in „süddeutscher“ Sprache abgehalten.
Wir könnten die Regionalmeisterschaften als Regio Süd, Regio Nord, Regio West und Regio Ost bezeichnen. Dagegen sprach immer die Verwertbarkeit dieser Titel in der Öffentlichkeit. Aber das ist eine deutsche Perspektive. Denn für eine Österreicherin ist der Titel „Süddeutscher Meister“ schlechter zu verwerten, weil sie immer miterklären muss, wie sie als Österreicherin zu einer wohl deutschen Meisterschaft gekommen ist. Deswegen macht Hans-Joachim Herder hier schon einen relevanten Punkt.
Wie wäre es hier mit der Bezeichnung DDM-Qualifikation Süd/West/Nordost? Das wäre dann dem Sprachgebrauch nach an die Qualifikation zu großen Turnieren im Fußball angelehnt (WM-Qualifikation EM-Qualifikation), in Überschriften dann als Qualifikation für die Deutschsprachige Debattiermeisterschaft verwertbar. Andererseits würde die Bezeichnung eventuell den Titel als „Süd/West/Nordostdeutscher Debattiermeister abschaffen. Dieser wurde weiter oben aber schon als problematisch identifiziert!
@Jonathan: Wie man in den Wald hineinruft…
Wir sollten dringend einen Antrag stellen, die Europameisterschaft im Debattieren umzubenennen, da Katar und Israel teilnehmen.
@Konrad: Wo ist dieses Szenario analog?
In jedem Fall drückt sich in der kritisierten Benennung eine Marginalisierung nicht-deutscher Teams und Clubs aus. Vielleicht ist die Frage, ob eine solche Marginalisierung Katars und Israels gerechtfertigt ist, nicht ganz analog zur Frage, ob eine solche Marginalisierung Österreichs und der Schweiz bei den Regios gerechtfertigt ist. Sicherlich gibt es auch einige Unterschiede.
Bezeichnend ist auch, dass die DDM erst umbenannt wurde, als ein Wiener Club sie ausgerichtet hat. Müssen wir jetzt warten, bis Salzburg, Graz oder Wien eine Regionalmeisterschaft ausrichten, oder können wir auch vorher schon erkennen, dass wir uns in erster Linie als deutsche Veranstaltung wahrnehmen und darstellen, wenn die Regios „-deutsche Meisterschaft“ heißen?
Gibt es die Tabs irgendwo?
Ach Jonathan, der FCC Jena spielt in der Regionalliga Nordost.
Das SDM-Tab habe ich. Das wird herumgeschickt sobald die mediale Nachbearbeitung abgeschlossen ist.